Flüchtlinge sind die besseren Deutschen: Gutmenschen-Rassismus

Wir nennen es Gutmenschen-Rassismus. Gutmenschen-Rassismus ist ein Konzept, das auf coercive isomorphism, also kollektiv ausgeübtem Zwang auf andere: Zwang zur Gleichheit beruht – Zwang, wie er gerade auf Flüchtlinge ausgeübt wird, die zu besseren Deutschen umfunktioniert werden sollen.Flüchtlinge teilen deutsche Werte“, so steht es bei heute. „Die zu uns kommenden Menschen sind gerade wegen unserer Werte und Bürger … nach Deutschland gekommen“, so schwadroniert Andrea Nahles, die derzeit den Minister für Arbeit und Soziales darstellen darf.

Flüchlinge haben demnach die besseren Deutschen zu sein, Menschen, die das deutsche Paradies jahrelang aus der Ferne und mit zunehmender Begeisterung beobachtet haben und die erste und beste Gelegenheit nutzen, um in dieses Paradies zu kommen und hier zu besseren Deutschen als Deutsche zu werden.

Wo ist eigentlich Multikulturalismus und Pluralismus hingekommen, wenn es um Einstellungen, Werte und Meinungen geht?

Werte sind übrigens etwas, was nach breitem Konsens der entsprechenden Forschung sozialsiert werden muss. Kinder lernen Werte von Eltern, Gleichaltrigen bzw. heute immer häufiger von ihrem Erziehungspersonal in Kindertagesstätten, Grundschulen und weiterführenden Schulen. Sie internalisieren die Werte im Verlauf ihrer formativen Jahre. Donald Sutherland hat diesen Umstand in seinem Konzept der differentiellen Assoziation als quantitatives Verhältnis gefasst und festgestellt, dass die Werte internalisiert werden, mit denen ein Kind oder ein Jugendlicher am häufigsten konfrontiert ist. Um deutsche Werte zu internalisieren oder zu haben, muss man entsprechend in Deutschland oder unter Deutschen aufgewachsen sein. Deshalb muss man sich als normaler Mensch fragen, wieso Flüchtlinge aus Afghanistan, dem Iran, dem Irak und Syrien, die nachweislich in einem völlig anderen kulturellen Umfeld aufgewachsen sind, die “deutschen Werte teilen”, wie dies von heute behauptet wird.

Die Antwort kommt aus einer Längsschnittstudie, die das IAB in Nürnberg, das Forschungszentrum der Bundesanstalt für Migration und Flüchtlinge und das DIW in Berlin gemeinsam unter Flüchtlingen derzeit durchführen. Die erste Welle dieser Längsschnittstudie, die demnach nur eine Querschnittstudie darstellt, war von Juni bis Oktober 2016 im Feld. In dieser Zeit wurden 2.349 Personen aus 1.756 Haushalten befragt, die in der Zeit von 1. Januar 2013 bis zum 31. Januar 2016 nach Deutschland eingereist sind und hier politisches Asyl beantragt haben. Die Idee, die wir auf ScienceFiles bereits vor Monaten entwickelt haben, hat also Nachahmer gefunden.

Natürlich handelt es sich um eine repräsentative Befragung. Was sonst sollte es sein? Alle Befragungen, die in Deutschland durchgeführt werden, um der Öffentlichkeit ein Bild vorzugaukeln, wie es in Deutschland um Meinung X oder um die Wahl der Partei Y steht, sind immer repräsentativ, etwa in dem selben Umfang, in dem sie falsch sind. Die Befragung der 2.349 Personen ist entsprechend repräsentativ für das Ausländerzentralregister, denn sie wurden aus dem entsprechenden Register gezogen. Flüchtlinge und Asylbewerber, die im Register nicht oder noch nicht erfasst sind, sind demnach in der Grundgesamtheit nicht enthalten. Aber natürlich ist alles ganz repräsentativ.

iab-fluechtlingeSo repräsentativ, dass sich niemand die Mühe gemacht hat, zu prüfen, ob die Stichprobe im Hinblick auf sozio-demographische Merkmale auch nur annähernd mit der Grundgesamtheit übereinstimmt. Derartige methodologische Normalitäten treten regelmäßig dann in den Hintergrund, wenn das politische Interesse überwiegt.

Damit sind wir wieder beim Gutmenschen-Rassismus und dem Zwang, Flüchtlinge als bessere Deutsche darzustellen, die natürlich die Werte teilen, die der normale Deutsche im Laufe seiner Sozialisation erlernt hat. Syrer können das selbst dann, wenn sie ein anderes kulturelles Umfeld haben, was abermals belegt, wie überlegen Flüchtlinge Deutschen sind.

