Gibt es gute Gründe für die Einnahme von Extrakt aus Wildem Yams?
Wenn Sie in einer Drogerie oder bei Amazon nach Kapseln suchen, die ein Extrakt aus Wildem Yams enthalten, dann tun Sie das wahrscheinlich, weil Sie eine Frau in den Wechseljahren sind oder eine Frau, die unter PMS (prämenstruellem Syndrom) leidet. Egal, aus welchen Gründen Sie danach suchen, es wird Ihnen auffallen, dass für Nahrungsergänzungsmittel, die Extrakt aus Wildem Yams als Hauptbestandteil enthalten, meistens mit Verweis auf Frauengesundheit bzw. mit Verweis auf positive Wirkungen der Yams-Wurzel auf den weiblichen Hormonhaushalt geworben wird – und manchmal auch nur mit einem Verweis auf die Beliebtheit von Yamswurzel-Extrakt bei Frauen, besonders in den Wechseljahren. So heißt es z.B. beim Hersteller von Nahrungsergänzungsmittel Vive zu seinem Yamswurzel-Extrakt:
„Yamswurzel-Extrakt ist vor allem bei Frauen in den Wechseljahren und der Lebenszeit danach sehr beliebt“ (Hervorhebung i.O.).
Und zwei Sätze weiter oben finden wir den Satz:
„Wild-Yam ist eine gute Quelle für Diosgenin, das zu den Phytohormonen gehört“ (Hervorhebung i.O.).
Es wird kein direkter Zusammenhang zwischen beidem hergestellt; er bleibt implizit. Aber dem, der sich ein wenig informiert hat, ist der Zusammenhang, der hier impliziert wird, ungefähr klar:
Diosgenin ist ein steroidales Sapogenin. Ein Sapogenin ist das Aglykon eines Saponins, d.h. der zuckerfreie Anteil, der verbleibt, wenn man ein Saponin (eine Gruppe von Glykosiden) spaltet. „Saponine“ bezeichnet eine Gruppe von Glykosiden, die in den einkeimblättrigen Pflanzenfamilien (auch Monokotyledonen genannt) – wie z.B. Liliengewächsen (Liliaceae), Spargelgewächsen (Asparagaceae) und Yamswurzelgewächsen (Dioscoreaceae) (Porte et al. 2022: 350) – weit verbreitet sind und die Pflanzen vor Pathogenen schützen und als Toxine gegen pflanzenfressende Tiere und Insekten wirken, auf die sie als Verdauungshemmer wirken (Li et al. 2023: 1). Der Begriff „Saponin“ erinnert nicht zufällig an das englische Wort „soap“ bzw. „Seife“: Saponine sind wasserlöslich; sie formen einen seifigen Schaum, wenn man sie mit Wasser mischt und schüttelt und werden deshalb als Schaumbildner u.a. in Waschmitteln und Feuerlöschern benutzt. Sie werden aber auch als Geschmacksverstärker in Backwaren, Kaugummi, Getränken, Süßigkeiten, Kräutern, Gewürzen und Nahrungsergänzungsmitteln sowie in kosmetischen Produkten verwendet (Benaiges & Guillén 2007; Moses et al. 2014: 439).

Anders als Saponine sind Sapogenine nicht wasserlöslich, sondern fettlöslich. Diosgenin ist das Aglykon des Saponins Dioscin, und es ist wie oben gesagt ein steroidales Sapogenin. Die Bezeichnung „steroidal“ verweist auf eine molekulare Struktur von siebzehn Kohlenstoffatomen, die in vier Ringen angeordnet sind. Die Gruppe von Steroiden umfasst u.a. alle Geschlechtshormone, Androgene, Östrogene und Gestagene, sowie Cortisol und Calcitriol. Fast alle steroiden Hormone können aus dem pflanzlichen Sapogenin Diosgenin gewonnen werden, und Diosgenin ist (neben anderen wie z.B. Yamogenin) ein wichtiger Rohstoff, auf dessen Basis viele synthetische Steroidmedikamente wie Sexualhormone, orale Verhütungsmittel und Kortison gewonnen werden.
Diosgenin wurde im Jahr 1936 in Japan von Fujii und Matsukawa bei Dioscorea tokoro, einem kletternden, rhizomatösen Geophyten aus der Familie der Yamswurzelgewächse, der im Süden und Südosten Chinas, in Japan und in Korea heimisch ist, entdeckt (Semwal et al. 2022: 2). Im Jahr 1942 fand der amerikanische Professor für organische Chemie Russell E. Marker einen relativ einfachen Weg, aus Diosgenin Progesteron zu gewinnen, das Geschlechtshormon aus der Gruppe der Gestagene, das bei Frauen eine ovulationshemmende Wirkung hat und die Kontraktion der Gebärmutter und somit die Ausstoßung eines (ggf. vorhandenen) Embryos verhindert. Damit war der Grundstein zur Erfindung der oralen Schwangerschaftsverhütung gelegt, auch, wenn die erste „Pille“ zur Verhütung unter dem Namen „Enovid“ erst Anfang der 1960er-Jahre in den USA zugelassen wurde (Dhont 2010; Mann 2010). Bereits vorher, im Jahr 1957, hatte die U.S.-amerikanische FDA (Food and Drug Administration) „Enovid“ zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden zugelassen (Dhont 2010: S13).
Die Assoziation von Extrakt des Wilden Yams mit Frauengesundheit und insbesondere mit der Regelung des Menstruationszyklus und Beschwerden in den Wechseljahren, ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Manchen gilt die Einnahme von Extrakt aus (ggf. Wildem) Yams als eine natürliche Alternative zur Hormonersatztherapie, die neben Estradiol, einer synthetischen Form von Östrogen, synthetische Gestagene enthalten kann (oder nicht). Studien, die geprüft haben, ob die Auf-/Einnahme von Yams/-Extrakt als eine solche Alternative angesehen werden kann, erzielen aber widersprüchliche Ergebnisse. Während Wu et al. (2005): 235) auf der Basis einer klinischen Studie mit 24 gesunden Frauen, die die Wechseljahre gerade hinter sich hatten, feststellen:
“Although the exact mechanism is not clear, replacing two thirds of staple food with yam for 30 days improves the status of sex hormones, lipids, and antioxidants” (Wu et al. 2005: 235),
d.h.
„Obwohl der genaue Mechanismus nicht klar ist, verbessert das Ersetzen von zwei Dritteln der Grundnahrungsmittel durch Yamswurzeln (Dioscorea alata) für 30 Tage den Status von Sexualhormonen, Lipiden und Antioxidantien“ (Wu et al. 2005: 235),
halten Komesaroff et al. (2001) auf der Basis ihrer doppelblinden, placebokontrollierten Cross-over-Studie über die Wirkung einer Creme aus wilder Yamswurzel (Dioscorea villosa) bei 23 gesunden Frauen, die unter Symptomen der Wechseljahre litten, fest:
“This study suggests that short-term treatment with topical wild yam extract in women suffering from menopausal symptoms is free of side-effects, but appears to have little effect on menopausal symptoms” (Komesaroff et al. 2001: 144),
d.h.
„Diese Studie deutet darauf hin, dass eine kurzfristige Behandlung mit einem Extrakt aus der wilden Yamswurzel bei Frauen, die unter Wechseljahrsbeschwerden leiden, frei von Nebenwirkungen ist, aber anscheinend kaum Auswirkungen auf die Wechseljahrsbeschwerden hat“ (Komesaroff et al. 2001: 144).
Und in einem Bericht, um den es um die Sicherheit von Yamswurzel-(Dioscorea villosa)-Extrakt in kosmetischen Produkten ging, in denen eine mögliche östrogen- oder progesteronähnliche Aktivität unerwünscht ist, heißt es:
“Extracts prepared as described in this safety assessment, with an upper limit of 3.5% diosgenin, did not have any estrogenic activity, demonstrating that it is possible to produce material that does not present this specific safety concern” (Hooker 2004: 49)
d.h.
„Extrakte, die wie in dieser Sicherheitsbewertung beschrieben mit einer Obergrenze von 3,5 % Diosgenin hergestellt wurden, wiesen keine östrogene Aktivität auf, was zeigt, dass es möglich ist, Material herzustellen, das diese spezifischen Sicherheitsbedenken nicht aufweist“ (Hooker 2004: 49).
Tatsächlich kann Diosgenin nicht vom Körper zur Herstellung von Progesteron metabolisiert werden. Aber das bedeutet nicht, dass es keine östrogene Wirkung haben kann:
Man spricht wohl am besten von einer subtilen östrogenmodulierenden Wirkung von Diosgenin im weiblichen Körper.
Wie und inwieweit Extrakt aus Wildem Yams eine natürliche Alternative zur Hormonersatztherapie sein kann (die bekanntermaßen ziemlich unangenehme Nebenwirkungen haben kann), ist also bislang noch weitgehend ungeklärt. Die Antwort auf diese Frage hängt vermutlich davon ab, welche spezifische Variante von Wildem Yams verwendet wird, denn nicht jede Art von Wildem Yams enthält das volle Spektrum an Phytochemikalien, das der im Osten von Nordamerika heimische Wilde Yams der Art Dioscorea villosa enthält, und er mag nicht dieselben therapeutischen Eigenschaften aufweisen. Und es dürfte einen Unterschied machen, wie hoch das Extrakt konzentriert ist bzw. wie hoch der Diosgenin-Gehalt darin ist.
Erfahrungsberichte von Nuterzinnen von Yamswurzel-Extrakten, die meistens Extrakte von Dioscorea villosa enthalten (wie z.B. „Wild Yam“ vom Hersteller „effective nature“), sind weit überwiegend positiv. Das gilt auch für das Produkt „Yamswurzel + Zink“ des Herstellers „Vegavero“, das nach Angaben des Herstellers Yamswurzelextrakt von Dioscorea opposita, dem sogenannten Chinesischen Yams, enthält und in einer Tagesdosis von zwei Kapseln 1440 mg Yamswurzel-Extrakt mit 86,4 mg Diosgenin liefert. In diesem Produkt wurde Zink zugesetzt, um die Bioverfügbarkeit des Diosgenin zu erhöhen. Die Einnahme dieser Kapseln – und die von anderen Yamswurzelextrakt-Produkten – hat also zumindest eine gefühlte positive Wirkung auf Wechseljahrbeschwerden.
Die systematische Forschung, die man sich mit Bezug auf die Wirkung von verschiedenen Extrakten aus verschiedenen Arten von Wildem Yams in verschiedener Konzentration als eine Alternative zu einer „klassischen“ Hormonersatztherapie wünschen würde, existiert jedoch bislang leider nicht.
Es könnte jedoch auch andere Gründe dafür geben, Extrakt aus Wildem Yams zu sich zu nehmen. Einer davon könnte die Kontrolle des Blutzuckerspiegels sein bzw. die Senkung eines hohen Blutzuckerspiegels. Die systematische Übersicht über die diesbezüglich vorhandenen RCT-Studien („randomised clinical studies“) von Alharazi et al. (2022) hat nach Kontrolle des Verzerrungsrisikos leider nur zehn Studien eingeschlossen, und alle waren Studien an Mäusen oder Ratten. (Studien, bei denen Hyperglykämie, also ein hoher Blutzuckerspiegel bzw. Diabetes mellitus II, in den Tieren chemisch induziert worden war, blieben ausgeschlossen.) Alle zehn Studien haben ergeben,
Dieses positive Ergebnis wurden also in allen Studien erzielt, obwohl die Dosierungen, die verwendet wurden, unterschiedlich hoch waren. Außerdem wurden in den Studien teilweise unterschiedliche Spezies von Dioscorea verwendet (Alharazi et al. 2022: 617, Tabelle 2).
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Über den Mechanismus oder die Mechanismen, durch die die Einnahme von Yams-Extrakt den Blutzuckerspiel senkt, herrscht Unklarheit. Eine Möglichkeit ist, dass sie als α-Glucosidase-Hemmer wirken:
Die Senkung der Blutzuckerwerte könnte durch die Einnahme von Yams/-Extrakt auch dadurch erzielt worden sein, dass durch sie oxidative und entzündliche Reaktionen reduziert werden:
Allerdings basiert auch die Mehrzahl dieser Studien auf Experimenten mit Tieren.

In der placebo-kontrollierten, randomisierten, doppelblinden Cross-over-Studie mit Menschen von Tohda et al. aus dem Jahr 2017 wurde überprüft, ob die Einnahme von Yamswurzel-Extrakt, das aus Dioscorea batatas – auch „Chinesischer Yams“ oder früher „Dioscorea opposita“ geannt – gewonnen wurde, die kognitiven Funktionen der Studienteilnehmer verbessert oder nicht.
28 Personen, die über zwanzig Jahre alt waren, in der Präfektur Toyama in Japan lebten, und bei guter körperlicher und geistiger Gesundheit waren, nahmen das Yamswurzel-Extrakt „dio power“ des Herstellers „Anti-Aging Pro Corporation“ in einer Dosis von 8 mg Diosgenin pro of Person pro Tag ein, das wie gesagt aus Dioscorea batatas gewonnen wurde oder ein Placebo (Thoda et al. 2017: 3-4; 11). Die Personen wurden zufällig in zwei Gruppen geteilt. In der ersten Runde des Experimentes nahmen die Personen in einer Gruppe (ohne ihr Wissen) für eine Dauer von zwölf Wochen das Yamswuzel-Extrakt ein, während die Personen in der anderen Gruppe während dieser Zeit das Placebo (ohne ihr Wissen) einnahmen. An diese zwölf Wochen wurde eine sechs Wochen währende „wash out“-Phase angefügt, während der die Teilnehmer nichts einnahmen, und danach begann die zweite, wieder zwölf Wochen währende, Phase des Experimentes, bei der die Personen in der Gruppe, die in der ersten Runde das Yamswurzel-Extrakt eingenommen hatten, nunmehr das Placebo einnahmen, und die Personen, die in der ersten Runde das Placebo eingenommen hatten, nunmehr das Yamswurzel-Extrakt einnahmen (Thoda et al. 2017: 6).
Zur Messung der kognitiven Fähigkeiten der Probanden wurden die japanischen Versionen zweier Standard-Tests zur Messung des neuropsychologischen Zustandes bzw. des mentalen Zustandes verwendet, nämlich RBANS und MMSE-J. Aus Kontrollzwecken wurden die Probanden außerdem einem Lesetest für Erwachsene unterzogen (Thoda et al. 2017: 4). Die Proanden wurden vor und nach der ersten Phase des Experimentes sowie nach der zweiten Phase des Experimentes getestet (Thoda et al. 2017: 3, Abbildung 1).
Die Studie ergab:
Die Autoren vermuten auf der Basis ihrer Ergebnisse, dass die Einnahme von Yamswurzel-Extrakt für Alzheimer-Patienten vorteilhaft sein könnte.
Warum sollte das so sein?
Es könnte also sein, dass dem kognitiven Abbau im Verlauf und den Pathologien der Alzheimer-Krankheit ein anhaltender entzündlicher Zustand im Gehirn zugrundeliegt. Wenn Yamswurzel-Extrakt entzündungshemmend wirkt, dann ist es plausibel zu vermuten, dass auch die Amyloid- und die Tau-Pathologie durch die Einnahme von Yamswurzel-Extrakt gemildert wird, und dies wiederum sollte sich in einer verbesserten kognitiven Funktion niederschlagen. Der Studie von Thoda et al. können wir zwar leider nicht entnehmen, dass/ob sich die kognitiven Funktionen von Alzheimer-Patienten durch die Einnahme von Yamswurzel-Extrakt verbessern oder nicht, aber wir wissen aus dieser Studie immerhin, dass Yamswurzel-Extrakt die kognitiven Funktionen bei Gesunden verbessert. Und wir wissen aus dieser Studie, dass der positive Effekt der Einnahme von Yamswurzel-Extrakt auf kognitive Funktionen besonders bei den älteren Probanden zu beobachten war. Wenn man in Rechnung stellt, dass
“… cellular antioxidant defenses may decrease during aging, resulting in age-related increase in ROS [Reactive Oxygen Species] and oxidative stress” (Mahmoud et al. 2021: 1),
d.h.
„… die zellulären antioxidativen Abwehrkräfte […] während des Alterns abnehmen [können], was zu einem altersbedingten Anstieg von ROS [reaktiven Sauerstoffspezies] und oxidativem Stress führt“ (Mahmoud et al. 2021: 1),
dann kann man die Studie von Thoda et al., wenn nicht als indirekten Beleg für die entzündungshemmende Wirkung von Yamswurzel-Extrakt, dann doch als weiteren Hinweis – und zwar auf Befunden an Menschen basierender Hinweis – auf eine entzündungshemmende Wirkung von Yamswurzel-Extrakt entzündungshemmende Wirkung von Yamswurzel-Extrakt ansehen.
Gibt es also gute Gründe für den durchschnittlichen Erwachsenen, vorzugsweise in der zweiten Lebenshälfte, Extrakt aus Wildem Yams einzunehmen? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Er stellt dabei idealerweise in Rechnung,
- dass die Wirkungen von Extrakt aus Wildem Yams bislang nur sehr selten an Menschen überprüft wurden; die Einnahme muss daher – besonders, wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgt – als Selbstversuch betrachtet und verantwortet werden;
- dass es viele Experimente an Tieren gibt, die positive Wirkungen von Yamswurzelextrakt belegt haben;
- dass es plausible biochemische Begründungen dafür gibt, wie und warum Yamswurzelextrakt die positiven Wirkungen haben sollte, die von ihm erwartet werden;
- dass mit der Einnahme von Yamswurzelextrakt nach dem bisherigen Stand der Forschung keine nennenswerten Risiken verbunden sind, jedenfalls dann, wenn die Einnahme nicht in hohen Dosen über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgt (Cai et al. 2020: 2-3; Tohda et al. 2017: 6 );
- dass es keine gesicherten Befunde über die notwendigen Dosierungen von Yamwurzelextrakt gibt, um bestimmte Wirkungen zu erzielen (zur Erinnerung: Thoda et al. 2017 haben eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten ihrer Probanden bei einer relative niedrigen Tagesdosis von 8 mg Diosgenin über zwölf Wochen hinweg beobachtet, und alle in der Übersicht von Alharazi et al. 2022 beinhalteten Studien haben eine blutzuckersenkende Wirkung der Yamswurzel oder ihrer Extrakte in verschiedenen Dosierungen festgestellt die Studie von Alharazi et al. 2022); die Devise „viel hilft viel“ hat in Sachen Yamswurzelextrakt also anscheinend keine Gültigkeit,
- dass besonders vor dem Hintergrund, dass eine hohe Dosierung keinen Vorteil bringt, wenn die Bioverfügbarkeit der Substanz niedrig ist, wie es bei Diosgenin der Fall ist; die Bioverfügbarkeit (wie die von Curcumin) durch die Beigabe von Piperine erhöht werden (Salunkhe et al. 2021) kann oder – für Nicht-Vegetarier durch Verkapselung mit Chitosan/Rinderserumalbumin-Doppelschichten (Kumar et al. 2018);
- dass die Wirkung von Yamswurzelextrakt nicht unbedingt auf das Vorhandensein von Diosgenin reduziert werden kann, also synergetische Effekte vorliegen können (s. hierzu Padhan et al. 2020) und schließlich
- dass es für eine spezifische Wirkung, die man mit Yamswurzelextrakt erzielen will, in der Regel pflanzliche Alternativen gibt, für die die Forschungslage teilweise (aber nur teilweise) besser ist.
Literatur
Alharazi, Waad Z., McGowen, Anthony, Rose, Peter, & Jethwa, Preeti H., 2022: Could Consumption of Yam (Dioscorea) or Its Extract Be Beneficial in Controlling Glycaemia: a Systematic Review. British Journal of Nutrition 128: 613-624.
Benaiges, Aurora, & Guillén, Marina, 2007: Botanical Extracts, S. 345-363 in: Salvador, Amparo, & Chisvert, Alberto (Hrsg.): Analysis of Cosmetic Products. Amsterdam: Elsevier.
Cai, Bangrong, Zhang, Ying, Wang, Zengtao, et al., 2020: Therapeutic Potential of Diosgenin and Its Major Derivatives against Neurological Diseases: Recent Advances. Oxidative Medicine and Cellular Longevity 2020: 3153082. https://doi.org/10.1155/2020/3153082
Dhont, Marc, 2010: History of Oral Contraception. The European Journal of Contraception & Reproductive Health Care 15(Sup 2): S12-S18.
Hooker, Eric, 2004: Final Report of the Amended Safety Assessment of Dioscorea Villosa (Wild Yam) Root Extract. International Journal of Toxicology 23 (Suppl. 2): 49-54.
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Komesaroff, P A., Black, C V., & Sudhir, K., 2001: Effects of Wild Yam Extract on Menopausal Symptoms, Lipids, and Sex Hormones in Healthy Menopausal Women. Climacteric: The Journal of the International Menopause Society 4(2): 144-150.
Kumar, Rakesh, Mehndiratta, Payal, Mishra, Neeraj K., et al., 2018: Bioavailability Enhancement of Poorly Water-soluable Nano Disgenin by Encapsulation Using Chitosan/Bovine Serum Albumin Bilayers. Asian Journal of Pharmaceutics (AJP) 12(2). https://doi.org/10.22377/ajp.v12i02.2323
Li, Yi, Yang, Huan, Li, Zihao, et al., 2023: Advances in the Biosynthesis and Molecular Evolution of Steroidal Saponins in Plants. International Journal of Molecular Sciences 24(3): 2620. Doi:10.3390/ijms24032620
Low Dog, Tieraona, 2005: Menopause: A Review of Botanical Dietary Supplements. The American Journal of Medicine 2005 Dec 19; 118 Suppl 12B: 98-108. doi: 10.1016/j.amjmed.2005.09.044.
Mahmoud, Ayman M., Wilkinson, Fiona L., Sandhu, Mansur A., & Lightfood, Adam P., 2021: The Interplay of Oxidative Stress and Inflammation: Mechanistic Insight and Therapeutic Potential of Antioxidants. Oxidative Medicine and Cellular Longevity 2021: 9851914. https://doi.org/10.1155/2021/9851914
Mann, John, 2010: The Birth of the Pill. Chemistry World, September 2010: 56-60. https://www.rsc.org/images/The%20Contraceptive%20Pill_tcm18-189796.pdf
Morgan, Michelle, 2011: Herbs for the Treatment of Symptoms of Menopause. MediHerb, Warwick, Australia. https://assets-us-01.kc-usercontent.com/b3f5510f-b2f6-0081-05a1-dbd7a9328e1f/dcd22e85-83bb-42b3-acf5-659576e07d9a/2011-pp-no-51.pdf
Moses, Tessa, Papadopoulou, Kalliope K., & Osbourn, Anne, 2014: Metabolic and Functional Diversity of Saponins, Biosynthetic Intermediates and Semi-synthetic Derivatives. Critical Reviews in Biochemistry and Molecular Biology 49(6): 439-462.
Padhan, Bandana, Nayak, Jayanta Kumar, & Panda, Debabrata, 2020: Natural Antioxidant Potential of Selected Underutilized Wild Yams (Dioscorea spp.) for Health Benefit. Journal of Food Science and Technology 57: 2370-2376.
Porte, Sudha, Joshi, Veenu, Shah, Kamal, & Chauhan, Nagendra Singh, 2022: Plants‘ Steroidal Saponins – A Review on Its Pharmacology Properties and Analytical Techniques. (World Journal of Traditional Chinese Medicine (WJTCM) 8(3): 350-385.
Salunkhe, Ruchira, Gadgoli, Chhaya, Naik, Archana, & Patil, Nikita, 2021: Pharmacokinetic Profile and Oral Bioavailability of Diosgenin, Charantin, and Hydroxychalcone from a Polyherbal Formulation. Frontiers in Pharmacology 12: 629272. doi: 10.3389/fphar.2021.629272
Semwal, Prabhakar, Painuli, Sakshi, Abu-Izneid, Tareq, et al., 2022: Diosgenin: An Updated Pharmacological Review and Therapeutic Perspectives. Oxidative Medicine and Cellular Longevity 2022 29 May: 1035441. doi: 10.1155/2022/1035441.
Tohda, Chihiro, Yang, Ximeng, Matsui, Mie, et al., 2017: Diosgenin-Rich Yam Extract Enhances Cognitive Function: A Placebo-Controlled, Randomized, Double-Blind, Crossover Study of Healthy Adults. Nutrients 9: 1160. doi:10.3390/nu9101160
Wu, Wen-Huey, Liu, Li-Yun, Chung, Cheng-Jih, et al., 2005: Estrogenic Effect of Yam Ingestion in Healthy Postmenopausal Women 24(4): 235-243.
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Hallo Dr. Diefenbach, es gibt m.W. doch eine Alternative zur “klassischen” Hormontherapie in den Wechseljahren auf Basis der Yamswurzel: die Rimkus-Therapie, bei der aus der Yamswurzel gewonnene naturidentische Hormone zum Einsatz kommen. Ich weiß nicht, ob diese Therapie mit Studien unterlegt ist, das lässt sich sicher recherchieren. ich höre von Anwenderinnen durchweg Positives.
@Sibylle Jatkowski
vorweg: der Artikel hat nicht speziell Hormontherapien zum Gegenstand, sondern Yamswurzelextrakt, das man derzeit überall und immer angeboten bekommt. Ich dachte deshalb, dass ein Artikel hierüber für viele Leute vielleicht hilfreich sein könnte.
