Hilfe für arme Getreibebauern: Ein Glanzstück der Propaganda

Als die Computerfirma Escom pleite gemacht hat, weil man zu schnell expandiert, zu viel investiert hatte und von den Zinsen für die aufgenommenen Kredite aufgefressen wurde, kam niemand zur Hilfe. Escom hat nicht laut genug gejammert.
Wenn ein Reeder ein Schiff im Sturm verliert, sagt jeder: der ist bestimmt versichert und niemand kommt auf die Idee, die Allgemeinheit müsse ihm seinen Verlust ersetzen.

Wenn die Getreideernte in Deutschland in einem Jahr um ganze 4,4% hinter der des Vorjahres zurückbleibt, wenn statt 45 Millionen Tonnen Getreide nur 43 Millionen Tonnen Getreide geerntet werden, dann wird in Deutschland der Agrar-Notstand ausgerufen. Dann meldet sich der Bauernverband und nutzt die Gunst der Stunde, die ihm Hitze und Trockenheit beschert hat, um eine nationale Versorgungskatastrophe an die Wand zu malen und den Untergang des agrarwirtschaftenden Abendlandes zu verkünden, wenn, ja wenn nicht die Allgemeinheit ein paar Milliarden an die notleidenden Bauern überweist, denen die Hitze, nein der Klimawandel, die Existenz bedroht.

Man kann hier ein Meisterwerk der Propaganda sehen, denn wer würde nicht, angesichts der in Deutschland immer noch virulenten Idee der autarken Versorgung, zur Rettung der Bauern eilen, die vor dem Nichts stehen, wobei das Nichts eine um 4,4% geringere Ernte ist.

Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not, so hieß es früher. Heute gilt das nur noch für diejenigen, die sich nicht auf einen mächtigen Lobbyverband verlassen können, der direkten Durchgriff auf Politik und Medien hat und selbst nach all den Jahren, in denen die EU die deutschen Verbraucher zu erhöhten Lebensmittelpreisen verurteilt hat, weil man mit EU-Subventionen an Bauern die Preise hochhält und Verbraucher über diese hohen Preise noch einmal die Bauern finanzieren lässt, es nicht nötig haben, ihre Kostenstruktur an die voraussichtlichen Einnahmen anzupassen.

Warum sollten die Bauern das auch tun, wenn sie sich auf Soforthilfen des Bundes verlassen können?

In einem normalen Markt ist ein Marktteilnehmer dazu gezwungen, seine Ausgaben an die Einnahmen anzupassen, und er tut gut daran, eine Reserve zu bilden, um für schlechte Zeiten gerüstet zu sein. Wer dies nicht beherzigt, der scheidet über kurz oder lang aus dem Markt aus. Nun muss man den Bauern zugute halten, dass der Preis als Indikator der Nachfrage nach ihren Produkten, nicht die Nachfrage widerspiegelt, sondern die künstliche Nachfrage, die die EU über Subventionen, die billigere Produzenten vom EU-Markt fernhalten und daraus resultierende zu hohe Preise seit Jahrzehnten geschaffen hat.

Wer sich für die verschiedenen Formen der EU-Agrarsubventionen an Bauern interessiert, dem wird schnell schwindelig oder er verliert den Überblick oder beides:

Es gibt Direktzahlungen an Bauern als:

• Basisprämie
• Zahlung für dem Klima-und Umweltschutz förderliche Landbewirtschaftungsmethoden (so genannte “Greening-Prämie”),
• Umverteilungsprämie, von der insbesondere kleine und mittlere Betriebe profitieren,
• Zahlung für Junglandwirte sowie
• vereinfachte Zahlung für Kleinerzeuger.

Dann gibt es die Förderung der ländlichen Gebiete, die dem Ökolandbau oder von der „Natur benachteiligten Gebieten“ zugute kommt.

Um den Preis von Agrarprodukten auf einem hohen Niveau zu halten, also einem, das deutlich über dem Weltmarktpreis liegt, kauft die EU jährlich Getreide zu hohen Preisen auf. 20% des in der EU produzierten Getreides wird von der EU auf dem Weltmarkt verkauft, da auf dem Weltmarkt Agrarprodukte zu viel geringeren Preise gehandelt werden als in der EU wird die Differenz zwischen Weltmarktpreis und dem hohen Preis, zu dem Agrarprodukte durch die EU von europäischen Bauern aufgekauft werden, von der EU getragen.

