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September 18, 2018
Journalismus am Tiefpunkt: Integrationsklima prima, Methode verheerend
Es ist erschreckend, wie leicht es ist, deutschen Journalisten etwas vor die Nase zu setzen, das sie in einer Naivität und Unwissenheit verbreiten, die einem den Atem raubt. Voraussetzung: Es muss etwas politisch Korrektes sein. Wenn man jetzt zum Beispiel Daten zusammenschustert, um zu zeigen, dass Flüchtlinge in Deutschland auf Händen getragen werden oder Migranten sich in Deutschland super wohl fühlen, wohl fühlen an sich reicht hier nicht mehr, es muss schon super wohl sein, dann ist die Verbreitung gesichert.
Das muss sich auch der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen gedacht haben, von dem wir bis gestern nicht wussten, dass es ihn gibt und bis heute nicht glauben konnten, dass sich der Rat tatsächlich für kompetent in Sachen empirischer Sozialforschung hält. Stabiles Klima in der Integrationsrepublik Deutschland, so lautet der Titel einer „Studie“, in der Daten verarbeitet werden, die vom 19. Juli 2017 bis zum 31. Januar 2018 gesammelt wurden. Wenn man bedenkt, dass die Studie eine Querschnittstudie (jedem Befragten werden zu einem Zeitpunkt dieselben Fragen gestellt) ist, könnte der SVR-Integrationsbarometer, wie das Werk in der Hoffnung, vom Polit- und Eurobarometer ein paar Aufmerksamkeitspunkte abziehen zu können, genannt wurde, leicht in das Guinnessbuch der Rekorde für die längste Feldzeit in der Geschichte der Sozialforschung eingehen. Als beste empirische Studie wird er das mit Sicherheit nicht.
Was uns im Zusammenhang mit dem SVR-Integrationsbarometer am meisten fasziniert, ist, dass er von Journalisten landauf landab wiedergekaut wird, also seine ersten beiden Seiten, auf denen „Das Wichtigste in Kürze“ steht, ohne dass die nämlichen Journalisten auch nur eine Idee davon haben, was sie hier eigentlich verbreiten. Aber alle sind in naiver Begeisterung dabei, ein tolles, positives, schönes Ergebnis zu verbreiten: „Studie: Streit um Asylpolitik hat Integrationsklima nicht vergiftet“, schreibt ein Könner beim Tageblatt online und ein Spezialist bei der WELT übernimmt es. Kunststück: Der Streit um die Asylpolitik fand rund ein halbes Jahr nach der Befragung statt. Ein positives Integrationsklima hat die FAZ ausgemacht, RP Online erklärt seinen Lesern, die WELT weiß, dass die Stimmung gegenüber Zuwanderern weitgehend positiv ist, gleiches vermeldet das Hamburger Abendblatt. Auch beim ORF in Österreich weiß man, dass Deutsche die Integration positiv sehen und bei den Stuttgarter Nachrichten weiß man gar, wie Deutsche Integration wirklich sehen, während die Frankfurter Rundschau berichtet, dass Bürger bei der Integration gegen Seehofer stehen.
Alle diese Niederlagen des deutschen Qualitätsjournalismus leben ihre Begeisterung darüber, dass eine Studie herausgefunden haben will, was sie denken, in freudiger Unkenntnis dessen aus, was die Spezialisten vom SVR-Integrationsbarometer in ihren sechs Monaten Feldzeit eigentlich getrieben haben. Und besser als Christoph Käppler vom ARD-Hauptstadtstudio kann man seine komplette Unkenntnis darüber, was es eigentlich ist, was man hier bejubelt, nicht in Worte fassen. Käppler schreibt:
„Das zentrale Ergebnis ist, dass das Integrationsklima in Deutschland insgesamt bei allen Befragungsgruppen stabil bleibt mit Werten zwischen 64 und 70“.
Nun wissen wir es. Werte zwischen 64 und 70 sind nicht nur stabil, sondern auch gut oder positiv, wie auch immer, sie sind in jedem Fall hoch, denn die zugrunde liegende Skala, sie reicht von 0 bis 100.
Wir verschaffen den angeblichen Qualitätsjournalisten nun ein böses Erwachen.
Der von allen zitierte SVR-Integrationsbarometer basiert auf einem Index, der sich wiederum aus 16 Aussagen /F ragen zusammensetzt, die wiederum 4 Bereichen zugeordnet werden.
Bereich 1: Erfahrungen mit Migranten (bzw. mit Deutschen, wenn die Befragten selbst Migrant sind). Vier Fragen, die sich auf Erfahrungen
im Bekanntenkreis,
am Arbeitsplatz,
in der Nachbarschaft
an der Schule / Ausbildungsstelle / Universität bzw. Schule / Ausbildungsstelle / Universität der Kinder
beziehen.
Antwortmöglichkeiten: sehr positiv, eher positiv, eher negativ, sehr negativ;
Bereich 2: Ausmaß der Zustimmung zu 6 Aussagen:
Deutsche und Migranten leben in Nachbarschaft ungestört miteinander.
In der Nachbarschaft helfen sich Deutsche und Migranten gegenseitig.
Deutsche Schüler und Schüler mit Migrationshintergrund werden bei gleicher Schulleistung gleich benotet.
In Schulen mit vielen Migranten Kindern lernen alle Schüler weniger.
In Unternehmen arbeiten Deutsche und Migranten problemlos zusammen.
Deutsche und Migranten haben auf dem Arbeitsmarkt bei gleicher Qualifikation die gleichen Chancen.
Antwortmöglichkeiten: Trifft voll und ganz zu, trifft eher zu, trifft eher nicht zu, trifft gar nicht zu.
Bereich 3: Zwei Aussagen, von denen wir und die Autoren nicht so wirklich wissen, was sie eigentlich messen.
Bei persönlichen Problemen kann man sich auf deutsche Freunde weniger verlassen als auf Freunde mit Migrationshintergrund.
Deutsche Freunde verstehen einen genauso gut wie Freunde mit Migrationshintergrund.
Antwortmöglichkeiten: Trifft voll und ganz zu, trifft eher zu, trifft eher nicht zu, trifft gar nicht zu.
Bereich 4: Vier Fragen zum potentiellen Verhalten.
Würden Sie
in eine Nachbarschaft ziehen, in der viele Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft leben?
Ihr Kind an einer Schule mit hohem Migranten-Anteil anmelden?
Sie es befürworten, wenn ein Mensch anderer Herkunft in ihre Familie einheiratet?
in einem Unternehmen arbeiten, in dem viele Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft beschäftigt sind?
Antwortmöglichkeiten: Ja, auf jeden Fall, eher ja, eher nein, auf keinen Fall.
Aus diesen 16 Fragen / Aussagen basteln die Autoren des SVR-Integrationsbarometers den Index des „Integrationsklima“, von dem Christoph Käppler in der ARD berichtet, dass er von 0 bis 100 reicht.
Wie kommt man von den 16 Aussagen / Fragen zu einer Skala, die von 0 bis 100 reicht?
Da, wo kein Journalist mehr liest, auf Seite 6 des Berichts, wird es erklärt: Die vier Bereiche werden zunächst zu Teilindizes erklärt, für jeden der vier Teilindizes und jeden Befragten ein Mittelwert errechnet, die vier Mittelwerte gehen dann mit gleichem Gewicht in den „SVR-Integrationsklima-Index“ ein, von dem wir wissen, dass er einen Wertebereich von 0 bis 100 hat.
Zunächst einmal kann man trefflich darüber streiten, ob „ja, in jedem Fall“, äquivalent zu „trifft voll und ganz zu“ und „sehr positiv“ ist. Diese Äquivalenz setzen die Autoren stillschweigend voraus. Dann kann man weiterstreiten, ob man Teilindizes, die sich aus zwischen 2 und 6 Fragen / Aussagen zusammensetzen, gleichbehandeln kann oder ob man sie nicht zunächst standardisieren und mit der unterschiedlichen Anzahl von Antwortmöglichkeiten gewichten muss. Beide Streits können wir hinten anstellen, denn wir werden nun zeigen, dass der SVR-Integrationsklimaindex nicht wirklich etwas misst.
