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Kann wirklich jeder überall mitreden – z.B. wenn es um Ökonomie geht?

The Theory of Public Choice
The Theory of Public Choice

Vorgestern (am 9. Januar) ist einer der Kämpfer gegen den überbordenen Staatsapparat und für den freien Markt, der Nobelpreisträger James Buchanan, gestorben. Für Buchanan war es Zeit seines Lebens ein Grund auch zur Heiterkeit, wenn er auf Leute getroffen ist, die tatsächlich geglaubt haben, ein Staat, also die Parteifunktionäre und Bürokraten, aus denen er sich zusammensetzt, sei ein paternalistischer Akteur ohne eigene Interessen, der sie unter seine Fittiche nimmt und für ihr Wohl sorgt, z.B. in dem er in den freien Markt eingreift und Marktergebnisse nach Gutdünken und unter Vortäuschung so genannter sozialer Gerechtigkeit umverteilt.

Für Friedrich A. von Hayek war es zeitlebens bemerkenswert, dass seine Idee der Katallaxie des Marktes, der einzigen Möglichkeit, verstreutes Wissen effizient zu nutzen, von so wenigen verstanden wurde, dass sozialistische Ideen wie die von Karl Marx oder von John Maynard Keynes Anhänger fanden und obgleich ihrer Unzulänglichkeit gewertschätzt wurden. Dabei ist die Hayeksche Idee wirklich einfach zu verstehen. Stellen Sie sich vor, Sie haben nicht nur ein paar Milliarden im Tresor einer Schweizer Bank, sondern auch eine unbekannte Krankheit. Zwei Heilungsvermittlter treten an sie heran: EinVermittler, Hans Plan, verspricht Ihnen, Ihre umfangreichen finanziellen Mittel an einen ihm bekannten Arzt zu geben, damit er ein Heilmittel findet. Der andere Vermittler, Klaus Freiherr von Markt vespricht, die vorhandenen Mittel als Preis auszusetzen, um den eine große Zahl von Ärzten konkurrieren. Derjenige, der ein Heilmittel gegen Ihre Krankheit entwickelt, erhält den Löwenanteil der Mittel, während die restlichen Ärzte für ihre Anstrengungen entlohnt werden.

Wem würden Sie Ihre Gesundheit anvertrauen? Doch vermutlich dem Freiherrn vom Markt, weil die Wahrscheinlichkeit, dass unter vielen Ärzten ein einzelner ist, der ein Heilmittel findet, höher ist als dass ein einzelner Arzt das Heilmittel findet. Abgesehen davon ist die Gefahr, dass Hans Plan mit dem Arzt gemeinsame Sache macht und Sie am Ende ohne Heilmittel und ohne Geld dastehen, zu hoch. Obwohl das offensichtlich ist, haben Hans Pläne spätestens seit Lenin seine Planphantasien mit verheerenden Folgen für Bauern und Arbeiter in die Tat umgesetzt hat, Konjunktur, und eine große Zahl staatlicher Planer der Ökonomie kämpft darum, das Geld der Steuerzahler an ihnen Bekannte verteilen zu können.

Wie ist die Anziehungskraft, die sozialistische Ideen ausüben, dieser ewrfolgreiche Appell an die Irrationalität zu erklären? Und wie ist zu erklären, dass diese Irrationalität im Rahmen des Staatsfeminismus zum Goldenen Kalb geworden ist, um das die Femistenkämpfer tanzen? Die Verkünder der Heilslehre sind dann z.B. US-amerikanische Radikalfeministinnen, die selbst Mittelschichts-Kinder der amerikanischen Prosperität sind, denen es kapitalistischer Wohlstand erlaubt hat, ihre absurden Ideen nicht nur in Ruhe auszubrüten, sondern auch auf Papier zu schreiben und von Dritten, Kapitalisten vermutlich, in Buchform pressen zu lassen. Und so findet Hester Eisenstein, die die Geschichte des radikalen Feminismus in den USA aufgearbeitet hat, die radikalfeministische Behauptung, dass es zur Befreiung von Frauen notwendig sei, den Kapitalismus zu zerstören, denn der Kapitalismus sei durch seine Konspiration mit dem Patriarchat dafür verantwortlich, dass Menschen unterschiedlicher Rasse, Klasse und vor allem Frauen ausgenutzt würden. Ja. Vor solchem Unsinn, dessen Ähnlichkeiten mit dem deutschen Staatsfeminismus unverkennbar sind, kann man eigentlich nur seinen Hut ziehen und den Radikalfeministinnen wünschen, dass sie sich in einer Armut wiederfinden, die der Armut entspricht, in der sie sich ohne die Erfolge des Kapitalismus gefunden hätten.

