Pflanzliche Heilmittel wissenschaftlich untersucht: Kurkuma im Kampf gegen Krebs, Diabetes Mellitus, Arthritis und vieles andere

Liebe Leser,

wir beginnen heute mit unserer bereits angekündigten Serie zu pflanzlichen Heilmitteln, mit der wir den Stand der Wissenschaft zu den unterschiedlichsten pflanzlichen Wirkstoffen, die als Alternative bzw. Ersatz für  künstliche chemische Medikationen dienen können, aufarbeiten und darstellen.

Die entsprechenden Texte sind nicht nur einmalig und nur bei uns zu finden, sie sind besonders akribisch recherchiert, denn alternative Medizin ist ein Minenfeld, auf das man sich nur gut vorbereitet begeben kann.

Weil Sie sicher sein können, dass Sie am Ende eines Textes wissen, was wissenschaftliche Studien über die Wirksamkeit eines pflanzlichen Heilmittels aussagen, wie der Stand der Forschung ist, welche Zubereitungen wirksam sind und vieles mehr und weil diese Serviceleistung mit sehr viel Recherche- und Schreibzeit verbunden ist, deshalb haben wir in der Redaktion darüber diskutiert, ob wir die entsprechenden Texte hinter einer Bezahlschranke anbieten sollten.

Wie Sie sehen, haben wir uns gegen eine Bezahlschranke entschieden.

Wir werden auch weiterhin unser Beiträge frei zur Verfügung stellen, weil wir wollen, dass unsere Texte von Nutzen für möglichst viele Leser sind, und weil wir darauf vertrauen, dass unsere Leser unsere einmaligen Angebote zu schätzen wissen und uns deshalb im angemessenen Ausmaß unterstützen werden, und in der Hoffnung, dass wir diese Serie, für die wir Mitarbeiter tagelang freistellen müssen, weiterführen können.

Vielen Dank im Voraus.

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CURCUMA LONGA

 

Curcuma longa, in Deutschland als Kurkuma oder Gelbwurz bekannt, ist ein mehrjähriges Kraut, das zur Familie der Ingwer-Gewächse gehört und in Südasien beheimatet ist. Es wird in Indien und China traditionell zur Bekämpfung von Hautkrankheiten, Infektionen und Depression verwendet (Kocaadam & Șanlier 2017: 2889; Shen & Ji 2019: 2896) und wird außerdem – oft als Bestandteil von Currypulver-Mischungen – als Zutat in u.a. der indischen, chinesischen und thailändischen Küche verwendet. Kurkuma beeinflusst nicht nur den Geschmack einer Speise, sondern gibt ihr auch eine gelbgoldene Farbe.

Die Substanz, durch die Kurkuma seine färbende Eigenschaft erhält, ist die Curcumin genannte lipophile – d.h. gut in Ölen und Fetten lösliche – Polyphenolsubstanz, die aus den Rhizomen der Pflanze gewonnen wird. Curcumin werden antioxidative, entzündungshemmende, antivirale, antibakterielle Wirkungen zugeschrieben, und – vermittelt über diese Wirkungen – soll es deshalb zur Prävention und Behandlung verschiedener Krankheiten geeignet sein, darunter Autoimmunerkrankungen, neurologische Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie diverse Krebserkrankungen – darunter Mundkrebs, Hautkrebs, Magenkrebs (Hosseini & Hosseinzadeh 2018: 411) – und Diabetes (Kocaadam & Șanlier 2017: 2889).

Es ist vor diesem Hintergrund nicht überraschend, dass sich Kurkuma, vor allem in Kapselform, großer Beliebtheit als Nahrungsergänzungsmittel erfreut.

Die Verbraucherzentrale hat indes in einem Artikel vom 15. Dezember 2021 Folgendes über Kurkuma zu sagen gewusst:

„Als Mittel gegen Krankheiten ist der Kurkuma-Extrakt Curcumin noch nicht ausreichend erforscht und erprobt, bisher geschah dies hauptsächlich mittels Labor- und Tierversuchen. Zulassungen als Arzneimittel gibt es in Deutschland nicht. Redaktionelle Beiträge hierzu – insbesondere zu Krebserkrankungen und Alzheimer-Krankheit – sollten mit Vorsicht betrachtet werden. Eine diesbezügliche Werbung ist verboten.”

Die Tatsache, dass die Wirkungen von Curcumin „bisher … hauptsächlich mittels Labor- und Tierversuchen …“ untersucht wurden, ist nicht bemerkenswert, und vor allem spricht sie nicht gegen die Wirkungen von Curcumin im menschlichen Körper. Tatsächlich ist es bei der wissenschaftlichen Überprüfung der Effekte von Substanzen – gleich welcher Art oder Herkunft – der normale Gang der Dinge, dass die Prüfung von Substanzen zunächst in vitro, d.h. „im Glas“, außerhalb des lebenden Organismus, und anschließend in vivo, d.h. im lebenden Organismus, gewöhnlich zunächst an Tieren, dann an Menschen, erfolgt. Es dürfte so gut wie unmöglich sein, eine Substanz zu finden, deren wissenschaftliche Prüfung hauptsächlich am Menschen erfolgt ist, und dementsprechend kann von jeder wissenschaftlich überprüften Substanz mit Recht gesagt werden, dass sie „bisher … hauptsächlich mittels Labor- und Tierversuchen“ erfolgt ist. Diese Aussage ist daher trivial. Wenn sie gegen die Wirkungen von Curcumin sprechen soll, dann muss sie auch gegen die Wirkungen zugelassener pharmazeutischer Mittel sprechen, denn auch sie wurden „… hauptsächlich mittels Labor- und Tierversuchen“ getestet.

