“Männer sind noch immer eher Konkurrenzsituationen ausgesetzt als Frauen, und noch immer gilt es als typisch männlich, sich mit dem Ellenbogen in der Hierarchie nach oben zu kämpfen. Gleichzeitig reagieren Männer jedoch empfindlicher als Frauen auf Konkurrenzdruck und sozialen Stress. Auf diese für Männer gesundheitsgefährdende Konstellation weist Professor Dr. Bertram Szagun, Gesundheitswissenschaftler an der Hochschule Ravensburg-Weingarten, in der Fachzeitschrift “Das Gesundheitswesen” (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2014) hin.”
Es gibt dieses Lamento nicht nur in der Helferindustrie, die Menschen vom Fluch der Konkurrenz heilen wollen, mit immer neuen Konzepten, von denen sie sich erhoffen, einen Vorsprung vor der Helfer-Konkurrenz zu erzielen, sondern auch im Feld des Anti-(Neo-)liberalismus, denn Liberalismus ist ja für manche deshalb so furchtbar, weil er die Konkurrenz der Ideen und Individuen als Triebkraft einer Gesellschaft ansieht. In seiner globalisierten Variante liest sich das anti-liberale Lamento wie folgt:
“Eine zentrale Forderung in der globalen Bewegung gegen neoliberale Globalisierung lautet, dass eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von Reich zu Arm erfolgen muß. Wie kann eine Umverteilung von Reich zu Arm erfolgen, wenn der Reichtum durch die Armen, besser Arbeiterinnen, geschaffen wird? Müssen konsequenterweise nicht die Armen, also die Arbeiterinnen, selbst bestimmen, was mit dem von ihnen produzierten Reichtum passiert? Gilt das nicht für Frauen und Männer, also für Arbeiterinnen und Arbeiter gleichermaßen? An der Produktion sind Männer als auch Frauen beteiligt. Sie erarbeiten gemeinsam den Reichtum, den sich Unternehmer, Spekulanten usw. aneignen. Würde die Hälfte des Reichtums und der Macht an die Frauen gegeben werden, wird sich an diesen Verhältnissen sich nichts grundlegendes ändern. Es würde nur mehr Unternehmerinnen und Spekulantinnen geben als Folge davon, daß sich eine produzierende Frauenwelt nicht von der der Männer isolieren kann und weiterhin unter Konkurrenzbedingungen produzieren müßte. [Fehler sind aus dem Original übernommen.]”
Einmal von den Fehlschlüssen in diesem Absatz abgesehen, finden wir hier die Verbindung von mythologischen Vorstellungen darüber, wie Frauen seien, mit der Ablehnung von Konkurrenz als Ordnungsprinzip einer Gesellschaft. Was an die Stelle der Konkurrenz in dieser heilen linken Traumwelt tritt, kann man anhand der Stereotype, die in dieser Traumwelt über Frauen verbreitet sind, gut vermuten: Frauen wollten, im Gegensatz zu Männern, nicht konkurrieren (nicht einmal um Männer), Frauen sind mehr “caring”, wie es neuerdings heißt, sozialer und vor allem kooperativer als Männer. Die Mythologie des neuen sozialistischen Menschen, der nur entlang einer mythologisch konzipierten Weiblichkeit formuliert werden kann, die auf einer Verteilung von Ressourcen basiert, deren Ausmaß und Empfänger von Außererwählten bestimmt werden, findet man in Reinkultur bei der Feministischen Partei Deutschlands:
“Im Feminismus gibt es im Vergleich zum Patriarchat einen Wandel der Werte: Im Mittelpunkt steht die Lebensqualität alles Lebendigen. Statt zynischer Konzepte wie Konkurrenz und Ausbeutung setzen wir auf Kooperation und gerechte Teilhabe. Dem pyramidenförmigen, hierarchischen Aufbau der Gesellschaft setzen wir den Kreis oder die Spirale als Modell gegenüber, die Gleichwertigkeit und zyklisches Denken als wesentliche Elemente beinhaltet.”
