HomeÖkonomieFinanzkriseEher beschränkte Politiker als gierige Banker: Staatliche Eingriffe sind Ursache der Finanzkrise
März 16, 2016
Eher beschränkte Politiker als gierige Banker: Staatliche Eingriffe sind Ursache der Finanzkrise
Die gierigen Banker, sie sind für viele ein wichtiges Feindbild, schon weil man ihnen viele Probleme der Welt aufladen kann: Die Griechenlandkrise, die Euro-Krise, die Niedrigzinspolitik der EZB, die hohen Steuern, die vielen Abgaben, alles scheint seinen Ausgangspunkt im Jahre 2007 und mit der beginnenden Finanzkrise zu haben.
Und wie einfach die Welt für mache doch ist: Die Zocker, so verkünden sie, das internationale Finanzkapital, die gierigen Banker, sie sind schuld daran, dass mit Steuergeldern Kreditinstitute gerettet und Verluste aufgefangen werden mussten. Der neoliberale Kapitalismus, er habe in der Finanzkrise nach 2007 sein hässliches Haupt erhoben und die Proletarier in den Sumpf von Insolvenz und Armut gezogen.
Was würden Globalisierungsgegner, Linke, Kapitalismusfeinde und alle, die ein Problem mit dem haben, was sie gerne “Neoliberalismus” nennen (als Ausdruck der Tatsache, dass sie überhaupt keine Ahnung haben, wogegen sie eigentlich sind, aber Freiheit und Märkte das sind die Dinge, denen man sich gerade hilflos ausgeliefert fühlt, als guter Untertan des Staates, und deshalb muss beides schlecht, neoliberal sein), wohl tun, wenn es die Finanzkrise nicht gegeben hätte? Sie müssten sie glatt erfinden.
Staaten und diejenigen, die als Politiker gerade das steuern wollen, von dem sie keine Ahnung haben, die Märkte, sie haben die Finanzkrise trefflich für sich ausgenutzt: reguliert, Steuern erhöht, verboten und gestrichen und neue Steuern eingeführt, und die Meute derjenigen, die auch keine Ahnung haben, sie hat begeistert geklatscht.
Und die ganze Zeit haben wir uns gefragt: Wo sind eigentlich die Ökonomen, die nicht nur darauf hinweisen, sondern nachweisen, dass nicht Märkte sondern staatliche Regulierung die Finanzkrise von 2007 und nachfolgenden Jahren verursacht hat?
Wo sich das Gros der entsprechenden Ökonomen versteckt, das wissen wir nicht, aber wir haben einen gefunden, der den Mut hat, den Mund aufzumachen und die wahren Gründe der Finanzkrise von 2007ff darzustellen: Dr. Stefan Hähnel von der Universität Bayreuth.
Hähnel hat nach den Ursachen der Finanzkrise gefahndet und ist bei staatlicher Steuerung wie dem “Community Reinvestment Act” angekommen. Letzterer hatte das Ziel, privaten Wohnungsbau und die Kreditvergabe zum Erwerb von Wohnung oder Haus anzukurbeln, und um dieses Ziel auch zu erreichen, wurde explizit von den US-amerikanischen Ökonomieamateuren in Kauf genommen, dass Kreditvergaben nicht mehr an eine ausreichende Bonitätsprüfung gekoppelt wurden. Entsprechend konnte fast jeder einen Kredit zum Kauf eines Hauses erhalten, egal, wie hoch sein eigenes Einkommen war. Die steigenden Hauspreise sie waren vielen Garantie für ein sinkendes Risiko. Die Bezeichnung “Subprime-Mortgage Krise”, also von Hypotheken, die an Personen vergeben wurden, die so wenig Einkommen hatten, dass eine Rückzahlung von Zins, geschweige den Tilgung unwahrscheinlich war, sie zeugt bis heute von dieser Praktik.
