Ihr Plastik müllt die Arktis zu!: Schämen Sie sich oder hören Sie damit auf Junk Studien bei Systemmedien zu konsumieren

Stop!
Stop, Sie, ja Sie!
Sie mit der Plastikflasche in der Hand.
Haben Sie schon einmal über die Umweltfolgen Ihres unkontrollierten, von Ihrer Regierung [bislang] unkontrollierten Wasser aus Plastikflaschen-Konsums nachgedacht? Darüber reflektiert?
Nachhaltig reflektiert?
Eine Selbstkritik über das Ergebnis ihrer reflektierten Nachhaltigkeit verfasst?
Nein?
Das dachten wir uns.
Deshalb ist es so wichtig, dass es Forscher, wie die vom Alfred-Wegener-Institut gibt, die es geschafft haben, die Ergebnisse ihres letzten Beitrags, der sich mit Junk befasst, aber nicht nur damit befasst, in der ARD-tagesschau zu platzieren, und zwar unter der Überschrift Deutscher Plastikmüll in der Arktis”.

Da haben Sie es.
Hoffentlich haben Sie auch ein schlechtes Gewissen.
Denken Sie nur an die kilometerlangen Strände auf Spitzbergen [das ist Arktis], kilometerweit Kieselsteine, kilometerweit Eis, kilometerweit Schnee, unberührtes Weiß, kein Fussabdruck stört das Idyll der Natur, aber halt, da, mittendrin: IHRE Plastikflasche.
Ja.
Ihre!
Das haben Sie nicht bedacht.
Vielleicht haben Sie die Flasche auch wie vorgeschrieben entsorgt.
Vielleicht ist sie durch einen Eingriff der Natur von der Halde, auf der sie gelagert wurde, in ein Rinnsal geblasen worden, von dort in einen Bach, dann einen Fluss und schließlich in die Nordsee geschwemmt worden, um dort die Strömung nach Spitzbergen zu buchen, um in Spitzbergen einen der unversehrten und menschenleeren Strände zu verschandeln.

Das haben Sie nicht beachtet?
Das haben wir uns gedacht.
Gut, dass die Forscher des Alfred-Wegener-Instituts Bewusstsein für diese, gerade beschriebenen Zusammenhänge in der ARD-tagesschau schaffen:

“Es gibt laut den Forschern lokale Müll-Quellen – etwa Fischerboote vor Ort – und entfernte Müll-Quellen. Dazu zählen beispielsweise Plastikreste aus Ländern wie Brasilien, China oder den USA, die Tausende Kilometer entfernt sind von Spitzbergen. Über Flüsse gelange der Plastikmüll ins Meer und werde über Ozeanströmungen aus dem Atlantik, der Nordsee und dem Nordpazifik in den Arktischen Ozean transportiert.”

“Selbst entlegene Weltregionen wie die Arktis”, so jammert man bei der ARD, “bleiben nicht vor Plastikmüll aus menschlicher Produktion verschont.” Nun ist Spitzbergen, denn die Arktis, von der in der ARD und der zugrundeliegenden Studie die Rede ist, sie beschränkt sich auf Spitzbergen, nicht wirklich unbewohnt. Rund 2.100 Leutchen hat es als Einwohner nach Longyearbyen verschlagen, Barentsburg, eine russische Polarstation, um eine Mine errichtet, hat rund 500 Einwohner, Ny-Ålesund, das norwegische Gegenstück ist mit rund 35 Forschern und Anhang bevölkert und dann gibt es noch die polnische Forschungsstation am Hornsund und, ja, so geht das weiter: 54 Nationalitäten teilen sich Forschungsaktivitäten und Stationen auf Spitzbergen und weil sie dort forschen, müssen sie dort leben und weil sie dort leben, müssen sie versorgt werden, mit heimischen Produkten, wie zu vermuten ist und, nun ja, man kann nicht ausschließen, dass die ein oder andere Chipstüte aus russischer Produktion neben IHRER Plastikflasche eine letzte Ruhestätte findet.

Aber wir greifen vor.

Nehmen Sie aus diesem Absatz bitte mit, dass Spitzbergen eine Inselgruppe ist, die von ein paar 1000 Leuten und Forschern aus aller Welt bevölkert ist. In dieses Idyll aus kilometerlangem Kieselsteinstrand voller unberührter Eisflächen und Schnee ist seit 2016 und insgesamt neunmal eine deutsche Reisegruppe eingebrochen, um Müll einzusammeln.