Obwohl die Feministische Partei mit anderen Parteien um Stimmen konkurriert, finden die feministischen Parteiler Konkurrenz zynisch, was man verstehen kann, angesichts des geringen Stimmanteils, den die Partei zu erreichen im Stande ist. Könnte man die Wahl der Feministischen Partei zur Pflicht machen und das “zynische” Konzept der Konkurrenz zu Gunsten einer generellen Kooperation der Wähler mit der Feministischen Partei, z.B. durch Beendigung des Parteienwettbewerbs (also ein Verbot der anderen Parteien) beenden, es wäre zum Wohle der “Lebensqualität alles Lebendigen”. Kleinere Ungereimtheiten wie z.B. die nicht-hierarchische Spirale lassen wir einmal unberücksichtigt.
Der kurze Ausflug in die Welt der Anti-Konkurrenz zeigt mehrerlei: Für uns von Relevanz sind die Behauptungen, dass Konkurrenz zynisch, menschenfeindlich ist, Menschen krank macht, hilfsweise kann angenommen werden, dass Konkurrenz von Menschen nicht positiv bewertet wird, und in jedem Fall ist Konkurrenz eine männliche Erfindung, die zu Kriegen, Ausbeutung und angeblich ungerechter Verteilung führt, wie die Vergangenheit zeigt, weshalb es für alle Beteiligten besser ist, wenn die kooperativen und sozialen, die Konkurrenz ablehenenden und entsprechend in der Evolutions-Spirale der Feministischen Partei weiter entwickelten Frauen, ganz unhierarchisch das Zepter in die Hand nehmen, um durch caring Gutes zu tun.
Und jetzt kommen J. Matias Kivikangas, Jari Kätsyri, Simo Järvelä und Niklas Ravaja, die keinerlei Respekt vor politischer Korrektheit zu haben scheinen, und zeigen, dass Frauen fast genau so gerne konkurrieren wie Männer und, wichtiger noch, dass Frauen Kooperation der Konkurrenz nicht vorziehen.
Kivikangas, Kätsyri, Järvelä und Ravaja beginnen ihre Untersuchung mit zwei Hypothesen und einer Forschungsfrage:
Männer erleben Konkurrenz positiver als Kooperation.
Frauen erleben Kooperation positiver als Konkurrenz.
Ist Konkurrenz mit mehr negativen Emotionen verbunden als Kooperation?
Wie die Formulierung von Forschungsfrage und Hypothesen zeigt, interessieren sich die Autoren für die Emotionen, die mit bestimmten Handlungen verbunden sind, was die Frage aufwirft, wie die Autoren “Emotionen” messen.
Bomberman
Sie messen Emotionen auf zwei Wegen: Einmal durch eine Selbsteinschätzung der Teilnehmer an ihren beiden Experimente, 48 im ersten Fall, 100 im zweiten Fall, einmal durch die Messung vorhandener physischer Reaktionen bei den Teilnehmern der Experimente, während und nach den Experimenten. So wurde mit einer elektromyographischen Messung die Muskelbewegung im Gesicht gemessen. Dabei wurde im Bereich der Muskeln “zygomaticus major” und “orbicularis oculi” gemessen, für die beide gezeigt werden konnte, dass Muskelbewegungen mit positiven Emotionen im Zusammenhang stehen.
Die beiden Experimente der vier Finnen fanden in einer Spielsituation statt, einmal während des Spielens von Bomberman, dessen Ziel darin besteht, sich den Weg aus einem Labyrinth freizubomben und dabei gleich noch ein gegnerisches Team zu eliminieren, einmal während des Spielens von Hedgewars, einem Spiel, bei dem das Ziel darin besteht, ein gegnerisches Team mit allerlei Waffen zu eliminieren. Im Gegensatz zu Bomberman ist Hedgewars ein rundenbasiertes Spiel, das entsprechend für die Spieler mit weniger Stress verbunden ist.
Hedgewars
Beide Spiele sind Teamspiele, so dass es einfach ist, ein Design zu wählen, das einmal zwei Menschen im Team gegen ein Computerteam kooperieren sieht, ein anderes Mal zwei gemischte Mensch/Computer-Teams miteinander konkurrieren sieht. Zudem ermöglich es die Anlage des Experiments geschlechtshomogene Teams zu bilden, so dass untersucht werden kann, ob männliche Teilnehmer anders empfinden als weibliche Teilnehmer.