Um das entsprechende, bewusst eingegangene Risiko zu verteilen, zu diversifizieren, wie es so schön heißt, wurde eigens ein sekundärer Markt eingerichtet, an dem die Hypotheken in Bündel, die man Asset-Backed Securities (ABS) oder Residential Mortgage-Backed Securities (RMBS) genannt hat und die über internationale Finanzmärkte in alle Welt verteilt wurden, gehandelt werden konnten. So kommt es, dass die Deutsche Bank bis heute schlechte Kredite in ihrem Stahlschrank hortet und entsprechende Verluste einfährt.
Es waren somit politische Ziele, denen die Rationalität einer verantwortungsvollen Vergabe von Krediten und eines verantwortungsvollen Handels mit Hypotheken geopfert wurde.
Was ist davon in Medien, in deutschen Medien angekommen?
Nichts. Für deutsche Medien sind es bis heute die Banken, die gierigen Banker und somit ein Zerrbild, das direkt aus dem dritten Reich und in seiner entjudaisierten Variante übernommen wurde, die an der Finanzkrise schuld sind. Und das Allheilmittel, das landauf landab von Redakteuren gefordert wurde und wird, die von Ökonomie auch nicht viel mehr verstehen als die Politiker, denen sie nach dem Mund schreiben, es lautet: Mehr staatliche Kontrolle.
Warum auch nicht? Machen wir doch den Bock zum Gärtner und hoffen, dass der Salat diese Saison überlebt oder wie Stefan Hähnel sagt: “Es entbehrt … nicht einer gewissen Ironie, wenn staatliche Eingriffe in das Marktgeschehen häufig die Grundlage für spätere Krisen bilden, die Bürger nach der Krise aber pauschal und ohne Kenntnis der zugrunde liegenden Probleme stärkere Eingriffe des Staates fordern”.
Wenn es im 21. Jahrhundert eine Religion gibt, dann ist dies der Glaube an den Staat. Dem Staat wird die Lebensführung überantwortet, er soll für die Sicherung von Rente und Gesundheit verantwortlich sein, soll dafür sorgen, dass Nahrungsmittel nur gesund und nicht schädlich sind, soll regulieren, was Bauern auf ihr Feld sprühen und die gierigen Banker an der Leine halten. Der Mythos vom guten und allwissenden und völlig interesselosen Staat, der schon Friedrich Hayek in seinem Road to Serfdom beschäftigt hat, ihm die stehen Vernunft und Realität hilflos gegenüber.
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>Strikte [staatliche] Regulierungen drängten die Banken zur Kreditvergabe an diejenigen, die sich dies mangels eigener Ersparnisse früher nicht hätten leisten können.<
Das schrieb Malte Tobias Kähler schon 2010 auf Novo Argumente [http://www.novo-argumente.com/artikel/print_novo98_69]
Und auch anderswo wurde ziemlich frühzeitig darauf hingewiesen, daß es (sozialistisch planwirtschaftlicher) staatlicher Eingriff in einen funktionierenden Markt war, der die ganze Immobilienblase erst ermöglichte!
Nicht die (gierigen) Banken waren schuld, sondern die Politik, die die Banken zu ihrem Tun zwang, bzw. selbst den Hals nicht voll kriegte, s. crossborder leasing! Aber nachher wollten sie's natürlich nicht gewesen sein!
Stimmt. Aber welcher deutsche Ökonom hat denn bislang den Mut gehabt, den Mund aufzumachen und sich gegen die Flut an Unsinn, die in Medien berichtet wird, zu stellen?
Die Frage ist falsch gestellt. Den Mut besitzen einige. Nur können sie sich auch Gehör verschaffen oder werden sie von Vornherein marginalisiert?
Damit will sich einfach keiner beschäftigen; lohnt sich auch finanziell und was den Erfolg innerhalb der Ökonomie anbelangt nicht. Also in Relation zum genauen Gegenteil, sich mithilfe konventioneller Methoden und Theorien Problemlösungen zu überlegen, um irgendein wie auch immer spezifiziertes wirtschaftspolitisches Problem, mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu beheben. Ja, das klingt nicht nur irrsinnig, das ist es auch; aber eben auch lukrative Praxis.
