Ärmel-Kanal-News: Schottische Bananenrepublik, Merkels Rezeption und Triple Crown

Haben Sie schon davon gehört, dass Nicola Sturgeon, First Minister of Scotland, auf dem Weg aus dem Amt ist?
Sturgeon gehört zu den britischen Polit-Darstellern, die bei uns automatisch zum Programmwechsel führen und bald sollte Sturgeon auch zu den Polit-Darstellern gehören, die aus dem Amt gejagt wurden.
Alex Salmond sollte dann einen Feldtag haben.

Alex Salmond ist der Vorgänger von Nicola Sturgeon im Amt des First Minister von Scotland und des Vorsitzenden der SNP, der Scottish National Party. Salmond hat 2014 beide Ämter aufgegeben, nachdem sich eine Mehrheit der Schotten gegen eine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich ausgesprochen hat. Von 2015 bis 2017 hat Salmond ein kurzes Gastspiel für die SNP in Westminster gegeben, 2017 wurde er nicht mehr ins House of Commons gewählt, und 2018 hat er seine Parteimitgliedschat in der SNP niedergelegt. Der Grund dafür waren Beschuldigungen, die gegen ihn erhoben wurden, die heute üblichen Beschuldigungen, die immer dann erhoben werden, wenn Phantasielose eine Karriere vernichtet wollen: sexuelle Belästigung. 13 Anschuldigungen wurden gegen Salmond in einer Form konzertierter Aktion erhoben, von allen 13 Anklagen wurde Alex Salmond freigesprochen. Zwischen Beschuldigung und Freispruch vergingen mehr als zwei Jahre.

Und nun, nachdem er freigesprochen wurde, hat sich Salmond mit heftigen Anschuldigungen zu Wort gemeldet, Anschuldigungen, die man in aller Kürze zusammenfassen kann als: Die Rufmord-Kampagne gegen seine Person wurde in der Parteispitze der SNP und in der schottischen Regierung geplant, instigiert und in die Tat umgesetzt. Nicola Sturgeon ist sowohl Voristzender der SNP als auch First Minister und somit Chef der Schottischen Regierung.

Alex Salmond: ““I […] am very clear in my position that the evidence supports a deliberate, prolonged, malicious and concerted effort amongst a range of individuals within the Scottish government and the SNP to damage my reputation, even to the extent of having me imprisoned.

[Ich lasse keinen Zweifel daran, dass die Belege einen absichtlichen, andauernden, böswilligen und konzertierten Versuch einer Reihe von Personen in der Schottischen Regierung und der SNP zeigen, meine Reputation zu beschädigen, die dabei sogar soweit zu gehen bereit waren, mich ins Gefängnis zu bringen.]

“That includes, for the avoidance of doubt, Peter Murrell (chief executive), Ian McCann (compliance officer) and Sue Ruddick (chief operating officer) of the SNP together with Liz Lloyd, the First Minister’s Chief of Staff.”

Um jede Spekulation zu vermeiden, dies betrifft Peter Murrell, Ian McCann, Sue Ruddick von der SNP und Liz Loyd, Büroleiter [von Nicola Sturgeon]

Man kann sich vorstellen, dass die Anschuldigungen, die Salmond erhebt, Sprengstoff sind, aber sie sind nur der Anfang einer politischen Groteske, die Schottland seit Wochen im Griff hat. Mittlerweile nehmen Abgeordnete im Schottischen Parlament “Holyrood” (Holy nicht Holly und rood nicht wood), den “Stench of a cover-up” (Gestank von Vertuschung) wahr und reden von der SNP als “cesspit of vipers”, wobei cesspit vielleicht am besten mit Kloake übersetzt ist. Andrew Neil hat der Groteske jenseits von Hadrians Wall, oben im Norden, eine ausführliche Analyse gewidmet, wobei Neil sich vornehmlich mit dem Zustand der vollständigen Korruption des Landes beschäftigt, denn nicht nur scheinen SNP und Regierung konspiriert zu haben, um den Ruf von Alex Salmond zu beschädigen, sie konspirieren auch im Versuch, die Belege, die diese Konspiration zeigen, zu unterdrücken und die Art und Weise, wie sich Partei, SNP, SNP-geführte Regierung der politisch zur Neutralität verpflichteten Institutionen wie dem Crown Service, der Verwaltung bemächtigen, hat zu erheblicher Besorgnis in Westminster und zu Verstimmung bei SNP-Abgeordneten im House of Commons geführt.