Alle diese Maßnahmen finanzieren Steuerzahler. Steuerzahler unterstützen Bauern, vorne, hinten, von der Seite, von oben und von unten. Aber das reicht nicht. Es muss noch mehr subventioniert werden, noch ein paar Milliarden müssen direkt überwiesen werden, weil die Bauern dieses Jahr vermutlich „NUR“ rund 43 Millionen Tonnen Getreide ernten, wo sie doch im Vorjahr 45 Millionen Tonnen Getreide geerntet haben.

Dass es dem Bauernverband gelungen ist, ein Katastrophenszenario zu entwerfen, das der Öffentlichkeit den Eindruck vermittelt, wenn nicht gezahlt wird, dann gibt es in Deutschland bald keine Bauern mehr, hängt zum einen mit dem generellen Hang zur Hysterie in Medien, Politik und Teilen der engagierten, nein aktivistischen Bevölkerung zusammen, zum anderen mit einer geschickten Nutzung der Angst vor dem allgegenwärtigen Klimawandel, der behutsam in Deutschland zu einem Vehikel aufgebaut wurde, mit dem sich unzählige Verbände und Institutionen auf Kosten der Steuerzahler bereichern können.

Um die Normalität einmal wieder einzuführen. Eine Dürre und Not, die aus Dürre erwächst, besteht nicht darin, dass man 43 Millionen Tonnen Getreide anstelle von 45 Millionen Tonnen Getreide erntet. Richtige Not sieht so aus:

Auch diese Not hat nichts mit dem Klimawandel zu tun, sondern ist -wie die angebliche Not der deutschen Getreidebauern – auf Missmanagement zurückzuführen. Im Iran hat die Regierung wohl zu lange auf Allah vertraut, wenn es darum ging, notwendige Maßnahmen zum Speichern und Verteilen von Wasser zu treffen, und in Deutschland wiegen sich die Getreidebauern zu lange Jahre in der Sicherheit, dass man nur jammern müsse, um an Steuergelder gelangen zu können.
Mit der letzten Änderung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU wurde den Bauern die Möglichkeit gegeben, das, was sie anbauen wollen, an den Möglichkeiten, die ihnen der Boden bietet, dem Preis landwirtschaftlicher Produkte und dem Risiko, das sich mit dem entsprechenden Anbau verbindet, auszurichten:

„Die Unterstützung der EU für landwirtschaftliche Kulturpflanzen, die früher durch ein komplexes System von Marktmaßnahmen erreicht wurde, wurde vereinfacht. Landwirte erhalten keine Subventionen mehr, die davon abhängen, was oder wie viel sie produzieren, sondern vollständig entkoppelte Zahlungen. Das System der Direktzahlungen ermöglicht es ihnen, je nach Marktentwicklung zwischen verschiedenen Kulturen oder Produktionsmethoden zu wechseln.“

Jeder ist somit für das verantwortlich, was er anbaut, und hat das Risiko normalerweise selbst zu tragen. Natürlich nur dann, wenn er keinen Lobbyverband hat, der nur jammern muss, um Politiker in Aktivismus mit dem Geld der Steuerzahler zu versetzen.

Übrigens gibt es eine gute Methode, sich gegen Ernteausfälle oder Preisstürze zu versichern: Der Handeln in Derivaten, in Getreide-Futures. Manche Bauern machen das. Verkaufen ihre Ernte zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen fixen hohen Preis und können der Dinge, die da kommen, gelassen entgegensehen, natürlich nur, wenn sie nicht sehen müssen, dass die Preise heftig steigen und man hätte viel mehr verdienen können, wenn man das Ernterisiko alleine getragen hätte und heute zum Marktpreis verkaufen würde. Und der Marktpreis von z.B. Weizen, er steigt.

Dass der Preis steigt, hängt mit der geringeren Ernte nicht zuletzt in Deutschland zusammen. Das ist der normale Ausgleich für geringere Ernte: ein höherer Preis.

Schon seltsam, dass ausgerechnet deutsche Bauern nicht von steigenden Preisen profitieren sollen und schon bei geringfügig geringer ausfallender Ernte das Existenzminimum verfehlen, pleite gehen, und zwar in so großer Zahl, dass der Bauern-Armaggedon ausgerufen werden muss.

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