“Das Fest der Liebe schlägt buchstäblich aufs Herz. Das zeigen aktuelle Krankenhaus-Daten der DAK-Gesundheit. An den Weihnachtstagen werden ein Drittel mehr Menschen wegen eines Herzinfarktes ins Krankenhaus eingeliefert als im Jahresdurchschnitt. Vor allem Männer sind betroffen. Sie erleiden besonders am Heiligabend einen Herzinfarkt”
Wer hätte das gedacht, dass das Öffnen von Weihnachgeschenken und die besinnlichen Tage sich derart negativ auf die Gesundheit von vor allem Männern auswirken? Und wer hätte es gedacht, dass es eine deutsche Krankenkasse gibt, die darauf hinweist?
“Für die Untersuchung wurden bei der DAK-Gesundheit die letzten vier Jahre verglichen: So gab es zwischen 2009 und 2012 im Schnitt jeweils 40 Krankenhauseinweisungen wegen Herzinfarkt an den einzelnen Weihnachtstagen. Sonst verzeichnet die Krankenkasse durchschnittlich 30 Einweisungen pro Tag”.
33% mehr Einweisungen über die Weihnachtsfeiertage, kann man schon als erhöhtes Aufkommen bezeichnen, und es kommt noch schlimmer: “Cardiac Mortality is Higher Around Christmas and New Year Than at Any Other Time”, so überschreiben David D. Philipps, Jason R. Jarvinen, Ian S. Abramson und Rosalie R. Phillips einen Beitrag in Circulation, einer Zeitschrift der American Heart Foundation. Ihren Ergebnissen zufolge werden über die Weihnachtsfeiertage (und an Neujahr) rund 5% mehr Personen mit einem Herzinfarkt in ein Krankenhaus eingeliefert und rund 5% mehr Personen sterben an einem Herzinfarkt als an anderen Tagen des Jahres. Die Zahlen von Jarvinen et al. sind mit denen der DAK nicht vergleichbar, denn die Autoren berechnen Risiken, wie man das normalerweise tut, während für die DAK die Nennung von Häufigkeiten vermutlich genug der Mathematik ist.
In jedem Fall kann man feststellen: Weihnachten geht auf die Gesundheit. Das zeigt auch ein Beitrag von James R. Hillard, Jacquelin M. Holland und Dietlof Ramm. Nach den Weihnachtstagen ist ein Anstieg an Psychopathologien, besonders bei Frauen, zu verzeichnen. Die Weihnachtsgeschenke und die “besinnlichen Tagen”, führen demnach bei Männern vermehrt zu einem Herzinfarkt, während Frauen vermehrt hysterisch oder psychotisch werden.
Macht Weihnachten geisteskrank? Ist Weihnachten ein Killer? Was ist/sind die Ursache/n dieser negativen Wirkung besinnlicher Tage? A. J. Cowley et al. (1986) wissen Genaueres: Die Weihnachtsvöllerei. Personen mit einem Herzproblem und solche, die einen Herzinfarkt erlitten haben, hatten einen erhöhten “cardiac output” [der “cardiac output” misst die Menge von Blut, die durch das Herz befördert wird] nach dem Weihnachtsessen, d.h. Ihnen ist das Essen nicht auf den Magen, sondern aufs Herz geschlagen – Ergebnis: Herzinfarkt. Zu diesen Ergebnissen passen Befunde, die Andersson und Rössner (1992) ermittelt haben. Demnach erhöht sich über die Weihnachtstage das Körpergewicht eines Erwachsenen um durchschnittlich 800 Gramm.
Es scheint so, als wäre Völlerei ein Faktor, der die Weihnachtstage mit der Einlieferung ins Krankenhaus enden lässt. Es scheint so, denn die DAK hat ganz andere Ideen darüber, was Weihnachten zum Herzinfarktrisiko werden lässt, nämlich:
Perfektionismus – entsprechend rät die DAK, den Perfektionismus so weit wie möglich ablegen: Also wenn das Geschenkpapier partout nicht will, wickeln Sie ihr Geschenkt in Zeitungspapier oder geben es gleich ohne Verpackung weiter. Ist auch besser für die Umwelt.