Darüber hinaus schließt die Aussage, dass die Wirkungen von Curcumin „hauptsächlich mittels Labor- und Tierversuchen“ untersucht wurden, keineswegs aus, dass sie häufig in klinischen Studien untersucht wurden – wenn auch nicht so häufig wie in vitro oder in Tierversuchen, also nicht hauptsächlich.

Organs on a chip

Und schließlich kann nicht pauschal davon ausgegangen werden, dass der Test von Wirkungen außerhalb des lebenden Organismus eine mehr oder weniger schlechte Annäherung (wenn überhaupt) an im menschlichen Körper zu erwartende Wirkungen darstellen. Vielmehr kommt es darauf an, was genau wie genau anhand welcher Technologie getestet wurde. So kann das Verhalten pharmazeutischer Präparate, die zum Inhalieren gedacht sind, statt am Menschen oder am Tier anhand von Inhaliergeräten, sogenannten MTs („mouth-throats“), getestet werden, die der menschlichen Anatomie nachgebildet sind (Newman & Chan 2020: 135). In vitro-Testmethoden werden ständig weiterentwickelt. Inzwischen ist es möglich, die Wirkung von Substanzen anhand von dreidimensionalen in vitro-Modellen, sogenannten „organ[s]-on-a-chip“ (OcCs), und sogar anhand von „multiple organs on a chip“ (Aggarwal et al. 2022; s. hierzu auch Wu et al. 2020) zu testen, einer Technologie, die wie jede andere ihre Vorteile und ihre Schwächen hat, wobei ständig daran gearbeitet wird, Letzere zu beseitigen. Allgemein hat das Bemühen um die Erforschung der sogenannten „in vitro-in vivo“-Korrelation während der vergangenen Jahre zugenommen, und es trifft nicht (mehr) pauschal zu, dass in der medizinischen Forschung völlig unbekannt sei, wie sich in vitro-Tests verschiedener Arten zueinander oder zu in vivo-Tests an Tieren oder zu in vivo-Tests an Menschen verhalten.

Richtig und wichtig ist, dass die Prüfung von Substanzen im lebenden menschlichen Organismus im Rahmen von randomisierten kontrollierten Studien (RCT) der Goldstandard der wissenschaftlichen Prüfung der Wirkung von Substanzen auf den menschlichen Körper ist und bleibt (Sumbauer 2020: 4), wobei es auch zwischen randomisierten kontrollierten Studien Qualitätsunterschiede gibt, denn in der Realität lassen sie sich häufig nicht konsequent gemäß den „Regeln der Kunst“ durchführen (oder werden de facto nicht diesen Regeln entsprechend durchgeführt). Und

„[n]icht immer sind RCT … anwendbar. Bestimmte medizinische Fragestellungen, die beispielsweise die Prognose einer Erkrankung oder Risikofaktoren für eine Erkrankung betreffen, können nur durch Beobachten beantwortet werden. In bestimmten Fällen können Beobachtungsstudien auch zur Abschätzung von (unerwünschten) Effekten einer Arzneimitteltherapie von Bedeutung sein“ (Schindler, Günther & Suter 2018: 21).

Vor dem Hintergrund all dessen lässt sich festhalten, dass es nicht so einfach ist, eine Studie einfach deshalb für qualitätvoll zu erklären oder mehr oder weniger qualitätvoll zu erklären oder gar gänzlich zu verwerfen, weil sie – irgendwie – am Menschen, an Tieren (wobei Tierversuche noch am ehesten als insgesamt fragwürdig beurteilt werden können, aber das ist ein Thema für einen anderen Beitrag) oder weil sie außerhalb des lebenden Organismus durchgeführt wurden. Diese Art von „shortcut“, sagen wir: Abkürzung, bei der Beurteilung von Studien zu den Wirkungen von Substanzen kann sehr leicht zu Fehlbeurteilungen führen.

Mit Bezug auf Curcumin kann jedenfalls festgehalten werden, dass Curcumin eine der am besten wissenschaftlich erforschten pflanzlichen Substanzen ist. Bereits im Jahr 2019 haben Shen und Ji (2019: 2896) berichtet:

“Curcumin is one of the most intensively studied natural compound as evidenced by the a total number of above 10,966 citations from 1,049 till November 2017 in the literature publications, including a gradual increment in the last decade as showed by the PubMed database searched by term “curcumin” …”.
“Curcumin ist einer der am intensivsten untersuchten Naturstoffe, wie die Gesamtzahl von über 10.966 Zitaten von 1.049 bis November 2017 in der Literatur belegt, einschließlich eines allmählichen Anstiegs in den letzten zehn Jahren, wie die PubMed-Datenbank zeigt, die nach dem Begriff “Curcumin” durchsucht wurde …”

Wie unsere eigene Recherche in der PubMed-Datenbank ergeben hat, sind für den Zeitraum 2018 bis 2023 9.946 Einträge hinzugekommen – und wir befinden uns gerade erst im März des Jahres 2023. Allein während der letzten zehn Jahre, also im Zeitraum 2013 bis 2023 wurden 402 klinische Studien, die den Test von Curcumin zum Thema hatten, publiziert. Das macht deutlich, dass das Interesse an Curcumin unter Forschern sehr groß war und ist und dass die Wirkung von Curcumin im menschlichen Organismus vergleichsweise gut erforscht ist, anders als der Text der Verbraucherzentrale (s.o.) suggeriert.

