Im Bann von 3 Worten: Höcke-Pathen in öffentlich-rechtlicher Erklärungsnot

  1. Alles für die Katz.
  2. Alles in Butter.
  3. Alles für unsere Heimat.
  4. Alles auf eine Karte setzen.
  5. Alles über einen Kamm scheren.
  6. Alles oder Nichts.
  7. Alles für Deutschland.

Sie haben natürlich bemerkt, dass unter 7. das Motto der SA zu finden ist – oder? Und als solches ist das Motto in Deutschland strafbar, also die Verwendung ist strafbar, sofern die Verwendung von jemandem bemerkt wird, der sehr kenntnisreich in verbotenen Losungen und Mottos ist. Vielleicht haben Sie es auch nicht bemerkt, weil Sie das Motto nicht kennen, wie die meisten, die heute in Deutschland leben, dieses Motto nicht kennen.

Deshalb muss man es regelmäßig auftun und hervorheben, damit man sich als guter linker Mensch outen kann, der vergessene rechte Parolen in Erinnerung bringt, damit sie nicht vergessen werden und ihren symbolischen Gehalt, den sie für die Braunhemden der SA bis 1934 sicher hatten, vielleicht auch nicht, bewahren. Nach 1934 ist alles etwas schwierig, denn die Führung der SA und etliche, deren Tod gerade opportun erschien, wurden im so genannten Röhm Putsch umgebracht und die SA weitgehend wirkungslos gemacht.

Wie auch immer: Wenn Sie nicht wussten, dass “alles für Deutschland” eine strafbare Losung darstellt, dann wissen Sie es nun.

Ja.

Wenn Sie ein Spiel des Welsh Nation Team im Rugby besuchen, dann werden Sie über kurz oder lang über Besucher stolpern, die mit den üblichen Devotionalien behängt sind, viele davon mit einem Schal:

Für uns, die wir in Deutschland aufgewachsen sind, ist es zumindest überraschend, die Worte “ich dien'” als Bestandteil eines Emblems der Welsh Rugby Union zu sehen. Das Emblem steht für den Prince of Wales, besteht aus drei Straußenfedern und den Worten “Ich dien'”. Und es geht wohl auf Edward the Black Prince zurück, dem großer Heldenmut und Ritterlichkeit von seinen Zeitgenossen attestiert wurden. Edward war im 100jährigen Krieg sehr erfolgreich und ist 1371 an der Ruhr verstorben.

Kaum einer, der diesen Schal trägt, ist sich der Bedeutung der Worte “Ich dien'” bewusst. Die meisten sehen diese Worte als Teil des Emblems ihrer WRU [Welsh Rugby Union]. Man kann sagen, die Worte haben ihre “Bedeutung” mehr oder weniger verloren, werden für einen Waliser erst auf den zweiten Blick und mit einiger Recherche bedeutsam. Aber warum sollte er recherchieren. Sie sind Bestandteil einer Kultur, ohne dass ihre Bedeutung hinterfragt würde.

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Nun könnte man die Worte natürlich problematisieren, was in bestimmten Kreisen auch tatsächlich geschehen ist, denn der Bau einer Welsh Identity auf Basis von deutschen Parolen, scheint manchen etwas fragwürdig. Indes, um ihr Argument der Fragwürdigkeit überhaupt machen zu können, müssen sie die weit verbreitete Unkenntnis über diese beiden Worte durchbrechen und quasi etwas “bewusst” machen, um es, wenn es bewusst gemacht wurde, bekämpfen oder beseitigen zu können, obschon es zuvor kein Problem war, jedenfall für alle anderen, außer ihnen nicht.

Mit den drei Worten, die Björn Höcke benutzt hat, im Kontext von “Alles für unsere Heimat, alles für Sachsen-Anhalt, alles für Deutschland”, verhält es sich genauso, um sie problematisieren zu können und ihren Nutzer bekämpfen zu können, muss man die drei Worte, in denen die große Mehrheit der Deutschen keinen SA-Slogan mehr zu erkennen vermag, aus ihrer ideologischen Bedeutungslosigkeit holen, um sie dann problematisieren und bekämpfen zu können, mit dem Ziel, sie aus dem öffentlichen Bewusstsein, in das man sie gerade gehoben hat, zu entfernen.

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Nicht nur eine absurde, eine aberwitzige Vorgehensweise.

Vermutlich hätte in Deutschland kaum jemand gewusst, dass drei der zehn Worte, die Björn Höcke bei einer WAHLKAMPFREDE benutzt hat, einst von Leuten in braunen Hemden genutzt wurden, die durch die Straßen von Deutschland gezogen sind. Aber auf derartige Kleinigkeiten können ideologische Krieger, die ihr Existenzrecht daraus ableiten, so viele politische Gegner wie nur möglich, im wahrsten Sinne des Wortes: zur Strecke zu bringen, keine Rücksicht nehmen.