Eine der Eskapaden in aller Kürze:

Das schottische Parlament in Holyrood hat einen Untersuchungsausschuss eingesetzt, der unter anderem die Verwendung von £500.000 klären soll, die die Regierung von Sturgeon 2018 eingesetzt hat, um die Verurteilung von Alex Salmond zu erreichen.
Salmond ist wie gesagt freigesprochen worden und hat seinerseits umfangreiche Belege zusammengestellt, die zeigen, wer in der schottischen Regierung alles in den Versuch, ihn zu diffamieren, involviert war.
Er hat seine Belege veröffentlicht.
Der Spectator (eine britische Zeitung) hat die Belege veröffentlicht
Die Schottische Regierung hat über das Schottische Crown Office die Veröffentlichung untersagt.
Der Spectator ist vor ein Schottisches Gericht gezogen und hat die Veröffentlichung dort erstritten.
In der neuerlichen Veröffentlichung der Belege durch das Schottische Crown Office waren entscheidende Stellen geschwärzt.
Damit sollte verheimlicht werden, dass Alex Salmond Belege dafür vorgetragen hat, dass Nicola Sturgeon das Schottische Parlament belogen hat.

Nach hin und her und hin und her, hat Salmond vor dem schottischen Parlament ausgesagt. Nach seiner Aussage kann man sich eigentlich kein Schlupfloch vorstellen, durch das Sturgeon entkommen könnte. Ihre Tage als First Minister sind gezählt und damit dürfte auch die Zeit, zu der auf schottischen Gebäuden die Fahne der EU gehisst wird, zuende gehen. Wenn es noch einen Beleg dafür gebraucht hätte, dass Sturgeon sich aus dem Kreis derer verabschiedet hat, die keine kognitive Störung vor einem Psychiater geltend machen können, dann ist ihre Anordnung, dass die Fahne der EU auf Gebäuden Schottlands wehen soll, wohl ein solcher Beleg. Man muss unwillkürlich an die kleine Gör denken, die – weil sie ihren Willen nicht bekommen hat – rot anläuft und mit dem Fuß aufstampft.


Nicht besonders gut ist die Aussage von Angela Merkel, sich nicht mit dem Impfstoff von AstraZeneca impfen lassen zu wollen, im Vereinigten Königreich angekommen: “Angela Merkel refuses Oxford jab amid calls to ‘lead by example‘”, titelt z.B. der Telegraph. Es folgt ein Beitrag, in dem berichtet wird, dass der Impfstoff von AstraZeneca in Deutschland zum Ladenhüter geworden ist, weil der Impfstoff in einer öffentlichen Kampagne diskreditiert wurde und dass deshalb Stimmen laut geworden seien, die Merkel aufgefordert hätten, to lead by example, das Vertrauen in AZD1222 also dadurch wiederherzustellen, dass sie sich damit impfen lässt. Das hat Merkel abgelehnt und mehr als 3000 Kommentatoren haben im Telegraph in der Mehrheit nicht positiv darauf reagiert. Einige Beispiele, in denen die Entscheidung Merkels, ebenso wie die Beschränkung der Zulassung des Impfstoffes von AstraZeneca auf die unter 65jährigen, die nur in Deutschland und Frankreich erfolgt ist, mit wirtschaftlichen Interessen von Biontech in Verbindung gebracht wird:

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“The EU has approved the AZ vaccine for all age groups. The German authorities decided to override the EU approval and limit it to those 65 and under in Germany. This was clearly a political decision (presumably to promote the German Pfizer vaccine over the AZ vaccine) as the technical evaluations (and use by millions of over 65s) all have demonstrated it is fit for use by that group”. [Die EU hat den Impfstoff für alle Altersgruppen zugelassen. Die deutschen Behörden haben entschieden, die Zulassung durch die EU für über 65jährige auszusetzen. Das ist sicher eine politische Entscheidung (vermutlich um den deutschen “Pfizer” Impfstoff zu befördern), denn die Evaluationen haben klar gezeigt, dass der Impfstoff für über 65jährige geeignet ist.]

Nun ist der Hinweis darauf, dass die deutsche Regierung die wirtschaftlichen Interessen von Pfizer/Biontech gegenüber AstraZeneca bevorzugen will, zwar plausibel, aber nicht begründet. Ein anderer Kommentator hat das bemerkt und liefert seine Begründung dafür, dass deutsche Behörden so zurückhaltend sind, wenn es um den Impfstoff von AstraZeneca geht:

“An explanation for Germany’s reluctance to use the AZ vax for over 65 year olds can lie in the fact that the German government agreed to take over some of the liability should any ill effects develop further down the line”. [Eine Erklärung dafür, dass Deutschland zurückhaltend ist, wenn es um den Einsatz des Impfstoffes von AstraZeneca bei über 65jährigen geht, könnte darin zu finden sein, dass die deutsche Regierung sich bereit erklärt hat, einen Teil der Kosten zu übernehmen, die aus Schadensersatz und Schmerzengeldforderungen entstehen können, falls sich der Impfstoff über Zeit als schädlich erweist.]