Dazu haben wir uns auf Basis unserer Kenntnisse empirischer Sozialforschung und dessen, was die Autoren von ihrem Index preisgeben, zurückgetastet.
Es gibt natürlich überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass die 16 Aussagen / Fragen, die zu einem Integrationsklima-Index zusammengefasst werden, auch eine gemeinsame Dimension bilden, die man als „Integrationsklima“ bezeichnen kann. Normalerweise prüft man mit Reliabilitätstests und Faktorenanalysen, ob die 16 Aussagen / Fragen eine gemeinsame Dimension bilden oder nicht. Man tut dies dann, wenn man die Frage beantworten will, ob es sinnvoll ist 16 Aussagen / Fragen als Integrationsindex zusammenzufassen. Man tut es nicht, wenn man einfach nur behaupten will, dass das, was man zusammengeschustert hat, ein Integrationsklima-Index sei.
Der Index hat einen Wertebereich von 0 bis 100.
Jeder Teilindex geht mit gleichem Gewicht in den Index ein.
Es gibt 4 Teilindices, also hat jeder ein Gewicht von 25%.
Jede Frage hat vier valide Antwortkatgeorien, die mit den Codes von 0 bis 3 versehen sind. Da eine metrische Verteilung angenommen wird, hat ein Befragter, der auf die sechs Aussagen von Bereich 2 immer gesagt hat, dass er „voll und ganz zustimmt“, ein Gewicht von 25% im Gesamtindex, einer, der immer gesagt hat, dass er überhaupt nicht zustimmt, eines von 6,25%. Das ist der erste Fehler im Index. Er geht nicht von 0 bis 100, sondern von 6.25 bis 100. Aber geschenkt (zunächst).
Wenn nun ein Befragter auf alle 16 Aussagen / Fragen konstant sagt, eher negativ, trifft eher nicht zu und eher nein, dann erreicht er die Grenze von 50, ab der die Autoren davon ausgehen, dass der Index im positiven Bereich sei und ein positives Integrationsklima abbilde. Der Unsinn hinter dieser Behauptung wird daran deutlich, dass ein Befragter, der 15 Mal eher nicht, trifft eher nicht zu und einmal „eher positiv“ gesagt hat, als Befragter gezählt wird, der das Integrationsklima in Deutschland positiv einschätzt.
Befragte, die zu acht Fragen / Aussagen „trifft eher nicht zu“, „eher nein“ oder „eher negativ“ sagen und zu acht Fragen / Aussage „trifft eher zu“, „eher ja“ oder „eher positiv“ erreichen auf dem Index einen Wert von 62,5. Um einen Wert von 70 zu erreichen, ist es ausreichend zu einer Aussage zu erklären, dass sie voll und ganz zutreffe, 12 Aussagen / Fragen „eher“ positiv zu beantworten und drei Aussagen „eher“ negativ zu beantworten.
Es ist somit sehr leicht, ein positives Integrationsklima zu errechnen, schon weil der Index einen Bias in den positiven Bereich hat, den man dadurch beheben müsste, dass man alle Werte des Index um den Faktor 6,25 reduziert, um ihn tatsächlich und nicht nur theoretisch bei 0 beginnen zu lassen. D.h. alle in den Medien berichteten Werte müssten eigentlich um den Faktor 6,25 reduziert werden, was einen Wertebereich für die ARD-Berichterstattung von 57,75 bis 63,75 übrig ließe.
Viele Kommentatoren haben sich auf ein Ergebnis gestürzt, das die gute alte Kontakthypothese aufwärmt. Personen, die Kontakt mit Migranten haben, haben die Tendenz, Migranten positiver zu betrachten als die, die keinen Kontakt haben. Die These ist so alt, dass sie zwischenzeitlich belegt und widerlegt und wieder belegt und wieder widerlegt wurde, wie der aktuelle Stand der Bestätigung ist, wissen wir im Moment nicht, aber die Autoren des SVR-Integrationsbarometer 2018 wollen sie angeblich wieder bestätigt haben. Auf Seite 12 findet sich die verhängnisvolle Abbildung, die zeigt, dass mit zunehmendem Kontakt der Wert auf dem SVR-Integrationsklima-Index steigt.
Dieses Ergebnis, auf das sich viele der Gutmenschen, die wenig Ahnung haben, aber viel Ahnung vortäuschen, gestürzt haben, ist ein Paradebeispiel für ein statistisches Artefakt. Wer eines für seinen Methodenkurs sucht, hier ist es.
Ein statistisches Artefakt ist ein Ergebnis, das sich aus der Art der Messung ergibt, nicht aus dem, was gemessen wurde. Wer sich an ein paar Sätze zurück erinnert, der weiß, dass vier Fragen und 25% des Integrationsindex Fragen zu Erfahrungen sind, die man mit Migranten gemacht hat. Um Erfahrungen mit Migranten gemacht zu haben, muss man KONTAKT zu Migranten haben. Bei Erstellung des Fragebogens haben die Autoren das noch gewusst, denn sie haben eine Filterführung eingebaut, so dass die Frage, welche Erfahrungen man mit Migranten am Arbeitsplatz gemacht habe, nur denen gestellt wurde, die am Arbeitsplatz auch Kontakt mit Migranten hatten.
Bei der Konstruktion des Index ist das vergessen. Alle Bereiche gehen, wie die Autoren erklären (siehe oben) mit gleicher Stärke in den Index ein, was zur Konsequenz hat, dass Personen, die keinen Kontakt zu Migranten haben, per se 25% weniger Punkte auf dem Index erreichen können. Kein Wunder also, dass die Autoren dann, wenn sie eine Kreuztabelle berechnen, die die Kontakthäufigkeit als unabhängige Variable beinhaltet, zu dem Ergebnis kommen, dass Personen, die keinen Kontakt mit Migranten haben, auch einen geringeren Wert auf dem Integrationsindex erreichen. Das ist ein Effekt ihrer Konstruktion des Indexes, ein statistisches Artefakt, kein empirisches Ergebnis, und es hat zur Folge, dass sich Annette Widmann-Mauz in der ARD ganz umsonst ereifert und ganz umsonst behauptet, dass „direkter Kontakt“ für eine „positive Einstellung zur Integration“ maßgeblich sei. Ob direkter Kontakt die Einstellung zu Migranten positiv oder negativ oder überhaupt beeinflusst, ist nach wie vor eine offene Frage. Das SVR-Integrationsbarometer hat überhaupt nichts zur Beantwortung beigetragen.
Kurz: Der SVR-Integrationsklima-Index ist ein Index, der so viele Probleme zur Zahl gemacht hat, dass man ihn besser dem Vergessen anheim stellt, um sich nicht vor der Zunft der empirischen Sozialforscher, die noch Ahnung von Methoden haben, lächerlich zu machen. Es reicht natürlich immer, um viele Journalisten, die sich wohl durch keinerlei Kenntnis in irgendeinem Feld auszeichnen, zu beeindrucken und bei ihren Vorurteilen abzuholen.
Nach so viel Negativem, wollen wir diesen Post konstruktiv beenden, nicht, indem wir den Machern des Index empfehlen, weniger Wert auf beeindruckende Formeln und mehr Wert auf methodische Grundlagen zu legen, sondern dadurch, dass wir ein Ergebnis präsentieren, das in der öffentlichen Diskussion untergegangen ist, was kaum erklärlich ist, oder vielleicht doch?
Die folgende Abbildung ist Seite 14 des Berichts zum SVR-Integrationsklima-Index entnommen. Gefragt wurde danach, ob die „aufgenommenen Flüchtlinge“ die Kriminalität in Deutschland erhöhen. Eine knappe Mehrheit der Befragten stimmt dieser Aussage eher oder voll und ganz zu.
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Allein schon wie die Studie präsentiert wurde, machte klar, dass es Schrott ist. Irgendwas mit “persönlichem Umfeld”. Ja, wurscht. Das ist wie das ständige, “Wann gab es das letzte mal einen tötlichen Anschlag in ihrem Bundesland? Nein. Also GAR KEINE Probleme. Dann halt die Fresse!”.