Hinzu kommt, dass in der Ökonomie ein theoretisches Grundgerüst genutzt wird, welches es teilweise verunmöglicht quantitativ in dieser Richtung zu forschen.
Bspw. ist heute für praktisch jede makroökonomische Theorie (und emp. Analyse auf dieser Basis) eine mikroökonomische Fundierung erforderlich, um überhaupt ernst genommen zu werden. Diese mikroökonomische Fundierung basiert aber seinerseits insbesondere auf Verhaltensaxiomen der ökonom. Agenten, die irgendein Optimierungskalkül erlauben. Preisfrage: Wofür sind diese Axiome wohl nützlich?
Nun, sie erlauben eine normative Bewertung der darauf aufgebauten mikro- und makroökonomischen Analysen und Ergebnisse. Wenigstens als “optimal” oder “suboptimal”. Vereinfacht könnte man auch sagen, dass sie von Vornherein darauf ausgelegt sind, Verhalten von Menschen zu bewerten und es entsprechend zu beeinflussen; zum Beispiel – und da schließt sich der Kreis wieder – mittels wirtschafts- oder geldpolitischer Maßnahmen.
Dieser ganze Denkapparat ist darauf ausgelegt Wirtschaftspolitik und Politberatung zu betreiben!
Politisches Versagen existiert in dieser Denkwelt notwendig nur in der Form, dass man eben noch keine bessere politische Maßnahme entwickelt hat. Fundamentalkritik ausgeschlossen.
Und dieser Denkapparat wird seit Jahrzehnten sukzessive ausgebaut bzw. würde Falsifizierung diese ganze “Wissenschaft” bzw. akademische Politberatung auf den Kopf stellen.
An dieser Stelle komme ich ins Spiel (in Zukunft, hoffentlich 🙂 ). Denn zufälligerweise ist das Thema sogar mein eigenes Spezialgebiet, in vielerlei Hinsicht. Nicht nur, dass ich mich mit Preisblasen beschäftige, mein empirisches Lieblingsbeispiel ist sogar die US-Immobilienblase, die 2007-2009 geplatzt ist und dessen Verknüpfungen für das gesorgt haben, was als Finanzkrise bekannt ist.
Und ich habe, so denke ich zumindest, einen Weg gefunden, von Außerhalb in den beschriebenen Denkapparat “einzubrechen”. Respektive ist mir in meinem VWL-Studium “Hayeks Dreieck” über den Weg gelaufen und dessen Logik sowie allgemeines Wirschaftsverständnis lässt sch prima auf Blasenphänomene anwenden. Eher zufällig durch Herumprobieren habe ich es geschafft, diese leider nur verbal und graphisch vorhandene Logik in ein formales Modell zu übersetzen und damit mal ein bisschen empirisch in meiner Bachelorthesis rumgespielt.
Wie wohl das Preisniveau (in LA) reagiert, wenn man eine Zeitreihe von zentralgesteuerten Zinssätzen (COFI Daten) als Exogene einsetzt und noch ein paar endogene ökonomische Logiken hinzufügt?
Blau ist selbsterklärend, rot ist eine “echte” Zeitreihe zum Vergleich (CSHPI für LA).
Allerdings war und ist das noch in vielerlei Hinsicht angreifbar bzw. entspricht es einer maximal vereinfachten emp. Analyse. Version 2 des Modells habe ich aber mittlerweile mal auf den gesamten US-Immobilienmarkt angewandt bzw. direkt die FFR der Fed genutzt. Ergebnis ist nach entsprechender Kallibrierung der Parameter, extrem ähnlich.
Der Clou dabei ist, was mir anfangs auch überhaupt nicht aufgefallen ist und anscheinend überhaupt noch Niemandem, dass dieses auf Basis von Hayeks Dreieck entwickelte Modell, in seiner einfachsten Version lediglich eine um exakt eine einzige Komponente erweiterte, dynamische Version hiervon ist: MV=PY.
Wer es nicht kennt: das Ding da nennt sich “Quantitätsgleichung des Geldes” und sie ist sozusagen ein Grundpfeiler in der Ökonomie und damit auch innerhalb des beschriebenen Denkapparates (Neoklassik und Neokeynesianismus).
