Wissenschaflich gelöst: Das Geheimnis ewigen Lebens
Nach all den unsinnigen Studien, die wir über die letzten Monate hier besprechen mussten, ist es wohltuend, eine theoretisch wie empirisch gut gemachte Studie besprechen zu können, die gerade im British Medical Journal veröffentlicht wurde.
Fiona F, Stanaway, Danijela Gnjidic, Fiona M. Blyth, David G. Le Couteur, Vasi Naganathan, Louise Waite, Markus J. Seibel, David J Handelsman, Philip N. Sambrook und Robert G. Cumming, an der University of Sydney bzw. im North Shore Hospital Sydney beschäftigt, sind für eine Studie verantwortlich, die allen Regeln der wissenschaftlichen Methode entspricht und eine fundierte Grundlage für weitergehende Forschungen bereitstellt.
Ausgangspunkt der Studie ist ein Problem, das die Menschheit seit Anbeginn der Zeitrechnung bewegt: Wie entgeht man dem Tod bzw. konkreter: Wie kann man dem Sensenmann ein Schnippchen schlagen? Eine Reihe von Voruntersuchungen hat in dieser Hinsicht einen Zusammenhang erbracht, der so interessant ist, dass die Antwort auf die ungelöste und Jahrtausende alte Frage endlich im Rahmen des Möglichen erscheint.
Es gibt einen gut belegten Zusammenhang zwischen der Laufgeschwindigkeit und der Todeswahrscheinlichkeit: Je langsamer Menschen laufen, desto höher ist ihre Wahrscheinlichkeit, zu sterben. Diesen gut belegte Befund haben Stanaway und Co-Autoren genutzt, um eine mutige Antizipation zum Ausgangspunkt ihrer Forschung zu machen: Schnellere Laufgeschwindigkeit, so ihre Hypothese, ist eine Möglichkeit, dem Sensenmann zu enteilen.
Doch wie schnell läuft der Sensenmann? Was ist seine durchschnittliche Geschwindigkeit, die man überbieten muss, um ihm zu enteilen?
1705 Männer im Alter von 70 Jahren und mehr haben dabei mitgeholfen, die Antwort auf diese Frage zu finden. Auf einer Strecke von 6 Metern wurde für die Männer ihre mittlere Laufgeschwindigkeit bestimmt. Sie beträgt 0,88 Meter pro Sekunde. Dann wurde die gesundheitliche Entwicklung der Männer über die nächsten 59,3 Monate verfolgt.
266 der Männer sind im Zeitraum dieser 59,3 Monate gestorben, so dass die von Stanaway und Co-Autoren durchgeführten Kurvenanalysen einen eindeutigen Wendepunkt bestimmen konnten, ab dem sich die Todeswahrscheinlichkeit im Verhältnis zur Geschwindigkeit reduziert: 0,82 Meter pro Sekunde!

Wer schneller als 0,82 Meter pro Sekunde läuft, hat eine um den Faktor 1,23 geringere Wahrscheinlichkeit, zu sterben als jemand, der langsamer als 0,82 Meter pro Sekunde läuft. Im Einklang mit der theoretischen Fragestellung und der Ausgangshypothese bedeutet dieses Ergebnis: Der Sensenmann ist mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 0,82 Metern pro Sekunde unterwegs: Wer ihm dauerhaft enteilen will, muss Zeit seines Lebens eine Laufgeschwindigkeit von mindestens 0,83 Metern pro Sekunde einhalten. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will und verhindern will, vom Sensenmann eingeholt zu werden, für den empfiehlt sich eine Laufgeschwindigkeit von 1,36 Metern pro Sekunde, also ca. 5 Stundenkilometer: “no men walking at speeds of 1.36 m/s (…) or above were caught by Death (n = 22; 1,4%)” (Stanaway et al., 2015: 1283).
Nachtrag
Angesichts der journalistischen Katastrophe, die sich vor einem Jahr im Zusammenhang mit der Male Idiot Theory eingestellt hat, weisen wir an dieser Stelle darauf hin, dass die von uns besprochene Studie in der Weihnachtsausgabe des British Medical Journal erschienen ist, die in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes ist.
Stanaway, Fiona F. et al. (2015). How fast does the Grim Reaper walk? BMJ British Medical Journal 343(7837): 1282-1283.
