Der standardisierte Deutsche

Der standardisierte Deutsche, das ist der richtige Deutsche, der gesund lebende Deutsche, der sich an die Vorgaben hält, die Ingo Froböse, Bianca Biallas und Birgit-Wallmann-Sperlich gerade im DKV-Report für 2018 veröffentlicht haben. Der Report trägt den Untertitel „Wie gesund lebt Deutschland?“ und schon nach diesem Untertitel kann man wissen, dass im Report nichts Sinnvolles herauskommen kann, denn Deutschland lebt gar nicht, Deutsche leben.

Froböse, Biallas und Wallmann haben 2.885 Deutsche ab 18. Jahren durch GfK in Nürnberg befragen lassen, um herauszufinden, wie gesund die entsprechenden Deutschen leben.

Gesundes Leben ist nicht etwa ein Leben, dessen Lebende sich gesund fühlen, von sich überzeugt sind, gesund zu sein oder die am Ende Spaß an ihrem Leben haben, nein, gesundes Leben zeichnet sich dadurch aus, dass es einem Standard entspricht:

Gesund lebt,

  • wer 150 Minuten minderer oder 75 Minuten intensiver oder 50 Minuten intensiver und 100 minderer … oder … körperlicher Aktivität pro Woche ausführt;
  • wer regelmäßig Mahlzeiten mit wenig Fleisch und qualitativ hochwertigem Gemüse und viel Obst und wenig Schokolade und ganz wenig Knabberei einnimmt. Der Standard ist hier etwas vage, deshalb reicht es, wenn zwei Drittel der Ernährungsvorgaben eingehalten werden!
  • wer nicht raucht;
  • wer keinen, oder wenn er es partout nicht lassen kann, wenig Alkohol, also ein Glas Wein oder Bier pro Tag trinkt (die Promille spielen offensichtlich keine Rolle):
  • wer keinen Stress empfindet oder, wenn er das Stress-Empfinden nicht lassen kann, eine Ausgleichstätigkeit gegen Stress in petto hat.

Das also definiert den gesunden Deutschen, den gesunden Standardbürger.

Nun haben derartige Standardisierungen, vor allem, wenn sie auf Basis von Umfragedaten durchgeführt werden, die Angewohnheit, sich regelmäßig und mit hoher Sicherheit zu Unfug zu entwickeln, einfach deshalb, weil es strukturelle Unterschiede gibt, die die Lebenssituation von Menschen prägen, z.B. dadurch, dass Arbeitslose mehr Zeit haben als Erwerbstätige, zum Beispiel dadurch, dass alte Menschen eher mit weniger Stress zu kämpfen haben als z.B. mittelalte Väter mit hoher Stirn, die zwischen der Darstellung des fürsorglichen Vaters und der Rolle des Ernährers zerrieben werden – wenn sie sich nicht wehren.

Diese strukturellen Unterschiede führen zu Datenirrsinn, wie ihn nur die veröffentlichen, die an Sportschulen lehren und denken, empirische Sozialforschung falle einem so zu, man könne sich die Kenntnisse wie einen Nike-Schuh erwerben, anziehen und loslaufen.

Dem ist nicht so, wie unsere kleine Präsentation der Ergebnisse des DKV-Reports von 2018 zeigt.

Wir haben uns den Spaß gemacht, den Idealtypus des in Deutschland gesund Lebenden zusammenzustellen. Grundlage sind die Daten des DKV-Reports, die Befragten, die die fünf Standards des gesunden Lebens allesamt erreichen: 9% der Befragten sind das im DKV-Report.

Und der ideale Deutsche, der gesund lebt, ist

  • weiblich,
  • älter als 66 Jahre,
  • hat Normalgewicht,
  • keinen Schulabschluss,
  • ein Einkommen von weniger als 1.500 Euro,
  • und lebt in Sachsen (oder Hamburg).

Na wenn das kein Ergebnis ist!

Der ideale ScienceFiles-Mitarbeiter ist übrigens

  • jünger als 66 Jahre,
  • hat fast noch Normalgewicht,
  • einen Hochschulabschluss,
  • trink viel Pfälzer Riesling,
  • ein Einkommen von mehr als 1.500 Euro
  • und lebt in Wales.

Froböse, Ingo, Biallas, Bianca & Wallmann-Sperlich, Birgit (2018). DKV-Report 2018 – Wie gesund lebt Deutschland? Düsseldorf: Deutsche Krankenversicherung.

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