Katastrophe(n)Journalismus „Investoren können von Chemnitz / Köthen abgeschreckt werden“
Also Investoren, Investoren, das sind ja ganz zarte Blümchen. Wenn man denen sagt, dass es in Chemnitz eine Hetzjagd gegeben hat, dann rennen die mit ihrem Geld woanders hin. Und wenn sie dann noch wissen, dass in Köthen Rechte ab und an die Straße rauf und die Straße runter laufen, dann kommen die nicht wieder. Weil Investoren, die nehmen Abstand, wenn sie Bilder wie die aus Köthen oder Chemnitz sehen. Dann investieren die nicht.
Das sagt Axel Plünnecke in der ARD. Nicht wörtlich, aber vom Inhalt her. Axel Plünnecke muss es wissen, denn er arbeitet am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, und wer am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln arbeitet, der weiß, Rechte in Chemnitz und in Köthen, die sind schlecht für Investoren, denn die Investoren, die „könnten Abstand nehmen“.
Weil, für Investoren ist die Frage, ob in Köthen und Chemnitz Rechte marschieren oder nicht, viel wichtiger als die Frage, ob dort Deutsche von Ausländern umgebracht werden und noch viel wichtiger als die Gründe, die die Weltbank als diejenigen Ansieht, die Investoren zum Investieren bringen oder davon abhalten.
Bei der Weltbank wird alle zwei Jahre eine Rangreihe der Einfachheit des Investierens gebildet. Deutschland liegt derzeit auf Platz 20 (von 190): hinter Neuseeland (1), Singapur (2), Dänemark (3), Südkorea (4), Hong Kong (5), den USA (6), dem Vereinigten Königreich (6), Norwegen (7), Georgien (8), Schweden (9), Mazedonien (10), Estland (11), Finnland (12), Australien (13), Taiwan (14), Litauen (15), Irland (17), Kanada (18) und Lettland (19).
Die Bedingungen für Investoren werden in Deutschland seit Jahren schlechter. Nicht wegen der Rechten. Die interessieren bei der Weltbank niemanden, nein, wegen der Verwaltung: Ein Unternehmen zu gründen ist in Deutschland so schwierig, wie sonst fast nirgends. Auf Platz 113 rangiert Deutschland, in unmittelbarer Nachbarschaft von Malaysia (111), San Marino (112), Peru (114) und Dschibuti (115). Bei der Möglichkeit, als Eigentümer eingetragen zu werden, sieht es nur wenig besser aus. Auf Platz 77 rangiert Deutschland, Paraguay (75), Montenegro (76), San Marino (78) und die Dominikanische Republik (79) bilden dieses Mal die unmittelbare Nachbarschaft. Schließlich hat man als Investor, wenn man in Deutschland investiert, schlechte Karten, wenn man ein so genannter „Minority Investor“ ist. Mit den Entscheidungsrechten ist es dann nicht weit her, wie Platz 62 auf der Skala der 190 zeigt. Direkte Nachbarn sind dieses Mal Rumänien und Chile (57) sowie Botswana und Serbien (72).
Aber natürlich hat das alles nicht den gleichen Effekt, wie die wenigen Rechten aus Köthen und Chemnitz die weltweit die Entscheidung von Investoren, in Deutschland zu investieren, beeinflussen. Bevor ein Investor an die Einfachheit und die Sicherheit seiner Investitionen denkt, denkt er natürlich an die Rechten in Chemnitz und Köthen. Plünnecke muss das wissen, der arbeitet beim Institut der deutschen Wirtschaft.
Indes, betrachtet man die Entwicklung der ausländischen Direktinvestitionen seit 2005, dann fragt man sich unwillkürlich, wo die Rechten, die Nazis in den Jahren 2008 und 2014 marschiert sind und wieso der Brexit, der doch so schlecht für alles und jedes sein soll, ausländische Investoren geradezu zum Investieren animiert zu haben scheint. Vielleicht interessiert Investoren ja doch etwas anderes bei ihren Entscheidungen als das, was politisch-korrekte Nachschwätzer für relevant halten.
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Ich kann die Gedankengänge des Herrn aus dem fremden Köln für die konkrete Situation schlecht nachvollziehen.
In Chemnitz werde ich Vollgas weiterinvestieren!
Ich wußte gar nicht, daß es hier Satire gibt.
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Ansonsten liegt das grottenfalsch, der Herr hat ja völlig recht, wie soll man denn sonst in Staatsvermögen investieren, und dann noch zu Vorzugspreisen? Und dann noch mit einem Pöbel rechnen muß der aufmucken könnte? Die Zeichen stehen an der Wand .. Pardon, Straße.
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Abgesehen davon, daß da ja jeder Hergelaufene in die Suppe, äh, na ja, was machen könnte. Ist doch besser wenn man seine Pappenheimer kennt. Und damit das seine Ordnung hat macht man einen Masterplan. Verstehst? Master! Jo, des san mir. Da geht nix schief, also, bei uns, mein i jetzerd. Mit Goldpapier und Schleifchen kannst auch noch des letzte Stück Braunes an den Mann bringen. Und wenn einer des Stinkerle auspackt, jo mei, der Schorchi, der sitzt im Ausschuß, kennst doch, oder?
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Aber manchmal erstaunt dann doch die Fachexpertise unserer Behörd*innen. Folgendes Gespräch fand inhaltlich tatsächlich statt:
Bürger an Bauamt*in:
ich möchte eine Garage erstellen, das geht ja ohne Genehmigung, aber sicherheitshalber frag ich mal nach,
Bauamt*in an Bürger:
an der Straße haben wir aber Parkplätze angelegt, das sieht mit der Zufahrt schlecht aus…
Bürger an Bauamt*in:
macht nix, die Garage wird selten angefahren, da kommt ein Oldtimer rein, mich stören die Parkplätze nicht
Baumat*in an Bürger:
die Garage steht ihnen zwar zu, aber wenn sie da einen Oldtimer reinstellen ist das dann ja ein Aufbewahrungsraum und keine Garage
Bürger an Bauämt*in:
Danke, ich melde mich wieder.
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Theoretisch könnt ich Unternehmer sein und ein wenig Geld verdienen, was wiederum anderen Leuten das Leben leichter machen würde. Das hat die geballte Bürokratie sabotiert.
Praktisch drei Kreuze, daß ich da kein Geld reingesteckt habe, heute wäre ich pleite.
Kann mal jemand diesen Fersehideologen diese Statistik zusenden?
Aber… ob’s hilft?
Schließlich geht’s um eine Art Religion; und wie Gläubige ticken…
Im Übrigen denke ich, dass sich Investoren nicht durch Mordserien an Hierschonlängerlebenden abschrecken lassen. Eine Rally in der Hausse lenkt den Blick halt aufs Wesentliche.