“…und es hat zur Folge, dass sich Annette Widmann-Mauz in der ARD ganz umsonst ereifert und ganz umsonst behauptet, dass „direkter Kontakt“ für eine „positive Einstellung zur Integration“ maßgeblich sei.”
Frau Witzblatt-Kautz sollte mal die Angehörigen all der Abgemesserten und Totgeschlagenen fragen. Deren Tote hatten alle “direkten Kontakt”… .
da ich Ihren bewundernswerten Netzauftritt erst geraume Zeit besuche, gestatte ich mir gerade angesichts des heutigen Themas die Frage, ob Sie bislang von den Kritisierten je eine ernstzunehmende also sachliche Erwiderung erhalten haben?
Ich kann mich an keine Erwiderung, die wir erhalten hätten, erinnern und bin mir ziemlich sicher, dass, wenn wir eine Erwiderung erhalten hätten, ich mich erinnern könnte.
Dankeschön für die schnelle Auskunft!
ich hätte erwartet, daß die Recherche etwas länger dauert 🙂 Daß sie dagegen aber so einfach war…
Für mich bedeutet Ihre Auskunft, daß die Kritiserten
a) an Debatten auf Augenhöhe nicht interessiert waren (z.B. weil sie sich an den Honigtöpfen der Wohltaten unseres Gemeinwesens überfressen haben) oder
b) beim besten Willen keine Argumente vorbringen konnten.
Der geneigte Leser wird sich die Antwort selbst aussuchen.
Schönen Abend!
Rudi Ratlos
Was ist dran an der Behauptung, die ich irgendwo im Netz gelesen habe, die Befragten dieser Studie setzten sich weit überproportional aus Menschen mit Migrationshintergrund zusammen?
Das ist so. Allerdings ist es Absicht und Teil des Designs, sowohl Deutsche als auch Migranten (Deutsch-Russen, Türken und andere) separat zu analysieren. Daran ist zunächst einmal nichts auszusetzen.
Für das Integrationsbarometer 2018 wurden zwischen Juli 2017 und Januar 2018 insgesamt 9.298 Personen bundesweit telefonisch über Mobil- und Festnetznummern befragt. Davon waren 2.720 Menschen ohne Migrationshintergrund, 1.438 Spätaussiedler, 1.479 Türkischstämmige sowie 1.532 Zuwanderer aus einem EU-Land und 1.760 aus einem anderen Land.
Immerhin schön zu sehen, daß das dämliche Gedöns von vor paar Wochen über fake science, predator publishing und dergleichen offenbar bereits wieder in völlige Vergesenheit geraten ist, was die Hoffnung aufkommen läßt, daß es dem vorliegenden Machwerk ähnlich ergehen wird. Selbiges wurde ja offenbar quasi im Selbstverlag veröffentlicht, also in maximaler Entfernung von allem, was mit peer review und dergleichen zu tun hat und somit den Gipfel des predator publishing darstellt.
“Da eine metrische Verteilung angenommen wird, hat ein Befragter, der auf die sechs Aussagen von Bereich 2 immer gesagt hat, dass er „voll und ganz zustimmt“, ein Gewicht von 25% im Gesamtindex, einer, der immer gesagt hat, dass er überhaupt nicht zustimmt, eines von 6,25%.”
Da kann ich Euch leider nicht folgen. Wieso metrische Verteilung? Es müssten ordinale Daten sein aus denen einen Durchschnitt berechnet wird und zwar für “jeden (Teilindice) (…) 25%.”
“Der Unsinn hinter dieser Behauptung wird daran deutlich, dass ein Befragter, der 15 Mal eher nicht, trifft eher nicht zu und einmal „eher positiv“ gesagt hat, als Befragter gezählt wird, der das Integrationsklima in Deutschland positiv einschätzt.”
Verstehe nicht, wie ihr darauf kommt? Wie ist der Berechnungsschlüssel?
Erste Frage, wie berechnen Sie einen Durchschnitt aus ordinalen Daten? Wenn Sie einen Durchschnitt berechnen, dann nehmen Sie automatisch eine gleiche Verteilung zwischen den Skalenpunkten an. Diese Annahme kann man nur bei metrischen Daten machen.
Zweite Frage: Das ist im Text erklärt und nach meiner Ansicht leicht nachvollziehbar. Wer 16 Mal “trifft eher nicht zu” sagt, hat automatisch einen Wert von 50 auf dem Index. Wer also 15 “trifft eher nicht zu” und einmal “trifft eher zu” sagt, hat den Wert 51 und gilt somit als einer, der für ein positives Integrationsklima steht.
Sie schließen das offenbar aus dem “Wertebereich null bis hundert”, aber die Vorgehensweise der Autoren wird doch an keiner Stelle erklärt. Wenn ich annehme, es wird für jeden Teilindice ein arithmetisches Mittel errechnet, so wie es bei Schulnoten praktiziert wird, und anschließend ein Mittel aus den vier Teilbereichen habe ich eine Zahl von 0 (immer “trifft überhaupt nicht zu”) bis 3 (immer “trifft voll zu”). Im Anschluss definiere ich Ø 0 = 0 Punkte und Ø 3 = 100 Punkte. Fertig ist mein Fantasie-Index. Wo steht eigentlich dass 50 (%) für ein “positives Integrationsklima” gewertet werden? Aus dem Text oben erschließt sich das jedenfalls noch nicht.
Sie haben Recht, das wir nicht erwähnt. Deshalb haben wir die Vorgehensweise rekonstruiert, so, wie im Text erklärt. Ihr Rekonstruktionsversuch ist schon deshalb falsch, weil es 4 Teilindices gibt, die sich zusammen auf 100 addieren. Und wenn jeder Teilindizes 25% des Gesamtindex erklärt, dann ergibt sich die 50 ganz von alleine, wenn sie die Äquidistanz zwischen den einzelnen Kategorien in Prozenterwerte umrechnen. 6,25% pro Kategorie. Versuchen Sie es.
Ich verstehe Ihren Ansatz nicht ganz. Ich wäre so vorgegangen:
Kategorie 4 hat vier Fragen mit jeweils 4 Antwortmöglichkeiten. Wird Frage 1 mit “auf keinen Fall” beantwortet, geht diese mit 0 ein, bei “eher nein” mit 8,3, bei eher ja mit 16,7 und bei “auf jeden Fall” mit 25. Diese vier Werte werden dann addiert und durch 4 geteilt. Hat man also 4 mal mit “auf keinen Fall” geantwortet, ergibt sich für diese Kategorie (0+0+0+0)/4 =0. Hat man aber einmal mit “auf jeden Fall”, ansonsten mit “auf keinen Fall”, geantwortet, kommt 6,25 heraus (0+0+0+25)/4. usw.
Dasselbe erfolgt mit den anderen drei Kategorien. Die Ergebnisse werden dann zusammen addiert. Es könnte also theoretisch 0 raus kommen.
Könnte nicht auch entsprechend dieser Vorgehensweise vorgegangen worden sein?
Sie haben doch kein Problem, mir ihre Hypothese vorzutragen. Warum haben Sie ein Problem damit, die entsprechende Hypothese mit der Forderung einer Antwort den Studienverantwortlichen vorzutragen (immerhin sind Sie es ja, der meine Auslegung anzweifelt)? Ich glaube nicht, dass ich in diesem Zusammenhang überhaupt eine “Aufgabe” habe, die meine ist.
Ich habe natürlich kein Problem, meine Hypothese den Studienverantwortlichen vorzutragen. Ich finde aber schon, daß, wenn man Medien (oft zu Recht) kritisiert, für sich selbst ähnliche Standards gelten lassen sollte. Sie sagen zwar, daß sie die Vorgehensweise nur rekonstruiert haben. Man gewinnt aber den Eindruck, daß nur Ihre Rekonstruktion möglich ist. Wenn aber andere (bspw. meine) möglich sind, stellt sich das Ganze in einem anderen Lichte dar.