Bereits im Jahr 2013 haben Gupta et al. eine Übersichtsartikel verfasst, in dem sie alle bis dahin verfügbaren klinischen Studien, also Studien am Menschen, über die Wirkungen von Curcumin zusammengestellt haben (s. in diesem Zusammenhang auch Doello et al. 2018: 573-574; Table 1). Sie berichten:

„Although the therapeutic use of Curcuma was recorded as early as 1748 …, the first article referring to the use of curcumin in human disease was published in 1937 by Oppenheimer … In this study, the author examined the effects of ‘curcumen’ or ‘curcunat’ containing 0.1 g to 0.25 g sodium curcumin and 0.1 g calcium cholate in human biliary diseases. An intravenous injection of 5% sodium curcumin solution in healthy persons was associated with rapid emptying of the gallbladder. The author treated 67 patients with subacute, recurrent, or chronic cholecystitis. Oral administration of curcunat for 3 weeks showed remarkably good results against cholecystitis. All but one patient were completely cured of the disease throughout periods of observation lasting from 3 months to more than 3 years. No ill effects were observed or reported, even when the medication was continued for many consecutive months” (Gupta et al. 2013: 195-196).
„Obwohl die therapeutische Verwendung von Kurkuma bereits 1748 erwähnt wurde …, wurde der erste Artikel, der sich auf die Verwendung von Curcumin bei menschlichen Erkrankungen bezieht, im Jahr 1937 von Oppenheimer … veröffentlicht. In dieser Studie untersuchte der Autor [Oppenheimer] die Wirkung von “Curcumen” oder “Curcunat”, das 0,1 g bis 0,25 g Natriumcurcumin und 0,1 g Calciumcholat enthielt, auf Gallenwegserkrankungen bei Menschen. Eine intravenöse Injektion von 5%iger Natriumcurcumin-Lösung war gesunden Menschen mit einer raschen Entleerung der Gallenblase verbunden. Der Autor behandelte 67 Patienten mit subakuter, rezidivierender [als sogenannte Rückfälle wiederkehrender] oder chronischer Cholezystitis [Gallenblasenentzündung]. Orale Verabreichung von Curcunat über 3 Wochen zeigte bemerkenswert gute Ergebnisse bei Cholezystitis. Bis auf einen Patienten wurden alle Patienten während der Beobachtungszeiträume, die von 3 Monaten bis zu mehr als 3 Jahren dauerten, vollständig geheilt. Keine Nebenwirkungen wurden beobachtet oder berichtet, selbst dann, wenn die Behandlung [mit Curcunat] über viele aufeinanderfolgende Monate fortgesetzt wurde“ (Gupta et al. 2013: 195-196).

Seit diesem ersten bemerkenswerten Erfolg einer Behandlung mit Curcumin ist das medizinische Interesse an dieser Substanz ständig gewachsen. Gupta et al. berichten weiter:

“As of July 2012, observations from almost 67 clinical trials have been published, whereas another 35 clinical trials are in progress“ (Gupta et al. 2013: 196),

d.h.

„Bis Juli 2012 wurden Beobachtungen aus fast 67 klinischen Studien veröffentlicht, während weitere 35 klinische Studien im Gange sind” (Gupta et al. 2013: 196).

Gupta et al. fahren fort, die bis dahin veröffentlichten klinischen Studien aufzulisten oder genauer: die Krankheiten, die in den Studien behandelt wurden, die Anzahl der Behandelten, die Dosis, die gegeben wurde und den Zeitraum, über den hinweg sie gegeben wurde, sowie das in der Studie beobachtete Ergebnis (Gupta et al. 2013: 197-198: Table 1). Die Anzahl der Behandelten reichte von einer einzigen Fallstudie in drei Studien bis zu Studien mit mehr als 200 Behandelten (in drei Studien) und 528 Behandelten in einer Studie. Die behandelten Erkrankungen stammten aus dem Bereich der Krebserkrankungen, Entzündungserkrankungen (darunter entzündliche Darmerkrankungen und rheumatische Arthiritis), Hautkrankheiten, Neurodegenerative Erkrankungen, d.h. den Verlust von Nervenzellen betreffende Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen (darunter Diabetes mellitus) und eine Reihe weiterer Erkrankungen, darunter wiederkehrende Atemwegsinfektionen. In vier der Studien zeigte Curcumin – gegeben allein, in einer Mischung von Curcuminoiden oder in der Form von Kurkuma – keine oder nur eine nicht-signifikante Wirkung; in allen anderen Studien hat Curcumin eine positive Wirkung erzielt.

Z.B. zeigte sich mit Bezug auf Krebserkrankungen:

“… curcumin, either alone or in combination with other agents, has demonstrated potential against colorectal cancer, pancreatic cancer, breast cancer, prostate cancer, multiple myeloma, lung cancer, oral cancer, and head and neck squamous cell carcinoma (HNSCC)” (Gupta et al. 2013: 200).
„Curcumin, entweder allein oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen, hat Potenzial gegen Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs, multiples Myelom, Lungenkrebs, Mundhöhlenkrebs und Plattenepithelkarzinom im Kopf- und Halsbereich (HNSCC) gezeigt” (Gupta et al. 2013: 200).

