Noch ein Amoklauf: Öffentlich-rechtliches Ganselmeiern zum Waffenrecht

Eine kleine Entfremdung des Textes, den Martin Ganslmeier in der ARD unter der Überschrift „Einsicht gleich null“ zum Amoklauf in Florida verbrochen hat:

„Diese Bilder habe ich in den vergangenen Jahren zu oft gesehen: schreiende Schüler, weinende Eltern, schockierte Bürgermeister, die nicht glauben können, dass solch ein Massaker in ihrer Gemeinde passieren konnte. Doch – es kann überall in Europa passieren.

Am Tag danach die immer gleichen Rituale: Es sei ein Einzelfall gewesen. Es gebe keine hundertprozentige Sicherheit vor Terrorismus. Man dürfe sich in seiner Freiheit nicht von Terroristen einschüchtern lassen.
Usw.“

Stellen Sie sich vor, ein solcher Kommentar, der z.B. die Fahrt von Anis Amri durch den Weihnachtsmarkt in Berlin zum Gegenstand hat, wäre überschrieben mit:

„Die Regierung trägt eine Mitschuld am Attentat in Berlin. Denn jeden Tag sterben Bürger durch Waffengewalt und statt Gesetze zu verschärfen, werden sie gelockert.“

Unvorstellbar?

Richtig.

Unvorstellbar!

Öffentliche Schreiber und Kommentierer wie Martin Ganslmeier kämen nie auf die Idee, das Verbot von z.B. Kleintransportern zu fordern, weil Terroristen Kleintransporter durch Fußgängerzonen fahren und als Mordwerkzeug benutzen. Sie kämen auch nicht auf die Idee, ein Verbot von Messern zu fordern, weil fast täglich irgendwo in der Republik ein Messer im Körper eines Opfers aufgefunden wird. Schreiber wie Ganslmeier finden mehr Spaß und Gefallen daran, sich über die USA seit Trump aufzuregen und deren Waffengesetze anzuprangern.

Obwohl die Waffengesetze der USA schon lange vor Trump bestanden haben, tatsächlich schon seit 1791 als im Second Amendment das Recht jedes US-Bürgers, eine Waffe zu tragen, festgeschrieben wurde:

“A well regulated Militia, being necessary to the security of a free State, the right of the people to keep and bear Arms, shall not be infringed.”

Dieses Recht ist weitgehend unangetastet, wird aber von einer Reihe von Gesetzen eingeschränkt, wobei Federal Laws mehr oder weniger einen Rahmen vorgeben, der von den Bundesstaaten völlig unterschiedlich gefüllt oder auch ignoriert wird. So hat Kalifornien ein eher restriktives Waffengesetz im Vergleich zu Florida, das ein eher großzügiges Waffenrecht hat.

Regelmäßig dann, wenn wieder ein Irrer einen Amoklauf z.B. durch Schulen vorgenommen hat, treten diejenigen auf den Plan, die denken, man könne Irre von irrem Verhalten abhalten, wenn man generell den Zugang zu Waffen verbietet. Wäre die Welt so einfach, dann bräuchte man keine Polizei und keine Kriminalstatistik mehr, denn die Verkündung eines gesetzlichen Verbots würde alle Bürger daran hindern, Straftaten zu begehen.

Regelmäßig dann, wenn in den USA Tote zu beklagen sind, melden sich Journalisten wie Ganslmeier mit ihren Weisheiten zu Wort, dass in den USA so furchtbar viele Waffen in privater Hand seien und deshalb so viel Morde geschehen. Tatsächlich ist die Anzahl der Morde in den USA dann, wenn man die weite Verbreitung der Waffen 101 auf 100 Einwohner mit einrechnet, geringer als in der Schweiz. Dort kommen 25 Waffen auf 100 Einwohner aber 12,3 Tote pro Waffe und Einwohner, während es in den USA 9,4 Tote pro Waffe und Einwohner sind. Wenn man, anders als Ganslmeier, das tut, was man normalerweise tut, um Daten zu bewerten, sie nämlich in einen Rahmen zu stellen, dann kommt ganz plötzlich ein anders Bild heraus.

Nehmen wir die Morde pro 100.000 Einwohner. 3,6 davon gibt es in den USA. Die ARD berichtet minutiös, wenn es genug auf einmal sind.

Die ARD berichtet nicht und Ganslmeier ereifert sich nicht über Tote in Venezuela. 39 Menschen pro 100.000 Einwohner werden dort jährlich erschossen.

Die ARD berichtet nicht und Ganslmeier ereifert sich nicht über Tote in Jamaika. 31 Menschen beißen dort jährlich ins Gras weil sie sich am falschen Ende einer Schusswaffe finden.

Die ARD berichtet nicht und Ganslmeier ereifert sich nicht über Tote in Honduras. 67 Menschen pro 100.000 Einwohner sterben dort jedes Jahr an den Folgen einer Schussverletzung, die ihnen Dritte beigebracht haben.

Die Erregung Ganslmeiers, sie hätte so viele Ziele:

In Swaziland werden 37 Menschen auf 100.000 Einwohner pro Jahr mit einer Schußwaffe ermordet, in Guatemala 30, in El Salvador 26, in Kolumbien 24, in Panama 14, auf den Philippinen 9, in Südafrika 8, in Costa Rica 6 … Es gibt so viele Regierungen, die Ganslmeier täglich in die Verantwortung nehmen könnte, weil in ihrem Land Menschen mit Schußwaffen umgebracht werden.

Aber Ganslmeier schweigt. Er interessiert sich nicht für Tote in Honduras, Guatemala, Venezuela, Jamaika, Kolumbien, El Salvador, Südafrika … Nein, der Thrill des Ganslmeier, er stammt aus Amokläufen in den USA. Das dortige Waffengesetz, beileibe nicht so liberal wie das Schweizer Waffengesetz oder das Tschechische Waffengesetz oder das Polnische Waffengesetz oder das Norwegische Waffengesetz, oder das Kanadische Waffengesetz, nein, das US-Amerikanische Waffengesetz, es ist Ganslmeier seine ganze Aufregung wert.

Wieder hat es Schüler getroffen, wieder muss er das lesen, wieder muss er das kommentieren, wieder darf er sich aufregen, wieder kann er sich als moralisch überlegen inszenieren, wieder hat er keinerlei Argument, keinerlei Daten, keinerlei Information, wieder langweilt er seine Leser mit moralischem Geschwätz, wieder erweist er sich als guter Untertan, wieder will er 321 Millionen US-Amerikanern Waffenbesitz verbieten, weil ein Irrer Amok gelaufen ist, und wieder meint er allen Ernstes, man könne Irre davon abhalten, Straftaten zu begehen, wenn man ihnen den Zugang zu Waffen erschwert.

Wenn er das wirklich glaubt, muss er, ob der terroristischen Gefahr, fordern, das LKWs und Kleintransporter verboten werden. Irgend etwas sagt uns, dass Ganslmeier zu viel Narretei neigt, aber vor dieser doch zurückschreckt. Nun muss er nur noch den Transfer schaffen und das Nichtverbot von Kleintransportern auf die Waffen in den USA übertragen. Aber dazu fehlt im vermutlich die Einsicht… denn seine Einsicht ist gleich null.

Daten: Gunpolicy.org

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