Her Majesty the Baby: Infantilismus im 21. Jahrhundert
Von erwachsenen Menschen erwartet man unter anderem, dass sie über Urteilsvermögen verfügen, dass sie Dinge beurteilen können, z.B. aufgrund ihrer Erfahrung und dass sie über eine moralische und sittliche Reife verfügen, die dieses Urteilsvermögen erst möglich macht.
Blickt man in die Runde und nimmt diejenigen ins Visier, die Repräsentanten von Wählern sein wollen, dann kommen die ersten Zweifel an der moralischen und sittlichen Entwicklung, die Menschen, die alle körperlichen Anzeichen eines Erwachsenen aufweisen, auszeichnen soll, und wenn die entsprechenden Repräsentanten dann den Mund aufmachen, dann kommen auch erhebliche Zweifel am Urteilsvermögen auf [Wie kann z.B. jemand auch nur rudimentäre Spuren von Urteilsvermögen haben, der versucht, sinnlose Gewalttaten zu rechtfertigen?]
Die Retardierung, die man bei den angesprochenen Repräsentanten feststellen kann, ihr Verbleiben oder ihre Rückkehr in eine infantile Haltung, findet sich auch in anderen Bereichen der Gesellschaft, wo die vernünftige Argumentation dem primitiven Palaver gewichen ist, das regelmäßig der derogativen Wortonanie weicht, die dann nicht nur sprichwörtlich an das Baby erinnert, das mit hochrotem Kopf schreit, weil es nicht bekommt, was es will.
Die in Deutschland verbreitete Vorstellung, man könne Reziprozität verweigern und sich in die Arme des alimentierenden Staates flüchten, die Idee, man könne andere, deren Meinung gerade nicht passt, ausgrenzen und beleidigen und sicher sein, dass man nicht eines Tages mit eben diesen Menschen konfrontiert ist, in einer Interaktion konfrontiert ist, in der man auf deren Kooperation angewiesen wäre, diese Idee ist zu komplex, als dass sie für viele denkbar scheint. Das Verharren in einem Stadium kindlicher Verantwortungslosigkeit gepaart mit der infantilen Gier, alles in den Mund zu stecken, was mit den Händen erreicht werden kann, ist weit verbreitet.
Mit dieser Diagnose stehen wir mitnichten allein.
Einer, der sie bereits 1995 in einem Buch niedergeschrieben hat, ist Pascal Bruckner, den wir gerade wieder lesen. Wir wollen unseren Lesern die Passage, in der Bruckner die verbreitete Lust, im Stadium der Infantilität zu verharren, bespricht, nicht vorenthalten.
“In unserer Gesellschaft gibt es zahlreiche Anzeichen für einen allgemeinen Vergnügungswillen, ein allgemeines Zurückgleiten zu Wiege und Rassel: viele erfolgreiche Filme haben Säuglinge zu Hauptpersonen, die schon Helden sind, bevor sie Milchzähne haben, Babys als Mannequins, junge Idole, die mit sieben bereits Multimillionäre sind, launisch und affektiert wie alte Stars […], Miniatursänger von vier Jahren, der Homunkulus, der zum Publikumsliebling wird und stotternd seinen Lebensüberdruß zum Ausdruck bringt. […] Dieser Einbruch der Kinder in die Rock- und Varietészene, das Kino, die früher Jugendlichen vorbehalten waren, diese Blüte von Akteuren und Schnulzensängern erreicht massenhaft jedes Publikum. Allenthalben überbieten sich Knirpse an Affektiertheit, um unsere Herzen zu rühren. Die Babys sind im Kleinformat die Götter unseres Universums, und sie haben die Teenager entthront, die noch gerade gut genug für die Rente sind. Der Imperialismus des Kleinkinds kennt keine Grenzen mehr, die kleinen Herren und Damen beherrschen uns in Sabberlätzchen und Windeln.