David Perks ist in den Schlagzeilen.
David Perks ist Direktor der East London Science School, einer Schule im sekundären Bildungszweig, eine Schule mit Teenagern als Schüler. Teenager sollen, so will es plötzlich die Regierung von Boris Johnson, im Unterricht Maske tragen. David Perks, Schulleiter und Gründer der Freien Schule “East London Science School” will davon nichts wissen. Er weigert sich, eine Maskenpflicht im Unterricht durchzusetzen und begründet dies damit, dass die Vermittlung von Lerninhalten durch Masken erschwert, wenn nicht verunmöglicht werde. Zudem sieht Perks keinerlei Sinn in der Anordnung, geht vielmehr davon aus, dass die Regierung Johnson vor den Lehrer-Gewerkschaften zu Kreuze gekrochen ist, die eine umfassende Maskenpflicht in Schulen nicht nur fordern, sondern zur Voraussetzung dafür gemacht haben, dass sich ihre Mitglieder wieder an ihren Arbeitsplatz bemühen:

“It’s not very often you have to do something like that but this is important. If you slip on it now, you will never come back. It is a line in the sand”.

Eine schöne Art zu sagen, dass man der Regierung nicht den kleinen Finger geben soll, weil man sonst seine Hand los ist.


Wales hat gewonnen.

Es gibt wohl kein sportliches Ereignis, das für “the Welsh” wichtiger ist als ein Rugbyspiel gegen England. Gestern war es wieder so weit. Im Principality Stadion in Cardiff fand ein Geisterspiel statt, und Wales hat gewonnen: 40 zu 24 hieß es nach 80 Minuten. Damit ist die Waliser Welt in Ordnung, zumal Wales nun die Tabelle der diesjährigen Six Nations anführt und die Triple Crown gewonnen hat, denn dem Sieg gegen England gingen Siege gegen Schottland und Irland voraus. Dies alles ist insofern bemerkenswert als der Kiwi Wayne Pivac, der Cheftrainer von Wales, vor diesen Erfolgen eher Misserfolge zu verzeichnen hatte, seit er sein Amt von Warren Gatland übernommen hat (noch ein Kiwi). Hinzu kommt, dass die Waliser mit einer sehr jungen und ersatzgeschwächten Mannschaft ins Spiel gegen England gegangen sind.


Schließlich haben wir noch eine typisch britische Geschichte. Da sich Lockdowns zum neuen Normal entwickelt haben und etliche Briten Gefallen am Home Office gefunden haben, gibt es eine neue Sparte im Bau: Garden Office. Wer sitzt schon gerne am Küchentisch oder am Katzentisch, den er im Wohnzimmer mühsam freigeräumt hat, wenn er auch ein Garden Office haben kann, in ruhiger, ansprechender Lage, mit Blick ins Gründ des eigenen Gartens? Ab £5.000 sind Sie dabei. Wer mehr bezahlen will, der kann auch mehr investieren, das Limit setzt der eigene Geldbeutel. So lange das Garden Office nicht höher als 2,5 Meter ist und nicht mehr als 50% des Gartens einnimmt, solange es nicht näher an der Straße liegt als das eigene Haus, so lange ist keine Baugenehmigung notwendig.

Der Markt floriert.

 

Mehr dazu gibt es auf https://www.houzz.co.uk/

Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Wer es gerne in Marmor und Holz hat, der ist bei AO Architecture an der richtigen Stelle, wobei AO Architecture die Marklücke in der Marktlücke erkannt hat: Ein Garden Office, das Wochentags der Arbeit und am Wochenende dem Entertainment dient. Das Modell kann vom Office zur Bar konvertiert werden.

Für die Kleinigkeit von £33,000 aufwärts kann man sich eine Bertsbox in den Garten stellen:

Bertsbox. Disclaimer: Der See ist nicht im Preis enthalten…

Das war’s für diese Woche. Wir hoffen, Sie sind nun auf dem Laufenden über das Wichtigste das es diese Woche aus dem Vereinigten Königreich zu wissen gibt.



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