Sozialismus ist reaktionär und will die Niederwerfung aller Bürger: Aus dem Jahre 1877
Es gibt nichts Schöneres als in alten Büchern zu schmökern, in Büchern, die Menschen (meist Männer) geschrieben haben, die die volle Herrschaft über ihren Verstand hatten. Es ist in solchen Büchern, dass man zuweilen auf Passagen stößt, zu denen man nach dem Lesen nur sagen kann: Wahnsinn. Da hat jemand den Kern einer Sache in einer Weise benannt, die auch nach Jahrzehnten, ja Jahrhunderten noch so treffend ist, dass man der Beschreibung nichts hinzuzufügen hat.
Die folgende Beschreibung des Sozialismus stammt aus dem Jahre 1877. Der Autor der folgenden Zeilen, hat den Finger in die Wunde, die Sozialismus darstellt, die Wunde an der Kooperationsfähigkeit und Lebensfreude einer Gesellschaft, gelegt, und das, was den Sozialismus ausmacht, klar benannt. 1877! Daran, dass dieser Beschreibung auch 2018 nichts hinzuzufügen ist, sieht man, dass es doch eine objektive Erkenntnis gibt. Alle, die Verstand haben, teilen sie.
„473. D e r S o c i a l i s m u s i n H i n s i c h t a u f s e i n e M i t t e l. – Der Socialismus ist der phantastische jüngere Bruder des fast abgelebten Despotismus, den er beerben will; seine Bestrebungen sind also im tiefsten Verstande reactionär. Denn er begehrt eine Fülle der Staatsgewalt, wie sie nur je der Despotismus gehabt hat, ja er überbietet alles Vergangene dadurch, dass er die förmliche Vernichtung des Individuums anstrebt; als welches ihm wie ein unberechtigter Luxus der Natur vorkommt und durch ihn in ein zweckmäßiges O r g a n d e s G e m e i n w e s e n s umgebessert werden soll. Seiner Verwandtschaft wegen erscheint er immer in der nähe aller excessiven Machtentfaltungen, wie der alte typische Socialist Plato am Hofe des sicilischen Tyrannen; er wünscht (und befördert unter Umständen) den cäsarischen Gewaltstaat dieses Jahrhunderts, weil er, wie gesagt, sein Erbe werden möchte. Aber selbst diese Erbschaft würde für seine Zwecke nicht ausreichen, erbraucht die alleunterthänigste Niederwerfung aller Bürger vor dem unbedingten Staate, wie niemals etwas Gleiches existirt hat; und da er nicht einmal auf die alte religiöse Pietät für den Staat mehr rechnen darf, vielmehr an deren Beseitigung unwillkürlich fortwährend arbeiten muss – nämlich weil er an der Beseitigung aller bestehenden S t a a t e n arbeitet -, so kann er sich nur auf kurze Zeiten, durch den äussersten Terrorismus, hie und da einmal auf Existenz Hoffnung machen. Deshalb bereitet er sich im Stillen zu Schreckensherrschaften vor und treibt den halbgebildeten Massen das Wort ‚Gerechtigkeit‘ wie einen Nagel in den Kopf, um sie ihres Verstandes völlig zu berauben (nachdem dieser Verstand schon durch die Halbbildung sehr gelitten hat) und ihnen für das böse Spiel, das sie spielen sollen, ein gutes Gewissen zu schaffen. – Der Socialismus kann dazu dienen, die Gefahr aller Anhäufungen von Staatsgewalt recht brutal und eindringlich zu lehren und insofern vor dem Staate selbst Misstrauen einzuflössen. Wenn seine rauhe Stimme in das Fehlgeschrei ‚s o v i e l S t a a t w i e m ö g l i c h‘ einfällt, so wird dieses zunächst dadurch lärmender, als je: aber bald dringt auch das engegengesetzte mit um so grösserer Kraft hervor: ‚s o w e n i g S t a a t w i e m ö g l i c h‘.”
Die Zeilen stammen von Friedrich Nietzsche, und sie erklären nicht nur, warum Linke Nietzsche nicht mögen, sie erklären auch, warum Nietzsche einer Rufmordkampagne ausgesetzt wurde, die ihn in die Nähe des Nationalsozialismus, ihn, den Gegner aller sozialistischen Ideologien, gerückt hat. Rufmord im Namen dessen, was Linke für das Gute und Wahre halten, war immer eines ihrer beliebtesten Mittel, um Kritiker zum Verstummen zu bringen.
