Nachhaltiger Unsinn: Krieg gegen Egoismus

Noch einer, der weiß, was WIR müssen:

“Wir müssen junge Menschen für eine nachhaltige Entwicklung begeistern und zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen und ihnen klarmachen, dass ihre Entscheidungen Menschen nachfolgender Generationen und in anderen Erdteilen beeinflussen. Bildung für eine nachhaltigere Entwicklung ermöglicht es jedem Jugendlichen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.“ – Mit diesem Appell sprach sich heute Dr. Ulrich Witte, Abteilungsleiter Umweltbildung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), zum Internationalen Tag der Jugend für gesteigerte Anstrengungen im Bildungssektor aus.

Es ist nicht leicht, in einer Zeit jung zu sein, in der fast jeder Erwachsene sich für einen bislang unentdeckten Messias hält und in jedem Fall weiß, was WIR, also andere tun müssen.

Wir, als wir von ScienceFiles, wollen einmal den Mythos der Sorge für nachwachsende Generationen etwas erschüttern.

Fangen wir mit einer harmlosen Fragen an:

Ist es nicht das Recht eines jeden Menschen, in erster Linie nach seinem Glück und seinem Wohlergehen zu streben?

Wir denken, niemand wird Menschen das entsprechende Recht, das die meisten Philosophen als ein Naturrecht bezeichnen würden, absprechen.

Aus diesem Recht folgt, dass für jeden Menschen die Sorge um die Bedingungen der eigenen Existenz an erster Stelle steht. Anders formuliert: Egoismus ist das, was man mit Kant als menschliche Pflicht bezeichnen könnte. Jeder soll versuchen, aus eigener Kraft die Bedingungen seines Lebens zu maximieren.

Nun führt diese Pflicht, die Bedingungen des eigenen Lebens zu maximieren zuweilen in Konflikt mit anderen, einfach deshalb, weil Ressourcen beschränkt sind und es eine Frage der Zeit ist, bis zwei sich um dieselbe Sache streiten.

Ergo benötigen wir ein Handlungsprinzip, das den Krieg aller gegen alle, den Hobbes beschrieben hat, vermeidet. Dieses Handlungsprinzip ist im Kategorischen Imperativ beschrieben. „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Da es die Eigenschaft eines allgemeinen Gesetzes ist, dass jeder Mensch sich ihm fügen muss, gilt der Kantsche Imperativ für jeden, und kann auf die bekannte Formel, Handle gegenüber anderen so, wie Du willst, dass andere sich Dir gegenüber verhalten.

Wir haben somit die Verpflichtung, die Bedingungen des eigenen Lebens zu maximieren und die Verpflichtung, dies in einer allgemeinverträglichen Weise zu tun.

Diese Verpflichtung will Ulrich Witte auf „nachfolgende Generationen“ und Menschen auf anderen Erdteilen erweitern, und zwar dadurch, dass Kinder und Jugendliche zu nachhaltigem Verhalten erzogen werden. Da man Kinder und Jugendliche glaubt, zu diesem Verhalten erziehen zu müssen, folgt daraus, dass es kein natürliches Verhalten, das der Verbesserung des eigenen Lebens dient, sein kann. Es muss vielmehr ein Verhalten sein, dass keine oder eine Verschlechterung der Bedingungen des eigenen Lebens nach sich zieht.

In der Tat tun sich diejenigen, die für Nachhaltigkeit plädieren, vornehmlich dadurch hervor, dass sie anderen etwas verbieten wollen.

Der Aufruf, sich nachhaltig gegenüber anderen zu verhalten, steht also im Widerspruch zur Verpflichtung, die Bedingungen des eigenen Lebens zu maximieren. Aber vielleicht ist die Einschränkung ja durch den Kategorischen Imperativ gedeckt?

Nein, das ist sie auch nicht, denn der kategorische Imperativ beschreibt letztlich ein symmetrisches Verhalten, eine Form vorauseilender Reziprozität. Man selbst hält sich an Spielregeln, an Moral oder Ethik und kann deshalb erwarten, dass andere sich auch daran halten (Die Probleme damit, die letztlich zur Einsetzung eines Staates führen, lassen wir einmal außen vor.).

Nachhaltigkeit ist aber gerade kein reziproker, auch kein vorauseilender reziproker Vertrag. Nachhaltigkeit verlangt Verzicht, verlangt nicht nur, die Verpflichtung, das eigene Leben nach den besten Möglichkeiten zu optimieren, aufzugeben, Nachhaltigkeit verstößt auch gegen den kategorischen Imperativ insofern der geforderte Verzicht demjenigen, der ihn leistet, schadet und unmittelbar keinem nutzt. Alle Früchte der Nachhaltigkeit sind, wie die Früchte des Sozialismus auf jene glorreiche Generation vertagt, die irgend wann in den Genuss des Paradieses, das durch Verzicht von derzeit lebenden Menschen geschaffen wurde, kommen. Wer Zweifel daran hat, dass es diese Generation je geben wird, der hat schon einen Schritt zur Erkenntnis genommen.

Somit stellen sich eine neue Fragen:

Wer profitiert davon, dass Menschen die Verpflichtung die Bedingungen ihres eigenen Lebens zu optimieren, aufgeben, was sie notwendig zu Abhängigkeit von anderen verurteilt?

Und wer profitiert davon, dass Menschen zu einer Bereitschaft erzogen werden, Verzicht zu leisten, von dem niemand weiß, ob er sich jemals amortisieren wird, von dem lediglich bekannt ist, dass er das Leben derer, die ihn leisten, negativ beeinflussen wird?

Die Chaostheorie und das Konzept der Katallaxie von Hayek beschreiben Prozesse, in deren Verlauf optimale Ergebnisse aus dem egoistischen Handeln, dem eigenverantwortlichen Handeln von Akteuren entstehen, ganz ohne Verzicht und ganz ohne die Erziehung der entsprechenden Akteure zu etwas, was anderen, aber nicht ihnen selbst nutzt. Das führt zur letzten Frage:

Wer hat ein Interesse daran, Menschen zu nicht-egoistischen Zombies zu erziehen, die Utopien hinterherlaufen, die nicht erreichbar sind?

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