Die gesamte Familie, so die DAK, müsse in die Weihnachtsvorbereitungen einbezogen werden und konkrete Absprachen müssten getroffen werden, etwa und unter Berücksichtigung des guten Rats von “DAK-Ärztin Elisabeth Thomas”, nach dem “vor allem einseitige Ernährung sowie Bewegungsmangel, Rauchen und hoher Alkoholkonsum” zu vermeiden sind, so:
7.30 Uhr: Aufstehen;
8.00 – 9.30 Uhr: gemeinsames Frühstück in der Küche – Frühstücksverantwortlich: Mutter und Tochter;
9.30 bis 11.00 Uhr: Verdauungsspaziergang inkl. 20 Minuten für Gespräche mit den Nachbarn;
11.00 – 12.00 Uhr: Essensvorbereitung: Die ganze Familie finden sich dazu in der Küche ein. Vorbereitung: Team aus Mutter und Tochter, Ausführung: Team aus Vater und Sohn;
12.00 bis 13.30 Uhr: gemeinsames Mittagessen;
13.30 – 14.00: Abwasch – Verantwortlich: Wer noch kann;
15.30 – 18.00 Uhr: Besuch der Verwandten und Freunde, gemeinsames Weihnachtsliedersingen;
18.00 – 19.00 Uhr: Essensvorbereitung;
19.00 – 21.30: gemeinsames Abendessen;
21.30 – 22.00: Uhr Verdauungsspaziergang um den Block;
22.00 bis 24.00 Uhr: Familienspielzeit;
24.00 – 7.30 Uhr: Nachtruhe;
7.30 Uhr: Aufstehen und wie oben beschrieben fortfahren.
Und nicht vergessen: Nicht stressen lassen und Perfektionismus vermeiden!
Nicht zu viel Aktivitäten an den Weihnachtstagen einplanen, also rund um die Bewegung und das Essen, nicht zu viel machen, empfiehlt die DAK weiter und schließlich:
Gezielt Zeit für sich selbst nehmen, um zu entspannen.
Die Ratschläge der DAK sind widersprüchlich und es fragt sich: Wie sehen nicht perfektionistische Weihnachten aus, in deren Ablauf die gesammte Familie einbezogen ist, die mit nur wenigen Aktivitäten angereichert sind und in deren Verlauf man sich gezielt Zeit für sich selbst nimmt? Nun: Am besten man bleibt im Bett und teilt diese Entscheidung der restlichen Familie durch einen Anschlag an schwarzen Familienbrett auf einem Fresszettel mit. Das ist nicht perfektionistisch, bezieht die ganze Familie ein, ist mit wenig Aktivität verbunden und – besonders wichtig: Man nimmt sich gezielt Zeit für sich selbst.
Und Geschenke sollte man auch nicht kaufen, denn, wie Joel Waldvogel herausgefunden hat, sind Weihnachtsgeschenke unökonomisch. Da die meisten Geschenke erhalten, die sie sich sowieso nicht gewünscht haben und dann, wenn sie selbst das Geld, das für Geschenke in den Sand gesetzt wurde, hätten ausgeben können, ganz andere Wahlen getroffen hätten, rangiert der ökonomische Verlust, der mit Geschenken einhergeht, zwischen 10% und 30% des jeweilgen Werts.
Wem dieses Ergebnis nicht ausreicht, um von Geschenken Abstand zu nehmen, der möge bedenken, was Tim Kasser und Sheldon M. Kennon herausgefunden haben: What Makes A Merry Christimas?, so haben sie sich gefragt. Herausgekommen ist, dass alles, was materialistisch ist, Geschenke und Geldausgeben, schlecht ist, alles, was die Umwelt nicht schädigt, zum “Merry-Sein” beiträgt und am besten ist es, wenn man ganz besonders in Familie und religiöse Praktiken investiert, nein, wenn Familie und religiöse Praktiken im Vordergrund stehen. Also Kirchgang und Beten zum oben abgedruckten Zeitplan ergänzen und ansonsten alles machen, wie beschrieben.
Die “Limitations of the Merry-Study”, wie man schreiben könnte, bestehen allerdings darin, dass die Dinge, die Merry-Machen können, von den beiden Autoren vorgegeben wurden, so dass die Befragten keine Möglichkeiten hatten, etwas anderes zu wählen, als das, was ihnen vorgegeben wurde. Aber, wenn es darum geht, Menschen glücklich und merry zu machen, dann ist eben keine Vorgabe eng genug.
Am besten, wir lassen Weihnachten sein, ziehen uns die Decke über den Kopf und machen etwas Sinnvolles, wobei beim Sinnvollen zu beachten ist:
nicht sinnvoll rauchen;
nicht sinnvoll trinken;
dass Sinnvolle mit der Familie absprechen;
aber nicht zu viel absprechen und gezielt sinnvolle Zeit für sich selbst einplanen;
ausreichend und sinnvoll bewegen;
nur sinnvoll essen;
nur sinnvoll beten;
nur umweltverträgliche und stressfreie, sinnvolle Geschenke;
am besten sinnvoll Geld ausgeben;
Familie soll sinnvoll im Vordergrund stehen;
und besonders sinnvoll: Wenn Sie unbedingt einen Herzinfarkt erleiden wollen, dann warten Sie bitte bis nach Weihnachten, und vermiesen Sie ihren Lieben nicht die Festtage!
haben wir etwas Sinnvolles vergessen?