Ich habe außer der mathematischen Möglichkeit noch nichts gehört, was für ihre Interpretation spricht. Und ansonsten harre ich der Ergebnisse ihrer Nachfrage. Wir sind übrigens kein Medienunternehmen, sondern ein privates Blog, das in der Freizeit betrieben wird. Wenn Sie dazu übergehen, ihre GEZ-Gebühren monatlich an uns zu überweisen, werden wir natürlich unsere Recherchetätigkeit dem Niveau öffentlich-rechtlicher anpassen.
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Stefan
Hallo Herr Klein, Ihren Einsatz, den Sie in Ihrer Freizeit leisten, schätze ich sehr, seien Sie versichert. Ich habe gerade mit einem Ansprechpartner des SVR gesprochen. Ich habe ihm nicht Ihren Ansatz geschildert, weil ich ihn wie gesagt nicht ganz verstanden habe. Jedoch habe ich gezielt nachgefragt, ob bei Beantwortung aller 16 Fragen mit der negativsten (also integrations”unfreundlichsten”) Ausprägung sich ein Wert von 0 % ergeben würde. Dies wurde bejaht. Ob es tatsächlich stimmt, weiß ich natürlich nicht.
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ShInu
Hallo Herr Klein,
Folgefrage zur Berechnung: Wenn über die Äquidistanz der Basiswert in JEDER Kategorie 6,25% (des späteren Gesamtwertes) beträgt, dann ist der Bias doch sogar 25%, also der Index von 25-100% und nicht von 6.25-100% wie sie schreiben.
Somit müsste der Mittelwert für jede Kategorie ja bei 2.5/4 punkten liegen, also zu 62.5% Zustimmung führen, sodass 64-70% aus der Studie dennoch nach Normierung noch leicht positiv wären.
Nein, ich bitte Sie doch. 🙂
6.25% können es jedenfalls kaum sein. Entweder ihre Annahme über die Bewertung ist falsch und es gibt keinen Bias, oder der Bias sind 25%.
Verschieben wir die Bepunktung um einen Punkt nach unten, sodass 50% genau Unentschlossenheit wiederspiegelt, können maximal 75 [% ; eigentlich nun dimensionslos] erreicht werden.
Ebenso ziehen sie bei der Zustimmungsspanne die geschenkten 25 [%] wieder ab, es verbleiben 39-45
–> 39/75 = 52% und 45/75 = 60%
somit also 52-60% “korrigierte zustimmung” statt den von ihnen geäußerten 57,75 bis 63,75
Es gibt in der Sozialforschung immer den Unterschied zwischen einer theoretischen Verteilung, von der Sie sprechen und der empirischen Verteilung. Die Anpassung ersterer erfolgt, wie sie das sagen, die Anpassung letztere hat einen gewissen Range. Wir haben ihn bei 6,25% angenommen. Das mag zu optimistisch sein…
Ueber ihre Methode, die Berechnung des Indexes zu rekonstruieren bin ich auch etwas gestolpert. Ja, das kann man sicher so machen – ich hoffe allerdings, dass es die Autoren so nicht gemacht haben, das waere wirklich fatal schlecht. Zudem waere in diesem Fall der Bereich nicht 6,25-100, sondern 25-100, denn im schlechtesten Fall gehen ja 4*6,25% in den Index ein (immer 0 angegeben).
Warum eigentlich so kompliziert? Kann es nicht auch sein, dass die Autoren eine schlichte Normailiserung vogenommen haben. Also 16*3=48 als Maximalwert, und alle Werte daraufhin auf [0..1] abgebildet? Damit waere der Mittelfall (8 mal eher dafuer + 8 mal eher nicht dafuer := 8*1+8*2 = 24) 24-1/48-0=0.5 also genau 50.
Das kann man dann natuerlich auch analog fuer alle Teilindices einzeln so machen und diese dann jeweils zu 1/4 in den Gesamtindex einfliessen lassen, wobei man dann allerdings das Problem hat, dass zB Aussagen zu Kategorie 3 (2 Fragen) doppelt so stark in die Bewertung eingehen, als im Vergleich dazu Aussagen aus Kategorie 1.
Die anderen von Ihnen aufgezeigten Schwaechen bleiben aber bestehen. Was mir auch aufstoeast (Ihnen sicher auch), ist schon die Gestaltung der Umfrage. Allein die Tatsache, dass es keine echte mittelwertige Antwortmoeglichkeit gibt (entweder positiv, oder negativ, kein “weder noch” oder “neutral” o.Ae.) verschiebt ja die gesamten Antworten Richtung >50%, wenn man ja doch eher geneigt ist, aus Mangel der passenden Antwort ehr stimme zu anzugeben, als stimme nicht zu.
Ich habe mir die Methodik auch angesehen und festgestellt, dass ca. 56 % der Befragten abgelehnt haben an der Studie teilzunehmen und zusätzliche ca. 20 % sofort aufgelegt haben. Wie kann eine solche Studie dann repräsentativ sein?
Die Frage der Repräsentativität ist eine andere Frage. Wenn Sie bei uns schon länger mitlesen, dann wissen Sie, dass wir von Repräsentativität überhaupt nichts halten
Dass die Rohdaten nicht repräsentativ sind, sieht man daran, dass die Autoren die Daten heftig gewichtet haben. Wie sie das tun, ist eine eigene Analyse, die wir zwar haben, aber nicht veröffentlichen, weil wir keine Lust haben, noch mathematische Ableitungen zu kommentieren. Was bei all dem herauskommt ist, dass die Rohdaten gemessen an sozio-demographischen Verteilung verzerrt sind, dass sie durch die hohe Ausfallrate verzerrt sind. Und was dabei herauskommt, wenn man versucht, auf zwei Unbekannte hin zu gewichten, kann sich jeder mit normalem Mathematikverständnis selbst erklären.
Sehr geehrter Herr klein ,
ich schätze Ihre Arbeit sehr ,aber daß Journalisten naiv und blauäugig sind ,da kann ich Ihnen nicht recht geben.das was heute in den “Redaktionen” des mainstreams herumlungert sind wohl keine journalisten sondern bezahlte Abschreiber.Die müssen schreiben was von ihnen verlangt wird,davon leben sie.Übrigens muß man auch überall anders das tun was von einem verlangt wird,sonst wird man nicht mehr gebraucht.Von Journalisten also Selbstmord um der Wahrheit Willen zu verlangen ,ist zuviel des Guten.Daß kann sich nur Maaßen leisten ,der weiß genug.
… im Gaststättengewerbe und im Pflegedienst werden immer Leute gesucht. Dort würden also die armen , zu Untaten gezwungenen (von wem eigentlich?) Journalisten sicherlich einen Job finden – und zwar mit einer relativ klaren Jobbeschreibung.
Wenn sie das nicht tun, dann liegt das vielleicht daran, dass manche Leute alles zu tun bereit sind, um sich den white-collar-Job zu erhalten, damit man nach außen hin am vermeintlichen Mitelschichtsstatus festhalten kann. Dafür prostituiert man sich dann eben – und das, obwohl in den oben genannten Gewerben sicherlich eine Erwerbstätigkeit ohne Prostitution möglich wäre!
Meines Erachtens sind die Fragestellungen schon falsch. Es geht ja nicht um Migranten an sich. Ich spekuliere einmal und behaupte, dass kaum ein Deutscher etwas dagegen hat, wenn z.B. ein Chinese in seiner Nachbarschaft wohnt oder ein Vietnamese. Ganz anders sieht das schon aus, wenn man einen arabischen Muslim in seiner Nachbarschaft erleben muss, vielleicht noch eine Großfamilie. Es geht in Deutschland doch nicht um einen allgemeinen Migranten, sondern um die Überflutung mit Muslimen. Also kann man die Studie generell wegwerfen, weil sie das Problem schon von der Fragestellung her zukleistert und deshalb nicht aussagekräftig ist.