Die Erwachsenen säumen nicht, in die Kindheit zurückzufallen, die Uhren rückwärts zu stellen, das Geschehen umzukehren wie die Finger eines Handschuhs. […] ‘Bald ist Schluss mit dem Altern’, titelt eine Illustrierte. Eine unglaubliche Nachricht. Wenn das Altwerden schon nicht mehr eine Zeitfrage ist, wenn es möglich ist, nicht nur die Falten verschwinden zu lassen, die Figur zu verbessern, Haare zu implantieren, die Vergreisung aufzuhalten, vor allem aber, die biologische Uhr zurückzudrehen, dann müsste demnächst auch der letzte Feind, der Tod, besiegt sein. Alle Definitionen von normal und pathologisch werden umgekehrt: Nicht krank sein ist noch das geringste. Man muss uns zuerst von jener tödlichen Krankheit heilen, die Leben heißt, da dies eines Tages zu Ende ist. Man unterschiedet nicht mehr zwischen den Dingen, die gemildert werden können – Aufhalten des körperlichen Verfalls, Verlängerung des Lebens – und dem Unvermeidlichen, der Endlichkeit und dem Tod. Dieser ist nicht mehr das normale Ende des Lebens, sozusagen die Bedingung dafür, dass es das Leben gibt, sondern ein Scheitern der Therapien, die vor allem anderen verbessert werden müssen. Die Maschinen und die Wissenschaft behaupten, sie befreien uns von Zwängen und Mühsal; nun wollen wir uns vom Werden freimachen. Die Moderne gaukelt uns die baldige Beherrschung des Lebens vor, das Vordringen zu einer ‘zweiten Schöpfung’, die nicht mehr von den Zufällen der Natur abhängig ist. Nicht, dass wir sie anstreben, erscheint und irrig, wohl aber die Tatsache, dass sie durch diverse Hindernisse erst so spät realisiert werden kann.
Das aberwitzige Streben nach Vernatwortungslosigkeit zeigt sich auf prosaischere Weise im Fernsehen oder im Radio am Überhandnehmen von schlechtem Niveau (Witzen über Körperteile, schlüpfrigem Humor, dummen Sprüchen und Pennälerwitzen […]). Es ist, als sollten die Zuschauer, von überkandidelten Spaßmachern angeheizt, gemeinsam alle Hemmungen ablegen, ein paar Stunden lang Gewohnheiten und Konventionen vergessen und sich ausgiebig einem glückseligen Schwachsinn hingeben. Wie das zweijährige Kind […], das eine elektromagnetische Ladung abbekommen hat, ein mehrere Meter hoher Riese wird, über Häuser und Gebäude steigt, Wagen und Busse mit seinen kleinen Füßen zertritt und die ganze Stadt tyrannisiert, sind auch wir aus Versehen groß geworden, ohne dass unser Geist mitgewachsen ist, und wir weichen vor keinem Mittel zurück, unsere Kindheit zu verlängern, die durch zu starke Belichtung weiter in uns existiert. Da sich das eigentliche Leben vorher abspielt, verüben wir an uns selbst eine wahre Verführung Minderjähriger und wenden den Lauf der Zeit nach rückwärts, zum Land der ewigen Jugend.