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Wird auch ein Grund genannt wieso das so ist? Meine Hypothese ist, dass das schnelle Laufen ein Anzeichen von Gesundheit und Aktivität ist und sie deshalb länger leben.
Ich erkläre mir das eher so, dass der Tod sich nicht beeilen muss, weil er uns ja eh irgendwann überholt. Zur Erinnerung: die Sterbewahrscheinlichkeit des Homo Sapiens liegt bei 100%.
Ein lol von mir, aber meine Frage hat einen ernsten Hintergrund: wenn meine triviale Hypothese stimmt, ist der Erkenntnisgewinn der Studie entsprechend niedrig.
Der Erkenntnisgewinn der Studie ist, dass britischer Humor einmalig auf der Welt ist
Ach so. Ich dachte, es sei bloß eine Kuriosität, um sonntags etwas Zeit totzuschlagen. Alle möglichen Zeitschriften zitieren Studien auf diesem Niveau um ihre Seiten zu füllen.
Wie können Sie so sicher sein, dass die Sterbewahrscheinlichkeit des Homo Sapiens bei 100% liegt. Tatsache ist, dass ein signifikanter Anteil aller Menschen, die jemals auf der Erde gelebt haben, noch lebt.
Ich bin begeistert!
Aber ehe ich nun anfange mit Schrittzähler oder diesen neumodischen Fitnessarmbändern rumzulaufen, bleibe ich bei der bewährten Methode des Brandner Kaspar und habe stets einen Kerschgeist und ein Kartenspiel griffbereit, wenn der “Boanlkramer kimmet” und mir sagt, was “aufgesetzet ist”. 🙂
Ist da berücksichtigt, dass sich die Menschen am Äquator aufgrund der Erdrotation schneller bewegen als z.B. in hiesigen Breiten? Und haben unterschiedliche Ost-West bzw. West-Ost Komponenten der Bewegung auch einen Einfluss? Oder bewegt sich der Tod selber auch nur relativ zur lokalen Erdoberfläche?
Fragen über Fragen.
nehmen wir an, wir könnten den Tod besiegen. Das würde viel schwerere ehtische Fragen aufwerfen, denn es ist klar, dass diese Möglichkeit aufgrund von Ressourcenknappheit nicht für jeden bereit stehen kann, zumal andererseits die Menschen sich dennoch fortpflanzen wollen und auch die Unsterblichen ihre Kinder schützen wollen, die auch nicht sterben dürfen.
Selbst wenn man nicht religiös ist, erkennt man, dass manche Fragen doch besser nicht gelöst werden.
Ich habe da aber neulich gerüchteweise gehört, der Sensenmann habe sich ein Mofa zugelegt und sei deshalb neuerdings mit 25 km/h unterwegs. Und nun? Was machen wir, wenn er irgendwann auf einen Porsche umsteigt? Regelmäßig mit 300 km/h über die Autobahn brettern, um dem Tod zu entgehen? Bisher hatte das bei mir zwar Erfolg: ich lebe noch. Aber wie lange?
Alternativ könnte ein Rentner auch mittels Unterstützung eines Psychologen daran arbeiten, seinen Aberglauben abzulegen. Wenn’s keinen Sensenmann gibt, kann er so langsam dahinschlurfen wie’s ihm beliebt. Er hätte allerdings natürlich keinerlei Garantie, daß er auf dem Weg zur Praxis nicht von einem Auto überfahren wird. Aber das ist Material für eine andere Studie.
Diese Studie erinnert mich an eine andere, die ich vor einigen Jahren gelesen habe. Nach jener Studie verfügen Rotweintrinker durchschnittlich über eine höhere Bildung als der Rest der Gesellschaft. Außerdem zählen Rotweintrinker überdurchschnittlich häufig zur Gruppe der Besserverdienenden. Rotweintrinker haben auch einen besseren sozialen Status etc, etc. Naja folgerichtig habe ich dann angefangen Rotwein zu trinken. Stand heute: Ich bin Alkoholiker, hochverschulldet (bei meinem Rotweinhändler Jaques) und keine Sau will was mit mir zu schaffen haben. Irgendwie traue ich dieser Studie nicht…