Und so findet sich Björn Höcke vor dem Landgericht in Halle als der Volksverhetzung Angeklagter, und alle diejenigen, die ihn verurteilt sehen wollen, weil er drei Worte benutzt hat, die andere vor ihm auch benutzt haben, finden sich in einer gewissen Begründungsnot wieder, denn sie müssen begründen, was an der Aussage

  • “Alles für Deutschland”

so schlimm ist.

  • Kaufen diejenigen, die sie hören, braune Hemden?
  • Werden diejenigen, die sie hören, zu Faschisten, weil die Kraft der Worte sie konvertiert, weg von der Demokratie, hin zum Faschismus?
  • Finden diejenigen, die die Worte hören, ein plötzliches Gefallen an Straßenkämpfen mit politischen Gegnern?
  • Oder sind diejenigen, die sie benutzen und hören, in der Gefahr in einer zweiten Nacht der langen Messer um die Ecke gebracht zu werden?

Wo ist das Schadenspotential, das mit “alles für Deutschland” verbunden ist?
Wie entfalten die Worte ihre zerstörerische Wirkung?

Zwei Fragen, die man in der ARD-tagesschau nicht unbeantwortet lassen kann. Ergo haben die Mannen in der Anstalt wieder einen Experten ausgegraben. Mittlerweile müssen sie in Fachhochschulen wühlen, ehe sie jemanden finden, der bereit ist, seinen vielleicht bis dahin guten Namen in der ARD-Tagesschau aufs Spiel zu setzen, vielleicht auch jemanden, der keinen guten Namen hat, den er verlieren kann, dem es mehr um die fünf Minuten im Rampenlicht geht, mit denen er eine weitgehend bedeutungslose wissenschaftliche Karriere aufpolieren zu können glaubt.

Wer weiß.

Gefunden hat man bei der ARD-tagesschau: Dierk Borstel, der an der Fachhochschule in Dortmund lehrt. Für die ARD-tagesschau ist Borstel ein Politikwissenschaftler und Rechtsextremismusforscher

Für uns ist er eher ein Sammler und Jäger, der die interessanten Dinge, die er zu “Obdachlosigkeit” forscht, mit Zeitgeist-Geschwätz ergänzen muss, und heraus kommt dabei ein kunterbuntes Durcheinander von Themen, die allesamt nichts mit Politikwissenschaft zu tun haben. Es mag mache überraschen, aber Rechtsextremismusforschung hat nur dann etwas mit Politikwissenschaft zu tun, wenn sie im Rahmen politischer Theorie oder im Rahmen politischer Soziologie stattfindet. Ersteres würde eine Analyse von Parteiprogrammen oder politischer Ideengeschichte umfassen, Letzteres u.a. die Frage, welche Gründe der Wahl rechtsextremer Parteien zugrunde liegen. Keines von beiden hätte die AfD zum Gegenstand, denn die AfD ist keine rechtsextreme Partei.

Wie dem auch sei, Borstel ist ein Allesforscher, der indes derzeit wenig Forschungsprojekte vorzuweisen hat:

Selbstversorger, Sexarbeiter und Bildungsbegleiter für Sinti und Roma, eher ein Flickenteppich von Auftragsarbeiten, der kein grundlegendes Forschungsinteresse zu erkennen gibt. Ähnlich ist es mit den Veröffentlichungen, die Borstel in den letzten Jahren in Zeitschriften platzieren konnte:

Zunächst fällt auch, dass Borstel seine Texte nicht in ordentlichen Journalen unterzubringen scheint. Eine Zeitschrift für Politikwissenschaft, geschweige denn internationale Zeitschriften finden sich nicht, dafür finden sich ideologische Ausstellungsorte, die früher Zentralen für politische Bildung waren. Und natürlich finden sich Modethemen wie Rassismus bei Borstel, Themen, die zwar nicht wissenschaftlich untersucht werden, schon weil die meisten, die darüber schreiben, keine Ahnung haben, wie man wissenschaftlich an ein Thema wie “Rassismus” herangeht. Aber über Rassismus oder Rechtsextremismus lassen sich zahllose Seiten mit ideologischen Betrachtungen aus Warnungen vor Gefahren oder hehren demokratischen Gegenworten füllen. Nichts von Belang, alles Symbolik: Seht her, ich bin ein Demokrat, wenn ich auch nicht weiß, was einen Demokraten auszeichnet.

Kurz: Borstel, dem natürlich auch die Anbidung an die Amadeu-Antion-Stiftung, Quent und Konsorten nicht fehlt, signalisiert, dass er pflückbereit ist und nur darauf wartet, von Anstaltsinsassen angefragt zu werden.