Im Bereich der Stoffwechselerkrankungen wurde Curcumin auch mit Bezug auf Diabetes mit guten Ergebnissen getestet. Darunter war eine randomisierte kontrollierte Studie, die die Wirkung der Gabe von Curcumin auf Personen im prädiabetischen Stadium untersuchte:

„A total of 240 participants were randomly assigned to receive either curcumin (1.5 g/day) or placebo capsules, and changes in β cell functions …,  insulin resistance …, and anti-inflammatory cytokine … levels were monitored at the baseline and at 3, 6, and 9 months of treatment. After 9 months of treatment, 16.4% of participants in the placebo group were diagnosed with T2DM [type 2 diabetes mellitus], whereas none were diagnosed with T2DM in the curcumin-treated group … In addition, the participants of curcumin-treated group showed a better overall function of β cells, with higher HOMA-β and lower C-peptide levels” (Gupta et al. 2013: 210).
„Insgesamt 240 Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip die Verabreichung von entweder Curcumin (1,5 g/Tag) oder Placebokapseln zugewiesen, und die Veränderungen der β-Zellfunktionen …, der Insulinresistenz … und der Spiegel entzündungshemmender Zytokine … wurden zu Beginn und nach 3, 6 und 9 Monaten der Behandlung überprüft. Nach 9 Monaten Behandlung wurde bei 16,4 % der Teilnehmer in der Placebogruppe T2DM [Diabetes mellitus vom Typ-2] diagnostiziert, während in der mit Curcumin behandelten Gruppe niemand mit T2DM diagnostiziert wurde … Darüber hinaus zeigten die Teilnehmer der mit Curcumin behandelten Gruppe eine bessere Gesamtfunktion der β-Zellen, mit höheren HOMA-β- und niedrigeren C-Peptid-Werten” (Gupta et al. 2013: 210).

Seitdem Gupta et al. ihren Beitrag verfasst haben, sind eine ganze Reihe weiterer Studien zur Wirkung von Curcumin durchgeführt worden. Da die positive Wirkung auf eine ganze Reihe von Erkrankungen bzw. Funktionen im menschlichen Körper bereits gut belegt ist, konzentrieren sich diese Studien vor allem auf die Erforschung der Wege, auf denen Curcumin seine Wirkung entfaltet. Beispielsweise wirkt Curcumin über die Regulierung des Zytokines IL-10 [Interleukin 10]:

“Cytokines are small secreted proteins released by different types of cells with specific effects on cellular signaling and communication via binding to their receptors on the cell surface. IL-10 [interleukin-10] is known to be a pleiotropic and potent anti-inflammatory and immunosuppressive cytokine that is produced by both innate and adaptive immunity cells including dendritic cells, macrophages, mast cells, natural killer cells, eosinophils, neutrophils, B cells, CD8C T cells, and TH1, TH2, and TH17 and regulatory T cells … IL-10 deregulation plays a role in the development of a large number of inflammatory diseases such as neuropathic pain, Parkinson’s disease, Alzheimer’s disease, osteoarthritis, rheumatoid arthritis, psoriasis, systemic lupus erythematosus, type 1 diabetes, inflammatory bowel disease, and allergy. Curcumin is a natural anti-inflammatory compound able to induce the expression and production of IL-10 and enhancing its action on a large number of tissues. In vitro and in pre-clinical models curcumin is able to modulate the disease pathophysiology of conditions such as pain and neurodegenerative diseases, bowel inflammation, and allergy, but also of infections and cancer through its effect on IL-10 secretion. In humans, at least one part of the positive effects of curcumin on health could be related to its ability to enhance IL-10 -mediated effects” (Mollazadeh et al. 2019: 89).
„Zytokine sind kleine sekretierte Proteine, die von verschiedenen Zelltypen freigesetzt werden und über die Bindung an ihre Rezeptoren spezifische Wirkungen auf zelluläre Signalübertragung und Kommunikation durch Bindung an ihre Rezeptoren auf der Zelloberfläche. IL-10 [Interleukin-10] ist bekanntlich ein pleiotropes und stark entzündungshemmendes und immunsuppressives Zytokin, das sowohl von Zellen der angeborenen und adaptiven Immunität produziert wird, darunter dendritische Zellen, Makrophagen, Mastzellen, natürliche Killerzellen, Eosinophile, Neutrophile, B-Zellen, CD8C-T-Zellen, TH1-, TH2- und TH17-Zellen sowie regulatorische T-Zellen … Eine IL-10-Deregulierung spielt eine Rolle bei der Entwicklung zahlreicher entzündlicher Erkrankungen wie neuropathische Schmerzen, Parkinson-Krankheit Alzheimer-Krankheit, Osteoarthritis, rheumatoide Arthritis, Psoriasis, systemischer Lupus erythematodes, Typ-1-Diabetes Diabetes, entzündliche Darmerkrankungen und Allergien. Curcumin ist eine natürliche entzündungshemmende Verbindung, die in der Lage ist, die Expression und Produktion von IL-10 und dessen Wirkung auf eine große Anzahl von Geweben zu induzieren. In vitro und in präklinischen Modellen ist Curcumin in der Lage, die Pathophysiologie von Krankheiten von Krankheiten wie Schmerzen und neurodegenerativen Erkrankungen, Darmentzündungen und Allergien, aber auch von Infektionen und Krebs durch seine Wirkung auf die IL-10-Sekretion. Beim Menschen könnte zumindest ein Teil der positiven positiven Wirkungen von Curcumin auf die Gesundheit mit seiner Fähigkeit zusammenhängen, die IL-10-vermittelten Wirkungen zu verstärken“ (Mollazadeh et al. 2019: 89).