So überlegen, dass 92% „für Gleichberechtigung“ sind und 96% für ein demokratisches System plädieren. So steht es in der ARD. Und 58% „zehn oder mehr Jahre Schule, Studium und Ausbildung“ hinter sich haben. So ist das Ergebnis der IAB-Studie bei der Tagesschau angekommen und bei Nahles ist angekommen, dass die Flüchtlinge in Deutschland ankommen, weil sie das deutsche Paradies schon immer gesucht haben.

Soweit die Propaganda.
Berichten wir, was tatsächlich bei der Studie herausgekommen ist.

Flüchtlinge kommen nicht nach Deutschland, weil sie die Werte der Deutschen so toll finden, sondern weil sie fliehen. Selbst einem Ministerdarsteller wie Nahles sollte es eingängig sein, dass Menschen deshalb als Flüchtlinge benannt werden, weil sie fliehen.

Wenig verwunderlich sind die Motive, die Flüchtlinge zur Flucht veranlassen dann auch:

  • Angst vor gewaltsamen Konflikten, vor Krieg (70%);
  • Verfolgung (44%);
  • Schlechte persönliche Lebensbedingungen; (39%)

Wer flieht, so kann man die Ergebnisse wohl zusammenfassen hat mindestens Angst um seinen Lebensstandard und in den meisten Fällen Angst um sein Leben. Deshalb: Flüchtling und deshalb Fluchtmotiv: Angst.

Wenn man nun als Flüchtling vor Angst geflohen ist, erst einmal nur mit dem Wunsch, sich in Sicherheit zu bringen, dann stellt sich als nächstes die Frage, ob die eigene Flucht im Flüchtlingslager hinter der Grenze enden oder weitergehen soll. Diese Frage, und jetzt kommen wir zu dem Teil der Befragungsergebnisse, die man im BAMF und in den Medien lieber verschweigt, ist eine finanzielle Frage, denn im Durchschnitt kostet eine Flucht nach Deutschland 7.000 Euro. Dieser Durchschnitt wurde über die 2.349 befragten Flüchtlinge gebildet – er basiert also auf den Angaben der Flüchtlinge. Dahinter verbergen sich erhebliche Unterschiede, die zwischen 12.040 Euro bei Flüchtlingen aus Afghanistan und Pakistan, 11.363 Euro bei Flüchtlingen aus dem Irak, dem Iran, aus Libanon und Palästina und 5.556 Euro bei Flüchtlingen aus Syrien (hier gelten wohl economies of scale) liegen. Am billigsten flieht es sich aus Nordafrikanischen Staaten, also Tunesien oder Marokko: 1.398 Euro kostet die Flucht nach Deutschland im Durchschnitt.

Bis hier können wir also feststellen: Flucht ist durch Angst motiviert. Die Angst führt die Flüchtenden bis in Flüchtlingslager in den angrenzenden Staaten. Nunmehr benötigen die Flüchtlinge Geld, viel Geld um ihre Flucht in andere Länder fortzusetzen. Daher kann man schließen, dass es sich bei Flüchtlingen um mindestens Angehörige der Mittelschicht handelt, sofern ihre Flucht nicht von Organisationen, die ein Interesse daran haben, die entsprechenden Flüchtlinge in Westeuropäische Länder zu bringen, finanziert wird. Wer arabische oder afrikanische Kulturen kennt, der weiß, dass sie eine Tradition der Arbeitsmigration haben: Familienmitglieder legen Geld zusammen, um dem gesündesten und am besten zur Arbeit fähigen, also in der Regel einem jungen Mann, die Flucht nach Europa zu ermöglichen, unter der Bedingung, dass er einen Teil des Geldes, das er durch Arbeit erwirtschaften zurückschickt, um seine Familie zu unterhalten. Entsprechend gibt es wohl eine flüchtende Mittelschicht und flüchtende Arbeitsmigranten und fremdfinanzierte Flüchtlinge.

Sie alle kommen aus den unterschiedlichsten Motiven in den Westen und durch einen Streich des Schicksals in großer Zahl nach Deutschland. In Deutschland treffen sie dann u.a. auf einen Interviewer von TNS Infratest, der sie fragt, wie sehr sie den folgenden Aussagen zustimmen:

  • Man sollte ein demokratisches System haben.
  • Man sollte einen starken Führer haben, der sich nicht um ein Parlament und um Wahlen kümmern muss.
  • Experten und nicht die Regierung sollten darüber entscheiden, was für ein Land das Beste ist.