Und das lange Warten hat ein Ende.
Die ARD-tagesschau hat ein Einsehen und offenkundig einen so großen Verschleiß an “Experten”, dass die Zeichen für eine Notgemeinschaft mit Borstel günstig sind.

Kein Text bei der ARD-tagesschau ohne Betrug und Lüge. Der erweckte Eindruck, Höcke habe die Aussage, die ihm unterstellt wird, im Kontext der  Gerichtsverhandlung getätigt, ist falsch. Höcke hat von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch gemacht. Aber natürlich wird die Aussage von Höcke benötigt, um die Fragen, die wir oben gestellt haben, zu beantworten, die notwendigen Antworten, an denen die ganze Verfolgung von Björn Höcke hängt, zu liefern:

  • Wo ist das Schadenspotential, das mit “alles für Deutschland” verbunden ist?
  • Wie entfalten die Worte ihre zerstörerische Wirkung?

Borstel ist sich nicht zu schade, auf diese Fragen tatsächlich eine Antwort zu geben. Manche tun wirklich alles, um ein paar Minuten in der Öffentlichkeit verbringen zu können:

Borstel: Das ist eine Strategie, dass wir uns langsam wieder gewöhnen an völkische, rassistische, vielleicht auch nationalsozialistische Elemente oder Teilbereiche.

Man kann das vielleicht mit einem Beispiel erklären:

Wenn wir uns mal vorstellen, wir hätten eine sehr starke Waffenlobby und die würde uns jeden Tag erzählen, dass Sicherheit nur durch persönliche, individuelle Bewaffnung möglich wäre. Wenn es dieser Waffenlobby gelänge, das Stück für Stück so zu setzen, dass wir das irgendwann glauben.

[Stellen wir uns auch vor, wir hätten Systemmedien, die jeden Tag die Gefahr, die Ungeimpfte für die Gesellschaft darstellen, thematisieren oder einen menschengemachten Klimawandel beschwören oder Systemmedien, in denen von der Diskriminierung von Frauen geschwafelt oder erzählt wird, Geschlecht sei eine Frage der Wahl: Am Ende glaubt das jemand …]

Wahrscheinlich würden wir uns dann einerseits bewaffnen. Mit ziemlicher Sicherheit gäbe es mehr Gewalt und wir würden dann auch eine Politik befürworten, die genau diese Bewaffnung eben auch ja finanziert und fördert.

Diese Idee verfolgt eben die AfD auch: Dass wir uns Stück für Stück an völkische Ideologie-Elemente gewöhnen. Dass es irgendwann normal ist für uns, dass es sie gibt, und darauf aufbauend dann auch Politik zu machen. Das ist eine Strategie der kulturellen Subversion mit Provokationen einerseits, aber auch mit einem Opfermythos zu arbeiten andererseits, damit wir uns daran gewöhnen. Damit dauerhaft eine völkische Politik darauf aufgebaut werden kann.”

Das ist die Steigerung von Aberwitz:

Die Strategie der AfD, die Borstel sich einbildet, zu kennen, vermutlich ist ihm im Traum Maximilian Krah erschienen, besteht also darin, drei Worte zu benutzen, deren geschichtliche Bedeutung kaum mehr jemand kennt, um diese geschichtliche Bedeutung, die kaum mehr jemand kennt, bei denen, die sie nicht kennen, salonfähig zu machen, was allerdings notwendig voraussetzt, dass diejenigen, bei denen etwas salonfähig gemacht werden soll, die geschichtliche Bedeutung dessen, was salonfähig gemacht werden soll, kennen.

Indes, sie kennen sie nicht.
Sie hören also etwas, was sie in seiner Bedeutung nicht kennen und über dieses Hören von etwas, das sie nicht zuordnen können, stellt sich bei ihnen die Überzeugung ein, dass eine völkische Politik eigentlich eine gute Sache ist, auch wenn sie nicht wissen, was eine “völkische Politik” heute eigentlich bedeuten soll.

Diese Pseudo-Argumentation von Borstel ist so wirr und absurd, dass sie selbst jenseits der reductio ad absurdum und im Bereich der Wirniss von Aussagen angesiedelt ist, von denen man einfach nicht mehr weiß, was man dazu sagen soll.

Die einzige Möglichkeit, diesen Blödsinn zu rationalisieren, besteht im Essentialismus, in der Annahme, dass den Worten “Alles für Deutschland” deshalb, weil sie im Tausenjährigen Reich und der Weimarer Republik benutzt wurden, eine Essenz, eine ureigene Boshaftigkeit innewohnt, die, wie ein Virus, denjenigen befällt, der sie hört, ihn zum willenlosen Deppen unter dem Bann dieser drei Worte macht.

Nun, das wäre normalerweise eine “Erklärung”, die eine Freifahrt ins Irrenhaus zur Folge hat.

Aber was ist heute schon noch normal…
oder umsonst?



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