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…treibt den halbgebildeten Massen das Wort ‚Gerechtigkeit‘ wie einen Nagel in den Kopf, …bringt mich sofort auf eine Idee. Der “Nagel im Kopf” bekam im “real existierenden Sozialismus” eine Geschichte – und eine grandiose literarische Protuberanz: https://publizist.wordpress.com/2015/10/30/vladimir-sorokin-telluria/
Ebenso hat Nietzsche im Antichrist auch die Kirchen beschrieben: Nachdem Jesus den Menschen von dem Joch der jüdischen Regeln befreit und in Selbstbewusstsein aufgerichtet hat, kam die kath. Kirche, um ihn wieder unter ein Regelwerk knechten. Er sollte sich auch den weltlichen Herrschern von Gottes Gnaden unterwerfen. Die besten Schäfchen sind für Kirchen und auch für den Sozialismus die Dummen, Armen und Schwachen, die erlöst werden wollen.
An dieser Stelle wäre ich dankbar, wenn mir jemamd erklären könnte, warum die Nationalsozialisten keine Sozialisten waren. Dieses Rinks, Lechts bringt mich immer fürchterlich durcheinander.
Ich verweise auf http://www.misesde.org/?p=6343
Rinks ist da wo der Daumen Lechts ist.
Ansonsten, Der antimilitaristische Rätekommunist und persönlich betroffene Zeitzeuge Otto Rühle schrieb als Reaktion auf den Hitler-Stalin-Pakt 1939 im mexikanischen Exil einen Aufsatz mit dem Titel “Brauner und roter Faschismus”. Er verglich darin die Entwicklungen in Deutschland und Russland seit 1914 und fand in den Diktaturen Adolf Hitlers und Joseph Stalins, die er beide als „totalitär“ bezeichnete, eine „verblüffende Übereinstimmung in den Grundanlagen der Systeme – in der Machtdoktrin, dem Autoritätsprinzip, dem Diktaturapparat, der Gleichschaltungsdynamik, den Gewaltmethoden.“ Otto Rühle vertrat damit eine eigenwillige, rätekommunistische Totalitarismustheorie, die nach 1945 vergessen und erst von der Studentenbewegung der 1960er Jahre wiederentdeckt.
[Spoiler]
Brauner und roter Fadchismus; Synopsis:
Der Charakter der gegenwärtigen Weltsituation wird in erster Linie bestimmt durch europäische Faktoren, an deren Spitze Deutschland und Rußland stehen.
Diese Faktoren, in Deutschland durch den Nazismus, in Rußland durch den Bolschewismus verkörpert, sind Ergebnisse einer Entwicklung, die den Inhalt der europäischen Nachkriegswirtschaft und Nachkriegspolitik bildet.
Diese Nachkriegsepoche ist ökonomisch verankert im ultraimperialistischen Monopolismus, der zum System des Staatskapitalismus drängt. Politisch bahnt sie eine totalitäre Staatsordnung an, die im Diktatursystem gipfelt.
Nur aus der kritischen und analytischen Betrachtung dieser Phänomene und Zusammenhänge läßt sich der Zugang zum tieferen und eigentlichen Verständnis des Faschismus wie des Bolschewismus gewinnen. Alles andere sind Rand-, Begleit- und Folgeerscheinungen der zentralen Ursachen, die, zum Mittelpunkt wissenschaftlicher Untersuchung erhoben, nur zu einer schiefen Betrachtungsweise verleiten und ein verfälschtes Bild der Situation ergeben.
Das vorliegende Buch erhebt Anspruch darauf, als bisher erster Versuch einer wissenschaftlichen Analyse angesehen zu werden, die von der ökonomischen und politischen Nachkriegsentwicklung in Deutschland und Rußland ausgeht und dadurch den Schlüssel gewinnt für die Aufhellung all der Vordergrundprobleme, die heute das weltpolitische Szenarium entscheidend beherrschen.