Die vielen Effekte, die Curcumin auf der molekularen Ebene hat, haben Kocaadam & Sanlier in der folgenden Abbildung zusammengestellt:

 

 

Quelle: Kocaadam & Sanlier 2017: 2891

Es ist angesichts dieser Effekte, die Curcumin nachweislich auf der molekularen Ebene erzielt, nicht überraschend, dass Curcumin eine positive Wirkung auf viele verschiedene Erkrankungen oder Beschwerden hat. Belegt wurde dies neuerlich, im Jahr 2022, anhand einer Zusammenschau von in englischer Sprache veröffentlichten, randomisierten kontrollierten Studien (RCT) Studien – also unter Ausschluss aller anderen Arten von Studien, auch von Studien in vivo an Menschen, die andere Forschungsdesigns benutzten, u.a. Kohortenstudien – durch Marton et al., die die Effekte von Curcumin bzw. Kurkuma (ja nach Studiendesign) auf entzündliche Erkrankungen untersucht haben.

Die Autoren haben 36 randomisierte kontrollierte Studien identifiziert, die insgesamt 2.750 Pazienten umfassten, darunter 417 mit ulzerativer Kolitis (eine vom Enddarm ausgehende chronisch-entzündliche Darmerkrankung), 1.700 mit Osteoarthritis (eine degenerative Gelenkveränderung mit Knorpelabbau), 63 mit systemischem Lupus erythematodes (SLE; eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem das körpereigene Gewebe angreift), 202 mit Psoriasis (auch Schuppenflechte genannt), 288 mit multipler Sklerose (eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems) und 35 Personen ohne die entsprechenden Erkrankungen, die in den Studien als Kontrollen dienten (Marton et al. 2022: 2142). Darreichungsformen, Dosierungen und der Zeitraum, über den curcumin/Kurkuma verabereicht wurde, varrierten zwischen den Studien.

Fast alle Studien kamen zu positiven Ergebnissen mit Bezug auf die Wirkung von Curcumin/Kurkuma: Von den sieben Studien an Menschen mit ulzerativer Kolitis kamen alle außer einer zu einem positiven Ergebnis:

“Overall, the addition of the curcumin to the conventional therapy for the treatment of IBD, especially UC, seems to be associated to the improvement of symptoms (reduced frequency of urgent defecation), clinical outcomes, quality of life, remission in mild and moderate cases, and may be a safe and promising agent for the treatment of these conditions. The curcumin doses that brought benefits to the patient with psoriasis ranged from 20 to 500 mg (orally administrated) …” (Marton et al. 2022: 2148).
„Insgesamt scheint die Zugabe von Curcumin zur konventionellen Therapie des Reizdarmsyndroms, insbesondere der ulzerativen Kolitis, zu einer Verbesserung der Symptome (geringere Häufigkeit von dringendem Stuhlgang), der klinischen Ergebnisse, der Lebensqualität und der Remission in leichten und mittelschweren Fällen zu führen und könnte ein sicheres und vielversprechendes Mittel für die Behandlung dieser Erkrankungen sein“ (Marton et al. 2022: 2148).

Sechzehn Studien prüften den Effekt von curcumin (in verschiedenen Zubereitungen) bzw. Kurkuma auf Pazienten mit Osteoarthritis, wobei in allen Studien die Substanz oral eingenommen wurde. Das Ergebnis:

“Except for the work of Rahimina et al … who found no differences between the treated group and the placebo in the levels of C Reactive Protein, Prostaglandin E2, IL-4, and IL-6, all studies indicate that the plant or its bioactive compounds can be used in the treatment of OA [Osteoarthritis]. The results show that the use of Curcuma longa leads to decreased pain, improves stiffness, physical function and different standardized scores such as Visual Analog Scale (VAS), Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS), Lequesne’s pain functional index (LPFI), Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index (WOMAC), and   Patient Global Assessment of Disease Activity (PGADA). All studies also indicate that the use of the plant may be considered safe and well-tolerated … Furthermore, studies comparing turmeric with ibuprofen … and iclofenac have shown that the plant has effects equivalent to these drugs, without the adverse effects generally reported by patients as gastrointestinal events. The studies show improvement of OE scores with curcumin doses that varied from 500 to 1500 mg a day (orally administrated) or curcumin-based formulations (theracurcumin) in the dosage of 180 mg a day” (Marton et al. 2022: 2149).
„Mit Ausnahme der Arbeit von Rahimina et al …, die keine Unterschiede zwischen der behandelten Gruppe und der Placebogruppe in Bezug auf die Werte von C-reaktivem Protein, Prostaglandin E2, IL-4 und IL-6 feststellte, deuten alle Studien darauf hin, dass die Pflanze oder ihre bioaktiven Verbindungen bei der Behandlung von OA [Osteoarthritis] eingesetzt werden können. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verwendung von Curcuma longa zu einer Verringerung der Schmerzen, einer Verbesserung der Steifigkeit, der körperlichen Funktion und verschiedener standardisierter Werte wie der Visuellen Analogskala (VAS), dem Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS), dem Lequesne’s pain functional index (LPFI), dem Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index (WOMAC) und der Patient Global Assessment of Disease Activity (PGADA) führt. Alle Studien deuten auch darauf hin, dass die Verwendung der Pflanze als sicher und gut verträglich angesehen werden kann … Darüber hinaus haben Studien, in denen Kurkuma mit Ibuprofen … und Iclofenac verglichen wurde, gezeigt, dass die Pflanze eine diesen Medikamenten gleichwertige Wirkung hat, ohne die von den Patienten im Allgemeinen berichteten unerwünschten Wirkungen wie gastrointestinale Beschwerden. Die Studien zeigen eine Verbesserung der OE-Scores mit Curcumin-Dosen, die von 500 bis 1500 mg pro Tag (oral verabreicht) oder Curcumin-basierten Formulierungen (Theracurcumin) in der Dosierung von 180 mg pro Tag variierten” (Marton et al. 2022: 2149).