Also, wenn eine Befragung, die mit dem Ergebnis „die Große Mehrheit der Deutschen sieht Migration als Bereicherung“ beworben wird und vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) unter einer Gruppe mit 71% Migranten (!) durchgeführt wird, dann würde ich mit den weiteren Details dieses Machwerks eigentlich keine Zeit mehr verplempern…
Diese Aussage basiert aber nicht auf den 71% Migranten, sondern NUR auf den Angaben der 29% Deutschen und erklärt sich aus dem Design der Studie. Insofern geht ihre Kritik am Punkt vorbei oder würden Sie dieselbe Kritik an einer Meinungsumfrage, die gut 2000 Deutsche befragt hat (wie im vorliegenden Fall) auch üben?
Sie haben recht, auch wenn ich diesen Umstand in Ihrem Artikel gerne deutlicher betont gesehen hätte, bezieht sich die Aussage über „die Mehrheit der Deutschen“ tatsächlich nur auf den Bereich der Deutschen ohne Migrationshintergrund.
Wenn aber etwa die AfD auf die Idee käme einer Gruppe mit 71% AfD-Mitgliedern die Frage zu stellen, ob die AfD eine Bereicherung für Deutschland sei, dann würde ich dem Ergebnis der Gruppe mit 29% Nichtmitgliedern auch keine große Bedeutung mehr zumessen. Soviel Rechthaberei werden Sie mir vielleicht noch zugestehen.
PS.: Apropos Rechthaberei: Bis 2014 lautete die Definition von „Migrationshintergrund“ nach Destatis:
„Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund besteht aus den seit 1950 nach Deutschland Zugewanderten und deren Nachkommen sowie der ausländischen Bevölkerung.“
Dies wurde ab 2015 (!) abgeändert zu:
„Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde.“
Wenn man sich schon die Mühe macht, für diese Befragung eine Gruppe mit 71% Migranten zusammenzustellen, dann dürfte es bei der Kompetenz des SVR wohl auch keine Mühe mehr machen, 2.720 Personen zu finden, die zwar ab 2015 ohne Migrationshintergrund, aber dennoch bis 2014 noch Migranten gewesen wären. Schon mal daran gedacht?
Danke für die Index-Mathematik. Abgesehen davon, dass die ausgewiesenen Integrationsklima-Indizes ja durchaus noch Luft nach oben lassen, hängt vieles wie immer an den konkreten Fragestellungen. Man muss natürlich im Hinterkopf behalten, dass der Sachverständigenrat „f ü r Integration und Migration“ heißt, also die Einwanderungsgesellschaft voranbringen möchte. Deshalb sieht er Deutschland auch explizit „vor der Aufgabe, die neu zugereisten Flüchtlinge zu integrieren,“ und schreibt am Schluss zur „Kopftuchfrage“, einem „Thema mit hohem Symbolwert“: „Die Auseinandersetzung darum und die Rechteabwägungen der Beteiligten können als natürliches Phänomen begriffen werden, wenn eine Gesellschaft immer vielfältiger wird. Solche Aushandlungen sollten von allen Beteiligten mit Augenmaß geführt werden …“ Nun fragt man sich natürlich, wie man es mit Augenmaß aushandeln soll, ob Frauen in Schulen und Behörden ein Kopftuch tragen dürfen. Da gibt es nur ein Ja oder ein Nein.
Überhaupt das Schlüssel-/Zauberwort der „kulturellen Vielfalt“: „… sofern kulturelle Vielfalt im Alltag erfahren wird“, „Rund die Hälfte der Befragten mit und ohne Migrationshintergrund meint nach wie vor, dass kulturelle Vielfalt die Lernleistung der Schülerinnen und Schüler beeinträchtigt.“ Schnöde ausgedrückt: Hier werden Schüler/innen aus verschiedenen Ländern, die schlechter Deutsch sprechen und deren Familien sich vielleicht noch nicht so gut integriert haben, zur Personifizierung der „kulturellen Vielfalt“, womit sie eigentlich kein Problem darstellen können.(?)
Ansonsten: Statements wie „Die aufgenommenen Flüchtlinge werden Deutschland kulturell langfristig bereichern“/ „… positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands beitragen“, „Die Migranten haben Deutschland kulturell bereichert“ sind schon arg verschwommen. Zum einen sind die gemeinten Gruppen recht heterogen, zum anderen stellt sich schlicht wie Frage, wie und durch was konkret man sich „kulturell bereichert“ fühlen könnte, zumindest langfristig. Durch den Dönerladen mit seinem sympathischen Besitzer? den spanischen oder afrikanischen netten Arbeitskollegen? den Briefträger aus Osteuropa? ungewöhnliche Kleidung von Zuwanderinnen? Überhaupt wird die kulturelle Bereicherung ja offenbar als Alleinstellungsmerkmal der Zugewanderten gesehen. Hat schon je einmal ein Meinungsforschungsinstitut erhoben, ob sich Flüchtlinge bzw. Migranten „durch die deutsche Bevölkerung kulturell bereichert fühlen“ oder die bundesdeutschen Befragten sich z.B. durch den Christopher Street Day als kulturell bereichert empfinden?
Besonders überlegenswert finde ich immer die gängige, auch hier vorgebrachte mit Zahlen untermauerte These, Menschen schätzten das Integrationsgeschehen „umso positiver ein, je mehr Kontakt sie mit kultureller Vielfalt haben (z.B. im Freundeskreis, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz).“ „Die Botschaft lautet daher: Eingetrübt hat sich das Integrationsklima hauptsächlich dort, wo Menschen keine persönlichen Erfahrungen mit kultureller Vielfalt haben und Integration stärker ‚von außen‘ beurteilen (d. h. auf der Basis politischer oder medialer Debatten). Dieser Befund gilt für Ost und West gleichermaßen.“ In Westdeutschland kommen demnach Personen ohne Kontakt zur kulturellen Vielfalt (gibt es das überhaupt?) auf einen Integrationsklima-Index von 51 Prozent, diejenigen mit häufigem (mutmaßlich eher berufstätige Großstadtbewohner) auf 72 Prozent. Man setzt auf einen Gewöhnungseffekt bzw. in den Worten der Autoren „einen allgemeingültigen Mechanismus in der Wahrnehmung von Integration, der auch für andere Bereiche des menschlichen Lebens gilt: Anfängliche Befürchtungen werden schrittweise abgebaut; alles Neue und Unbekannte verliert mit der Zeit seinen Schrecken.“ Das mag sein, und natürlich ist der Kontakt mit dem netten Döner-Verkäufer oder Nachbarn aus Polen (usw.) angenehmer als so manche verstörende Zeitungsmeldung. Letztlich spiegeln aber auch die regional übergreifenden Berichte in Tageszeitung, Fernsehen, Internet Teile der Realität, die man vor Ort, gerade in abgelegenen Regionen, eben nicht immer wahrnimmt. Preisfrage: Würden Menschen, die eher zuwanderungsskeptisch sind, „fremdenfreundlicher“, wenn viele Flüchtlinge und Migranten in ihr Haus/ihre Straße einzögen? Das müsste man eigentlich vermuten.
Auch interessante Aussage im Studiendesign: viele Abbrüche des Telefoninterviews wegen Sprachproblemen. Was also heisst, dass diejenigen Ausländer, die große Sprachprobleme haben ausgefiltert und damit vermutlich unterrepräsentiert sind. Der Bias ist also, dass Ausländer mit guten Sprachkenntnissen überrepräsentiert sind und das eben die Ausländer sind, die sich leichter integrieren können. Und diese Ausländer werden auch mehr Erfolge im Zusammenleben mit Deutschen haben.
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Allein schon wie die Studie präsentiert wurde, machte klar, dass es Schrott ist. Irgendwas mit “persönlichem Umfeld”. Ja, wurscht. Das ist wie das ständige, “Wann gab es das letzte mal einen tötlichen Anschlag in ihrem Bundesland? Nein. Also GAR KEINE Probleme. Dann halt die Fresse!”.
man ist nur noch sprachlos !
“…und es hat zur Folge, dass sich Annette Widmann-Mauz in der ARD ganz umsonst ereifert und ganz umsonst behauptet, dass „direkter Kontakt“ für eine „positive Einstellung zur Integration“ maßgeblich sei.”
