Reise ins Diversity Absurdistan zur Charta der Einfalt

London WaterlooHaben Sie eigentlich zu wenig Diversität in Ihrem Leben? Blöde Frage – oder? Jeder Tag ist angefüllt mit Diversität: Man trifft Dicke, Dünne, Große, Kleine, Junge und Alte, Schwarzhaarige und Braunhaarige, Blauäugige, Grünäugige, Intelligente und Dumme und Politiker und Arbeiter und Angestellte und Richter und Lokführer (wenn sie nicht gerade streiken), Hauptschüler und Gymansiasten, Inder, Spanier, Briten, Faule und Fleißige, Großspurige und Moderate, Kaffeetrinker und Teetrinker, Shopper und Verkäufer, Religiöse und Atheisten, Linke und Rechte, richtig Nette und richtige Arschlöcher… Die Diversität des alltäglichen Lebens, die jeden einzelnen von uns umgibt, lässt sich beliebig weiterführen – die tatsächliche Diversität.

Und in dieser Diversität gibt es eine Gruppe von seltsamen Leuten, die der Ansicht sind, es gäbe in Deutschland zu wenig Diversität. Ob diese Leute blind sind oder vollkommen unbewusst durch ihr Leben gehen, ist nicht ganz klar, sicher ist jedoch, dass sie angetreten sind, Diversität zu schaffen, wie sie behaupten.

DiversitaetAber sie schaffen keine Diversität, sie beseitigen Diversität. All die Alten, die Arbeiter, die Dicken und Dünnen, die Intelligenten und Grauhaarigen, die Dummen und Fleißigen, sie kommen allesamt nicht mehr vor. Die reiche Individualität der deutschen Gesellschaft, die unglaubliche Diversität, die durch individuelle Unterschiede entsteht, sie ist diesen Diversitäts-Absurdisten nämlich ein Dorn im Auge.

Deshalb beseitigen sie Diversität. Deshalb haben sie der Individualität den Krieg erklärt. Deshalb wollen sie vorgeben, was ab sofort als Diversität zu gelten hat: Nicht mehr die Myriaden individueller Unterschiede machen Diversität. Nein. Diversität ist ab sofort nur in den Kategorien “Frauen, Menschen mit anderer Hautfarbe, Alte, Lesben und Schwule” erlaubt. Alles, was nicht weiblich ist, eine andere Hautfarbe hat, alt, lesbisch oder schwul ist, qualifiziert sich nicht mehr unter Diversität, sondern vermutlich unter Abweichung.

Und um die Reduzierung von Diversität auf fast Null, die Standardisierung der Welt in lahmen, monotonen und anspruchslosen Gruppen auch durchzusetzen, treffen sich die Diversitäts-Absurdisten im großen und regelmäßig von Steuerzahlern finanzierten Stil, auf absurden Diversitäts-Happenings, wie z.B. Diversity 2014 – der Konferenz für Diversität in der Arbeitswelt.

Absurde Diversity-Happenings zeichnen sich eigenartiger Weise durch eine unglaubliche Monotonie aus, denn auf den Happenings darf alles geäußert werden, außer einem kritischen Ton. Denn: Es geht um die Vernichtung der Individualität, die Beseitigung von Diversität, und deshalb gibt es nur uniformen Gleichklang, deshalb gibt es nur die Pro-Absurditäts-Diversity Vorträge der Diversitäts-Absurdisten, die der Standardisierung der Gesellschaft auf einige wenige Kategorien, der Ent-Individualisierung der Gesellschaft dienlich sind.

Deshalb wurden wir nicht eingeladen, um einen Vortrag auf Diversity 2014 zu halten, obwohl wir mit Sicherheit Leben in die monotone Bude bringen würden, die monotone Bude aus gelangweilten Gesichtern, aus Gesichtern, denen die Einfallslosigkeit schon von weitem anzusehen ist und vor allem das Unverständnis darüber, dass Diversität mit Individualität und nicht mit Kollektivierung verbunden ist. Aber: Ideologie-Soldaten, uniforme Gestalten in der entsprechenden Tracht kommen natürlich nicht auf abweichende Ideen, auf Ideen, die nicht von der geltenden absurden Diversitäts-Kultlehre positiv sanktioniert sind. Sie kommen nur auf die immerselben, gleichklingenden und in weiten Teilen unsinnigen Dinge.

So z.B. im Rahmen eines Workshops zum “Storytelling”.