Zum systemischen Lupus erythematodes (SLE) konnten Marton et al. nur zwei randomisierte kontrollierte Studien finden, von denen eine ein positives Ergebnis erbrachte, die andere dagegen nicht, was mit der vergleichsweise geringen Dosierung von Curcuma xanthorrhiza, die in dieser Studie verwendet wurde, zu tun haben mag (Marton et al. 2022: 2151).

In sechs randomisierten kontrollierte Studien wurde Curcumin/Kurkuma an Patienten mit Psoriasis (Schuppenflechte) getestet. Alle sechs Studien konnten unabhängig von der Art der Darreichung, der Dosierung und der Schwere der Erkrankung einen positiven Effekt von Curcumin/Kurkuma feststellen. Bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis, die mit dem Medikament Acetrin behandelt wurden, hat die zusätzlich Darreichung von Nano-Curcumin, d.h. Curcumin verpackt in Nanopartikel (s. hierzu Gayathri et al. 2023; Karthikeyan, Senthil & Min 2020; Pan-On, Dilokthornsakul & Tiyaboonchai 2022) das Lipid-Serum-Profil der Patienten verbessert, also als Adjuvans gewirkt, das den Effekt von Acetrin befördert hat (Marton et al. 2022: 2151).

Mit Bezug auf multiple Sklerose, die bislang nicht heilbar ist und deren Behandlung mit Kortikostereoiden, rekombinantem Interferon oder Fingolimod (u.a.) mit erheblichen Nebenwirkungen (bis hin zur behandlungsbedingten Leukämie) verbunden sein können, haben die fünf randomisierten kontrollierte Studien, die die Wirkung von curcumin auf Pazienten mit multipler Sklerose getestet haben, alle positive Ergebnisse erbracht. Marton et al. berichten:

“Five RCTs involved the use of Curcuma and sclerosis … Four of them used nanocurcumin 80 mg, and one used curcumin 600 mg … Curcumin was used alone or in association with Coenzyme Q or brainoil … , and follow-up varied from 6 to 12 months. The outcomes showed that the use of curcumin shows an increase of survival rates …, slows down the disease progression … improves aerobic metabolism and oxidative damage … and reduces pro-inflammatory pattern in multiple sclerosis … As a therapeutic adjuvant to sclerosis, positive effects were observed using 600mg of curcumin or 80mg of nanocurcumin orally administrated” (Marton et al. 2022: 2153).
„Fünf RCTs betrafen die Verwendung von Curcuma und Sklerose … Vier von ihnen verwendeten Nanocurcumin 80 mg, und eine verwendete Curcumin 600 mg … Curcumin wurde allein oder in Verbindung mit Coenzym Q oder Brainoil [ein Nahrungsergänzungsmittel, das aus 600mg Curcumin, Coenzym Q und einigen anderen pflanzlichen Wirkstoffen besteht, nicht zu verwechseln mit Brainol, einer pflanzlichen Zubereitung, die u.a. die geistige Beweglichkeit und Klarheit fördern soll] verwendet …, und die Nachbeobachtungszeit lag zwischen 6 und 12 Monaten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Verwendung von Curcumin die Überlebensrate erhöht …, das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt … den aeroben Stoffwechsel und oxidative Schäden verbessert … und proinflammatorische Muster bei Multipler Sklerose reduziert … Als therapeutisches Adjuvans bei Sklerose wurden positive Effekte bei der oralen Verabreichung von 600 mg Curcumin oder 80 mg Nano-Curcumin beobachtet” (Marton et al. 2022: 2153).

Curcumin wirkt also nachweislich – auf der Basis einer ganzen Reihe von randomisierten kontollierten Studien – entzündungshemmend und als Anti-Oxidans (gegen freie Radikale) und verbessert daher den Zustand von Patienten mit verschiedenen Arten von entzündlichen Erkrankungen. Dieser Effekt von Curcumin kann nur angemessen gewürdigt werden, wenn man in Rechnung stellt, dass

„[m]ost diseases are maintained by a sustained discreet but obvious increased systemic inflammation“ (Bengmark, Mesa & Gil 2009: 273),

d.h.

„[d]ie meisten Krankheiten […] durch eine anhaltende diskrete, aber deutlich erhöhte systemische Entzündung aufrechterhalten [werden]” (Bengmark, Mesa & Gil 2009: 273).