Frau Witzblatt-Kautz sollte mal die Angehörigen all der Abgemesserten und Totgeschlagenen fragen. Deren Tote hatten alle “direkten Kontakt”… .
Guten Abend Herr Klein,
da ich Ihren bewundernswerten Netzauftritt erst geraume Zeit besuche, gestatte ich mir gerade angesichts des heutigen Themas die Frage, ob Sie bislang von den Kritisierten je eine ernstzunehmende also sachliche Erwiderung erhalten haben?
Rudi Ratlos
Ich kann mich an keine Erwiderung, die wir erhalten hätten, erinnern und bin mir ziemlich sicher, dass, wenn wir eine Erwiderung erhalten hätten, ich mich erinnern könnte.
Dankeschön für die schnelle Auskunft!
ich hätte erwartet, daß die Recherche etwas länger dauert 🙂 Daß sie dagegen aber so einfach war…
Für mich bedeutet Ihre Auskunft, daß die Kritiserten
a) an Debatten auf Augenhöhe nicht interessiert waren (z.B. weil sie sich an den Honigtöpfen der Wohltaten unseres Gemeinwesens überfressen haben) oder
b) beim besten Willen keine Argumente vorbringen konnten.
Der geneigte Leser wird sich die Antwort selbst aussuchen.
Schönen Abend!
Rudi Ratlos
Was ist dran an der Behauptung, die ich irgendwo im Netz gelesen habe, die Befragten dieser Studie setzten sich weit überproportional aus Menschen mit Migrationshintergrund zusammen?
Das ist so. Allerdings ist es Absicht und Teil des Designs, sowohl Deutsche als auch Migranten (Deutsch-Russen, Türken und andere) separat zu analysieren. Daran ist zunächst einmal nichts auszusetzen.
Aus anderer Quelle (ZEIT online):
Für das Integrationsbarometer 2018 wurden zwischen Juli 2017 und Januar 2018 insgesamt 9.298 Personen bundesweit telefonisch über Mobil- und Festnetznummern befragt. Davon waren 2.720 Menschen ohne Migrationshintergrund, 1.438 Spätaussiedler, 1.479 Türkischstämmige sowie 1.532 Zuwanderer aus einem EU-Land und 1.760 aus einem anderen Land.
D.h. nur 29 % der Befragten waren ohne Mihigru.
Immerhin schön zu sehen, daß das dämliche Gedöns von vor paar Wochen über fake science, predator publishing und dergleichen offenbar bereits wieder in völlige Vergesenheit geraten ist, was die Hoffnung aufkommen läßt, daß es dem vorliegenden Machwerk ähnlich ergehen wird. Selbiges wurde ja offenbar quasi im Selbstverlag veröffentlicht, also in maximaler Entfernung von allem, was mit peer review und dergleichen zu tun hat und somit den Gipfel des predator publishing darstellt.
“Da eine metrische Verteilung angenommen wird, hat ein Befragter, der auf die sechs Aussagen von Bereich 2 immer gesagt hat, dass er „voll und ganz zustimmt“, ein Gewicht von 25% im Gesamtindex, einer, der immer gesagt hat, dass er überhaupt nicht zustimmt, eines von 6,25%.”
Da kann ich Euch leider nicht folgen. Wieso metrische Verteilung? Es müssten ordinale Daten sein aus denen einen Durchschnitt berechnet wird und zwar für “jeden (Teilindice) (…) 25%.”
“Der Unsinn hinter dieser Behauptung wird daran deutlich, dass ein Befragter, der 15 Mal eher nicht, trifft eher nicht zu und einmal „eher positiv“ gesagt hat, als Befragter gezählt wird, der das Integrationsklima in Deutschland positiv einschätzt.”
Verstehe nicht, wie ihr darauf kommt? Wie ist der Berechnungsschlüssel?
Erste Frage, wie berechnen Sie einen Durchschnitt aus ordinalen Daten? Wenn Sie einen Durchschnitt berechnen, dann nehmen Sie automatisch eine gleiche Verteilung zwischen den Skalenpunkten an. Diese Annahme kann man nur bei metrischen Daten machen.
Zweite Frage: Das ist im Text erklärt und nach meiner Ansicht leicht nachvollziehbar. Wer 16 Mal “trifft eher nicht zu” sagt, hat automatisch einen Wert von 50 auf dem Index. Wer also 15 “trifft eher nicht zu” und einmal “trifft eher zu” sagt, hat den Wert 51 und gilt somit als einer, der für ein positives Integrationsklima steht.
Sie schließen das offenbar aus dem “Wertebereich null bis hundert”, aber die Vorgehensweise der Autoren wird doch an keiner Stelle erklärt. Wenn ich annehme, es wird für jeden Teilindice ein arithmetisches Mittel errechnet, so wie es bei Schulnoten praktiziert wird, und anschließend ein Mittel aus den vier Teilbereichen habe ich eine Zahl von 0 (immer “trifft überhaupt nicht zu”) bis 3 (immer “trifft voll zu”). Im Anschluss definiere ich Ø 0 = 0 Punkte und Ø 3 = 100 Punkte. Fertig ist mein Fantasie-Index. Wo steht eigentlich dass 50 (%) für ein “positives Integrationsklima” gewertet werden? Aus dem Text oben erschließt sich das jedenfalls noch nicht.
Sie haben Recht, das wir nicht erwähnt. Deshalb haben wir die Vorgehensweise rekonstruiert, so, wie im Text erklärt. Ihr Rekonstruktionsversuch ist schon deshalb falsch, weil es 4 Teilindices gibt, die sich zusammen auf 100 addieren. Und wenn jeder Teilindizes 25% des Gesamtindex erklärt, dann ergibt sich die 50 ganz von alleine, wenn sie die Äquidistanz zwischen den einzelnen Kategorien in Prozenterwerte umrechnen. 6,25% pro Kategorie. Versuchen Sie es.
Ich verstehe Ihren Ansatz nicht ganz. Ich wäre so vorgegangen:
Kategorie 4 hat vier Fragen mit jeweils 4 Antwortmöglichkeiten. Wird Frage 1 mit “auf keinen Fall” beantwortet, geht diese mit 0 ein, bei “eher nein” mit 8,3, bei eher ja mit 16,7 und bei “auf jeden Fall” mit 25. Diese vier Werte werden dann addiert und durch 4 geteilt. Hat man also 4 mal mit “auf keinen Fall” geantwortet, ergibt sich für diese Kategorie (0+0+0+0)/4 =0. Hat man aber einmal mit “auf jeden Fall”, ansonsten mit “auf keinen Fall”, geantwortet, kommt 6,25 heraus (0+0+0+25)/4. usw.
Dasselbe erfolgt mit den anderen drei Kategorien. Die Ergebnisse werden dann zusammen addiert. Es könnte also theoretisch 0 raus kommen.
Könnte nicht auch entsprechend dieser Vorgehensweise vorgegangen worden sein?
Kann auch sein. Fragen Sie doch einfach mal nach.
Hallo Herr Klein, das wäre doch eigentlich Ihre Aufgabe, denn immerhin sind Sie es ja, der die Studie hinsichtlich ihres Aussagegehalts anzweifelt 😉
Sie haben doch kein Problem, mir ihre Hypothese vorzutragen. Warum haben Sie ein Problem damit, die entsprechende Hypothese mit der Forderung einer Antwort den Studienverantwortlichen vorzutragen (immerhin sind Sie es ja, der meine Auslegung anzweifelt)? Ich glaube nicht, dass ich in diesem Zusammenhang überhaupt eine “Aufgabe” habe, die meine ist.
Ich habe natürlich kein Problem, meine Hypothese den Studienverantwortlichen vorzutragen. Ich finde aber schon, daß, wenn man Medien (oft zu Recht) kritisiert, für sich selbst ähnliche Standards gelten lassen sollte. Sie sagen zwar, daß sie die Vorgehensweise nur rekonstruiert haben. Man gewinnt aber den Eindruck, daß nur Ihre Rekonstruktion möglich ist. Wenn aber andere (bspw. meine) möglich sind, stellt sich das Ganze in einem anderen Lichte dar.