Interessanter Weise zeigt sich, dass die Selbsteinschätzung der Emotionen, die Teilnehmer von sich berichteten (gemessen über “SAM – Self-Assessment Manikins” und “Positive and Negative Affect Scale – Pandas“) nicht von den gemessenen Emotionen abweichen, was ein Beleg für die Validität der Messungen darstellt.
Und die folgenden Ergebnisse berichten Kivikangas et al.:
Sowohl für Männer als auch für Frauen sind Konkurrenzsituationen nicht negativ belegt, vielmehr berichten beide mehr positive als negative Emotionen und für beide wurden auch positive Emotionen in Konkurrenzsituation gemessen.
Männliche Teilnehmer bewerteten Konkurrenz etwas positiver als weibliche Teilnehmer und positiver als Kooperation.
Für weibliche Teilnehmer ergab sich keinerlei Unterschied in der Bewertung von Konkurrenz oder Kooperation.
In der Zusammenfassung von Kivikangas et al.:
The results … do not support the view that females are more cooperative than males, even if they are less competitive, implying that – contrary how they are sometimes discussed – cooperation and competition are not polar opposites”.
Damit ist ein weiterer Mythos, auf dem sozialistische und feministische Ideologen ihre Traumwelten aufbauen, zerstört. Weder sind Kooperation und Konkurrenz Gegensätze noch sind Frauen kraft biologischer Determination kooperativer als Männer. Das weibliche Wesen, an dem die Welt im Rahmen des feministischen Singsangs genesen soll, hat – de facto – keine der höheren Qualitäten, die ihm regelmäßig angedichtet werden.
Nun gibt es sicher diejenigen, die – wie immer bei experimentellen Untersuchungen – versuchen, die Ergebnisse insofern aus der Welt zu reden, als man sie nicht auf die reale Welt übertragen könne. Und obwohl eine solche Behauptung zumindest ein Argument dafür benötigt, warum menschliche Emotionen kontextabhängig sein sollten, wollen wir an dieser Stelle einmal den Spieß umdrehen und fragen, wie die nicht-Übertragbarkeits-Apostel die heftige Konkurrenz unter Frauen um (gutverdienende) Männer erklären, eine Konkurrenz, die an Biestigkeit zuweilen kaum zu überbieten ist und sich im deutschen Sprachraum im Begriff der “Stutenbissigkeit” niedergeschlagen hat?
Fazit: Schlechte Nachrichten für alle, die den globalen Sozialismus anstreben. Frauen sind als stilisierter Über-oder Damen-Mensch nicht brauchbar.
Kivikangas, J. Matias, Kätsyri, Jari, Järvelä, Simo & Ravaja, Niklas (2014). Gender Differences in Emotional Response to Cooperative and Competive Game Play. Plos One.
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Die Evolutionspsychologen beschäftigen sich schon ziemlich lange mit geschlechtlich unterschiedlichem (Dominanz-)Verhalten. Selbstverständlich konkurrieren Frauen mit anderen Frauen um Ressourcen (z.B. Nahrung oder Männer (und hier wieder deren Genqualität und/oder Ressourcen, welche sie in die (Ehe-)Frau investieren (können)). Um Ressourcen wie z.B. Nahrung konkurrieren sie auch mit Männern. (N.B.: Ernährungsengpässe in der frühen Kindheit und Jugend haben auf Jungen drastisch negativere Auswirkungen als auf Mädchen… s. Geary, wie unten angeführt).
Ein wesentlicher Unterschied im Dominanzverhalten von Männern und Frauen besteht darin, dass Männer die Hierarchie in der (männlichen) Gruppe mit einer breiten Auswahl an Methoden ausfechten, während Frauen praktisch ausschließlich indirekt (‘hintenrum’) agieren (z.B. durch Tratsch über z.B. sexuelle Treue einer Konkurrentin bei anderen Gruppenmitgliedern oder bei Männern etc.).
Männer bauen Koalitionen von mind. einer Hand voll oder mehr Mitgliedern auf, die gemeinsam gegen andere Koalitionen um Ressourcen im Wettbewerb stehen (‘coalitional competition’). Diese Koalitionen müssen relativ stabil sein, um zu funktionieren.