Abermals stellt sich eine Frage, dieses Mal die Frage, warum ausgerechnet diejenigen, die vom Kapitalismus profitiert haben und ohne ihn kaum im stillen Kämmerlein ihre krausen Ideen fabulieren könnten, den Ast absägen wollen, auf dem sie sitzen?

Einen Hinweis auf die Antwort auf diese und die weiter oben gestellte Frage, kann einer bemerkenswerten, wenn auch methodisch nicht sonderlich einfallsreichen Untersuchung entnommen werden, die vier Ökonomen an der Fakultät für Wirtschaft und Ökonomie der TU Dresden ausgeführt haben. Die Studie trägt den vielversprechenden Titel “What Do People Know About the Economy?” , und die Studie was der Titel verspricht, denn untersucht wird, was eine repräsentative Stichprobe bestehend aus 1.314 erwachsenen Deutschen im Alter von 18 bis 84 Jahren von Ökonomie verstehen. Nein, das ist nicht ganz richtig, es werden die minimalen ökonomischen Kenntnisse (MÖK) der Befragten untersucht, minimal deshalb, weil sich die Autoren große Mühe geben, um wirklich einfache Fragen zusammenzutragen, die bei richtiger Beantwortung als Minimalbestand ökonomischer Kenntnis angesehen werden können, Fragen wie:

Ingesamt 24 multiple choice Fragen mussten die Befragten beantworten, und in einer ersten Analyse haben die Autoren vor allem sozialstrukturelle Merkmale getestet und dabei herausgefunden, dass:

In einer zweiten, noch interessanteren Analyse, haben die Autoren 245 Deutsche eingehender befragt und dabei Folgendes zu Tage befördert:

Wen wundert es angesichts dieser Ergebnisse noch, dass bestimmte Ideen der Linken, z.B. im Hinblick auf die Reglementierung von Märkten auf so fruchtbaren Boden zu fallen scheinen?

Wen wundert es vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse, dass Staatsfeministen munter gegen Kapitalismus und Marktwirtschaft zu Felde ziehen?

Wen wundert es vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse, dass deutsche Politiker, von denen noch zu klären wäre, welche MÖK sie haben, ein relativ leichtes Spiel haben, wenn es darum geht, immer mehr Reglementierung mit immer höheren Steuern zu finanzieren?

Wer kaum rudimentäre Kenntnisse von z.B. ökonomischen Zusammenhängen hat, sich aber dennoch nicht scheut, den Mund aufzureißen, hat offensichtlich auch kein Problem damit, an dem Ast zu sägen, auf dem er sitzt und einmal mehr ein sozialistisches Experiment zu fordern. Wer von Ökonomie nichts versteht, der lässt sich offensichtlich leicht von irrationalen affektiven (und zudem falschen) sozialistischen und staatsfeministischen Parolen von, wir nehmen es den Reichen und geben es den Armen, blenden, ganz so als hätte nicht die Geschichte schon mehrfach und überdeutlich gezeigt, was von Sozialismus zu erwarten ist, egal, ob er als steuernder Eingriff in die Marktwirtschaft oder offene Kriegserklärung und im Gewand staatsfeministischer Planwirtschaft daherkommt: Armut, Elend und Massenexodus, sofern keine Mauer vorhanden ist.

Um dies einzusehen wären jedoch MÖKs vonnöten, die über 60% liegen und deshalb beißt sich hier die Katze in den eigenen Schwanz, denn wie kann man einem Illiteraten ein Buch zu lesen geben, wie einem Stummen das Pfeifen beibringen und wie aus einem Lahmen den nächsten Usain Bolt machen? Gar nicht! Und deshalb führt kein Weg daran vorbei zu fordern, dass eben nicht jeder zu ökonomischen Fragen den Mund aufmachen kann.

Wobker, Inga, Lehmann-Waffenschmidt, Marco, Kenning, Peter & Girgerenzer, Gerd (2012). What Do People Know About the Economy? A Test of Minimal Economic Knowledge in Germany. TU-Dresden: Faculty of Business and Economics, Dresden Discussion Paper Series in Economics No 3/12.

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