Akademischer Populismus: Von einem der auszog, Unsinn über AfD-Wähler zu verbreiten

Die Anti-AfD-Berichterstattung in den Medien, sie pfeift auf dem letzten Loch – nicht nur im Hinblick darauf, dass von vermeintlich akademischen Experten der Parteienforschung in der Regel Humbug erzählt wird, sondern auch im Hinblick darauf, dass die Medien in ihrem nimmersatten Versuch, die AfD und ihre Wähler zu diskreditieren, zwischenzeitlich in der letzten akademischen Reihe angekommen sind.

Hat man sich bislang oft gefragt, aus welchem wissenschaftlichen Hinterhof der vermeintliche Experte geholt wurde, so muss man sich nun, da die Suche nach vermeintlich akademischen Experten bei Diplom-Politikwissenschaftlern angelangt ist, fragen, wo der intellektuelle Abstieg, der vor allem dann in Medien Einzug hält, wenn gegen die AfD gewettert werden soll, noch enden wird. Wir tippen auf den Inhaber eines Bachelorabschlusses in Politikwissenschaft mit Nebenfach Gender Studies, der ein Interview im Spiegel gibt.

Bis dahin müssen wir uns noch mit Carsten Koschmieder begnügen, einem Dipl. Pol. von der FU-Berlin, der im Focus als Parteienforscher verkauft wird. Dipl. Pol. Koschmieder, der Parteienforscher aus Berlin, er zeichnet sich in seinem Interview mit dem Focus vor allem durch seine apodiktischen Aussagen und eine Version akademischen Populismus‘ aus, die deutlich erkennen lässt, dass der Absolvent der Politikwissenschaft, obwohl er der Ansicht ist, er sei schon wer, noch viel zu lernen hat, bevor er jemand in der Profession sein kann.

Europe According to Germany
Alphadesigner’s Mapping Stereotypes Project

Was Kochschmieder alles über die Welt der Deutschen weiß, es ist erstaunlich: „[V]iele Menschen [sind] verunsichert“, so weiß er. Sie haben Angst, so weiß er, dass ihnen „die Flüchtlinge … etwas wegnehmen“. Mehr noch: „Alle westeuropäischen Länder stehen unter diesem Druck“. Und unter den „Wohlhabenden“, da herrscht „Wohlstandschauvinismus. Es geht einem selbst gut, man möchte aber von seinem Reichtum nichts abgeben und fürchtet, Privilegien einzubüßen“. Das alles weiß der Dipl. Pol. aus Berlin. Und er weiß, dass aus Rechtfertigungsgründen, um den eigenen Wohlstand, von dem man nichts abgeben will – Sie erinnern sich – zu sichern, der Finger auf die Griechen gerichtet wird, jene „faule[n] Südeuropäer, die das ganze Jahr in der Sonne liegen“. Ja, er mag noch jung sein, der Dipl. Pol. aus Berlin, aber er weiß schon alles ganz genau, hat sehr konkrete Vorstellungen von der Welt der anderen, der bösen, der AfD und ihrer Wähler, über die er Weiheiten verbreitet, die man nicht anders bezeichnen kann als als Populismus – akademisierten Populismus.

Kennzeichen dieses akademisierten Populismus ist, dass er in einer Überzeugung vorgetragen wird, die den vollständigen Mangel belastbarer empirischer Daten insofern fast vergessen lässt, als das Erstaunen darüber, was für vollmundige Behauptungen hier bar jeder Grundlage aufgestellt werden, sich in den Vordergrund drängt. Nur kurz jedoch, dann überwiegt der Ärger über einen, den man nicht anders bezeichnen kann als als altklugen Möchtegern-Akademiker, der die Welt ungefragt mit seinen Weisheiten belästigt. Tatsächlich erinnert er an einen Fünfjährigen, der das Kreuzworträtsel der Oma mit wirren Worten vollgemahlt hat und behauptet, er habe es gelöst.

Dass im Eifer des Populismus die kognitive Kraft oft auf der Strecke bleibt, wird schon in den ersten drei Absätzen des Koschmieder Interviews mit dem Focus deutlich. Zuerst sind die Menschen verunsichert, dass ihnen Flüchtlinge etwas wegnehmen. Dann sind die Menschen Wohlstandschauvinisten, die von „ihrem Reichtum“ nichts abgeben wollen, schon gar nicht an die faulen Griechen. Und dann sind die verunsicherten Inhaber von Reichtum, proletarisiert, dann nämlich, wenn sie die AfD wählen, die verunsicherte Wohlstandschauvinisten anspricht. Wenn es einen Preis für den größten Unsinn gäbe, der bislang über die AfD und ihre Wähler erzählt wurde, der Dipl. Pol. aus Berlin, er hätte ihn redlich verdient.