“Diversity Management ist Überzeugungsarbeit: Intern muss der Business Case vermittelt werden, für die externe Kommunikation braucht das Marketing Diversity-Kompetenz zur erfolgreichen Zielgruppenansprache. Wer gute Geschichten erzählt, kann interne und externe Widerstände überwinden − ein Einblick in die Kunst des Storytellings.”

Diversit2014Da die meisten mit normalem Verstand begabten Menschen in ihrem Umfeld genug Diversität im oben beschriebenen Sinne haben und entsprechend unverständig, auf ideologisch motivierte Absurdisten reagieren, die ihnen erzählen wollen, sie hätten keine Diversität, bräuchten vielmehr die Diversität der sexuellen Orientierung oder die Diversität des Geschlechts, muss man die entsprechenden Menschen mit normalem Verstand, um denselben reden, quasi um sie auf die Stufe zu stellen, auf der sich die Diversitäts-Absurdisten längst befinden. Und dazu muss man ihnen Geschichten erzählen. Ja, Geschichten.

Offensichtlich sind die Diversitäts-Absurdisten noch nie mit umgangssprachlichen Redewendungen wie: “Erzähl mir doch nichts!” oder “Was erzählst Du denn für komische Geschichten?” konfrontiert worden, die die Gültigkeit erzählter Geschichten in Frage stellen. Offensichtlich sind sie der Welt so weit entrückt, dass sie denken, man könne dem dummen Pöbel, der ihre Diversitäts-Absurdität nicht fressen will, ein paar Geschichten erzählen, um ihn zum absurden Glauben zu bekehren. Eigentlich müsste man nun darauf hinweisen, dass Hochmut vor dem Fall kommt, aber selbst Hochmut setzt in der Regel auf irgend einer Leistung oder irgend einem Wissen auf. Deshalb tun wir uns damit schwer …

Deshalb erzählen wir lieber eine Geschichte der Diversität, für die Diversitäts-Absurdisten. Also Ihr Diversitäts-Absurdisten, lest genau. Das ist eine Beschreibung von Diversität:

Kleine Hexe unzensiert“Wie kamen die beiden Negerlein auf die verschneite Dorfstraße? Und seit wann gab es Türken und Indianer in dieser Gegend? Türken mit roten Mützen und weiten Pluderhosen – und Indianer, die greulich bemalte Gesichter hatten und lange Speere über den Köpfen schwangen?
“Sie werden vom Zirkus sein”, meinte der Rabe Abraxas.
Aber die beiden Negerlein waren nicht vom Zirkus, und ebensowenig die Türken und Indianer. Auch die kleinen Chinesinnen und der Menschenfresser, die Eskimofrauen, der Wüstenscheich und der Hottentottenhäuptling stammten nicht aus der Schaubude. Nein, es war Fastnacht im Dorf. Und weil Fastnacht war, hatten die Kinder am Nachmittag schulfrei bekommen und tollten verkleidet über den Dorfplatz.
Die kleinen Türken warfen Papierschlangen. Der Hottentottenhäuptling brüllte: ‘Uaaah! Uaaah!” Der Menschenfresser schrie “Hungärrr! Hungärrr! Wer will sich fressen lassen?” Die Chinesenmädchen kreischten auf chinesisch, die Eskimofrauen quietschten in der Eskimosprache, und die Cowboys schossen mit Stöpselpistolen in die Luft. Der Schornsteinfeger schwenkte seinen Pappzylinder, der Kasperl haute dem Wüstenscheich mit der Pritsche eins auf den Turban, und der Räuberhauptmann Jaromir schnitt so grimmige Gesichter, dass ihm der angeklebte Schnurrbart nicht halten wollte und immer wieder herunterfiel” (Die Kleine Hexe, Seite 86-87).

Das ist natürlich keine politisch korrekte Sprache, die der gute, leider oder zu seinem Glück bereits verstorbene Ottfried Preußler hier benutzt. Die politisch korrekte Sprache bedient sich vorgegebener Floskeln und bewegt sich ausschließlich in den Grenzen der zugelassenen Diversität, also von Geschlecht, Hautfarbe, Behinderung, Alter und Ethnie. Alles andere ist falsch und Abweichung, jedenfalls nicht Diversität.