Mein Einfallstor… 🙂 …das bisher aber noch niemand richtig nachvollziehen konnte. 2ter Testlauf läuft gerade… mal sehen wie sich junge Wirtschaftshistoriker anstellen.
Was ich also einleitend beschrieben habe, darf durchaus als Erfahrungsbericht gewertet werden.
Insofern, außerordentlichen Dank für diesen Blogbeitrag, denn nach Personen wie Dr. Stefan Hähnel suche ich schon seit letztem Sommer.
Abschließend noch ein Tipp (oder eben Erfahrungsbericht): Viele Ökonomen betrachten sich selbst als eine Art Medizinmann oder Doktor, der dem Patienten eine Diagnose stellt und ein Medikament samt Doasierung verschreibt. Der Patient ist “die Wirtschaft” also Menschen, die wirtschaftlich interagieren…
Analog, was aber konsequenterweise auf dasselbe hinaus läuft, existiert auch ein Quasi-Ingenieur Selbstverständnis. Dieser kann interessierter Stelle (bspw. der Politik) erklären und dabei beraten, wie man die Maschine bauen muss, wo es zu einem Defekt gekommen ist und an welchem Regler man wie lange drehen muss, um den gewünschten Output zu erzielen. In dieser Analogie entspricht lediglich die Maschine “der Wirtschaft”.
Einfach mal drauf achten. Man erkennt dieses Selbstverständnis recht schnell (insbesondere an der Sprache), wenn man es ersteinmal kennt und man weiß dadurch häufig schon vorher, wo die Aussage des entsprechenden Ökonomen enden wird. 😉
PS: Sry, für die Länge dieses Kommentars. Ich könnte noch Stunden weiter darüber schreiben…
Die beschränkten Politiker sind nur ein Spiegelbild ihrer Wähler, die sich durch sie Sozialleistungen und (überflüssige) Arbeitsplätze für sich selbst sichern. Dem moralischen Bankrott der Gesellschaft folgt der wirtschaftliche.
Ich habe ernste Zweifel ob die (dt.) Medien ein Interesse daran haben, dem Staat die Schuld zuzuschieben und die Privaten frei zu sprechen. Da steht eine Ideologiemauer inklusive tiefem Graben plus eine Menge Unwissen dazwischen.
Angesichts der bislang hochgelobten Bücher, allen voran das von Piketty (uaagh!), oder auch die Elaborate von Krugman (uaagh!) und den Missinterpretationen, die bei Robert Shillers Aussagen immer vorkommen (uaagh!) ist nicht zu erwarten, dass die Geschichtsschreibung sich nochmal umdrehen wird und der staatlichen Regulierungsmacht die öffentlich wahrnehmbare Schuld zuschiebt.
Auch wenn klar ist, dass die Aufhebung des Glass-Steagall-Acts (GSA) den Startschuss gegeben hat. Also genau das Gesetz, das nach der Weltwirtschaftskrise verabschiedet wurde, um sowas für alle Zeiten zu verhindern. Und das auch noch durch einen demokratischen Präsidenten, der Solarzellen toll findet (nein, nicht Gore).
Ich lasse mich gerne korrigieren, aber mW ist der GSA noch nicht wieder eingesetzt und der Ersatz mit dem Dott-Frank-Act hat eigentlich nur die Papierbasis verbreitert, auf der Geld verliehen werden kann.
“Wenn es im 21. Jahrhundert eine Religion gibt, dann ist dies der Glaube an den Staat. Dem Staat wird die Lebensführung überantwortet, er soll für die Sicherung von Rente und Gesundheit verantwortlich sein, soll dafür sorgen, dass Nahrungsmittel nur gesund und nicht schädlich sind, soll regulieren, was Bauern auf ihr Feld sprühen und die gierigen Banker an der Leine halten. Der Mythos vom guten und allwissenden und völlig interesselosen Staat, der schon Friedrich Hayek in seinem Road to Serfdom beschäftigt hat, ihm die stehen Vernunft und Realität hilflos gegenüber.”