Man wird einwenden, dass es sich hierbei um Verrücktheiten handelt, die viel zu grell und auffällig sind, als dass man ihnen Bedeutung zumessen könnte. Damit jedoch solche seltsamen Dinge möglich sind, müssen wir schon so sehr von Infantilismus durchdrungen sein, dass unsere ganze Umgebung von ihm beeinflusst wird und er sich uns mit einer Selbstverständlichkeit präsentiert, die wir gar nicht mehr bemerken. Es ist, als müsse die Kindheit, in der ersten Person zu sprechen, mit einer furchtbaren Strafe bezahlt werden. Der neue abendländische, nach rückwärts gewandte Adam zerstört sich genüßlich in kindlicher Dummheit, Verwöhnung und Albernheit, Hauptsache, er genießt die Wohltaten dieser Zeit ohne die Fesseln, die eigentlich von ihr zu erwarten sind. Die ‘Kindlichkeit’ unserer Gesellschaft hat nichts mit der zu tun, die es in der traditionellen Welt gab, sie ist nachgeahmt und parodistisch, eine Abweichung von der durch Weißheit und Erfahrung gesetzten Norm. […]
Der Infantilismus des Abendlandes hat nichts mit der Liebe zur Kindheit zu tun, sondern mit der Suche nach einem Zustand außerhalb von Raum und Zeit, in dem alle Symbole dieses Alters hochgehalten werden, um sich daran zu berauschen. Er ist eine Fälschung, eine fratzenhafte Usurpierung, er verunglimpft die Kindheit ebenso, wie er auf dem Reifsein herumtrampelt und bewirkt eine schädliche Verwirrung zwischen dem Kindlichen und dem Kind. Das Baby wird zur Zukunft des Menschen, wenn der Mensch keine Verantwortung mehr für die Welt und für sich übernehmen will.” (Brucker, 1999: 109-113)
Brucker, Pascal (1999). Ich leide also bin ich. Die Krankheit der Moderne. Berlin: Aufbau Taschenbuch-Verlag.
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Vergessen, aber in diesem Zusammenhang wichtig, die Verhundung der Gesellschaft. Tiernahrung (Motto: Für unseren Köder nur das Feinste) nimmt immer mehr Platz in den Supermärkten ein. Der Hund als permanenter Kinderersatz passt genau zum Thema.
Dazu passt direkt: der permanente Infantilismus wird durch die Verhundung Deutschlands immer drastischer. Der Köder gewinnt als Kinderersatz immer mehr an Bedeutung.
Zu Welehamm: es heißt “Köter”, nicht “Köder”. Letzteres benötigen die Fischmörder.
Ich selbst habe zwei Hunde, die ich sehr liebe. Ja, sie sind ein wenig Babyersatz. Aber deswegen bin ich alles andere als infantil. Und das Beste vom Besten bekommen die beiden auch nicht, sondern das, was ich mir leisten kann, und das ist nicht eben viel.
Außerdem trifft Ihre Aussage m.E. längst nicht den Kern dessen, was uns Bruckner sagen will. Es geht nicht nur darum, daß immer mehr Menschen ihre Kinder vergöttern und sie über alles stellen (was ich übrigens mit meinen beiden Hunden nicht tue), sondern auch darum, selbst wie ein Kind sein zu wollen. Alle Wünsche müssen sofort und auf der Stelle erfüllt werden. Das haben die Banken auch erkannt und mästen sich an den Schulden dieser Leute.
An dieser Stelle möchte ich auf Jeaja 3:4 hinweisen. Schon damals waren die Mensche nicht anders als heute: “Und ich will ihnen Knaben zu Fürsten geben und Mutwillige sollen über sie herrschen”.
Danke, das mache ich jedes mal wieder falsch. Das ändert aber nichts an der Verhundung. Mit Hundehalter über die Notwendigkeit der Hundehaltung zu diskutieren, ist sinnlos. Die Leute werden sehr aggressiv. Die Parallelität Kinder – Hund ist nicht von der Hand zu weisen. Es fehlt nur noch, dass die “Herrchen” und “Frauchen” bellen lernen.
Ich habe dieses Phänomen der Infantilisierung in meinem Aufsatz über die Neurose unter der Überschrift ‘Erwachsen werden ist langeweilig’ (s. dort Seite 10) schon 2006 mal so umschrieben: “Der Großteil der Menschheit befindet sich m. E. nach wie vor auf dem emotionalen Level von 3- bis 5-jährigen Kindergartenkindern. Die „Sandkastenrocker von der Förmchenbande“ sind noch viel zu jung und unreif, um wirklich Verantwortung übernehmen zu können.” In meinem Aufsatz über die Freiheit von 2007 habe ich diesen Satz dann ergänzt um die Bemerkung (s. dort Seite 5): “Manche scheinen … eine lebenslange Mitgliedschaft zu haben.”