Ich habe außer der mathematischen Möglichkeit noch nichts gehört, was für ihre Interpretation spricht. Und ansonsten harre ich der Ergebnisse ihrer Nachfrage. Wir sind übrigens kein Medienunternehmen, sondern ein privates Blog, das in der Freizeit betrieben wird. Wenn Sie dazu übergehen, ihre GEZ-Gebühren monatlich an uns zu überweisen, werden wir natürlich unsere Recherchetätigkeit dem Niveau öffentlich-rechtlicher anpassen.
Hallo Herr Klein, Ihren Einsatz, den Sie in Ihrer Freizeit leisten, schätze ich sehr, seien Sie versichert. Ich habe gerade mit einem Ansprechpartner des SVR gesprochen. Ich habe ihm nicht Ihren Ansatz geschildert, weil ich ihn wie gesagt nicht ganz verstanden habe. Jedoch habe ich gezielt nachgefragt, ob bei Beantwortung aller 16 Fragen mit der negativsten (also integrations”unfreundlichsten”) Ausprägung sich ein Wert von 0 % ergeben würde. Dies wurde bejaht. Ob es tatsächlich stimmt, weiß ich natürlich nicht.
Hallo Herr Klein,
Folgefrage zur Berechnung: Wenn über die Äquidistanz der Basiswert in JEDER Kategorie 6,25% (des späteren Gesamtwertes) beträgt, dann ist der Bias doch sogar 25%, also der Index von 25-100% und nicht von 6.25-100% wie sie schreiben.
Somit müsste der Mittelwert für jede Kategorie ja bei 2.5/4 punkten liegen, also zu 62.5% Zustimmung führen, sodass 64-70% aus der Studie dennoch nach Normierung noch leicht positiv wären.
Ich entschuldige mich vielmals, falls ich irre.
Möglich. Aber wir wollen nicht immer das Schlimmste annehmen…:))
Nein, ich bitte Sie doch. 🙂
6.25% können es jedenfalls kaum sein. Entweder ihre Annahme über die Bewertung ist falsch und es gibt keinen Bias, oder der Bias sind 25%.
Verschieben wir die Bepunktung um einen Punkt nach unten, sodass 50% genau Unentschlossenheit wiederspiegelt, können maximal 75 [% ; eigentlich nun dimensionslos] erreicht werden.
Ebenso ziehen sie bei der Zustimmungsspanne die geschenkten 25 [%] wieder ab, es verbleiben 39-45
–> 39/75 = 52% und 45/75 = 60%
somit also 52-60% “korrigierte zustimmung” statt den von ihnen geäußerten 57,75 bis 63,75
Es gibt in der Sozialforschung immer den Unterschied zwischen einer theoretischen Verteilung, von der Sie sprechen und der empirischen Verteilung. Die Anpassung ersterer erfolgt, wie sie das sagen, die Anpassung letztere hat einen gewissen Range. Wir haben ihn bei 6,25% angenommen. Das mag zu optimistisch sein…
Ueber ihre Methode, die Berechnung des Indexes zu rekonstruieren bin ich auch etwas gestolpert. Ja, das kann man sicher so machen – ich hoffe allerdings, dass es die Autoren so nicht gemacht haben, das waere wirklich fatal schlecht. Zudem waere in diesem Fall der Bereich nicht 6,25-100, sondern 25-100, denn im schlechtesten Fall gehen ja 4*6,25% in den Index ein (immer 0 angegeben).
Warum eigentlich so kompliziert? Kann es nicht auch sein, dass die Autoren eine schlichte Normailiserung vogenommen haben. Also 16*3=48 als Maximalwert, und alle Werte daraufhin auf [0..1] abgebildet? Damit waere der Mittelfall (8 mal eher dafuer + 8 mal eher nicht dafuer := 8*1+8*2 = 24) 24-1/48-0=0.5 also genau 50.
Das kann man dann natuerlich auch analog fuer alle Teilindices einzeln so machen und diese dann jeweils zu 1/4 in den Gesamtindex einfliessen lassen, wobei man dann allerdings das Problem hat, dass zB Aussagen zu Kategorie 3 (2 Fragen) doppelt so stark in die Bewertung eingehen, als im Vergleich dazu Aussagen aus Kategorie 1.
Die anderen von Ihnen aufgezeigten Schwaechen bleiben aber bestehen. Was mir auch aufstoeast (Ihnen sicher auch), ist schon die Gestaltung der Umfrage. Allein die Tatsache, dass es keine echte mittelwertige Antwortmoeglichkeit gibt (entweder positiv, oder negativ, kein “weder noch” oder “neutral” o.Ae.) verschiebt ja die gesamten Antworten Richtung >50%, wenn man ja doch eher geneigt ist, aus Mangel der passenden Antwort ehr stimme zu anzugeben, als stimme nicht zu.
Oh mann, welch ein Schund!
Ich habe mir die Methodik auch angesehen und festgestellt, dass ca. 56 % der Befragten abgelehnt haben an der Studie teilzunehmen und zusätzliche ca. 20 % sofort aufgelegt haben. Wie kann eine solche Studie dann repräsentativ sein?
Die Frage der Repräsentativität ist eine andere Frage. Wenn Sie bei uns schon länger mitlesen, dann wissen Sie, dass wir von Repräsentativität überhaupt nichts halten
Hier erklärt: http://www.sciencefiles.net/mythos-der-reprasentativitat/
Dass die Rohdaten nicht repräsentativ sind, sieht man daran, dass die Autoren die Daten heftig gewichtet haben. Wie sie das tun, ist eine eigene Analyse, die wir zwar haben, aber nicht veröffentlichen, weil wir keine Lust haben, noch mathematische Ableitungen zu kommentieren. Was bei all dem herauskommt ist, dass die Rohdaten gemessen an sozio-demographischen Verteilung verzerrt sind, dass sie durch die hohe Ausfallrate verzerrt sind. Und was dabei herauskommt, wenn man versucht, auf zwei Unbekannte hin zu gewichten, kann sich jeder mit normalem Mathematikverständnis selbst erklären.
Sehr geehrter Herr klein ,
ich schätze Ihre Arbeit sehr ,aber daß Journalisten naiv und blauäugig sind ,da kann ich Ihnen nicht recht geben.das was heute in den “Redaktionen” des mainstreams herumlungert sind wohl keine journalisten sondern bezahlte Abschreiber.Die müssen schreiben was von ihnen verlangt wird,davon leben sie.Übrigens muß man auch überall anders das tun was von einem verlangt wird,sonst wird man nicht mehr gebraucht.Von Journalisten also Selbstmord um der Wahrheit Willen zu verlangen ,ist zuviel des Guten.Daß kann sich nur Maaßen leisten ,der weiß genug.
… im Gaststättengewerbe und im Pflegedienst werden immer Leute gesucht. Dort würden also die armen , zu Untaten gezwungenen (von wem eigentlich?) Journalisten sicherlich einen Job finden – und zwar mit einer relativ klaren Jobbeschreibung.
Wenn sie das nicht tun, dann liegt das vielleicht daran, dass manche Leute alles zu tun bereit sind, um sich den white-collar-Job zu erhalten, damit man nach außen hin am vermeintlichen Mitelschichtsstatus festhalten kann. Dafür prostituiert man sich dann eben – und das, obwohl in den oben genannten Gewerben sicherlich eine Erwerbstätigkeit ohne Prostitution möglich wäre!
Meines Erachtens sind die Fragestellungen schon falsch. Es geht ja nicht um Migranten an sich. Ich spekuliere einmal und behaupte, dass kaum ein Deutscher etwas dagegen hat, wenn z.B. ein Chinese in seiner Nachbarschaft wohnt oder ein Vietnamese. Ganz anders sieht das schon aus, wenn man einen arabischen Muslim in seiner Nachbarschaft erleben muss, vielleicht noch eine Großfamilie. Es geht in Deutschland doch nicht um einen allgemeinen Migranten, sondern um die Überflutung mit Muslimen. Also kann man die Studie generell wegwerfen, weil sie das Problem schon von der Fragestellung her zukleistert und deshalb nicht aussagekräftig ist.