Wir dürfen allerdings nicht den Fehler machen, das ein Staat/Regierung ohne Beeinflussung also Berater(Konzern-Lobbyisten) ist.
Nicht die Regierung muss das Volk regieren, sondern das Volk die Regierung regieren.
Wenn die Demokratie führt, brauchen wir keine Führer.
Selbst wenn die Banker die Wurzel des Übels wären, dann hätte man sie für ihre Fehlentscheidungen(Unternehmensrisiko) nicht auch noch mit aberwitzigen Milliardensummen(“Bankenrettung” ) belohnen müssen. Um die sog. Realwirtschaft am Laufen zu halten, hätte es erheblich günstigere Lösungen gegeben.
Heißt: Folgen staatlicher Irrationalität wurden mit staatlicher Irrationalität begegnet.
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seit 2011 sind wir als zentrale Stelle zur Prüfung von nicht nur wissenschaftlichen Informationen für Sie da -
Unentgeltlich in all den Jahren.
Bislang sind wir in der Lage, unseren Aufwand über Spenden zu decken.
Damit das auch weiterhin so bleibt, benötigen wir Ihre Hilfe:
>Strikte [staatliche] Regulierungen drängten die Banken zur Kreditvergabe an diejenigen, die sich dies mangels eigener Ersparnisse früher nicht hätten leisten können.<
Das schrieb Malte Tobias Kähler schon 2010 auf Novo Argumente [http://www.novo-argumente.com/artikel/print_novo98_69]
Und auch anderswo wurde ziemlich frühzeitig darauf hingewiesen, daß es (sozialistisch planwirtschaftlicher) staatlicher Eingriff in einen funktionierenden Markt war, der die ganze Immobilienblase erst ermöglichte!
Nicht die (gierigen) Banken waren schuld, sondern die Politik, die die Banken zu ihrem Tun zwang, bzw. selbst den Hals nicht voll kriegte, s. crossborder leasing! Aber nachher wollten sie's natürlich nicht gewesen sein!
Stimmt. Aber welcher deutsche Ökonom hat denn bislang den Mut gehabt, den Mund aufzumachen und sich gegen die Flut an Unsinn, die in Medien berichtet wird, zu stellen?
Die Frage ist falsch gestellt. Den Mut besitzen einige. Nur können sie sich auch Gehör verschaffen oder werden sie von Vornherein marginalisiert?
Damit will sich einfach keiner beschäftigen; lohnt sich auch finanziell und was den Erfolg innerhalb der Ökonomie anbelangt nicht. Also in Relation zum genauen Gegenteil, sich mithilfe konventioneller Methoden und Theorien Problemlösungen zu überlegen, um irgendein wie auch immer spezifiziertes wirtschaftspolitisches Problem, mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu beheben. Ja, das klingt nicht nur irrsinnig, das ist es auch; aber eben auch lukrative Praxis.
Hinzu kommt, dass in der Ökonomie ein theoretisches Grundgerüst genutzt wird, welches es teilweise verunmöglicht quantitativ in dieser Richtung zu forschen.
Bspw. ist heute für praktisch jede makroökonomische Theorie (und emp. Analyse auf dieser Basis) eine mikroökonomische Fundierung erforderlich, um überhaupt ernst genommen zu werden. Diese mikroökonomische Fundierung basiert aber seinerseits insbesondere auf Verhaltensaxiomen der ökonom. Agenten, die irgendein Optimierungskalkül erlauben. Preisfrage: Wofür sind diese Axiome wohl nützlich?
Nun, sie erlauben eine normative Bewertung der darauf aufgebauten mikro- und makroökonomischen Analysen und Ergebnisse. Wenigstens als “optimal” oder “suboptimal”. Vereinfacht könnte man auch sagen, dass sie von Vornherein darauf ausgelegt sind, Verhalten von Menschen zu bewerten und es entsprechend zu beeinflussen; zum Beispiel – und da schließt sich der Kreis wieder – mittels wirtschafts- oder geldpolitischer Maßnahmen.