I. Ggs. dazu bauen Frauen engere Freundschaften zu nur sehr wenigen anderen Frauen auf (eine oder zwei ‘beste Freundinnen’), die manchmal sehr plötzlich und nachhaltig zerbrechen können, oft wg. (aus männlicher Sicht) Trivialitäten. (Z.B. Geary et al. ‘Evolution and development of boys’ social behaviour’, Developmental Review, Volume 23, Issue 4, December 2003, Pages 444–470 und Geary, D. wie unten angeführt.)
Ein weiterer Unterschied ist der, dass Frauen in einer Gruppe aus Männern und Frauen generell ‘hierarchiedämpfend’ auf diese Gruppe einwirken, dh. so, dass bestehende Hierarchien *bei Männern* an- oder sogar ausgeglichen werden. (Geary, D. ‘Male, Female. The evolution of human sex differences.’ Am. Psych. Soc. 2nd 3d. 2013, genaue Stelle der Quelle gerade im Moment entfallen…)
Wahrscheinlich ist es letztere Eigenschaft, die die Propageten des Staatsfeminismus mit ‘Kooperation statt Konkurrenz’ verwechseln.
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Wenn man da so liest, worüber sich berufstätige Frauen den ganzen Tag Gedanken machen, sollte man das “Gender-Pay Gap” tariflich einfordern und auf mindestens 75 Prozent festlegen.
Hat dies auf Die Kehrseite rebloggt und kommentierte:
Ein Heiligenschein hat keine Daseinsberechtigung über einem Haupt mit einer teuflischen Fratze!
Die Evolutionspsychologen beschäftigen sich schon ziemlich lange mit geschlechtlich unterschiedlichem (Dominanz-)Verhalten. Selbstverständlich konkurrieren Frauen mit anderen Frauen um Ressourcen (z.B. Nahrung oder Männer (und hier wieder deren Genqualität und/oder Ressourcen, welche sie in die (Ehe-)Frau investieren (können)). Um Ressourcen wie z.B. Nahrung konkurrieren sie auch mit Männern. (N.B.: Ernährungsengpässe in der frühen Kindheit und Jugend haben auf Jungen drastisch negativere Auswirkungen als auf Mädchen… s. Geary, wie unten angeführt).
Ein wesentlicher Unterschied im Dominanzverhalten von Männern und Frauen besteht darin, dass Männer die Hierarchie in der (männlichen) Gruppe mit einer breiten Auswahl an Methoden ausfechten, während Frauen praktisch ausschließlich indirekt (‘hintenrum’) agieren (z.B. durch Tratsch über z.B. sexuelle Treue einer Konkurrentin bei anderen Gruppenmitgliedern oder bei Männern etc.).
Männer bauen Koalitionen von mind. einer Hand voll oder mehr Mitgliedern auf, die gemeinsam gegen andere Koalitionen um Ressourcen im Wettbewerb stehen (‘coalitional competition’). Diese Koalitionen müssen relativ stabil sein, um zu funktionieren.
I. Ggs. dazu bauen Frauen engere Freundschaften zu nur sehr wenigen anderen Frauen auf (eine oder zwei ‘beste Freundinnen’), die manchmal sehr plötzlich und nachhaltig zerbrechen können, oft wg. (aus männlicher Sicht) Trivialitäten. (Z.B. Geary et al. ‘Evolution and development of boys’ social behaviour’, Developmental Review, Volume 23, Issue 4, December 2003, Pages 444–470 und Geary, D. wie unten angeführt.)
Ein weiterer Unterschied ist der, dass Frauen in einer Gruppe aus Männern und Frauen generell ‘hierarchiedämpfend’ auf diese Gruppe einwirken, dh. so, dass bestehende Hierarchien *bei Männern* an- oder sogar ausgeglichen werden. (Geary, D. ‘Male, Female. The evolution of human sex differences.’ Am. Psych. Soc. 2nd 3d. 2013, genaue Stelle der Quelle gerade im Moment entfallen…)
Wahrscheinlich ist es letztere Eigenschaft, die die Propageten des Staatsfeminismus mit ‘Kooperation statt Konkurrenz’ verwechseln.