96% stimmen, so berichten gleichlautend alle Medien, der ersten Aussage zu – mehr oder weniger, denn die Antwortkategorien reichen von stimme überhaupt nicht zu (1), stimme nicht zu (2), stimme eher nicht zu (3), stimme weder zu noch nicht zu (4) bis stimme eher zu (5), stimme zu (6) und stimme voll und ganz zu (7).

Es hat sich uns nie erschlossen, warum man Befragten sieben Antwortkategorien anbietet, nur um aus den sieben Kategorien dann zwei zu machen und so zu tun, als sei die Abstufung von z.B. 5 bis 7 nicht der Rede wert, um dann behaupten zu können, dass 96% der Befragten für Demokratie sind, wie es bei heute heißt.

sinus-studieWenn 96% für Demokratie sind, dann stellt sich die Frage, wieso 21% und 55% nicht für Demokratie sind und eine Expertokratie bzw. einen starken Führer ohne demokratische Kontrolle wollen. Die 21% der Flüchtlinge, die der Aussage „Man sollte einen starken Führer haben, der sich nicht um ein Parlament und um Wahlen kümmert“, wären dann, wenn es sich um deutsche Befragte handeln würde, Anlass für einen Sturm des Entsetzens und der Entrüstung, denn es handelt sich bei dieser Frage, um eine Standardfrage zur Identifikation von Rechtsextremisten. Anstelle einer Meldung wie: 21% der Flüchtlinge haben eine rechtsextreme Einstellung, heißt es, 96% sind für die Demokratie. Gutmenschen-Rassismus und Datenfälschung durch Auslassung.

“5 Millionen Deutsche [damals rund 15%]: ‚Wir sollten wieder einen Führer haben …‘“ – Ältere werden sich noch an den Aufschrei errinnern, der Titel eines Rowohl-Büchleins war, in dem die Greifenhagens ihr Entsetzen über die vielen Rechtsextremen, die es im Deutschland zum Ende der 1970er und zum Anfang der 1980er Jahre gab.

Und weil Flüchtlinge bessere Deutsche sind, denen man auch ihre rechtsextremen Einstellungen nachsieht, schließlich sind sie „für Gleichberechtigung“, aber nur für „gleiche Rechte für Männer und Frauen“, deshalb sind sie auch viel gebildeter als erwartet: „58% der erwachsenen Flüchtlinge haben zehn oder mehr Jahre Schule, Studium und Ausbildung hinter sich“, so die entsprechende Falschaussage in der ARD.

Tatsächlich haben 10% der Flüchtlinge, die 18 Jahre oder älter sind, eine Grundschule, 31% eine Mittelschule, 37% eine weiterführende Schule, 5% eine sonstige Schule und 9% keine Schule besucht. Den Abschluss einer Schule haben 58% erreicht. 22% der Flüchtlinge haben nach 10 Schuljahren einen Schulabschluss erreicht, also einen Abschluss der dem Realschulabschluss entspricht, 32% haben den Abschluss einer weiterführenden Schule (vergleichbar einer Fachhochschulreife oder einer allgemeinen Hochschulreife) nach in der Regel 12 Schuljahren erreicht.

Woher man bei der ARD den Optimismus im Hinblick auf „Studium oder Ausbildung“ nimmt bzw. warum bei der ARD suggeriert werden soll, dass viele Flüchtlinge ein Studium oder eine Ausbildung hinter sich gebracht haben, ist eine Frage, die man abermals nur mit Verweis auf Gutmenschen-Rassismus beantworten kann: Flüchtlinge haben gefälligst gut ausgebildet und studiert zu sein. Sind sie aber nicht: Nur 6% haben einen Berufsabschluss, 13% den Abschluss einer Universität oder einer Fachhochschule erreicht. 69% haben keinerlei Berufsausbildung.

Die Realität stellt sich somit anders dar, als man es bei BAMF und in den Medien gerne erscheinen lassen würde, denn Flüchtlinge haben in Deutschland nicht das Recht, die Menschen zu sein, die sie nun einmal sind. Sie haben das zu sein, was deutsche Gutmenschen in ihrem Rassismus für sie vorgesehen haben: frauenfördernd, demokratisch, hochgebildet und gut: Der edle Wilde in Version 2016.

Wer die Menschen sind, die sie so begeister begrüßt haben, welche Bedürfnisse, Wünsche, Motive, Gründe, Ziele, welche Ausbildung und welche Einstellungn sie haben das interessiert deutsche Gutmenschen in ihrer rassistischen Traumwelt in der Flüchtlinge in das Prokrustesbett des edlen Wilden gepresst werden, nicht.

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