Dennoch schätzt die Europäische Arzneimittel-Agentur („European Medicines Agency“; EMA), unter Berufung auf ihr Kommittee für Pflanzliche medizinische Produkte („Committee on Herbal Medicinal Products“; HMPC) medizinische Kurkuma-Zubereitungen lediglich als „benutzbar“ („can be used“) für die Verringerung von „milden Verdauungsproblemen, wie Völlegefühl, langsamer Verdauung und Blähungen“ ein, und auch dies nur auf der Basis des „traditionellen Gebrauchs“, wegen angeblich „ungenügenden Belegen durch klinische Studien“ und „Mankos“ in den „mehreren“ klinischen Studien mit Patienten mit Verdauungsstörungen, die das HMPC berücksichtigt („considered“) hat.

Quelle: EMA

Wer diesen Text bis hierhin gelesen hat, kann nicht anders als tief beeindruckt davon zu sein, wie vollkommen un- oder fehlinformiert die Europäische Arzneimittel-Agentur bzw. ihr Kommittee für Pflanzliche medizinische Produkte ist (oder sein will).

Weil das so ist und Curcumin-Zubereitungen in Europa dementsprechendn keinen Status als pflanzliche Arzneien haben, ist, wer sich Hilfe von Curcumin verspricht, sich selbst überlassen. Er muss – idealerweise nach Rücksprache mit seinem Arzt – selbst ein Curcumin-Präparat auswählen und in Eigenverantwortung benutzen.

Wie aus dem, was über die wissenschaftlichen Studien zu den Wirkungen von Curcumin oben geschrieben wurde, schon erkennbar geworden sein sollte, sind die Dosierung und die Kombinaton von Curcumin mit anderen Stoffen für die Wirkung von Curcumin von entscheidender Wichtigkeit. Curcumin hat nämlich eine extrem schwache Bioverfügbarkeit (“extremely poor bioavailability”; Shen & Ji 2019: 2896), nicht nur bei oraler Einnahme, sondern auch dann, wenn es intravenös gegeben wird:

“In fact, the bioavailability of curcumin is low even through intraveneous administration routes” (Ma et al. 2019: 359),

d.h.

„Tatsächlich ist die Bioverfügbarkeit von Curcumin selbst bei intravenöser Verabreichung niedrig” (Ma et al. 2019: 359).

„Bioverfügbarkeit“ bezeichnet das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der ein Wirkstoff in den Blutkreislauf gelangt und dort verfügbar ist, um seine Wirkung zu tun. Curcumin gelangt schnell in den Magen-Darm-Trakt und wird schnell wieder ausgeschieden (Anand et al. 2007: 807), weshalb seit Jahren Forschung darüber betrieben wird, wie Curcumin mit für den Körper besser nutzbar gemacht werden kann. Im Zuge dieser Forschung wurde eine ganze Reihe von Curcumin Zubereitungen entwickelt – z.B: Novasol der Aquanova AG –, oder es wurden Vorgehensweisen bei der Zuführung von Curcumin entwickelt, die die Bioverfügbarkeit von Curcumin erhöhen, wie die Zuführung als Nano-Curcumin.

Es gibt im freien Handel eine ganze Reihe von Curcumin-Zubereitungen, die die Bioverfügbarkeit von Curcumin deutlich erhöhen, daunter Zubereitungen, die Piperin aus schwarzem Pfeffer enthalten. Dass Piperin die Bioverfügbarkeit von Curcumin tatsächlich erhöht, ist wissenschaftlich belegt (Anand et al. 2007; Balakumar et al. 2022; Heidari et al. 2023) Shoba et al. (1998) haben in ihrer Studie festgestellt, dass

“[t]here was an increase … in bioavailability of curcumin by about one and a half times as compared to curcumin given alone in both rats and humans” (Shoba et al. 1998: 356),

d.h.

„[sich] die Bioverfügbarkeit von Curcumin […] sowohl bei Ratten als auch bei Menschen um das Anderthalbfache [nämlich 154%] im Vergleich zu allein verabreichtem Curcumin [erhöhte]“ (Shoba et al. 1998: 356).

Curcumin-Zubereitung mit Meriva sind ebenfalls verfügbar. Meriva wurde von der italienischen Firma Idena entwickelt und enthält drei Arten von Curcuminen, die in eine Phospholipid-Formulierung verpackt, die die Abgabe des Curcumin reguliert, die Bioverfügbarkeit der Curcumine erhöht. Dass so „verpacktes“ Curcumin positive Wirkungen bei verschiedenen Krankheiten hat, ist wissenschaftlich geprüft und bestätigt worden (u.a. von Belcaro et al. 2010; Belcaro et al. 2014; Di Pierro 2017; Ledda et al. 2012; Steigerwalt et al. 2012).

 

Eine relativ junge Alternative zu Meriva als „Abgabesystem“ für Curcumin (und andere pflanzliche Wirkstoffe) ist das sogenannte Mizellen-Kurkuma:

„Mizellen werden in unserem Körper geformt, um dem Organismus fettlösliche Nährstoffe zugänglich zu machen. Dabei werden die fettlöslichen Vitalstoffe (lipophil) von einer wasserlöslichen (hydrophilen) Oberfläche „umhüllt“. Acurmin PLUS – Das Mizell-Kurkuma kopiert in seiner Darreichungsform genau diesen natürlichen Vorgang: Das Curcumin wird von einer wasserlöslichen Schicht überzogen. Das naturidentische Mizellen-Kurkuma kann den Magen-DarmTrakt passieren und das Curcumin gelangt so in den Organismus des Menschen“,

so beschreibt die Cellavent Healthcare GmbH, der Hersteller von „Acurmin Plus“, das „Abgabesystem“ durch Mizellen.

