Gutmenschenproblem: Mehr Gewalt durch Flüchtlinge in Niedersachsen. Wie kann man das Faktum weg reden?

Das Kriminologische Forschungsinstitut in Niedersachsen (KFN) hat im Auftrag des BMFSFJ etwas herausgefunden.

Ja – wirklich!

Das BMFSFJ hat das KFN beauftragt, herauszufinden, wie sich die Gewalt in Deutschland entwickelt. Herausgefunden haben die KFNler Christian Pfeifer (schon immer PR-Abteilung), Dirk Baier (früherer der, der die Arbeit gemacht hat) und Sören Kliem (heute der, der die Arbeit macht), dass die Gewalt durch Flüchtlinge in Niedersachsen steigt. Um 11,4% sind die von der Polizei erfassten Gewaltstraftaten im Vergleich der Jahre 2014 und 2016 in Niedersachsen gestiegen. 92,1% dieses Anstiegs können auf Flüchtlinge zurückgeführt werden.

Die folgende Tabelle, die aus der Veröffentlichung von Pfeiffer, Baier und Kliem entnommen ist, lässt daran wenig Zweifel. Die 92,1% Anstieg kommen zustande, wenn man die Zunahme von 1.479 aufgeklärten Fällen von Gewalt durch Flüchtlinge, die sich für die den Vergleich der Jahre 2014 und 2016 ergibt, auf 1.606 Fälle Gesamtzunahme prozentuiert. An diesem Ergebnis kann man nichts deuteln. Man kann es natürlich in Relation stellen. Gemessen an der Anzahl von Flüchtlingen, die in Niedersachsen leben, ist der Anteil der Gewalttäter, die polizeilich erfasst wurden unter den Flüchtlingen, von 0,8% auf 1,3% im Vergleich der Jahre 2014 und 2016 gestiegen. Von mehr Flüchtlingen, die in Niedersachsen leben, wird also ein größerer Anteil als Tatverdächtiger, dem ein Gewaltdelikt zur Last gelegt wird, ermittelt.

Flüchtlinge aus dem Maghreb, also vornehmlich aus Algerien und Marokko sind unter den Tatverdächtigen überproportional häufig, während Kriegsflüchtlinge unterproportional häufig als Tatverdächtige erfasst werden, wie die Abbildung oben zeigt.

Dieses Ergebnis ist insofern eines, das man nicht wegdiskutieren kann. Für die Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik für Niedersachsen, die in Tabelle und Abbildung eingegangen sind, muss man annehmen, dass sie im Rahmen des Üblichen akkurat sind. Die Daten beschreiben das, was Kriminologen als Hellfeld bezeichnen: Die Straftaten, die der Polizei bekannt geworden sind, dadurch, dass sie angezeigt wurden. Bezogen auf die Tatverdächtigen setzt sich das Hellfeld aus den ermittelten Tatverdächtigen zusammen.

Dem Hellfeld steht das Dunkelfeld gegenüber, jener Bereich der Straftaten, die begangen werden, ohne der Polizei bekannt zu werden und der Täter, die die Polizei für Straftaten, die ihr bekannt werden, nicht ermittelt oder von denen sie, weil ihr die Straftaten nicht bekannt wurden, schlicht nichts weiß.

Das Dunkelfeld zeichnet sich dadurch aus, dass man NICHTS über es weiß (deshalb der Name). Man weiß nicht, wie viele Straftaten es umfasst, weil sie der Polizei nicht bekannt werden, und man weiß nicht, wie viele Täter nicht ermittelt werden, weil man nicht weiß, wie viele Straftaten begangen werden, ohne dass die Polizei davon erfährt und weil man bei denen, die der Polizei zwar bekannt wurden, dann nichts über den oder die Täter weiß, wenn die Polizei den oder die Täter nicht ermitteln konnte.

Kriminologen haben seit Jahrzehnten versucht, dieses Dunkelfeld aufzuhellen. Außer mehr oder weniger wilden Schätzungen, ist dabei nichts herausgekommen.