Scharf umrissen und in die Klarheit historisch-dialektischer Argumentation gerückt erscheinen in der Reihe dieser Probleme die aufschlußreichen Nachweise:
1. für die Unvermeidlichkeit und innere Notwendigkeit des Zusammenbruchs der alten Arbeiterbewegung, deren typischer Repräsentant die Sozialdemokratie war;
2. für die unhistorische Konzeption und organisationstechnische Verfehltheit des sozialistischen Experiments in Rußland, dessen Träger der Bolschewismus war;
3. für die entwicklungsmäßige Folgerichtigkeit der Neuorientierung Rußlands am Staatskapitalismus und an der bürokratischen Diktatur, deren Durchführung die historische Aufgabe des Stalinismus ist;
4. für die Tatsache einer neuen industriellen Revolution in Europa, deren Konsequenzen politisch und sozial auf dem traditionellen Niveau des Liberalismus und der Demokratie nicht mehr zu bewältigen sind;
5. für die Entfaltung des Imperialismus zum Ultramonopolismus und die Geltendmachung seiner totalitären Machtansprüche im Aufkommen des Faschismus, dessen aktivste und richtungsweisende Spitze der Nazismus ist;
6. für die innere Kongruenz der Tendenzen des deutschen und russischen Staatskapitalismus und ihre strukturelle, organisatorische, dynamische und taktische Identität, deren notwendiges Resultat der politische Pakt und die Einheit der militärischen Aktion ist;
7. für die Unabwendbarkeit des Zweiten Weltkriegs, als des Versuchs zur Auseinandersetzung zwischen den ultramonopolistischen und staatskapitalistischen Mächten einerseits und den liberal-demokratischen Mächten andererseits auf der Basis des überlieferten Europa, dessen nationale Grenzverhältnisse, individualrechtliche Besitzverhältnisse und demokratische Verwaltungsverhältnisse dem politischen Primat der totalitären und omnipotenten Machterfordernisse eines werdenden Globalmonopolismus, wenn nicht dem neuen System des Sozialismus, zum Opfer gebracht werden müssen;
8. für die Unmöglichkeit, all diese zur Austragung und Lösung drängenden Probleme auf dem Boden des kapitalistischen Systems, auch wenn dies zum Staatskapitalismus gewandelt, von den Bindungen des Privateigentums befreit, zur Planwirtschaft entwickelt und durch die Weiträumigkeit einer internationalen Staatenföderation begünstigt ist, wirklich und endgültig zu lösen.
Brauner und roter Faschismus; 1. Abschnitt “Neue Wirtschafts-Ära:
Der Weltkrieg 1914/18 sah an seinem Ende nur scheinbar Sieger und Besiegte. In Wirklichkeit gab es nur Besiegte. Auch die Sieger waren besiegt. Nicht freilich durch die Gewalt der Waffen. Wohl aber durch die Macht der historischen Entwicklung. Der Krieg selbst war der entscheidende Abschnitt dieser Entwicklung gewesen. Er hatte die allgemeine Niederlage, die Katastrophe für alle herbeigeführt.
So kam es, daß sich nach dem Kriege nicht nur Rußland und Deutschland als andere Länder wiedersahen – als Länder, in denen eine Revolution den alten Bestand der Dinge über den Haufen geworfen hatte. Auch in den ökonomischen, sozialen, politischen und ideologischen Strukturen Frankreichs, Englands, Italiens und Nordamerikas waren tiefe Wandlungen und Umbrüche vor sich gegangen. Nur mit dem Unterschied, daß bei den militärisch Besiegten diese Tatsache offenkundig war, während sie in den Siegerstaaten weder den Regierungen noch den Massen zum Bewußtsein kam. […]
Quelle: https://www.marxists.org/deutsch/archiv/ruehle/1939/brauner-und-roter.htm
Die Geschichte Otto Rühles an sich, als bis 1933 bekannter Pädagoge, Historiker, Publizist und Volksschullehrer, der 1912 als SPD Mitglied für seinen Wahlkreis Pirna in den Deutschen Reichstag einzog, hat wohl ebenfalls etwas damit zu tun, das seine Totalitarismustheoretischen Ansätze im Gegensatz zu denen von Hanna Ahrendt, Franz L. Neumann oder Richard Löwenthal heute vielen Historikern und Politikwissenschaftern schlichtweg unbekannt sind. In erster Linie hatte das etwas mit seinem spezifischen politischen Standort, aber auch mit der Vermengung von wissenschaftlicher Analyse und politischen Urteil (welche Irnonie mit Hinblick auf die erfolgte “Aufklärung”) zu tun und in zweiter, das Otto Rühle weitestgehend isoliert von den politischen Strömungen und persönlich stark vereinsamt, im Alter von 67 Jahren noch 1943 im mexikanischen Exil als nunmehr (eine seiner ersten Schriften von 1934 hiess “Der Kampf gegen den Faschismus beginnt mit dem Kampf gegen den Bolschewismus”) verhetzter Antibolschewist und Teilnehmer am Trotzki Defense Comitee “offiziell” gestorben ist. Für Otto Rühle waren die Diktatursysteme des italienischen Faschismus und deutschen Nationalsozialismus nach Vorbild des – seiner Auffassung nach durch Lenin terrorisierten – russischen Bolschewismus entstanden. Dieses Spezifikum verleiht seiner Totalitarismustheorie einen gewissen Vorzug zu allen anderen – nämlich kein korrespondieren mit den politischen Konjunkturen von 1947/48 bzw. 1989 und somit ein insgesamt höheres Maß an Glaubwürdigkeit, welches in einem merkwürdigen Verhältnis zur öffentlichen Resonanz steht.
mfg
Von Eugen Richter gibt es da auch was schönes zu