Meinungs-Manipulations-Feldzug gegen die AfD

Es gehört zu den Ironien des eigenen Lebens, dass man als Liberaler regelmäßig (politische) Überzeugungen verteidigt, die in manchen wichtigen Punkten nicht die eigenen sind. Liberale teilen entsprechend das Schicksal, für die Linke rechts zu sein und für die Rechten links. Dabei sind Liberale einfach Prinzipien verpflichtet, dem Prinzip der Meinungsfreiheit oder dem Prinzip der ehrlichen und anständigen, fairen Berichterstattung oder dem Prinzip der einem wissenschaftlichen Ethos entsprechenden und somit korrekten, falsifizierbaren und reliablen Forschung.

Und weil dem so ist, verteidigen wir Männerrechtler gegen Anfeindungen aus dem Lager der Genderisten. Deshalb verteidigen wir Wissenschaftilchkeit, gegen den Versuch von Genderisten, ihr den Garaus zu machen. Deshalb verteidigen wir das Recht von Bürgern anders handeln zu können als ihr Staat dies für richtig hält. Deshalb bekämpfen wir die vielfältigen Versuche, mit denen öffentliche Meinung manipuliert werden soll, Versuche, die nur allzu häufig auf die Mithilfe von Meinungsforschern zurückgreifen, bei denen Manipulation in dem Wörtchen “repräsentativ” verpackt wird.

Und deshalb verteidigen wir die AfD, die sich als demokratische Partei einer Kampagne ausgesetzt sieht, die man nicht mit demokratischen Werten vereinbaren kann und für die man sich als Demokrat eigentlich schämen müsste.

WELt AfdIm neuerlichen Feldzug geht es um die “Hälfte aller Deutschen”, die die AfD angeblich für verfassungsfeindlich hält. Die “Hälfte aller Deutschen”, deren Meinung N24 meldet, das sind 500 Befragte, die dieses Mal von Emnid befragt wurden. Und weil 500 doch sehr weit von 40.000.000 entfernt ist, deshalb braucht es ein Zauberwort, das die Strecke überbrücken hilft: Repräsentativ. Die 500 sind für die deutsche Bevölkerung repräsentativ, sind die deutsche Bevölkerung, sind “die Hälfte aller Deutschen”.

Warum man nicht längst aufwändige Wahlen durch eine repräsentative Befragung von Emnid, bei der 1000 Deutsche zufällig ausgewählt und angerufen werden, ersetzt hat, das ist eines jener Rätsel, das Repräsentativitäts-Fetischisten nicht zu lösen vermögen.

Wie dem auch sei, die “Hälfte aller [1000 von Emnid befragten] Deutschen” hält die AfD für verfassungsfeindlich. Und Repräsentativität ist nicht nur ein Zaubermittel, das es angeblich erlaubt, von wenigen auf alle zu schließen, nein, es ist auch ein Mittel, von wenigen auf noch weniger zu schließen. Repräsentativität ist wie ein Virus der sich in alle Richtungen ausbreitet.

“AfD-Wähler finden eigene Partei verfassungsfeindlich”, so titelt die WELT in einer Weise, die den journalistischen Ethos zu Grabe trägt. Denn, wie ein Weiterlesen zeigt, es sind nicht alle AfD-Wähler, die die eigene Partei verfassungsfeindlich finden, nein es sind “auch 13 Prozent der AfD-Wähler”, die “ihre Partei” als verfassungsfeindlich einordnen.

Natürlich ist auch dieses Ergebnis repräsentativ, 13% aller AfD-Wähler sind der Meinung, “ihre” Partei sei verfassungsfeindlich.

Doch wie viele sind die 13%?

Rechnen wir es aus.

Emnid hat nach eigenen Angaben “ca. 1000” Personen befragt. Offensichtlich weiß man bei Emnid nicht so richtig, wie viele es tatsächlich waren. Gewähren wir Emnid den “benefit of a doubt” und gehen davon aus, dass es tatsächlich 1000 Befragte waren und nicht weniger, wie das ca. nahelegt.

Nach aller Erfahrung der empirischen Sozialforschung geben von diesen 1000 Befragten auf die Frage, welche Partei sie wählen würden, wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre, rund 75 an, dass sie keine Angabe machen wollen, weitere 75 sagen, dass sie nicht wählen wollen. Diese 150 Befragten sind zu Gunsten von Emnid gerechnet. Tatsächlich dürfte die Anzahl der Befragten, die eine Angabe zu ihrer Wahlabsicht machen, unter 85% aller Befragten liegen. Aber: Geben wir Emnid einmal mehr den “benefit of a doubt”.

Nun meldet N24 Folgendes:

“Bei der Sonntagsfrage kommt die AfD laut N24-Emnid-Umfrage auf 12 Prozent – ein Plus von 2 Prozent gegenüber der Vorwoche. Die Union verliert dagegen 2 Prozent und landet bei 34 Prozent. Die SPD erreicht 24 Prozent, die Linke 10 Prozent und die Grüne[n] 9 Prozent.”

Es gibt also 12% AfD Wähler unter den Befragten von Emnid. 850 haben eine Angabe zur Wahlintention gemacht. 12% von 850 entsprechen 102 Befragten. 102 Befragte gaben also an, AfD wählen zu wollen. Unter diesen 102 Befragten finden sich 13%, die die AfD für verfassungsfeindlich halten. 13% von 102 sind genau 13 Befragte.

13 Befragte!

13 Befragte rechtfertigen bei der WELT den Titel: AfD-Wähler finden eigene Partei verfassungsfeindlich.

das-letzte luegenpresseEine solche Schlagzeile hat ebenso, wie die entsprechende Interpretation der Befragung von Emnid nichts mehr mit Journalismus zu tun. Es gibt keinen Ethos, mit dem man einen derartigen Versuch, Leser für dumm zu verkaufen, rechtfertigen könnte. Insofern man nicht annehmen will, dass der für diese Überschrift verantwortliche Redakteur vollkommen debil ist, muss man Absicht unterstellen, Absicht, die AfD zu diskreditieren. Abermals ist dies nichts, was mit einem wie auch immer gearteten Pressethos zu vereinbaren ist. Es ist eher etwas für den Presserat, der doch angeblich darüber wacht, dass Berichterstattung in Deutschland die Prinzipien von Lauterkeit und Fairness achtet.

Wer nach diesem neuerlichen Beleg dafür, wie mit dem Begriff “Repräsentativität” Schindluder getrieben wird, immer noch der Ansicht ist, man könne eine Idealvorstellung der Stochastik in die Wirklichkeit übertragen und von 1000 Befragten auf “alle Deutschen” hochrechnen, der muss sich nicht wundern, dass andere ihn für einen Trottel halten, den man mit einem Verweis auf Repräsentativität nach freiem Belieben manipulieren kann, dem man 13 Befragte als alle AfD-Wähler unterschieben kann.

Alle anderen, die die Argumente, warum das Ideal der Repräsentativität außerhalb der Quadrate des Mathematikheftes nicht erreichbar ist, noch einmal nachlesen wollen, können dies in unserem Beitrag “Mythos der Repräsentativität” tun.

Da man kaum weiter vom journalistischen Ethos entfernt sein kann, als die WELT dies heute demonstriert hat, muss man als anständiger Mensch eine entsprechende Entfernung zwischen sich und die WELT bringen und ein Abo, so vorhanden, nunmehr kündigen.

 

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