Was die “Verhundung” angeht, habe ich ähnliche Beobachtungen gemacht, vor allem, was den Kindersatz angeht. Ich bin aber zu anderen Schlussfolgerungen gekommen: Hunde brauchen, um sich wohl und sicher zu fühlen, sehr klare und vor allem hierarchische Strukturen. Menschen, die sich Hunde anschaffen, sind also gehalten, sich in diesen klaren Strukturen zu üben. Deshalb legen sie sich – ganz unbewusst – einen Hund zu. Nach meinen Beobachtungen haben (fast alle) Hundebesitzer hier ein Defizit in ihrer Kindheit erfahren (was ja kein Wunder ist angesichts der Spätfolgen der sogenannten “antiautoritären” Erziehung) und versuchen auf diesem Wege, dieses zu kompensieren, indem sie nun ihrerseits die vermissten klaren Strukturen vorgeben. Vielen gelingt es bedauerlicherweise (für die Hunde und die menschliche Umwelt) nicht und die, denen es gelungen ist, brauchen nur diese eine “Hundeerfahrung”, um nachzureifen und erwachsen zu werden.
Bei Katzen verhält es sich ähnlich, nur dass es da dann eher um eine nachzuholende Individualisierungs- und Autonomieerfahrung geht.
In meinen Auseinandersetzungen über die Neurose und die Freiheit bin ich das Thema der Infantilisierung eher unter dem spirituellen Aspekt angegangen. Dieser Zugang ist für viele Menschen eher schwierig zu verstehen, für manche sogar kurios. Unter psychologischen und soziologischen Aspekten betrachtet, wird dieses Thema sicherlich für die meiste Menschen eher verständlich.
Die allermeisten Menschen der mindestens letzten 70 Jahre werden von Frauen (Müttern, Erzieherinnen, Lehrerinnen) großge- und er-zogen, Männer in Person von Vätern, Erziehern und Lehrern kommen so gut wie gar nicht vor. Erst mit Eintritt ins Berufsleben kommt die Welt der Männer zum ersten Mal so richtig zum Tragen. Bis dahin sind aber die jungen Menschen (beiderlei Geschlechts!) total übermuttert und absolut untervatert. Während die Mutter (und das Weibliche) ganz allgemein für das Emotionale, Behütende und grenzenlos Verschmelzende steht, welches der Mensch braucht, um liebes- und kontaktfähig zu sein, steht der Vater (und das Männliche) ganz allgemein für das Verstandesmäßige, die eigenständige innere und äußere Struktur und die Abgrenzung, welches der Mensch ergänzend braucht, um für sich selbst und seine Interessen einstehen zu können. Das sind zwei grundsätzliche und komplementäre Energien, die einander nicht nur ergänzen sondern auch zum Erwachsenwerden bedingen.
Da Väter aber in der Erziehung fehlen (und auch weiterhin fehlen sollen, genauso wie die Mütter, denn die Kinder sollen ja möglichst schon mit 6 Monaten in den Kinderhort gegeben werden), verbleiben die Menschen in der Welt der Infantilität und der sofortigen Bedürdnisbefriedigung. So bleiben bzw. werden Menschen manipulier- und lenkbar!
So sind wir bereits in der dritten Generation ein Volk von (zunehmend frauenverachtenden) Muttersöhnen und (mehr und mehr männerverachtenden) Töchtern – beides Formen von unreflektiertem Infantilismus!
Wen wundert da in der Folge der männlich-chauvinistische Sexismus und der männerausgrenzende Feminimus.
Und niemand sieht dahinter das große Bedürfnis der Geschlechter nach präsenten und erwachsenen Männern und Frauen, die sich auf Augenhöhe begegnen können.
