Tagträumen als neues Studienfach in Leipzig

Gut, wir machen gerade eine Marktanalyse, eine jener kalten, ökonomischen Analysen, bei denen untersucht wird, ob eine Geschäftsidee trägt, Gewinn abwirft, ein selbständiges Leben ermöglicht. Dennoch, was uns heute von der HHL der Leipzig School of Management auf den Tisch gekommen ist, das wäre auch ohne ein entsprechendes Framing bei uns, (1) erschreckend, (2) bezeichnend, (3) unglaublich, (4) absoluter Irrsinn, (5) einer Hochschule nicht würdig [Unzutreffendes bitte streichen, Mehrfachnennungen möglich!].

Eine Kostprobe:

scully facepalm„Sabine Mey ist sich sicher: „Ich möchte 2016 ein Spracheninstitut eröffnen.“ Gerade bei ambitionierten Zielen fangen jedoch häufig die Selbstzweifel an. „Werde ich das Ziel jemals erreichen?“ fragt sich die 29jährige Linguistin. Martina Beermann, Leiterin des Karriereservice an der HHL Leipzig Graduate School of Management, rät: „In solchen Situationen ist es sinnvoll, sich möglichst konkret in das Bild hineinzubegeben und wichtig auch zu visualisiert, was mit dem Ziel alles Positive verbunden ist“. Im Fall von Sabine Mey könnte dies beispielsweise die Freiheit als Unternehmerin, das angestrebte Wachstum oder der Bekanntheitsgrad, den man aufbaut, sein. „Mit diesem ersten Schritt nimmt man gedanklich das Erreichen des Zieles vorweg“, so die Karriereexpertin. Durch die Visualisierung, die man sich gut sichtbar im Büro aufhängen kann, erhält man laut Martina Beermann den notwendigen „Drive“ für die Zielerreichung und bleibt besser auf das Ziel fokussiert.“

„Werde ich das Ziel jemals erreichen“, so die zweifelnde Frage der Sabine Mey. Die Antwort der Leiterin des Karriereservices an der HHL Leipzig, sie ist ermutigend (vielleicht auch nicht):

„In solchen Situationen ist es sinnvoll, sich möglichst konkret in das Bild hineinzubegeben und wichtig auch zu visualisiert, was mit dem Ziel alles Positive verbunden ist“.

Falls jemand diesen sprachlichen Auswurf versteht, er möge sich bei uns melden. Wir verstehen ihn nicht. Was wir jedoch verstehen ist, dass die Frage, ob man mit der Eröffnung eines Spracheninstituts Erfolg haben wird, für die Leiterin des Karriereservices an der HHL eine Frage der „gedanklichen Erreichung des Zieles ist“.

Wir haben es hier offensichtlich mit einer neuen Anwendung von Descartes: „Ich denke, also bin ich“ zu tun. Ich denke: „Ich will ein Spracheninstitut eröffnen“. Einmal um die eigene Achse drehen und die Hand entlang der Hutkrempe ziehen und: Da ist es, das Spracheninstitut. Man muss sich nur „konkret in das Bild hineinbegeben“, und schon ist es Wirklichkeit.

Es soll tatsächlich Miesepeter geben, die behaupten, der Erfolg eines Spracheninstituts hänge von den Marktbedingungen ab, davon, wie viele Spracheninstitute es bereits gibt, wie viel Nachfrage, die Institute untereinander teilen müssen, welche Preise am Markt durchsetzbar sind, welche Einstiegskosten mit der Eröffnung eines neuen Instituts verbunden sind, welche Substitute zu Sprachenschulen es z.B. in Form einer DVD oder eines Online-Kurses von Amazon gibt. Aber das ist Firlefanz. Man muss sich nur „möglichst konkret in das Bild hinein“ begeben und schon ist das Spracheninstitut nicht nur da, sondern auch erfolgreich.

Ob die Leiterin des Karriereservices der HHL Leipzig erfolgreich ist oder des öfteren von aufgebrachten Studenten, die aus dem Tagtraum, in den sie von der Leiterin des Karriereservices versetzt wurden, aufgewacht sind und kein Spracheninsitut vorgefunden haben, nicht einmal eine Bank, die es finanzieren will?

Wir wissen es nicht.

Aber was sind auch Hindernisse bei Finanzierung oder Kundenakquise, wenn es darum geht, von Spracheninstituten zu träumen?

Hindernisse sind da, um aus dem Weg geräumt zu werden, traumhaft einfach:

Die Leiterin des Karriereservices der HHL räumt Hindernisse aus dem Weg: „Bei der Suche nach kreativen Lösungen für die Beseitigung möglicher Hindernisse auf dem Weg zum Karriereziel helfen Brainstormings in einer Gruppe“.