Literatur
Andersson, I. & Rössner, AS. (1992). The Christmas Factor in Obesity Thearpy. International Journal of Obesity and Related Metabolic Disaorder 16(12): 1013-1015.
Cowley, A. J., Murphy, D. T., Stainer, K., Murphy, J. & Hampton, J. R. (1986). A Non-Invasive Method For Measuring A Cardiac Output: The Effect of Christmas Lunch. The Lancet 328(8521): 1422-1424.
Hillard, James R., Holland, Jacqueline M. & Ramm, Dietlof (1981). Christams and Psychopathology. Data From a Psychiatric Emergency Room Population. Archives of General Psychiatry 38(12): 1377-1381.
Kasser, Tim & Kennon, Sheldon M. (2002). What Makes for a Merry Christmas? Journal of Happiness Studies 3(2): 318-329.
Phillips, David P., Jarvinen, Jason R., Abramson, Ian S. & Phillips, Rosalie R. (2004). Cardiac Mortality is Higher Around Christmas and New Year’s Day Than at Any Other Time. The Holidays as a Risk Factor for Death. Circulation doi: 10.1161/01.CIR.0000151424.02045.F7
Waldvogel, Joel (1993). The Deadweight Loss of Christmas. American Economic Review 83(5): 1328-1335.
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der handel und die konzerne freuen sich über ein neues rekord-weihnachtsgeschäft. euer paketzusteller liegt über die feiertage mit einem bandscheibenvorfall im bett. für euren festbraten haben arme schweine in rekordzeit die schweine zerlegt. die qualvolle massentierhaltung der truthähne und gänse wird ihnen in eurem backofen einen sinn und ein würdiges ende bereiten. das kind findet einen günstigen welpen zum spielen unter dem weihnachtsbaum. der deutsche pelzhandel freut sich mit china über die wiederbelebte pelzmode. die schokolade für die festtage ist gekauft und die verschleppten kinder auf den kakaoplantagen in westafrika bekommen einen tag frei und dank fairtrade im kommenden jahr eine kloschüssel auf die plantage. und wie jedes jahr an weihnachten spendeten wir auch für die bedürftigen. die festtage können kommen.
“unsere wirtschaft benötigt unglückliche menschen und produziert diese auch systematisch. glückliche menschen kaufen nichts, weil sie bereits glücklich sind.” http://campogeno.wordpress.com/2013/12/23/alle-jahre-wieder-bleibt-es-wie-es-war/
Da kommen offensichtlich noch viel mehr Aspekte zusammen:
Weil Weihnachten traditionell “in Famile” gemacht wird, kochen oft alte Probleme wieder hoch, die man im Alltag beiseite geschoben hat, vor allem, wenn sich da Verwandte wiedersehen, die garnicht so gut miteinander können! Richtig übel wird es dann, wenn die Geschenke im Wert gegeneiander aufgerechnet werden und/oder bei Nichtgefallen böse Absicht unterstellt wird.
Auch kriegen viele (erwachsene) Kinder, die sich das ganze Jahr nicht um die Eltern gekümmert haben, den Nachholbedarf und rufen mal schnell den Arzt – damit auch jeder sieht, daß sie sich doch kümmern.
Das gegenseitige Besuchen und dabei für eine Kompanie auftischen tut ein Übriges – schließlich will man ja auch nicht vor den Verwandten als geizig oder knapp bei Kasse dastehen.
Das kann man alles am Besten vermeiden, indem man keine (vermeintlichen) Verpflichtungen eingeht, Sachgeschenke unter Erwachsenen unterläßt (und bei den Kindern die Eltern zuvor fragt, was für den Nachwuchs genehm ist), Oma und Opa öfters, dafür übers Jahr, besucht – und wer es sich leisten kann, über die “Feiertage” den Abflug macht! Vor allem nicht mit Leuten, die man nicht leiden kann, heile Welt spielt – auch wenn sie Verwandte sind!
… und das Weihnachtsgebäck bei 30 Grad Anfang September bei Aldi und Co. führen auch dazu, daß einem das Fest, wenn es denn da ist, zum Hals raus hängt.