Der Geschlechter- und Generationenforscher Gerhard Amendt von der Universität Bremen hat diese Thematik bereits 1999 in dem Buch “Vatersehnsucht” in elf Essays näher beleuchtet. Absolut lesenswert!
Freut mich, dass sie bei der “Verhundung” zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sind. Allerdings teile ich nicht ganz Ihre Meinung bezüglich “klare Strukturen”. Die Tiere haben meistens das sagen, sitzen mit auf der Couch, im Bett, am Tisch. Die Tiere haben die Herrschaft übernommen.
“Die Tiere haben meistens das sagen, sitzen mit auf der Couch, im Bett, am Tisch. Die Tiere haben die Herrschaft übernommen.”
Deshalb habe ich ja auch geschrieben, “Vielen gelingt es bedauerlicherweise (für die Hunde und die menschliche Umwelt) nicht …”.
Ihre Feststellung, die ich im Übrigen absolut teile, widerspricht nicht meinen Beobachtungen. Die Hunde spielen sich zu Leittieren auf, weil die Menschen es eben nicht tun. Letztlich ergibt sich aber die gleiche paradoxe Situtation wie ehedem in der Kindheit zu Hause: Die Kinder (Hunde) sind zwar von den Eltern (Hundehaltern) abhängig, denn sie bekommen von ihnen das Dach über dem Kopf (die Hundehütte oder den Hundekorb), regelmäßig zu essen, Kleidung, usw., aber sie (die Hunde) tanzen den Eltern (Hundehaltern) auf der Nase herum, ohne dass das Konsequenzen hätte. Stattdessen immer nur das nölige “Jetzt hör doch mal auf.” (“Runter vom Sofa, Waldi”), ohne dass auf die Einhaltung der Aufforderung geachtet würde oder irgendwelche Konsequenzen zeitigen würde.
Sowohl die Kindern als auch die Hunde “fragen” immer wieder nach Grenzen und Grenzen sind ja auch gesetzte und feste Strukturen. Kinder aber, die gelernt haben, mit solchen Strukturen umzugehen, verlieren irgendwann das Infantile und können Verantwortung für sich und ihr Handeln übernehmen – um mal wieder den Bezug zum Thema herzustellen ;-).
Hunde gehen übrigens bei konsequentem Umgang auch nicht mehr auf die Couch oder betteln am Tisch.
Klare Strukturen vorgeben ist erst mal anstrengend. Aber wer strengt sich heute noch gerne an, zumal die Werbung uns stets weißmachen will, dass alles ohne Anstrengung zu haben ist.
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Hat dies auf psychosputnik rebloggt und kommentierte:
Muslima mit Kopftuch nerven weniger, als deutsche Mütter mit ihren Kinderwagen.
Vergessen, aber in diesem Zusammenhang wichtig, die Verhundung der Gesellschaft. Tiernahrung (Motto: Für unseren Köder nur das Feinste) nimmt immer mehr Platz in den Supermärkten ein. Der Hund als permanenter Kinderersatz passt genau zum Thema.
Dazu passt direkt: der permanente Infantilismus wird durch die Verhundung Deutschlands immer drastischer. Der Köder gewinnt als Kinderersatz immer mehr an Bedeutung.
Zu Welehamm: es heißt “Köter”, nicht “Köder”. Letzteres benötigen die Fischmörder.
Ich selbst habe zwei Hunde, die ich sehr liebe. Ja, sie sind ein wenig Babyersatz. Aber deswegen bin ich alles andere als infantil. Und das Beste vom Besten bekommen die beiden auch nicht, sondern das, was ich mir leisten kann, und das ist nicht eben viel.
Außerdem trifft Ihre Aussage m.E. längst nicht den Kern dessen, was uns Bruckner sagen will. Es geht nicht nur darum, daß immer mehr Menschen ihre Kinder vergöttern und sie über alles stellen (was ich übrigens mit meinen beiden Hunden nicht tue), sondern auch darum, selbst wie ein Kind sein zu wollen. Alle Wünsche müssen sofort und auf der Stelle erfüllt werden. Das haben die Banken auch erkannt und mästen sich an den Schulden dieser Leute.