Dieser ganze Denkapparat ist darauf ausgelegt Wirtschaftspolitik und Politberatung zu betreiben!
Politisches Versagen existiert in dieser Denkwelt notwendig nur in der Form, dass man eben noch keine bessere politische Maßnahme entwickelt hat. Fundamentalkritik ausgeschlossen.
Und dieser Denkapparat wird seit Jahrzehnten sukzessive ausgebaut bzw. würde Falsifizierung diese ganze “Wissenschaft” bzw. akademische Politberatung auf den Kopf stellen.
An dieser Stelle komme ich ins Spiel (in Zukunft, hoffentlich 🙂 ). Denn zufälligerweise ist das Thema sogar mein eigenes Spezialgebiet, in vielerlei Hinsicht. Nicht nur, dass ich mich mit Preisblasen beschäftige, mein empirisches Lieblingsbeispiel ist sogar die US-Immobilienblase, die 2007-2009 geplatzt ist und dessen Verknüpfungen für das gesorgt haben, was als Finanzkrise bekannt ist.
Und ich habe, so denke ich zumindest, einen Weg gefunden, von Außerhalb in den beschriebenen Denkapparat “einzubrechen”. Respektive ist mir in meinem VWL-Studium “Hayeks Dreieck” über den Weg gelaufen und dessen Logik sowie allgemeines Wirschaftsverständnis lässt sch prima auf Blasenphänomene anwenden. Eher zufällig durch Herumprobieren habe ich es geschafft, diese leider nur verbal und graphisch vorhandene Logik in ein formales Modell zu übersetzen und damit mal ein bisschen empirisch in meiner Bachelorthesis rumgespielt.
Wie wohl das Preisniveau (in LA) reagiert, wenn man eine Zeitreihe von zentralgesteuerten Zinssätzen (COFI Daten) als Exogene einsetzt und noch ein paar endogene ökonomische Logiken hinzufügt?
So hier:
http://img245.imagevenue.com/img.php?image=66666_1stresult_122_194lo.jpg
Blau ist selbsterklärend, rot ist eine “echte” Zeitreihe zum Vergleich (CSHPI für LA).
Allerdings war und ist das noch in vielerlei Hinsicht angreifbar bzw. entspricht es einer maximal vereinfachten emp. Analyse. Version 2 des Modells habe ich aber mittlerweile mal auf den gesamten US-Immobilienmarkt angewandt bzw. direkt die FFR der Fed genutzt. Ergebnis ist nach entsprechender Kallibrierung der Parameter, extrem ähnlich.
Der Clou dabei ist, was mir anfangs auch überhaupt nicht aufgefallen ist und anscheinend überhaupt noch Niemandem, dass dieses auf Basis von Hayeks Dreieck entwickelte Modell, in seiner einfachsten Version lediglich eine um exakt eine einzige Komponente erweiterte, dynamische Version hiervon ist: MV=PY.
Wer es nicht kennt: das Ding da nennt sich “Quantitätsgleichung des Geldes” und sie ist sozusagen ein Grundpfeiler in der Ökonomie und damit auch innerhalb des beschriebenen Denkapparates (Neoklassik und Neokeynesianismus).
Mein Einfallstor… 🙂 …das bisher aber noch niemand richtig nachvollziehen konnte. 2ter Testlauf läuft gerade… mal sehen wie sich junge Wirtschaftshistoriker anstellen.
Was ich also einleitend beschrieben habe, darf durchaus als Erfahrungsbericht gewertet werden.
Insofern, außerordentlichen Dank für diesen Blogbeitrag, denn nach Personen wie Dr. Stefan Hähnel suche ich schon seit letztem Sommer.