Er hätte den Preis vor allem deshalb verdient, weil die Widersprüche, die zwischen den verunsicherten Proletariern, die Angst vor Flüchtlingen und Veränderung haben und von ihrem Reichtum nichts an Griechen abgegeben wollen, Kochschmieder nicht ausgereicht haben. Im Laufe des Interviews mit dem Focus hat er sich in einen wahren Widerspruchsrausch geschwätzt und dann, quasi als verbalen Widerspruchs-Orgasmus, Folgendes abgesondert:

“Zum Beispiel, dass gut ausgebildete Frauen aus dem Osten fortziehen. Für einige Männer ist das doppelt tragisch, da in Ostdeutschland eine höhere Arbeitslosigkeit hinzukommt. Es gibt also für das sogenannte starke Geschlecht weniger Frauen, um eine Familie zu gründen, und weniger ökonomischen Spielraum, um diese dann zu ernähren. Das Männlichkeitsbild wird im Osten noch stärker infrage gestellt als im Westen. Männer haben dort noch stärker mit Minderwertigkeitskomplexen zu kämpfen, weil ihre alte Geschlechter-Stammrolle weiter zurückgestutzt wird. Und auf diese Verunsicherung finden einige Leute autoritäre, fremdenfeindliche und antisemitische Antworten. Das Männlichkeitsproblem im Osten ist also ein Grund für den Erfolg der AfD“.

Nur zur Erinnerung, in den ersten drei Absätzen jenes denkwürdigen Interviews, mit dem sich Kochschmieder um die wissenschaftliche Karriere geschwätzt haben dürfte, die er vielleicht hatte, bevor er den Mund aufgemacht hat, waren die AfD-Wähler noch durch Flüchtlingen verunsicherte, reiche Säcke, die faule Griechen nicht mögen und deshalb zu proletarischen Wählern der AfD werden, nun sind sie minderwertigkeitskomplexe Schlappschwänze, die im Osten zurückbleiben, während die „gut ausgebildeten Frauen“ aus dem Osten wegziehen.

Wir wetten, Herr Koschmieder, der alles so genau zu wissen vorgibt, hat noch nichts von Hypergamie gehört. Die herrscht in Deutschland. Immer noch. Sie besagt in Kürze: Männer heiraten nach unten und Frauen nach oben – mit Bezug auf Status, Bildung oder Einkommen. Wenn also Männer im Osten zurückbleiben und den „gut ausgebildeten Frauen“ nachtrauern, die in den Westen gehen, dann muss es sich bei diesen Männern um gut ausgebildete, ja im Vergleich zu den gut ausgebildeten Frauen besser ausgebildete Männer handeln, sonst würden sie den gut ausgebildeten Frauen nicht nachweinen, Letztere wären sowieso kein Heiratspartner gewesen. Entsprechend gibt es unter den Zurückbleibenden nicht gut ausgebildeten Frauen genügend Heiratspartner für die gut und besser ausgebildeten Männer.

Ein Minderwertigkeitskomplex setzt ein Unterlegenheitsgefühl voraus, und man fragt sich, wo dieses Gefühl bei den ostdeutschen Männern herkommen soll. Koschmieder, nie um Unsinn verlegen, weiß die Antwort: „ihre alte Geschlechter-Stammrolle [wird] weiter zurückgestutzt“. Auf Deutsch: Ostdeutsche Männer wollen unbedingt ostdeutsche Frauen heiraten und Familienchef spielen. Aber: Ostdeutsche Männer sind arbeitslos und ostdeutsche Frauen, gut gebildet, wandern in den Westen ab. Deshalb entwickeln ostdeutsche Männer, also die arbeitslosen, Möchtegern-Familienoberhäupter, die faule, arbeitslose Säcke sind, nein, das waren die Griechen, also deshalb entwickeln ostdeutsche Männer einen Minderwertigkeitskomplex und wählen die AfD, jene Partei, die die Wohlstandschauvinisten, die ihren Reichtum nicht abgeben wollen, anspricht. Und wenn sie schon dabei sind, einen Minderwertigkeitskomplex zu entwickeln, die ostdeutschen Familienoberhäupter im Wartestand, entwickeln sie doch Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus und das Bedürfnis nach einem Führer gleich mit. Warum auch nicht.