Und weil es immer noch unter den Prols da draußen, welche gibt, die das nicht verstehen wollen, die Neger oder sonstige schlimme Worte benutzen, die sich weigern, die deutsche Sprache zu sexualisieren und mit Binnen-Is oder sonstigen Idiotien zu verunstalten, deshalb gibt es auf Diversity 2014 die Vorgaben darüber, was die Sprache der Vielfalt denn nun ist, was mit anderen Worten die richtige, die von Diversitäts-Absurdisten freigegebene Sprache ist:

“Wie muss sich Sprache verändern, um die Vielfalt in unserer Gesellschaft widerzuspiegeln und voranzutreiben? Wo grenzt Sprache etwa Frauen, Menschen mit anderer Hautfarbe, Behinderte, Alte, Lesben und Schwule aus? Und wieweit behindert das Bemühen um politische Korrektheit womöglich eine lebendige Kommunikation?”

Eigentlich kann man einen deratigen Unsinn nicht ernst nehmen, aber wir versuchen es dennoch: Die böse Sprache, die Frauen und Menschen mit anderer Hautfarbe, Behinderte, Alte und natürlich Lesben und Schwulen, denn wir wollen die Sex-Manie nicht vergessen, die böse Sprache, die also alle diese Gruppen ausgrenzt, sie muss sich ändern. Wenn sich die Sprache nicht ändert, dann droht ihr Verunstaltung oder Ausschluss aus dem Duden oder noch schlimmer: Verstümmelung. Also Sprache: Besser Du änderst dich freiwillig, bevor die Diversitäts-Absurdisten ihren Würgegriff um Deinen Hals enger fassen!

Es ist schon erstaunlich, wie wenig von Sozialwissenschaft, die angeblich so belesenen Sozialwissenschaftler, die sich für Diversität-Absurdität begeistern, doch verstehen. Heinz Steinert und nicht nur er, hat derartige Erhöhungen von Begriffen eine Reifizierung genannt, die Zuweisung einer Eigenexistenz zu einem inexistenten Gegenstand oder Konzept in diesem Fall. Das ist magischer Glaube, und magischen Glauben findet man gewöhnlich unter den Menschen, die nicht von Max Webers Entzauberung der Welt erfasst wurden und den Glauben weiterhin der Vernunft vorziehen.

Unter denen, die sich darüber auslassen wollen, wie man die Sprache hinlänglich bedrohen kann, findet sich eine Journalisten und Buchautorin, ein Autor, Schauspieler und Kabarettist, ein stellvertretender Chefredakteur der Zeit und ein Profx. Aus berufenerem Munde könnte man die Drohungen, die wohl gegen die deutsche Sprache ausgesprochen werden, immer in der Hoffnung, sie verändert sich aus Angst vor den Drohenden, kaum vernehmen.

charta der EinfaltAllerdings ist es uns nicht gelungen, herauszufinden, was ein Profx ist. Erste Vermutungen, es handele sich dabei um so etwas wie dass Wutz oder das Schusch aus Urmel aus dem Eis, haben sich zerschlagen und uns weiterhin ahnungslos zurückgelassen. Auch der Hinweis, bei Profx handle es sich um eine Verballhornung der Bezeichnung einer verwaltungsrechtlichen Position hat nicht weitergeholfen, denn an öffentlich-rechtlichen Institutionen werden doch bestimmt keine Personen auf Kosten der Steuerzahler unterhalten, die sich mit fiktiven und frei erfundenen Bezeichungen ausstatten. Entsprechend kann man nur vermuten, dass die Bezeichung “Profx” im Zusammenhang mit Humboldt-Universität im Programm des absurden Diversity-Happenings dazu genutzt werden soll, um den vom “Profx” geäußerten Absurditäten eine Legitimation zu verschaffen.

Falls einer unserer Leser eine Vermutung oder gar Wissen darüber haben sollte, was ein Profx ist, so bitten wir ihn, sein Wissen mit uns zu teilen.

Ansonsten wünschen wir allen Lesern ein frohes und diverses Wochenende, das von Diversitäts-Absurdisten und -Absurdismen verschont bleibt und in dem Individualität und nicht Zwangs-Kollektivierung gelebt wird.

Die Konferenz zur Zwangs-Kollektivierung der Diversität findet übrigens am 13. und 14. November im Verlagsgebäude des Tagesspiegel in Berlin statt. Sie wird unterstützt von BP, KPMG, der Deutschen Bank, Telekom, Daimler, Siemens, Ey und Deutscher Welle, was schön ist, so weiß man zumindest bei welchen Unternehmen man sich als Träger von nicht positiv-sanktionierten, also abweichenden Diversitäts-Merkmalen wie Intelligenz, Kreativität, Einsatzfreude und Commitment besser nicht bewirbt.

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