An dieser Stelle möchte ich auf Jeaja 3:4 hinweisen. Schon damals waren die Mensche nicht anders als heute: “Und ich will ihnen Knaben zu Fürsten geben und Mutwillige sollen über sie herrschen”.
Danke, das mache ich jedes mal wieder falsch. Das ändert aber nichts an der Verhundung. Mit Hundehalter über die Notwendigkeit der Hundehaltung zu diskutieren, ist sinnlos. Die Leute werden sehr aggressiv. Die Parallelität Kinder – Hund ist nicht von der Hand zu weisen. Es fehlt nur noch, dass die “Herrchen” und “Frauchen” bellen lernen.
Ich habe dieses Phänomen der Infantilisierung in meinem Aufsatz über die Neurose unter der Überschrift ‘Erwachsen werden ist langeweilig’ (s. dort Seite 10) schon 2006 mal so umschrieben: “Der Großteil der Menschheit befindet sich m. E. nach wie vor auf dem emotionalen Level von 3- bis 5-jährigen Kindergartenkindern. Die „Sandkastenrocker von der Förmchenbande“ sind noch viel zu jung und unreif, um wirklich Verantwortung übernehmen zu können.” In meinem Aufsatz über die Freiheit von 2007 habe ich diesen Satz dann ergänzt um die Bemerkung (s. dort Seite 5): “Manche scheinen … eine lebenslange Mitgliedschaft zu haben.”
Was die “Verhundung” angeht, habe ich ähnliche Beobachtungen gemacht, vor allem, was den Kindersatz angeht. Ich bin aber zu anderen Schlussfolgerungen gekommen: Hunde brauchen, um sich wohl und sicher zu fühlen, sehr klare und vor allem hierarchische Strukturen. Menschen, die sich Hunde anschaffen, sind also gehalten, sich in diesen klaren Strukturen zu üben. Deshalb legen sie sich – ganz unbewusst – einen Hund zu. Nach meinen Beobachtungen haben (fast alle) Hundebesitzer hier ein Defizit in ihrer Kindheit erfahren (was ja kein Wunder ist angesichts der Spätfolgen der sogenannten “antiautoritären” Erziehung) und versuchen auf diesem Wege, dieses zu kompensieren, indem sie nun ihrerseits die vermissten klaren Strukturen vorgeben. Vielen gelingt es bedauerlicherweise (für die Hunde und die menschliche Umwelt) nicht und die, denen es gelungen ist, brauchen nur diese eine “Hundeerfahrung”, um nachzureifen und erwachsen zu werden.
Bei Katzen verhält es sich ähnlich, nur dass es da dann eher um eine nachzuholende Individualisierungs- und Autonomieerfahrung geht.
In meinen Auseinandersetzungen über die Neurose und die Freiheit bin ich das Thema der Infantilisierung eher unter dem spirituellen Aspekt angegangen. Dieser Zugang ist für viele Menschen eher schwierig zu verstehen, für manche sogar kurios. Unter psychologischen und soziologischen Aspekten betrachtet, wird dieses Thema sicherlich für die meiste Menschen eher verständlich.
Die allermeisten Menschen der mindestens letzten 70 Jahre werden von Frauen (Müttern, Erzieherinnen, Lehrerinnen) großge- und er-zogen, Männer in Person von Vätern, Erziehern und Lehrern kommen so gut wie gar nicht vor. Erst mit Eintritt ins Berufsleben kommt die Welt der Männer zum ersten Mal so richtig zum Tragen. Bis dahin sind aber die jungen Menschen (beiderlei Geschlechts!) total übermuttert und absolut untervatert. Während die Mutter (und das Weibliche) ganz allgemein für das Emotionale, Behütende und grenzenlos Verschmelzende steht, welches der Mensch braucht, um liebes- und kontaktfähig zu sein, steht der Vater (und das Männliche) ganz allgemein für das Verstandesmäßige, die eigenständige innere und äußere Struktur und die Abgrenzung, welches der Mensch ergänzend braucht, um für sich selbst und seine Interessen einstehen zu können. Das sind zwei grundsätzliche und komplementäre Energien, die einander nicht nur ergänzen sondern auch zum Erwachsenwerden bedingen.