“Teilnehmende von Arktisreisen haben dort über fünf Jahre hinweg angeschwemmten Plastikmüll an den Stränden Spitzbergens gesammelt, den das Alfred-Wegener-Institut (AWI) nun ausgewertet hat.”

Wie gesagt, was die ARD hier schreibt, basiert auf Aussagen, die wiederum von einer wissenschaftlichen Studie gedeckt sein sollen, dieser wissenschaftlichen Studie:

Meyer, Anna Natalie, Melanie Bergmann, and Birgit Lutz (2023). Where does Arctic beach debris come from? Analysing debris composition and provenance on Svalbard aided by citizen scientists. Frontiers in Marine Science 10: 45.

Die drei Autoren legen in ihrem Beitrag einen großen Wert auf die Feststellung, dass die Müll-Sammelaktionen, die Müllabfuhr auf Spitzbergen von “citizen scientists” betrieben wurde. Wir zitieren:

“All beach surveys were carried out by citizen scientists during tourist cruises between 2016 and 2021, which were organized and led by a tour guide and supported by the ship crew. This collaboration was sought by an experienced tour guide (Birgit Lutz) who already conducted cleanups during shore excursions and wished to support science after reading media reports on marine debris floating in Arctic waters prompted by the publication of Bergmann et al., 2016. A protocol for surveys was co-developed via video conferences to be feasible for visitor groups on Arctic beaches.”

Okay.

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Wir alle wissen, dass es mit den wissenschaftlichen Standards nicht mehr weit her ist.
Und so wundert es uns vielleicht noch kurz, aber nicht wirklich, dass die Qualifikation eines Citzizen Scientist darin besteht, Müll einsammeln und Plastikmüll von Metallmüll unterscheiden zu können. Wir, hier in Wales, sind mit Parish Councils gesegnet, die voller Umweltaktivisten sitzen, die sich stets neue Varianten des getrennten Müllsammelns einfallen lassen, immer in blauen Säcken, auf die sich der häufig wehende heftige Wind in Wales entsprechend freut, um damit Fussball spielen zu können, wir sind umgeben von Citizen Scientists. Sie kommen jeden Montag um Plastik- und Verpackungsmüll zu sammeln, fahren mit eigenen Vans durch die Straßen und schreien nach “Scrap Iron” und kommen Freitags alle drei Wochen vorbei, um Restmüll und Glas abzuholen. Unsere Citizen Scientists können nicht nur Plastik, sie können auch Metall und Glas und Restmüll unterscheiden. Sie sind somit qualifizierter als die des Alfred-Wegener-Instituts, weshalb wir anregen, unsere Citizen Scientists auf die nächste Kreuzfahrt in die Arktis mitzunehmen.

Eine gute Idee, so eine Kreuzfahrt als Probelauf für die Anwendung einer vermeintlich neuen wissenschaftlichen Methode zu verkaufen und von denen, die ohnehin jeden Junk fördern, finanzieren zu lasssen. Die Rekreation an Deck im Liegestuhl, wird dann für ein paar Strandsuchstunden unterbrochen, in denen Müll gesammelt wird. Die Müllsammler kehren nach kurzem Outing, man soll es auch nicht übertreiben, an Bord zurück, genießen, was ihnen die Besatzung an kulinarischer Entschädigung für ihren immensen Einsatz gezaubert hat und fahren in dem Bewusstsein, Gutes getan zu haben, in die untergehende Sonne.

Citizen Scientist Romantik.

Und es kommt noch besser. Aus dem gesammelten Müll kann man einen Beitrag machen, einen wissenschaftlichen Beitrag, der tatsächlich gedruckt und von der ARD-tagesschau promoted wird, kostenlos, weil angeblich gezeigt wurde, dass “ein Drittel des eindeutig identifizierbaren Plastikabfalls aus Europa, ein großer Teil davon aus Deutschland” stammt:

Überlassen wir das Wort der ARD-tagesschau:

“Demnach stammt ein Drittel des eindeutig identifizierbaren Plastikabfalls aus Europa, ein großer Teil davon aus Deutschland. Die jetzt im Fachmagazin Frontiers veröffentlichen Ergebnisse machen deutlich, dass selbst reiche und umweltbewusste Industrienationen wie Deutschland signifikant zur Verschmutzung ferner Ökosysteme wie der Arktis beitragen.

Die Studie basiert damit auf sogenannter “Citizen Science”: Reiseteilnehmer sammelten angeschwemmten Müll an den Stränden des norwegischen Archipels Spitzbergen. “Sie haben den entlang bestimmter Strecken eingesammelt, dann für uns gezählt und gewogen und uns dann die Daten zugeschickt”, erklärt Studienautorin Melanie Bergmann vom AWI im tagesschau24-Interview. Zwischen 2016 und 2021 kamen so 23.000 Teile mit einem Gesamtgewicht von 1620 Kilogramm zusammen. 80 Prozent davon waren Plastikmüll, der Rest war beispielsweise Metall oder andere Materialien.”

Betrachtet man die Ausbeute etwas nüchterner, als es die ARD-Aktivisten hier tun, dann fallen 0,27 Müllstücke pro Quadratmeter Küste an, insgesamt 8.299 Stücke und Stückchen, nicht etwa 23.000 wie die ARD-tagesschau behauptet. Eine Kostprobe aus dem verlinkten Beitrag:

“Overall, on all nine beaches, 8,299 pieces were collected on a total area of 19,000 m2, resulting in 0.27 pieces of debris m-2.”

Man kann sich als öffentlich-rechtlicher Systemschreiber schon einmal um rund 16.000 Teile verschätzen – oder?

“The most common material observed was plastic (99.6%), including both general (76.9%) and fisheries/shipping plastic (22.7%) (Figure 1). The highest abundance was recorded at Sørvika and Wigdehlpynten (1.3 items m-2) with general plastic dominating (Table 1). In contrast, no debris was found in transects on Boltodden and Gåshamna, the only two beaches that were only sampled by one (albeit very experienced) person. In addition, Boltodden was characterized as “open ocean”. The only location, where more fisheries/shipping plastic than general plastic was observed was Wijkanderøyane (93% versus 7%). Table 1 summarizes the characteristics, debris quantities and composition
of all beaches.

Jede Autobahn in Deutschland oder anderswo weist eine größere Dichte von Müll am Straßenrand auf. Aber geschenkt, es geht hier darum, sich selbst zum tugendvollen, nachhaltig reflektierenden Menschen zu stilisieren, der auf die “Verschmutzung der Arktis”, also nicht der ganzen Arktis, sondern von kleinen Teilen Spitzbergens hinweist, die aus Deutschland stammt, wie oben zu lesen war.

Indes kommt das meiste, was gesammelt wurde, von Fischerbooten und der verbleibende Rest, nun, da wir wissen, dass der meiste Müll aus lokalen Beständen stammt, wir wissen, dass die größte Masse, die an Müll gefunden wurde, von Fischerbooten stammt, vermutlich Ergebnis im Sturm gerissener Netze, und weil wir das wissen, iist es an der Zeit, die Herkunft der 8.299 Teile zu bestimmen, was indes schwierig ist, da nur 359 Teile überhaupt bereit waren, Hinweise auf ihre Herkunft zu geben (Als Plastikmüll kann man mit seinen Daten heutzutage nicht vorsichtig genug sein]. Die Behauptung, ein Drittel des Mülls, der von Citizen Scientists auf Spitzbergen gefunden wurde, stamme aus Europa, sie basiert somit auf analysierten 4,3% der gefundenen Müllmenge. Dessen ungeachtet wird die Geschichte vom Müll, der aus der Strömung kam, nachdem ihn ein deutscher Fluss in ein Meer getragen hat, um ihn dort auf eine Strömung nach Spitzbergen zu setzen, von der ARD und den “Forschern”, allen Ernstes erzählt:

“Es gibt laut den Forschern lokale Müll-Quellen – etwa Fischerboote vor Ort – und entfernte Müll-Quellen. Dazu zählen beispielsweise Plastikreste aus Ländern wie Brasilien, China oder den USA, die Tausende Kilometer entfernt sind von Spitzbergen. Über Flüsse gelange der Plastikmüll ins Meer und werde über Ozeanströmungen aus dem Atlantik, der Nordsee und dem Nordpazifik in den Arktischen Ozean transportiert. Auch aus Deutschland fanden Teile ihren Weg in den hohen Norden. Etwa acht Prozent des identifizierbaren Mülls stammten aus deutscher Produktion, darunter Teile von Gartenwerkzeug oder Flaschen. “Vor dem Hintergrund, dass Deutschland Europameister sowohl in der Plastik-Produktion als auch in Müllexporten ist, erscheint dieser verhältnismäßig hohe Beitrag weniger verwunderlich”, kritisiert Bergmann.”

Insgesamt sind 21 Teile oder Teilchen aus Plastik, die deutscher Verursachung zugeschrieben werden, in Spitzbergen angekommen. Die tatsächliche Menge, die die “Forscher” analysiert haben, sie ist in der folgenden Tabelle aufgeführt.

Möglicherweise ist Ihnen aufgefallen, dass sich die in der ersten Spalte angegebenen Prozentwerte nicht auf 100% addieren. Tatsächlich umfasst die erste Abteilung, die mit “Nearby/Local” beschrieben ist, 56,5%, nict 48%  [English language: 31 Stück], Europa können 21,7% zugeordnet werden und die Kategorie “Distant”, sie umfasst nicht 3,9%, sondern abermals 21,7%. Die “Autoren” haben aus nicht nachvollziehbaren Gründen ihre Kategorie “Global”, aus “Distant” herausgerechnet, so dass 64 von 78 “distant” Müllstücken fehlen. Warum sie das getan haben, das kann man nur vermuten. Möglicherweise wollten Sie die “Distant” Kategorie nicht zu prominent machen, weil sie der Strömungsgeschichte etwas die Luft ablässt. Von Korea, China, den Philippinen oder Japan nach Spitzbergen, per Strömung?

Eher unwahrscheinlich.
Wahrscheinlicher ist, dass die entsprechenden Fundstücke von Touristen, die es auch in Spitzbergen geben soll, hinterlassen wurden. Ja, nicht nur Forscher des Alfred-Wegener-Instituts kommen auf die Idee, eine Kreuzfahrt nach Spitzbergen zu buchen, auch andere Touristen und sie buchen nicht nur, um aufzusammeln, sondern auch, um zu hinterlassen.

Aber damit sind wir noch nicht am Ende. Spitzbergen wird von Menschen aus 54 Nationalitäten, die dort vornehmlich in nationalen Polarstationen forschen bzw. im russischen Teil in Barentsburg leben, bevölkert. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Wasserflasche aus Korea von einem Touristen in Spitzbergen hinterlassen wurde bzw. ein Wissenschaftler oder anderer in Polarstationen Angestellten, bei einem Ausflug den Müll hinterlassen haben? Wie wahrscheinlich ist es, dass eine in Fukushima per Tsunami ins Meer beförderte Wasserflasche ihren Weg nach Spitzbergen gefunden hat?

Man hat das Gefühl, einer Büttenrede, die als wissenschafticher Text ausgegeben wird, beizuwohnen, einer Büttenrede, die mit dem dringenden Bedürfnis verfasst wurde, gut zu sein, als tugendhaft zu erscheinen. Und wie erscheint man heute in Deutschland als besonders tugendhaft?

Man schimpft auf Russen:

“Doch bei etwa einem Prozent des Mülls konnte man noch Aufschriften oder Einprägungen erkennen – mehrheitlich aus Anrainerstaaten der Arktis. “Etwa 30 Prozent davon kamen aus Russland, also ganz schön viel. Dann noch mal rund 15 Prozent aus Norwegen”, so Bergmann.”

Sie überfallen nicht nur die Ukraine, die Russen, sie müllen auch Spitzbergen zu. Melanie Bergmann, eine der Autorinnen, weiß das. Sie hat 84 Müllstücke sammeln lassen, die das belegen, vermutlich in unmittelbarer Nähe zu Barentsburg mit seinen 500 vornehmlich russischen Bewohnern.

Offenkundig führt Citizen Science, die ja über das Sammeln von Müll definiert ist, dazu, dass nicht nur Müll gesammelt, sondern auch weitergegeben wird, in schriftlicher Form.


 

 

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