Und deshalb haben Gutmenschen ein Problem: Wie kann man den Anstieg der Gewaltkriminalität in Niedersachsen, der zu 92,1% von Flüchtlingen verursacht wurde, weg reden, denn Flüchtlinge, das sagt der neue Orientalismus, sind die edlen Wilden, die keine Gewalttaten begehen.

AutorIN Jörg Wimalasena von der Taz macht einen Versuch, die garstige Realität, wie sie da aus den ungewollten Ergebnissen, die man im BMFSFJ nicht für möglich gehalten hat, sonst hätte man keinen Auftrag erteilt, zu entfernen.

Zwei Rosinen hat sich Wimalasena aus der 102 Seiten umfassenden Veröffentlichung von Pfeiffer, Baier und Kliem gepickt, von denen er denkt, sie könnten das Wegreden der Realität, wie sie sich in den Daten der Polizei darstellt, ermöglichen:

Flüchtlinge werden dann, wenn sie Täter sind, häufiger angezeigt als deutsche Täter. Doppelt so häufig, wie die drei vom BMFSFJ-Beauftragten herausgefunden haben wollen.

Und Gewalttaten würden dann, wenn sie im persönlichen Umfeld erfolgten, seltener angezeigt.

Die Richtung beider Versuche einer Argumentation ist klar: Die Anzahl der deutschen Gewalttäter ist unterschätzt, die Anzahl der Flüchtlinge, die Opfer einer Gewalttat werden ebenfalls. Beides soll sich darauf auswirken, dass die Zunahme der Gewaltkriminalität nicht durch Flüchtlinge verursacht ist oder nicht zum überwiegenden Teil.

Diese Rabulistik ändert natürlich nichts daran, dass die Anzahl der Flüchtlinge, die die Polizei als einer Gewalttat Verdächtige ermittelt hat in Niedersachsen von 612 im Jahre 2014 auf 2.091 im Jahr 2016 gestiegen ist. Eine Zunahme von Gewalttaten durch Flüchtlinge kann man somit nur in Abrede stellen, wenn man nach den derzeit gültigen Kriterien geistiger Umnachtung, als geistig umnachtet eingeschätzt werden muss.

Was man in Frage stellen kann und was Gutmenschen wie der AutorIn der Taz in Frage stellen wollen, kann also nicht die Zunahme von Gewalt durch Flüchtlinge sein, sondern die Relation dieser Zunahme zu anderen Zunahmen, von denen wir nichts wissen. Gutmenschen wie Wimalasena lieben es daher, eine Phantasie in Gewalt, die man kaum mehr als normal ansehen kann, zu ersinnen. Sie mögen es offenkundig, sich vorzustellen, dass ganz viele deutsche Gewalttäter nicht polizeilich erfasst werden bzw. dass ganz viele Gewalttaten deutscher Tatverdächtiger der Polizei gar nicht bekannt werden. Diese Gewalt-Phantasie wird dann in Texten wie dem der taz ausgelebt, um die Daten der PKS, die die TATSÄCHLICH DER POLIZEI BEKANNTGEWORDENEN STRAFTATEN umfassen, madig zu machen und zu behaupten, dass es noch Straftaten und Täter gibt, von denen wir zwar überhaupt nichts wissen, aber dennoch behaupten können, dass sie deutsche sind.

Begünstigt wird derartiger geistiger Durchfall durch wissenschaftlich unlautere Methoden, die Pfeiffer (von dem man es wohl gewöhnt sein sollte), Baier (von dem man es nicht gedacht hätte) und Kliem (der es nicht nötig hätte) in ihrer Publikation anwenden, um den Schein vorzuspiegeln, man könne etwas über das, von dem man nichts weiß, nämlich vom Dunkelfeld, herausfinden.

13.% von 10.000 niedersächsischen Schülern gaben auf eine entsprechende Frage an, dass sie einen Täter Moritz bei einem Opfer Max bei der Polizei anzeigen würden, 28,6% gaben an, dass sie einen Täter „Igor“ bei einem Opfer „Mehmet“ anzeigen zu würden, und 27,2% sagten, dass sie einen Täter Mehmet bei einem Opfer Max anzeigen würden. Letztlich daraus schließen Pfeiffer, Baier und Kliem, dass Flüchtlinge (Mehmet, nicht Igor) häufiger angezeigt würden als Deutsche, wenn sie eine Gewalttat verüben. Es sind Schlüsse wie dieser, die die Kriminologie zu einem Witz werden lassen.

Stellen Sie sich vor, sie kennen die Lottozahlen der letzten Ziehung. Offensichtlich gibt es sieben Zahlen im Hellfeld und 42 im Dunkelfeld. Nun fragen wir 10.000 niedersächsische Schüler welche Zahlen sie wählen würden, wenn sie Lotto spielten. Die Zahlen 7, 12 und 28 werden von den Schülern überproportional häufig genannt. Daraus schließen wir, dass die Beteiligung der Zahlen 7, 12 und 28 an den sieben Lottozahlen bislang unterschätzt wird.

Gibt es einen Leser, der ein derartiges Vorgehen für normal halten würde? Nun, Pfeiffer, Baier und Kliem wollen es als normal hinstellen, und in AutorIN Jörg Wimalasena haben sie bereits das erste Opfer gefunden, das alles glauben würde, wenn man damit der Realität, dass im Vergleich der Jahre 2014 und 2016 in Niedersachsen 1.479 Flüchtlinge mehr als mutmaßliche Gewalttäter ermittelt wurden, entgehen kann.

Man kann es nicht.

So wenig wie man den angeblichen Befund, dass Gewalttaten, dann, wenn sich die Täter kennen, seltener angezeigt werden, nutzen kann, um die Anzahl der Tatverdächtigen Flüchtlinge zu relativieren, weil Flüchtlinge den Nachteil haben, ihre Gewaltopfer häufig nicht zu kennen, wie es z.B. bei den 337 Opfern eines Raubes, die 2016 in Niedersachsen gezählt wurden, der Fall sein dürfte. Weil also Täter angeblich seltener angezeigt werden, wenn das Opfer sie kennt, haben Flüchtlinge als Gewalttäter einen Nachteil gegenüber deutschen Tätern, weil deutsche Täter ihren Opfern häufiger bekannt sind. Schon wenn man diese verquere Rabulistik wiedergibt, kann man eigentlich nicht anders als am Verstand derer, die in manchen Redaktionsstuben sitzen, zu zweifeln. Aber selbst wenn man nicht zweifelt, bleibt doch das, was Pfeiffer, Baier und Kliem auf Seite 76 ihres Werkes schreiben: „Durchweg lautete deren Erklärung, dass sich innerhalb einer Migrantengruppe eine informelle Gruppennorm entwickelt, wonach man die deutsche Polizei aus internen Konflikten möglichst heraushalten sollte“. Kurz: Gewaltstraftaten unter Migranten werden der Polizei auch selten bis gar nicht bekannt.

Alle Versuche, die Zahlen zu relativieren, müssen entsprechend als gescheitert angesehen werden. Es hilft eben nichts. Die Anzahl der Gewalttaten, die der Polizei bekannt geworden sind, ist in Niedersachsen gestiegen. Die Anzahl der Flüchtlinge, die die Polizei als Täter ermittelt hat, auch und über das, worüber wir nichts wissen, wissen wir eben nichts, egal, wie sehr sich manche wünschen, egal, wie sehr sie ihre Phantasie anstrengen, das, was nicht bekannt ist, ist halt nicht bekannt. Wer es nicht glaubt, der kann sich ja einbilden, er wüsste die Lottozahlen, die nächsten Samstag gezogen werden und die Probe aufs Exempel machen.

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