Ganz nebenbei, die AfD, also jene Partei, die verunsicherte Wohlstandschauvinisten, anspricht, die aufgrund ihrer Männlichkeit und weil sie faule, arbeitslose ostdeutsche Männer sind, einen Minderwertigkeitskomplex entwickelt haben, wird auch von Frauen gewählt. Aber das kommt Koschmieder offensichtlich nicht in den Sinn, vielleicht weil er einen Minderwertigkeitskomplex gegenüber Frauen hat, der ihn dazu bringt, sich bei den „gut ausgebildeten Frauen“ aus dem Osten anzubiedern und ihn verunsichert, ja mit Angst besetzt, wenn er mit ostdeutschen Typen konfrontiert ist, die ihre Männlichkeit leben?

DEs gibt Mitglieder des akademischen Nachwuchses, bei denen wäre man wirklich froh, sie würden den Mund halten. Tatsächlich obliegt dem Dienstherren im akademischen Gefüge, im vorliegenden Fall, Oskar Niedermayer, an dessen Lehrstuhl Dipl. Pol. Koschmieder beschäftigt ist, eine Sorgfaltspflicht, einmal im Hinblick auf die Ausbildung des Nachwuchses, einmal im Hinblick auf die Reife des entsprechenden Nachwuchswissenschaftlers. In beiden Bereichen zeigt Koschmieder so große Defizite, dass man sich fragt, was sich Oskar Niedermayer denkt, Koschmieder einfach auf die Menschen in Deutschland loszulassen. Will er die Deutschen verunsichern, über die Qualität des wissenschaftlichen Nachwuchses, sofern dies noch möglich ist? Führt Niedermayer ein ethnomethodologisches Experiment durch und versucht herauszufinden, welchen Unsinn man deutschen Postillen als akademisch unterschieben kann, ohne dass sie davor zurückschrecken, ihn zu drucken?

Wir wissen es nicht. Aber vielleicht erklärt sich Oskar Niedermayer ja. Es wäre wünschenswert, schon weil Niedermayer in der Tradition von Max Kaase steht, der seine Studenten regelmäßig mit Fragen des methodischen Vorgehens und der theoretischen Anbindung drangsaliert hat (wie sich ein Redaktionsmitglied von ScienceFiles bestens erinnert) – um zu verhindern, dass ein solcher Unsinn, wie ihn Koschmieder von sich gegeben hat, unter seinen Studenten möglich ist. Und was Kasse dazu gesagt hätte, dass einer seiner Studenten, nein, seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter versucht, sich mit abgedroschenen Plattitüden, die zu einem Amalgam akademisierter Hatespeech verdichtet wurden, in der Öffentlichkeit zu profilieren? Nicht auszudenken!

 

Helfen Sie uns dabei, ScienceFiles vom Hobby zum fest etablierten Blog zu machen. Machen Sie mit beim ScienceFiles-Projekt.

Mit Ihrer Spende können Sie dazu beitragen, dass wir uns nicht mehr nur nebenbei um ScienceFiles kümmern können und uns dem, was wir investigative Wissenschaft und angewandte Sozialwissenschaft nennen, voll widmen können.

Paypal:

PAYPAL

Spendenkonto:
Wir empfehlen Transferwise, um die horrenden Bankgebühren deutscher Banken zu vermeiden.

  • Bank: Tescobank plc.
  • Accountname: ScienceFiles-Account
  • BIC: TPFGGB2EXXX
  • IBAN: GB40TPFG40642010588246
  • Kontoinhaber: Michael Klein
  • Bankgebühren umgehen mit Transferwise
Folgen Sie uns auf Telegram.
Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen. ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden. Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen.
Wir haben drei sichere Spendenmöglichkeiten:

Donorbox

Unterstützen Sie ScienceFiles


Unsere eigene ScienceFiles-Spendenfunktion

Zum Spenden einfach klicken

Unser Spendenkonto bei Halifax:

ScienceFiles Spendenkonto: HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):
  • IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
  • BIC: HLFXGB21B24

Print Friendly, PDF & Email
15 Comments

Schreibe eine Antwort zu Heike DiefenbachAntwort abbrechen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Entdecke mehr von SciFi

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen

Entdecke mehr von SciFi

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen