„Ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“
Tamara Gutfleisch und Hans-Jürgen Andreß haben ihren Beitrag in ISI59 [Informationsdienst Soziale Indikatoren] mit diesem Titel versehen. Auch Wissenschaftler müssen ihre Texte modernisieren und den oft kargen Ergebnissen ein wenig Fassaden-Glanz verleihen, immer in der Hoffnung, dass niemand hinter die Fassade blickt.
Denn: Gutfleisch und Andreß berichten nicht darüber, wie man in Deutschland gut und gerne leben kann, sondern darüber, was notwendig ist, damit man es gerade noch aushält in Deutschland. Sie berichten über das, was den Mindeststandard ausmacht, welche Dinge des täglichen Lebens Deutsche für „unbedingt notwendig“ halten, welche „wünschenswert“ wären und auf welche man verzichten kann. Sie berichten nicht darüber, was ein gutes Leben ausmacht, das man gerne lebt.
Die Ergebnisse, die Gutfleisch und Andreß berichten, basieren auf den Angaben von 2710 Befragten aus dem GESIS Panel und natürlich ist das GESIS Panel repräsentativ, dieses Mal für die Bevölkerung von 18 bis 70 Jahren… Sie kennen das. [Wer es nicht kennt, der kann es hier nachlesen.]
Gleich vorweg die schlechte Nachricht für diejenigen, die immer noch im Papierzeitalter leben: Am verzichtbarsten und entsprechend am wenigsten notwendig, um einen Mindestlebensstandard zu erreichen, ist den Befragten das Zeitungs- oder das Zeitschriftenabonnement. 72% der Befragten können darauf verzichten, 7% halten es für unverzichtbar und je jünger die Befragten, desto verzichtbarer das Zeitungs-/Zeitschriftenabonnement. Wenn es derzeit einen Wandel gibt, den Sozialwissenschaftler untersuchen sollten, hier ist er [Aber wo ist nur der Sozialwissenschaftler, der ihn untersucht?].
58% können auf eine Vereinsmitgliedschaft verzichten, 47% auf den Gang ins Kino, Theater oder ins Konzert und 44% auf den Besuch eines Restaurants. Die Kulturbeflissenen, die meinen, man müsse Wagners Lohengrin singen können, um sich zugehörig zu fühlen, auch sie preisen verzichtbare Güter an.
Aber was halten die Befragten für einen Mindest-Lebensstandard, was ist für sie besonders wichtig, um das tägliche Leben in Deutschland ertragen zu können.
Hier die Top-Ten:
- Eine trockene Wohnung (89%)
- Eine Toilette innerhalb der Wohnung (85%)
- Eine Waschmaschine (78%)
- Die Miete oder Zinsen pünktlich zahlen können (76%)
- Winterkleidung (71%)
- Heizung (69%)
- Eine warme Mahlzeit (67%)
- Ein Telefon (67%)
- Ein Gefrierfach/-schrank (59%)
- Ein separates Badezimmer (58%)
Sauberkeit, Wärme, eine finanziell gesicherte Unterkunft und ein Telefon: Das macht der Deutschen Mindeststandard aus, und man fragt sich unwillkürlich, wie viele Deutsche wohl unterhalb dieses Mindeststandards leben, ohne Gefrierschrank, in feuchter Wohnung und mit spärlicher Beheizung?
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Die Überschrift klingt schon ein bisschen … unpassend, wer hat da getextet. Güter und Dienstleistungen, die „unbedingt notwendig“ erscheinen, haben mit gutem Leben nicht allzu viel zu tun. Dabei muss man hier wohl, vom Alter abgesehen, vor allem zwischen wohlhabenderen und wirklich armen Befragten differenzieren. (Die mittlere Einkommenskategorie 1.700 bis 3.999,-€ Haushaltsnettoeinkommen scheint sehr/zu weit gefasst.) Ein aus meiner Sicht bemerkenswerter Befund: „Insgesamt bewerten Sozialhilfeempfänger und Personen mit einem vergleichsweise niedrigen Haushaltseinkommen die meisten Lebensstandardmerkmale, die von der Bevölkerung als wichtig erachtet werden, als weniger wichtig im Vergleich zum Gesamtdurchschnitt.“ Beim Auto ist das nachvollziehbar, aber bei der ausreichenden Winterkleidung und der Heizung oder der trockenen Wohnung? Übertriebenes Anspruchsdenken kann man den ärmeren Bürgern wohl nicht vorwerfen.
“…um das tägliche Leben in Deutschland ertragen zu können.”
Es folgt eine Liste.
Ich bin die Liste mehrmals durchgegangen. Kein Fernseher. Da stimmt was nicht!.
Fernseher kommt bei 55% oder so.
Erst bei 55% oder so ???? Der größte Teil der Menschen ohne Fernseher würde sich reihenweise von den Dächer stürzen oder sich sonst was ausdenken.
Ich schaue schon seit Jahren kein Fernsehen mehr, mal abgesehen von Netflix oder AmazonPrime vielleicht, aber das ist auch kein “Fernsehen” mit 60% Werbung und vielleicht 40% stark gecuttetes Programm.
Da ist mir mein selbstgebauter und finanzierter PC deutlich wichtiger.
Der Fernseher den ich habe ist im Übrigen schon gute 30 Jahre alt und verrichtet immer noch treu seinen Dienst. Soweit ich das nach so langer Zeit ohne noch einschätzen kann.
Kann ich so bestätigen. Ein Fernseher dürfte in meiner Altersgruppe der 25-45 Jährigen deutlich weniger Wichtigkeit einnehmen, als einen PC, den man für Arbeit und Freizeit benutzen kann.