Was speziell Menopause-Beschwerden bzw. Hormontherapie betrifft:
ja, es gibt eine Reihe von Arbeiten zur Hormontherapie mit bioidentischen bzw. humanidentischen Hormonen, aber randomisierte klinische Studien mit Frauen gibt es (noch zu) wenige. Den Stand der Dinge fassen Liu et al. (2022) in einem Artikel mit dem Titel
“Safety and efficacy of compounded bioidentical hormone therapy (cBHT) in perimenopausal and postmenopausal women: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials”
zusammen. (Googeln Sie bei Interesse einfach nach diesem Titel!)
Die Schlussfolgerung von Liu et al. lautet:
“This review found that cBHT used in primarily short-term RCTs is not associated with adverse changes in lipid profile or glucose metabolism. cBHT in the form of vaginal androgens appears beneficial for vaginal atrophy symptoms. There are insufficient RCTs of cBHT to assess clinical risk of breast cancer, endometrial cancer, or cardiovascular disease. Long-term studies with clinical endpoints are needed.”
Es scheint durchaus so, dass cBHTs (“compounded bioidentical hormone therapy”)
ähnlich oder ebenso wirksam sind wie “normale” Hormonersatztherapien, aber es herrscht einige Unklarheit mit Bezug auf Ursprung und Herstellung der “humanidentischen” Hormone in verschiedenen cBHT-Produkten, und wie im Zitat von Liu deutlich geworden ist, fehlen Studien, die bestimmte mögliche Nebenwirkungen systematisch testen würden, z,B, das Risiko auf Brustkrebs, wegen dessen ja viele Frauen gerade eine “normale” Hormonersatztherapie ablehnen.
Holtorf hat aber im Jahr 2015 eine Arbeit vorgelegt mit dem Titel
“The Bioidentical Hormone Debate: Are Bioidentical Hormones (Estradiol, Estriol, and Progesterone) Safer or More Efficacious than Commonly Used Synthetic Versions in Hormone Replacement Therapy?”
und in dieser Arbeit die Studien ausgewertet, die es zum im Titel genannten Thema gibt. Und seine Schlussfolgerung war:
“Physiological data and clinical outcomes demonstrate that bioidentical hormones are associated with lower risks, including the risk of breast cancer and cardiovascular disease, and are more efficacious than their synthetic and animal-derived counterparts. Until evidence is found to the contrary, bioidentical hormones remain the preferred method of HRT. Further randomized controlled trials are needed to delineate these differences more clearly.”
Es sieht also bislang gut aus für die cBHTS. Ich persönlich würde einer Frau, die tatsächlich die Notwendigkeit hat oder sieht, sich einer Hormontherapie zu unterziehen, eine cBHT statt einer “normalen” Hormontherapie empfehlen, eben aufgrund dessen, was ich aus der wissenschaftlichen Forschung hierüber weiß. Aber ich bin werder Ärztin noch kann ich garantieren, immer vollumfänglich über jede Forschungsarbeit informiert zu sein (obwohl ich diesbezüglich tue, was ich kann 🙂 )
Wenn ich das richtig erinnere, wird die Therapie bevorzugt mit Salben durchgeführt, weil die Verstoffwechslung über die Leber sehr ineffizient sei.
Welche Arten der bioidentischen Hormontherapie gibt es?
1. Transdermale Therapie:
Bei der transdermalen Hormontherapie wird das bioidentische Hormon mittels einer geeigneten Creme direkt auf die Haut (z.B. Unterarminnenseite, Oberschenkelinnenseite) aufgetragen.
Die Hormone gelangen durch die Haut in den Kapillarblutkreislauf und in die Gewebe und können sich so optimal in die hormonellen Regelkreisläufe einfügen.
Aus diesem Grund genügen bei einer transdermalen Anwendung bereits sehr niedrige Dosierungen für eine große therapeutische Wirkung.
2. Orale Therapie:
Bei der oralen Einnahme von Hormonen in Form Tabletten oder Kapseln müssen die Hormone einen „Umweg“ über das Verdauungssystem gehen.
Die Leber in ihrer Funktion als Entgiftungsorgan inaktiviert dabei bereits einen großen Teil des Hormons aus, bevor es seinen Wirkort, den Hormonrezeptor, erreichen kann.
Eine Ausnahme der „oralen“ Anwendung bildet die Einnahme von homöopathischen Globuli.
Durch das langsame Zergehenlassen unter der Zunge werden die Globuli über die Mundschleimhaut resorbiert, was einer „transdermalen“ Anwendung gleicht.
Quelle: https://www.marktapotheke-greiff.de/bioidentische-hormontherapie-themenseite