Abschließend noch ein Tipp (oder eben Erfahrungsbericht): Viele Ökonomen betrachten sich selbst als eine Art Medizinmann oder Doktor, der dem Patienten eine Diagnose stellt und ein Medikament samt Doasierung verschreibt. Der Patient ist “die Wirtschaft” also Menschen, die wirtschaftlich interagieren…
Analog, was aber konsequenterweise auf dasselbe hinaus läuft, existiert auch ein Quasi-Ingenieur Selbstverständnis. Dieser kann interessierter Stelle (bspw. der Politik) erklären und dabei beraten, wie man die Maschine bauen muss, wo es zu einem Defekt gekommen ist und an welchem Regler man wie lange drehen muss, um den gewünschten Output zu erzielen. In dieser Analogie entspricht lediglich die Maschine “der Wirtschaft”.
Einfach mal drauf achten. Man erkennt dieses Selbstverständnis recht schnell (insbesondere an der Sprache), wenn man es ersteinmal kennt und man weiß dadurch häufig schon vorher, wo die Aussage des entsprechenden Ökonomen enden wird. 😉
PS: Sry, für die Länge dieses Kommentars. Ich könnte noch Stunden weiter darüber schreiben…
Die beschränkten Politiker sind nur ein Spiegelbild ihrer Wähler, die sich durch sie Sozialleistungen und (überflüssige) Arbeitsplätze für sich selbst sichern. Dem moralischen Bankrott der Gesellschaft folgt der wirtschaftliche.
Dem stimme ich zu!
Ich habe ernste Zweifel ob die (dt.) Medien ein Interesse daran haben, dem Staat die Schuld zuzuschieben und die Privaten frei zu sprechen. Da steht eine Ideologiemauer inklusive tiefem Graben plus eine Menge Unwissen dazwischen.
Angesichts der bislang hochgelobten Bücher, allen voran das von Piketty (uaagh!), oder auch die Elaborate von Krugman (uaagh!) und den Missinterpretationen, die bei Robert Shillers Aussagen immer vorkommen (uaagh!) ist nicht zu erwarten, dass die Geschichtsschreibung sich nochmal umdrehen wird und der staatlichen Regulierungsmacht die öffentlich wahrnehmbare Schuld zuschiebt.
Auch wenn klar ist, dass die Aufhebung des Glass-Steagall-Acts (GSA) den Startschuss gegeben hat. Also genau das Gesetz, das nach der Weltwirtschaftskrise verabschiedet wurde, um sowas für alle Zeiten zu verhindern. Und das auch noch durch einen demokratischen Präsidenten, der Solarzellen toll findet (nein, nicht Gore).
Ich lasse mich gerne korrigieren, aber mW ist der GSA noch nicht wieder eingesetzt und der Ersatz mit dem Dott-Frank-Act hat eigentlich nur die Papierbasis verbreitert, auf der Geld verliehen werden kann.
“Wenn es im 21. Jahrhundert eine Religion gibt, dann ist dies der Glaube an den Staat. Dem Staat wird die Lebensführung überantwortet, er soll für die Sicherung von Rente und Gesundheit verantwortlich sein, soll dafür sorgen, dass Nahrungsmittel nur gesund und nicht schädlich sind, soll regulieren, was Bauern auf ihr Feld sprühen und die gierigen Banker an der Leine halten. Der Mythos vom guten und allwissenden und völlig interesselosen Staat, der schon Friedrich Hayek in seinem Road to Serfdom beschäftigt hat, ihm die stehen Vernunft und Realität hilflos gegenüber.”
Wir dürfen allerdings nicht den Fehler machen, das ein Staat/Regierung ohne Beeinflussung also Berater(Konzern-Lobbyisten) ist.
Nicht die Regierung muss das Volk regieren, sondern das Volk die Regierung regieren.
Wenn die Demokratie führt, brauchen wir keine Führer.
Selbst wenn die Banker die Wurzel des Übels wären, dann hätte man sie für ihre Fehlentscheidungen(Unternehmensrisiko) nicht auch noch mit aberwitzigen Milliardensummen(“Bankenrettung” ) belohnen müssen. Um die sog. Realwirtschaft am Laufen zu halten, hätte es erheblich günstigere Lösungen gegeben.
Heißt: Folgen staatlicher Irrationalität wurden mit staatlicher Irrationalität begegnet.