Nicht so schlimm, sind nur Jungen – Tatsächliche institutionelle Diskriminierung

Normalerweise ist Geschlecht für Pressemeldungen des Statistischen Bundesamts eine wichtige Größe. Vor allem im Bereich von “Bildung”, also bei Statistiken zum Thema “Bildung”, ist Geschlecht eine feste Größe, wenn es z.B. darum geht, wie viele Frauen habilitiert haben.

Auch ein steigender Anteil weiblicher Abiturienten oder unter denen, die eine Fachhochschulreife erreicht haben, ist ein für die Verantwortlichen im Statistischen Bundesamt wichtiges Datum, das in den Pressemeldungen des Statistischen Bundesamts, die Bildung, das Bildungssystem zum Gegenstand haben, nicht fehlen darf.

Der Frauenanteil ist für Mitarbeiter im Statistischen Bundesamt zu einer derat manischen Größe geworden, dass man sich regelrecht vorstellen kann, wie sie händeringend nach einem Datum, das man nach Geschlecht auszählen kann, suchen, zuweilen mit abstrusen Ergebnissen.

Indes.
Es gibt Ausnahmen:

“Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, verließen im Jahr 2021 rund 47 500 Schülerinnen und Schüler die allgemeinbildenden Schulen ohne sogenannten Ersten Schulabschluss (Hauptschulabschluss). Das entsprach einem Anteil von 6,2 %. Im Vorjahr hatte dieser Anteil bei 6,0 % gelegen, 20 Jahre zuvor bei knapp 9,6 %.

[…]

Junge Menschen ohne einen Schulabschluss des Sekundarbereichs II haben vergleichsweise schlechte Chancen, in Ausbildung zu kommen. So schlossen im Jahr 2021 nur 13 100 Männer und Frauen ohne Schulabschluss neue Ausbildungsverträge ab. Von Personen mit Erstem Schulabschluss (Hauptschulabschluss) wurden 111 900 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen.”

Ohne Schulabschluss eine allgemeinbildende Schule zu verlassen, das ist in Deutschland nach wie vor ein Makel, der demjenigen, den er trifft, sein Leben lang erhalten bleiben wird. Selbst, wenn er einen Schulabschluss nachholen sollte, so bleibt stets die Zeit, die dafür notwendig war, ein erheblicher Unterschied, der sich in Teilhabe, besser: Nichtteilhabe am Arbeitsmarkt niederschlägt. Kurz: Es winkt Arbeitslosigkeit und ein Leben in Abhängigkeit von Sozialhilfe.

Seltsamer Weise ist es dem Statistischen Bundesamt bei diesem wichtigen Thema urplötzlich gar nicht wichtig, nach Geschlecht auszuzählen, und dies, obschon Mädchen, bleiben sie ohne Abschluss, stets auf die Option, sich dann eben mit Kindern über Wasser zu halten, zurückgreifen können, Jungen aber nicht. Nun muss man eigentlich kein Hellseher sein, um zu wissen, dass dann, wenn mehr weibliche Schulabgänger ohne einen Abschluss geblieben wären, Angestellte des nämlichen Amts in Wiesbaden Zeter und Mordio geschrien hätten, angesichts der Benachteiligung von Mädchen im Bildungssystem.

Aber es sind nur Jungen, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie im deutschen Bildungssystem benachteiligt werden. Früher hätten wir geschrieben, dass Jungen Nachteile im Bildungssystem haben. Heute gehen wir von einer aktiven Benachteiligung aus, die absichtlich oder unabsichtlich in einem weitgehend auf die Bedürfnisse von Mädchen zugeschnittenen Schulbetrieb, betrieben wird. 29.428 Jungen sind im Schuljahr 2021 [aktuelle Daten gibt es beim Statistischen Bundesamt immer seltener] ohne Schulabschluss geblieben, 62% aller Abschlusslosen. 18.062 Mädchen (38%) haben es ihnen gleichgetan.

Wir haben bereits im Jahre 2002 mit dem Beitrag “Bringing Boys Back In: Soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern im Bildungssystem zuungunsten von Jungen am Beispiel der Sekundarschulabschlüsse”, der seinerzeit in der Zeitschrift für Pädagogik veröffentlicht wurde, auf die erheblichen Nachteile, die Jungen im Bildungssystem haben, hingewiesen. In einer normalen Welt hätte das zumindest zu einer Suche nach den Ursachen, im Bemühen, sie zu bekämpfen, geführt. In der irren Welt, in der wir leben, in der Verbände, Organisationen und Projektnehmer von Bundesministerien, alle ihr finanzielles Überleben an die Mär von der Benachteiligung von Mädchen/Frauen geknüpft haben, wird ein solches Ergebnis unterschlagen, weil das eigene Einkommen auf dem Spiel steht. Der beste Indikator für aktive Benachteiligung

Und überhaupt, es sind eh nur Jungen.


Quelle: Featured Image


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