Bundesregierung: Ineffizient und ohne Anstand – Umfrage-Ergebnis trotz ARD-Manipulation von ScienceFiles ausgegraben
Wie immer, so sind auch dieses Mal die Ergebnisse repräsentativ, d.h., diejenigen, die die Ergebnisse produziert haben, behaupten, ihre 11.769 Personen im Alter von 18 bis 93 Jahren erlaubten einen Schluss auf die gesamte deutsche Bevölkerung. Im vorliegenden Fall behaupten dies „das Team des Dr. Arend Oetker Lehrstuhls für Wirtschaftspsychologie und Führung der HHL Leipzig Graduate School of Management und das Center for Leadership and Values in Society der Universität St.Gallen“.
Wer immer sie im Einzelnen auch sein mögen, sie zeichnen für den Gemeinwohlatlas verantwortlich, besser: für das, was als Gemeinwohlatlas bezeichnet wird. An diesem Gemeinwohlatlas kann man etliches kritisieren, z.B. dass Äpfel mit Tretminen verglichen werden, was alleine schon ausreicht, um die angeblichen Ergebnisse mit erheblicher Vorsicht zu genießen, einfach deshalb weil Organisationen wie Krankenhäuser oder das Deutsche Rote Kreuz oder die Bundesregierung, die dem Gemeinwohl verpflichtet sind, mit Unternehmen verglichen werden, von Aldi Süd bis Microsoft, die dem Gemeinwohl nur in der Welt sozialistischer Träumer verpflichtet sind, ansonsten, in der realen Welt aber dem Profit, denn ohne Profit kein Unternehmen.
Unsere methodische Kritik wollen wir an dieser Stelle jedoch zurückstellen, zugunsten der Auslassungen, die uns abermals bei der ARD Tagesschau aufgefallen sind. Unterschlagen, Weglassen, Verschweigen oder Übergehen sind, wenn man für Informationen eine Agenda Setting Funktion hat, wie dies Medien nun einmal haben, adäquate Mittel im Arsenal der täglichen Manipulation.
„Welche Institutionen sind hierzulande die hilfreichsten für die Gesellschaft? Ergebnis einer repräsentativen Umfrage: Ehre für Feuerwehr und Retter, Rüffel für die katholische Kirche. Auch Fußballverbände kommen schlecht weg.”
So beginnt der Text der Tagesschau, in dessen Verlauf sich zu den bereits genannten Organisationen noch Unternehmen gesellen.
Indes, der Gemeinwohlatlas enthält auch politische Organisationen, die explizit dem Gemeinwohl verpflichtet sind, u.a. die Bundesregierung (der Amtseid des Bundeskanzlers enthält die Floskel vom Nutzen mehren) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Beide schneiden im Ranking miserabel ab.
Das war der Cliffhanger.
Jetzt kommt erst ein wenig Methodik. Die Befragten sollen auf einer Skala von 1 bis 6 (mit der üblichen stimme voll und ganz bis überhaupt nicht zu Unterscheidung) vier Dinge einschätzen:
- Aufgabenerfüllung:Die jeweilige Organisation leistet im Kerngeschäft gute Arbeit.
- Zusammenhalt:Die jeweilige Organisation trägt zum Zusammenhalt in Deutschland bei.
- Lebensqualität:Die jeweilige Organisation trägt zur Lebensqualität in Deutschland bei.
- Moral:Die jeweilige Organisation verhält sich anständig.
Die Bundesregierung erreicht im Ranking der vier Bereiche die folgenden Plätze:
- Die Bundesregierung leistet im Kerngeschäft gute Arbeit: Platz 107 von 137;
- Die Bundesregierung trägt zum Zusammenhalt in Deutschland bei: Platz 34 von 137;
- Die Bundesregierung trägt zur Lebensqualität in Deutschland bei: Platz 50 von 137;
- Die Bundesregierung verhält sich anständig: Platz 83 von 137;
Nun kann man – wie gesagt – an der Art und Weise, wie die Daten erhoben und der „Gemeinwohlatlas“ zusammengeschustert wird, vieles aussetzen. Dennoch wäre es für eine normale Bundesregierung bedenklich, wenn sie im Bereich „Arbeitserfüllung“ hinter UPS und Nike zurückbleibt und sich selbst hinter ALDI Nord und Süd und weit abgeschlagen in der Prioritätenliste der Befragten einfindet.
Dass eine große Zahl der Befragten der Ansicht sind, die Bundesregierung verhalte sich nicht anständig, das sei hier nur angemerkt. Überzeugungstäter lassen sich von der Meinung anderer nicht beeinflussen. Entsprechend kann man erwarten, dass die Bundesregierung auch in aller Unanständigkeit problemlos weitermachen wird.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erreicht übrigens die folgenden Platzierungen
- Aufgabenerfüllung: 119 von 137;
- Zusammenhalt: 69 von 137;
- Lebensqualität: 108 von 137;
- Anstand: 93 von 137;
Warum die ARD Tagesschau ihre Zuschauer und Leser über diese miserable Einschätzung der Arbeit und des Anstands von Bundesregierung und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wohl im Dunkeln lässt?
Die Antwort auf diese Frage ist vermutlich dieselbe, wie die auf die Frage nach der fehlenden Verlinkung: Warum fehlt ein Link auf die Seite des Gemeinwohlatlases bei der ARD, der es den Lesern erlaubt, sich ein eigenes Bild zu machen?
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Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl & Co. haben für den Bürger wesentlich mehr getan als alle Politiker der letzten 30 Jahre. Und das, obwohl sie profitorientiert sind.
Meine Reaktion: Ein trauriges Gelächter.
Das nicht sehr stark ausgeprägte so genannte Institutionenvertrauen ist ja auch in zahlreichen anderen Umfragen zu erkennen. ARD DeutschlandTrend September 2018: Sehr großes oder großes Vertrauen hatten in die Polizei 81 %, die Gerichte 65 %, die Medien 47 %, die Bundesregierung 43 %. Anders gesagt: Mehr als die Hälfte der Befragten äußerte wenig bis kein Vertrauen in „die Medien“ und die Bundesregierung. Im Kommentartext von infratest dimap heißt es: „Eine zentrale Voraussetzung für das Funktionieren einer Gesellschaft ist das Vertrauen der Bevölkerung in die staatlichen und nicht staatlichen Institutionen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Fairerweise muss man bei der vorliegenden Untersuchung sagen (was ja im Text oben auch angemerkt wurde!), dass (u.a.) die abstrakten Fragen, speziell der Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und Anstand, nicht für alle einbezogenen Institutionen/Firmen gleich relevant sind, insofern der Gesamtwert für Gemeinwohl leicht verzerrend ist. Dass die Bundespolizei (5,00) weit moralischer erscheint als die Bundesregierung (3,59) oder die Bundesagentur für Arbeit (3,63), sollte Letzeren zu denken geben.
Warum die Anzahl der zugrunde liegenden Bewertungen bei einzelnen Organisationen und Fragen so unterschiedlich hoch ist, habe ich allerdings auf den ersten Blick nicht begriffen, mich allerdings auch nicht in die Methode hineingekniet.