Vergleichende Studien zur Wirksamkeit von Curcumin in Abhängigkeit von verschiedenen Substanzen, die die Bioaktivität von Curcumin erhöhen, stehen (noch?) aus. Belegt ist jedoch, dass alle drei der hier genannten Formulierungen, also Curcumin plus Piperin, Meriva-Curcumin und Mizellen-Curcumin, die Bioverfügbarkeit des Curcumin deutlich erhöhen (und demenstsprechend positive Wirkungen durch Curcumin erzielt werden; Belege für die ersten beiden wurden bereits angeführt, was Letzere betrifft s. Gupta et al. 2020; Hari et al. 2023; Lin et al. 2022).

Schließlich bleibt festzuhalten, dass Curcumin auch in höheren Dosen gut verträglich ist und als sicher mit Bezug auf Nebenwirkungen gilt; in den oben erwähnten Studien wurde die Sicherheit bzw. Nebenwirkungsfreiheit von Curcumin jeweils mit betrachtet und bestätigt (s. hierzu auch Soleimani, Sahebkar & Hosseinzadeh 2018). Nebenwirkungen können jedoch niemals gänzlich ausgeschlossen werden, und das gilt auch für die (regelmäßige) Einnahme von Curcumin in höheren Dosen, die in der Literatur oft als mehr als 10g oder 15g am Tag bestimmt werden oder als 100mg per kg Körpergewicht (Bone & Mills 2013: 918), was bei jemandem, der 80kg wiegt, 7,5g täglich wären. Die meisten der im Handel erhältlichen Curcumin-Präparate sind auf eine Tagesdosis von 500mg standardisiert bzw. ausgelegt und bewegen sich damit weit unterhalb dessen, was als eine hohe Dosis gilt.

Es empfiehlt sich jedoch (auch) für (mehr oder weniger) gesunde Menschen, die Curcumin vorbeugend oder zu Linderung kleiner Beschwerden einnehmen, eine periodische statt einer dauerhaft kontinuierlichen Einnahme. Darüber hinaus sollte Curcumin nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden, wenn jemand regelmäßig verschreibungspflichtige Arzneimittel einnimmt – das gilt insbesondere für Arzneimittel, die Diabetes oder Krebs behandeln sollen –, oder Nieren- oder Gallensteine hat.

Alternativ zur Einnahme von Curcumin-haltigen Präparaten kann man Curcumin durch Verwendung von Kurkuma in Pulverform als Gewürz zu sich nehmen. Um einschätzen zu können, wieviel Curcumin man durch die Verwendung von Kurkuma-Pulver einnimmt, muss man wissen, wieviel curcumin das Kurkuma-Pulver enthält. Deshalb sind diesbezüglich diejenigen Produkte vorzuziehen, die eine Angabe darüber enthalten, wieviel curcumin in ihnen enthalten ist. Sagen wir, ein Produkt enthält 5% Curcumin; dann nimmt man 100mg Curcumin zu sich, wenn man einen Teelöffel oder 2g bzw. 2000mg Kurkuma zu sich nimmt. Bei einem Curcumin-Gehalt von 2,5%, muss man dementsprechend zwei Teelöffel Kurkuma zu sich nehmen, sei es in Tee, in Milch, im Dhal, im Curry, um dem Körper 100mg Curcumin zuzuführen.

 

Sich eine hohe Dosierung von Curcumin auf diesem Weg zuzuführen, dürfte also nahezu ausgeschlossen sein. In jedem Fall empfiehlt es sich, die Einnahme von Kurkuma mit der von schwarzem Pfeffer bzw. Peperin zu verbinden. Im Handel gibt es Kurkuma-Pulver, die bereits mit schwarzem Pfeffer versetzt sind (wie das rechts abgebildete Produkt).

 

Kurkuma-Latte ist derzeit als Getränk im Trend, und es gibt fertige Zubereitungen zu kaufen. Kurkuma-Latte kann man aber einfach selbst zubereiten (und weiß dann genau, was im Latte enthalten ist); Rezepte hierfür finden sich en masse im Internet. Eines, das ich selbst bevorzuge:

Um zwei Tassen Kurkuma-Latte zuzubereiten, verwende ich zweieinhalb Tassen Mandelmilch oder Kokosmilch, einen Teelöffel Kurkuma, einen Teelöffel gemahlenen Kardamom, knapp ¼ Teelöffel schwarzer Pfeffer und einen Teelöffel ungefilterten Honig oder Wabenhonig, möglichst mit hohem Methylglyoxal- bzw. MGO-Wert (einem Maß für die antibakterielle Wirkung eines Honigs).

Alle Zutaten außer dem Honig in einem Topf erhitzen bis die Flüssigkeit simmert und dabei ab und zu umrühren. Wenn der Latte auf Trinktemperatur abgekühlt ist, den Honig einrühren – fertig ist der Kurkuma-Latte mit etwa 100mg Curcumin pro Tasse.


Literatur

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