Die Gesundheit der anderen – Gutmenschen-Galore

Ein Kommentar

Das EU-Parlament hat gerade einer Revision der Tabak-Richtlinie der EU zugestimmt. Entsprechend sollen z.B. Menthol-Zigaretten komplett verboten und die Verpackungen der verbliebenen Tabakprodukte mit abschreckenden Fotos verziert werden, die nach Erkenntnissen, wie sie z.B. David Hammond (2011) über verschiedene Studien gesammelt hat, vor allem junge Raucher vom Rauchen abhalten sollen.

EUtobacco

Die Gesundheitswächter in Brüssel haben also wieder zugeschlagen. Wenn es darum geht, den Europäern die Freiheit zu nehmen, durch den Genuss von Nikotin langfristig die eigene Gesundheit zu ruinieren, dann kennt die EU-Kommission kein Pardon, nicht einmal das Pardon, das mancher Finanzminister gerne gewähren würde.

Folglich wird reglementiert und limitiert, der Teer-Gehalt, der Nikotin-Gehalt und der Gehalt an Kohlenmonoxid und die Fläche der Packung (65%), die ein nettes Bildchen von z.B. einer gesunden und geschädigten Lunge einnehmen muss, und Beschreibungen wie “light” sind gleich ganz verboten, nicht damit ein Raucher denkt, light sei gesundheitlich unbedenklich.

Brand_x_x_filesDer Verbraucher, vor allem der Europäische Verbraucher, ist nämlich ein Idiot, der nicht in der Lage ist, die Folgen seines Handelns abzuschätzen. Wie gut, dass es die Europäische Union und all die vielen Gutmenschen gibt, die sich im Europaparlament zusammengefunden haben, um die Gesundheit ihrer Bürger gegen die suggestiven Kräfte der Zigaretten-Industrie zu verteidigen. Diese Industrie, so muss man wissen, arbeitet nämlich mit ganz schäbigen Tricks, verkauft Zigaretten im vollen Bewusstsein ihres Suchtpotentials und schafft sich auf diese Weise fixe Kunden, Kunden, die gar nicht anders können als zu rauchen, da sie süchtig nach dem Glimmstengel sind. Kunden vor allem, die völlig ahnungslos ob des Suchtpotentials und der gesundheitlichen Folgen in die ihnen gestellte Tabak-Falle tappen.

Aber jetzt gibt es ja die europäischen Gutmenschen, die der Sucht ein Ende bereiten, und zwar mit abschreckenden Bildern, die so heftig sind, dass sie selbst den 20-Zigaretten-am-Tag-Raucher zum Umdenken zwingen – oder doch nicht? Doch nicht, weil es gerade das Markenzeichen einer Sucht ist, dass man sich nicht beherrschen kann und entsprechend raucht, egal, was auf der Packung abgebildet ist?

Gut. Bereits Süchtige sind auch mit Bildchen nicht erreichbar, aber Jugendliche kann man abschrecken, ihnen kann man deutlich machen, dass sie dabei sind, der Zigarettenindustrie auf den Leim zu gehen und eine Abhängigkeit zu begründen, die sich als fixe Einnahme berechnen lässt. Und natürlich sind Jugendliche noch größere Idioten als Erwachsene, die noch viel weniger wissen, was sie tun, wenn sie rauchen, als Erwachsene. Deshalb ist es besonders wichtig, Jugendliche vom Rauchen abzuschrecken, auf ihrem Weg zum eigenständigen, urteilskräftigen und selbstverantwortlichen Erwachsenen. Oder etwa nicht?

Wen stört schon der Widerspruch zwischen der Paternalisierung durch die EU, der Reduzierung von Konsumenten auf unverantwortliche, die Folgen des eigenen Handelns nicht abschätzen könnende Idioten, die der Führung, Lenkung und Pflege durch die Gutmenschen in der Europäischen Union und ihrer Institutionen bedürfen, damit sie sich zum gesunden, eigenständigen, urteilskräftigen und selbstverantwortlichen Erwachsenen entwickeln bzw. derselbe sein können?

Metallica_Master_Of_PuppetsAber man kann Bürger so wenig zur Mündigkeit erziehen, wie man ihnen die Verantwortung abnehmen kann, um sie dadurch zu verantwortlichem Handeln zu ermutigen. Allerdings ist der mündige Bürger, der sich auf freien Märkten bewegt und dort nach eigenen Gutdünken Produkte auswählt, auch nicht das Ziel all der Gutmenschen, die sich auf ihn stürzen, um seine Gesundheit vor ihm selbst zu schützen. Sie wollen den uneigenständigen, den lenk- und kontrollierbaren Bürger, sie wollen, so wie die Zigarettenindustrie, den abhängigen Bürger, abhängig von ihren Vorgaben, denn mit abhängigen Bürgern lässt sich leichter kalkulieren. Sie sind berechenbar und überraschen EU-Bürokraten nicht urplötzlich mit Ausbrüchen unvorhergesehener Individualität, wie sie sich z.B. in der Freiheit niederschlägt, die eigene Gesundheit durch Zigaretten zu ruinieren, wenn einem die Lust danach packt.

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