… bei uns in der Gegend wird nun Weihnachten zunehmend vom Zuckerfest abgelöst. Da wird wohl auch gevöllert, aber das ist ein beweglicher Feiertag, der über das Jahr wandert und nicht zwangsläufig zu einer guten Woche Streß führt. (Weihnachten + Jahreswechsel + Brückentage dazwischen.)
@ Michael Klein “Das Fest der Liebe…” ha, ha ha Was für Weisheiten Sie oder die DAK da verkünden! All das ist seit Lichtjahren bekannt jedoch ohne Konsequenzen daraus zu ziehen.
“Am besten, wir lassen Weihnachten sein….” “Ein schönes oder auch gutes Buch – ganz nach Wunsch, ein gemütlicher Sessel und eine Tasse Tee sind weitaus bekömmlicher. Meine Eltern, ich meine Kinder praktizierten bzw. praktizieren dies seit
Lichtjahren.
alle jahre wieder (bleibt es wie es war):
der handel und die konzerne freuen sich über ein neues rekord-weihnachtsgeschäft. euer paketzusteller liegt über die feiertage mit einem bandscheibenvorfall im bett. für euren festbraten haben arme schweine in rekordzeit die schweine zerlegt. die qualvolle massentierhaltung der truthähne und gänse wird ihnen in eurem backofen einen sinn und ein würdiges ende bereiten. das kind findet einen günstigen welpen zum spielen unter dem weihnachtsbaum. der deutsche pelzhandel freut sich mit china über die wiederbelebte pelzmode. die schokolade für die festtage ist gekauft und die verschleppten kinder auf den kakaoplantagen in westafrika bekommen einen tag frei und dank fairtrade im kommenden jahr eine kloschüssel auf die plantage. und wie jedes jahr an weihnachten spendeten wir auch für die bedürftigen. die festtage können kommen.
“unsere wirtschaft benötigt unglückliche menschen und produziert diese auch systematisch. glückliche menschen kaufen nichts, weil sie bereits glücklich sind.”
http://campogeno.wordpress.com/2013/12/23/alle-jahre-wieder-bleibt-es-wie-es-war/
Da kommen offensichtlich noch viel mehr Aspekte zusammen:
Weil Weihnachten traditionell “in Famile” gemacht wird, kochen oft alte Probleme wieder hoch, die man im Alltag beiseite geschoben hat, vor allem, wenn sich da Verwandte wiedersehen, die garnicht so gut miteinander können! Richtig übel wird es dann, wenn die Geschenke im Wert gegeneiander aufgerechnet werden und/oder bei Nichtgefallen böse Absicht unterstellt wird.
Auch kriegen viele (erwachsene) Kinder, die sich das ganze Jahr nicht um die Eltern gekümmert haben, den Nachholbedarf und rufen mal schnell den Arzt – damit auch jeder sieht, daß sie sich doch kümmern.
Das gegenseitige Besuchen und dabei für eine Kompanie auftischen tut ein Übriges – schließlich will man ja auch nicht vor den Verwandten als geizig oder knapp bei Kasse dastehen.
Das kann man alles am Besten vermeiden, indem man keine (vermeintlichen) Verpflichtungen eingeht, Sachgeschenke unter Erwachsenen unterläßt (und bei den Kindern die Eltern zuvor fragt, was für den Nachwuchs genehm ist), Oma und Opa öfters, dafür übers Jahr, besucht – und wer es sich leisten kann, über die “Feiertage” den Abflug macht! Vor allem nicht mit Leuten, die man nicht leiden kann, heile Welt spielt – auch wenn sie Verwandte sind!
… und das Weihnachtsgebäck bei 30 Grad Anfang September bei Aldi und Co. führen auch dazu, daß einem das Fest, wenn es denn da ist, zum Hals raus hängt.
… bei uns in der Gegend wird nun Weihnachten zunehmend vom Zuckerfest abgelöst. Da wird wohl auch gevöllert, aber das ist ein beweglicher Feiertag, der über das Jahr wandert und nicht zwangsläufig zu einer guten Woche Streß führt. (Weihnachten + Jahreswechsel + Brückentage dazwischen.)
@ Michael Klein “Das Fest der Liebe…” ha, ha ha Was für Weisheiten Sie oder die DAK da verkünden! All das ist seit Lichtjahren bekannt jedoch ohne Konsequenzen daraus zu ziehen.
“Am besten, wir lassen Weihnachten sein….” “Ein schönes oder auch gutes Buch – ganz nach Wunsch, ein gemütlicher Sessel und eine Tasse Tee sind weitaus bekömmlicher. Meine Eltern, ich meine Kinder praktizierten bzw. praktizieren dies seit
Lichtjahren.