Also, wenn eine Befragung, die mit dem Ergebnis „die Große Mehrheit der Deutschen sieht Migration als Bereicherung“ beworben wird und vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) unter einer Gruppe mit 71% Migranten (!) durchgeführt wird, dann würde ich mit den weiteren Details dieses Machwerks eigentlich keine Zeit mehr verplempern…
Diese Aussage basiert aber nicht auf den 71% Migranten, sondern NUR auf den Angaben der 29% Deutschen und erklärt sich aus dem Design der Studie. Insofern geht ihre Kritik am Punkt vorbei oder würden Sie dieselbe Kritik an einer Meinungsumfrage, die gut 2000 Deutsche befragt hat (wie im vorliegenden Fall) auch üben?
Sie haben recht, auch wenn ich diesen Umstand in Ihrem Artikel gerne deutlicher betont gesehen hätte, bezieht sich die Aussage über „die Mehrheit der Deutschen“ tatsächlich nur auf den Bereich der Deutschen ohne Migrationshintergrund.
Wenn aber etwa die AfD auf die Idee käme einer Gruppe mit 71% AfD-Mitgliedern die Frage zu stellen, ob die AfD eine Bereicherung für Deutschland sei, dann würde ich dem Ergebnis der Gruppe mit 29% Nichtmitgliedern auch keine große Bedeutung mehr zumessen. Soviel Rechthaberei werden Sie mir vielleicht noch zugestehen.
PS.: Apropos Rechthaberei: Bis 2014 lautete die Definition von „Migrationshintergrund“ nach Destatis:
„Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund besteht aus den seit 1950 nach Deutschland Zugewanderten und deren Nachkommen sowie der ausländischen Bevölkerung.“
Dies wurde ab 2015 (!) abgeändert zu:
„Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde.“
Wenn man sich schon die Mühe macht, für diese Befragung eine Gruppe mit 71% Migranten zusammenzustellen, dann dürfte es bei der Kompetenz des SVR wohl auch keine Mühe mehr machen, 2.720 Personen zu finden, die zwar ab 2015 ohne Migrationshintergrund, aber dennoch bis 2014 noch Migranten gewesen wären. Schon mal daran gedacht?
Danke für die Index-Mathematik. Abgesehen davon, dass die ausgewiesenen Integrationsklima-Indizes ja durchaus noch Luft nach oben lassen, hängt vieles wie immer an den konkreten Fragestellungen. Man muss natürlich im Hinterkopf behalten, dass der Sachverständigenrat „f ü r Integration und Migration“ heißt, also die Einwanderungsgesellschaft voranbringen möchte. Deshalb sieht er Deutschland auch explizit „vor der Aufgabe, die neu zugereisten Flüchtlinge zu integrieren,“ und schreibt am Schluss zur „Kopftuchfrage“, einem „Thema mit hohem Symbolwert“: „Die Auseinandersetzung darum und die Rechteabwägungen der Beteiligten können als natürliches Phänomen begriffen werden, wenn eine Gesellschaft immer vielfältiger wird. Solche Aushandlungen sollten von allen Beteiligten mit Augenmaß geführt werden …“ Nun fragt man sich natürlich, wie man es mit Augenmaß aushandeln soll, ob Frauen in Schulen und Behörden ein Kopftuch tragen dürfen. Da gibt es nur ein Ja oder ein Nein.
Überhaupt das Schlüssel-/Zauberwort der „kulturellen Vielfalt“: „… sofern kulturelle Vielfalt im Alltag erfahren wird“, „Rund die Hälfte der Befragten mit und ohne Migrationshintergrund meint nach wie vor, dass kulturelle Vielfalt die Lernleistung der Schülerinnen und Schüler beeinträchtigt.“ Schnöde ausgedrückt: Hier werden Schüler/innen aus verschiedenen Ländern, die schlechter Deutsch sprechen und deren Familien sich vielleicht noch nicht so gut integriert haben, zur Personifizierung der „kulturellen Vielfalt“, womit sie eigentlich kein Problem darstellen können.(?)
Ansonsten: Statements wie „Die aufgenommenen Flüchtlinge werden Deutschland kulturell langfristig bereichern“/ „… positiv zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands beitragen“, „Die Migranten haben Deutschland kulturell bereichert“ sind schon arg verschwommen. Zum einen sind die gemeinten Gruppen recht heterogen, zum anderen stellt sich schlicht wie Frage, wie und durch was konkret man sich „kulturell bereichert“ fühlen könnte, zumindest langfristig. Durch den Dönerladen mit seinem sympathischen Besitzer? den spanischen oder afrikanischen netten Arbeitskollegen? den Briefträger aus Osteuropa? ungewöhnliche Kleidung von Zuwanderinnen? Überhaupt wird die kulturelle Bereicherung ja offenbar als Alleinstellungsmerkmal der Zugewanderten gesehen. Hat schon je einmal ein Meinungsforschungsinstitut erhoben, ob sich Flüchtlinge bzw. Migranten „durch die deutsche Bevölkerung kulturell bereichert fühlen“ oder die bundesdeutschen Befragten sich z.B. durch den Christopher Street Day als kulturell bereichert empfinden?
Besonders überlegenswert finde ich immer die gängige, auch hier vorgebrachte mit Zahlen untermauerte These, Menschen schätzten das Integrationsgeschehen „umso positiver ein, je mehr Kontakt sie mit kultureller Vielfalt haben (z.B. im Freundeskreis, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz).“ „Die Botschaft lautet daher: Eingetrübt hat sich das Integrationsklima hauptsächlich dort, wo Menschen keine persönlichen Erfahrungen mit kultureller Vielfalt haben und Integration stärker ‚von außen‘ beurteilen (d. h. auf der Basis politischer oder medialer Debatten). Dieser Befund gilt für Ost und West gleichermaßen.“ In Westdeutschland kommen demnach Personen ohne Kontakt zur kulturellen Vielfalt (gibt es das überhaupt?) auf einen Integrationsklima-Index von 51 Prozent, diejenigen mit häufigem (mutmaßlich eher berufstätige Großstadtbewohner) auf 72 Prozent. Man setzt auf einen Gewöhnungseffekt bzw. in den Worten der Autoren „einen allgemeingültigen Mechanismus in der Wahrnehmung von Integration, der auch für andere Bereiche des menschlichen Lebens gilt: Anfängliche Befürchtungen werden schrittweise abgebaut; alles Neue und Unbekannte verliert mit der Zeit seinen Schrecken.“ Das mag sein, und natürlich ist der Kontakt mit dem netten Döner-Verkäufer oder Nachbarn aus Polen (usw.) angenehmer als so manche verstörende Zeitungsmeldung. Letztlich spiegeln aber auch die regional übergreifenden Berichte in Tageszeitung, Fernsehen, Internet Teile der Realität, die man vor Ort, gerade in abgelegenen Regionen, eben nicht immer wahrnimmt. Preisfrage: Würden Menschen, die eher zuwanderungsskeptisch sind, „fremdenfreundlicher“, wenn viele Flüchtlinge und Migranten in ihr Haus/ihre Straße einzögen? Das müsste man eigentlich vermuten.
Auch interessante Aussage im Studiendesign: viele Abbrüche des Telefoninterviews wegen Sprachproblemen. Was also heisst, dass diejenigen Ausländer, die große Sprachprobleme haben ausgefiltert und damit vermutlich unterrepräsentiert sind. Der Bias ist also, dass Ausländer mit guten Sprachkenntnissen überrepräsentiert sind und das eben die Ausländer sind, die sich leichter integrieren können. Und diese Ausländer werden auch mehr Erfolge im Zusammenleben mit Deutschen haben.
Hallo Michael Klein,
vielen Dank für deinen Einsatz und die Arbeit die du leistest.
Wünsche dir alles gute