Wieso kommen Lösungen in bestimmten Kreisen nur noch als „kreative Lösungen“ vor? Wie auch immer: Bei der Suche nach Lösungen für die Beseitigung möglicher Hindernisse auf dem Weg zum Karriereziel hilft es, den Karriereservice der HHL zu meiden. Von dort kommt nichts Gutes, denn dort sitzen „innere Saboteure“.

Innere Saboteure sind Leute, die anderen in ihre Karriereziele hineinreden. So definiert es die Leiterin des Karriereservices der HHL. Leute wie sie offensichtlich, die andere zum Tagträumen anhält, wenn sie besser dabei wären, einen Businessplan für ihr Spracheninstitut zu erstellen, denn bislang finanzieren Banken keine Träume, aber gute Businesspläne, die werden finanziert.

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17Comments

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  1. 2
    corvusalbusberlin

    Frau Mey will ein Spracheninstitut eröffnen? Gibt es davon nicht schon genug? Und sagt man nicht „Sprachinstitut?“

  2. 4
    Roland

    Der Artikel passt gut zu den Kapitalismushetze Artikeln vorher. Man muss nur fest genug an eine sozialgerechte Welt glauben. Sie sich vor seinem inneren Auge nur lebhaft vorstellen und schauen, was alles Positive damit verbunden ist und schwupps ist sie dann da!

    Und wenn es dann noch immer das ein oder andere Problem gibt: Brainstormen
    Es gibt schließlich kein Problem, was sich nicht durch wegdenken löst und es gibt keine Lösung die nicht bereits durch Herbeidenken ihre Wirkung erzielt.

    Falls es mit dem Sprachinstitut dann doch nicht klappen sollte… dann wissen wir ja auch schon, wessen Schuld das ist: Der Kapitalismus – Der verhindert sogar ambitioniertes Unternehmertum.

  3. 5
    Heiner

    Vergessen wir nie:
    In Leipzig studierte (und brach ihr Studium ab), die grüne Geistesleuchte Katrin Göring-Eckardt. (Ja, dieselbe , die meint, wir bekämen Menschen geschenkt. Der Mensch als Sachwert! Grüne Sklaverei!)
    Wunschdenken muss dort also Tradition haben.
    So wie anderer Irrsinn auch.
    Immerhin heißen in Leipzig ja die Professorinnen, egal ob männlich oder weiblich, sämtlichst Professorinnen.

  4. 8
    rote_pille

    Translator bullshitdeutsch:
    „In solchen Situationen ist es sinnvoll, sich möglichst konkret in das Bild hineinzubegeben und wichtig auch zu visualisier[en], was mit dem Ziel alles Positive verbunden ist“
    bedeutet soviel wie:
    „Wenn man nicht weiter weiß, empfiehlt es sich, die Realität nicht weiter zur Kenntnis zu nehmen, weil das einen bei der Verfolgung seiner Ziele nur stören könnte, und stattdessen zu hoffen, dass man staatliche Fördergelder für sein Gelaber bekommt.“

    Mit diesem Ratschlag weiß auch der Staatsdienst was anzufangen…

  5. 10
    luisman

    Der Autor dieses Artikels hat offensichtlich keinen MBA Abschluss. Schauen Sie sich mal z.B. in Wikipedia das Thema „Rubikonmodell der Handlungsphasen“ und „Motivation“ oder Selbstmotivation an. Vielleicht verstehen Sie dann worum es bei dem idw Artikel geht. Selbstmotivation ist ein wichtiges Thema aller Fuehrungskraefte, insbesondere fuer Neueinsteiger. Es ist ein Teil des MBA Studiums, betriebswirtschaftliches usw. steht aber meist im Vordergrund.

    • 11
      Michael Klein

      Der Autor dieses Kommentars hat offensichtlich keine Ahnung worum es in der Wissenschaft geht. Lesen Sie, was in unserem Grundsatzprogramm steht und lesen Sie zur Einführung in das, was Wissenschaft ausmacht, Poppers Logik der Forschung und dann erzählen Sie uns noch, wie Sie durch Selbstmotivation Kernfusion erfunden haben und wir sind alle glücklich ob dieser unglaublichen Erkenntnis über die sich physisch manifestierende Kraft des Psychischen.

    • 12
      Dr. habil. Heike Diefenbach

      „Der Autor dieses Artikels hat offensichtlich keinen MBA Abschluss. “

      Wow – MBA-Abschluss als Wert an sich!

      Ich habe es eigentlich lieber mit jemandem zu tun, der keinen MBA-Abschluss hat und referieren kann, was andere Leute als angeblich wichtige Themen vorgeben, aber einigermaßen selbständig denken kann und kritikfähig ist und logisch korrekt argumentieren kann, ganz gleich, wie und wo er das gelernt hat!