Da Väter aber in der Erziehung fehlen (und auch weiterhin fehlen sollen, genauso wie die Mütter, denn die Kinder sollen ja möglichst schon mit 6 Monaten in den Kinderhort gegeben werden), verbleiben die Menschen in der Welt der Infantilität und der sofortigen Bedürdnisbefriedigung. So bleiben bzw. werden Menschen manipulier- und lenkbar!
So sind wir bereits in der dritten Generation ein Volk von (zunehmend frauenverachtenden) Muttersöhnen und (mehr und mehr männerverachtenden) Töchtern – beides Formen von unreflektiertem Infantilismus!
Wen wundert da in der Folge der männlich-chauvinistische Sexismus und der männerausgrenzende Feminimus.
Und niemand sieht dahinter das große Bedürfnis der Geschlechter nach präsenten und erwachsenen Männern und Frauen, die sich auf Augenhöhe begegnen können.
Der Geschlechter- und Generationenforscher Gerhard Amendt von der Universität Bremen hat diese Thematik bereits 1999 in dem Buch “Vatersehnsucht” in elf Essays näher beleuchtet. Absolut lesenswert!
Freut mich, dass sie bei der “Verhundung” zu ähnlichen Ergebnissen gekommen sind. Allerdings teile ich nicht ganz Ihre Meinung bezüglich “klare Strukturen”. Die Tiere haben meistens das sagen, sitzen mit auf der Couch, im Bett, am Tisch. Die Tiere haben die Herrschaft übernommen.
“Die Tiere haben meistens das sagen, sitzen mit auf der Couch, im Bett, am Tisch. Die Tiere haben die Herrschaft übernommen.”
Deshalb habe ich ja auch geschrieben, “Vielen gelingt es bedauerlicherweise (für die Hunde und die menschliche Umwelt) nicht …”.
Ihre Feststellung, die ich im Übrigen absolut teile, widerspricht nicht meinen Beobachtungen. Die Hunde spielen sich zu Leittieren auf, weil die Menschen es eben nicht tun. Letztlich ergibt sich aber die gleiche paradoxe Situtation wie ehedem in der Kindheit zu Hause: Die Kinder (Hunde) sind zwar von den Eltern (Hundehaltern) abhängig, denn sie bekommen von ihnen das Dach über dem Kopf (die Hundehütte oder den Hundekorb), regelmäßig zu essen, Kleidung, usw., aber sie (die Hunde) tanzen den Eltern (Hundehaltern) auf der Nase herum, ohne dass das Konsequenzen hätte. Stattdessen immer nur das nölige “Jetzt hör doch mal auf.” (“Runter vom Sofa, Waldi”), ohne dass auf die Einhaltung der Aufforderung geachtet würde oder irgendwelche Konsequenzen zeitigen würde.
Sowohl die Kindern als auch die Hunde “fragen” immer wieder nach Grenzen und Grenzen sind ja auch gesetzte und feste Strukturen. Kinder aber, die gelernt haben, mit solchen Strukturen umzugehen, verlieren irgendwann das Infantile und können Verantwortung für sich und ihr Handeln übernehmen – um mal wieder den Bezug zum Thema herzustellen ;-).
Hunde gehen übrigens bei konsequentem Umgang auch nicht mehr auf die Couch oder betteln am Tisch.
Klare Strukturen vorgeben ist erst mal anstrengend. Aber wer strengt sich heute noch gerne an, zumal die Werbung uns stets weißmachen will, dass alles ohne Anstrengung zu haben ist.