      Da „luisman“ keinen angeschlossenen Logik-Kurs vorweisen kann, hätte er sich wohl selbst nach seiner eigenen seltsamen Auffassung aus der Diskussionsrunde auf ScienceFiles eliminieren müssen!

  6. 13
    Th. Körner

    Es geut um geistige Schöpfung bis zur Manifestation des Visualisiertem. Es ist das was die Kirche schon seit Jahrhunderten verhindern will, das der Mensch sein Leben selbetbestimmt.

    • 14
      Dr. habil. Heike Diefenbach

      … zur Selbstbestimmung des eigenen Lebens eignet sich Handeln aufgrund von vorherigem Denken und Entscheiden weit besser als das Warten auf eine „Manifestation des Visualisierten“ – sonst hätten Sie, Herr Körner, sicherlich nicht diesen Kommentar geschrieben, sondern darauf gewartet, dass sich die Welt in der Weise „manifestiert“, in der Sie sie visualisieren – oder auch nur plötzlich auf ScienceFiles in Lettern erscheint, was Sie vorher visualisiert haben. Ich fürchte, da können Sie sehr lange warten; so funktioniert das nicht!

  7. 15
    Uranus

    Als erfolgreicher Unternehmensgründer und -betreiber maße ich mir an, beurteilen zu können, daß Frau Sabine Mey niemals mit einer solchen Grundeinstellung ein Unternehmen zum Erfolg führen kann. Sie benimmt sich wie ein Hund, der zum Jagen getragen werden will. Unabhängig von dem Unsinn, der ihr aus dem Munde einer Leiterin eines Karriereservices als Rat entgegenschlägt, ist Sabine Mey offenbar noch nicht einmal fähig, sich selber die Kenntnis auch nur der allerersten unabdingbaren Grundvoraussetzungen anzueignen, die zur Gründung eines Unternehmens in der realen Welt erforderlich sind. Wie will sie dann erst in der Lage sein, ihre Fähigkeiten, die sie hoffentlich hat, und ihre Leistungen, die sie hoffentlich erbringen kann, einem noch aufzubauenden Kundenstamm zu verkaufen? Hoffentlich fällt sie nicht aus allen Wolken, wenn sie erfährt, daß es zur Führung eines Unternehmens auch gehört, Leistungen zu erbringen.

  8. 16
    Rugai

    Das Visualisierungstechniken tatsächlich hilfreich sind, ist nach meiner bescheidenen Kenntnis durchaus keine „Esoterik“ (z.B. im Hochleistungssport /physiotherapeutischen Bereichen/ zur Rekonvaleszenz eingesetzt)…aber das hier beschriebene ist diese typisch pseudo-positivistische Neolib Nummer: Wir-schreiten-jetzt-als große-harmonische-Unternehmens-Mitarbeiterfamilie-mit ja !panischem Teamgeist zur Tat. Fröhlich u. gemeinsam auf zur (träumerisch-traumhaften) Ausbeutung (von was auch immer)….Heil dem unbeschränkten Wachstum (vornehmlich auf Kosten anderer): Schwachsinn auf den eigentlich nur Lemminge (selbst vermeintlich Gebildete) reinfallen können.
    Frei nach Merkels „Wir schaffen das !“ (oder auch : „Yes, we can“)

    • 17
      Dr. habil. Heike Diefenbach

      „Das[s] Visualisierungstechniken tatsächlich hilfreich sind, …“

      wirft die Frage auf:

      WOBEI hilfreich??

      Beim Meditieren und Entspannen sind sie subjektiv hilfreich, beim Auswendiglernen von Vokabeln oder sonstigen Merkübungen (nach meiner Erfahrung) und beim Brainstormen in der schlaflosen Nacht im Bett vielleicht auch. Man mag auf Ideen kommen.

      Aber die Ideen wollen auf ihre Güte geprüft werden, in planvolles, systematisches Handeln umgesetzt werden, das nur möglich ist, wenn man die Realität als Randbedingung 🙂 wahrnimmt und in den Handlungsplan einbezieht etc.

      Wer Visualisierungen als hinreichende oder auch nur entscheidende Bedingungen für Erfolg darstellen will, ist schlimmstenfalls dumm, bestenfalls weltfremd und dazwischen wohl einfach nur verantwortungslos.

      Übrigens macht die Tatsache, dass Visualisierungstechniken irgendwo „eingesetzt“ werden, sie keineswegs zu etwas anderem als Esoterik, höchstens zu etwas Zusätzlichem, vielleicht einem Marketing-Gag?

Bitte keine Beleidigungen, keine wilden Behauptungen und keine strafbaren Inhalte ... Wir glauben noch an die Vernunft!

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