Endlich: Die deutsche Soziologie hat sich gespalten

Es liest sich, wie unser Grundsatzprogramm, was die Gründungsmitglieder der Akademie für Soziologie in ihren Gründungsaufruf geschrieben haben. Nennen wir es ein Ergebnis kultureller Diffusion oder ein Spillover, dass sich nun all das, was wir seit 2011 als Kern soziologischer und sozialwissenschaftlicher Analyse verteidigen, in einem Gründungsaufruf und in den Grundsätzen der neuen Akademie der Soziologie findet.

Also freut es uns zwar nicht, unzitiert geblieben zu sein, aber wir trösten uns damit, dass auch Max Weber, der im Gründungsaufruf wörtlich zitiert wird, nicht namentlich genannt ist. Insofern sind wir in guter Gesellschaft und freuen uns, dass wir diejenigen sind, die der institutionellen Soziologie und ihren Vertretern nicht nur intellektuell auf die Sprünge geholfen haben. Und wir hoffen, wir hoffen, dass das Auslassen der Quellenangabe kein Dauerzustand ist und dass die Akademie der Soziologie, die sich von der Deutschen Gesellschaft für Soziologie abgespalten hat, nun auch zu dem steht, was sie als ihre Ziele verkündet.

Denn diese Ziele lassen kein nebeneinander von Soziologen und Gender Studierten zu. Konsequenter Weise müssen die Mitglieder der Akademie nun das Verschwinden der Gender Studies aus der Soziologie betreiben.

Die Ziele lassen sich auch nicht mit den Weltbetrachtungen der sozialistischen Soziologen vereinbaren, die Heilsanalysen durchführen, um ihre ideologischen Vorstellungen in passende Gefäße füllen und unter den Naiven vertreiben zu können.

Last but not least lassen sich die Ziele der Akademie der Soziologie auch nicht mit Legitimationsstudien für Ministerien vereinbaren, wie sie regelmäßig von Ministerien bestellt und von institutionellen Soziologen geliefert werden.

Wir werden die Akademie und ihre Mitglieder an ihren Zielen messen und auf diese Weise entscheiden, ob wir es mit heißer Luft, Trittbrettfahrern oder einem soziologischen Aufbruch zu tun haben.

Aber das ist Zukunft. Derzeit sind wir zufrieden damit, dass viele Soziologen nach Jahrzehnten des Schweigens nunmehr eine Stimme gefunden haben, um die folgenden Grundsätze, die wie gesagt inkompatibel mit Gender Studies, Whiteness-Studies, Post-Colonial-Studies, Betroffenheits-Studies und all den Formen der Beförderungs-Studies für Sozialismus sind, zu verkünden.

Nun müssen sie nur noch entsprechend handeln.

“Nachfolgend finden sich die zentralen Grundsätze empirisch-analytischer Soziologie im Detail:

  • “Die soziale Realität ist grundsätzlich erkennbar und besteht von Einzelansichten und Hypothesen unabhängig. Dass gleichwohl jede soziale Realität von Subjekten konstruiert wird, widerspricht dem nicht, sondern weist auf die Bedeutung von Theorien und Paradigmen für jede Wissenschaft hin. Deshalb kann auch die soziale Realität mit wissenschaftlichen Verfahren – wie sie für alle Wissenschaften gelten – beschrieben, theoretisch erfasst und erklärt werden.

  • Die Soziologie ist daher – auch vor dem Hintergrund ihrer Besonderheiten – eine Realwissenschaft, welche die gesellschaftlichen Strukturen und Prozesse intersubjektiv nachvollziehbar beschreiben und in ihrem Ablauf und ihren Zusammenhängen verstehen und erklären will.

  • Alle deskriptiven Aussagen, Hypothesen und Ergebnisse – auch die aus eigener Forschung – sind – wie in jeder Wissenschaft – einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen. Methodische Annahmen sind offenzulegen und selbstkritisch zu reflektieren.

  • Normative Überzeugungen und Aussagen sind ein wichtiger Teil der sozialen Realität und bilden daher einen zentralen Gegenstand gerade der soziologischen Forschung. Normative Positionen spielen im Entstehungs- und Verwertungszusammenhang wissenschaftlicher Erkenntnisse ohne Zweifel ebenfalls eine große Rolle. Sie sollten allerdings die soziologische Analyse möglichst nicht beeinflussen: Für die Geltung von Aussagen, Hypothesen oder Ergebnissen ist es unerheblich, ob sie jeweils für wünschenswert angesehen werden oder nicht. Die Deklaration und möglichst weitgehende Kontrolle von Werturteilen und anderen Verzerrungen, etwa aus Interessen, modischen Strömungen oder politischer Korrektheit ist daher ein wichtiger Bestandteil der soziologischen Arbeit. Dies schließt einen Rückbezug auf die gesellschaftliche Wirklichkeit durch praktische und politische Anwendungen und deren Folgen keineswegs aus.

  • Ausgangspunkte empirisch-analytischer Sozialforschung sind traditionell präzise theoretische Modelle, theoretische Fragestellungen oder einzelne Hypothesen, die aus theoretischen Modellen abgeleitet und einer systematischen empirischen Prüfung unterzogen werden. Aber auch umgekehrt können mittels explorativen Methoden Theorien und Hypothesen anhand empirischer Daten entwickelt, verfeinert und eventuell mittels neu erhobener Daten geprüft werden.

  • Die empirisch-analytische Soziologie kennt sowohl deduktive als auch explorative Methoden und betont zugleich den hohen Stellenwert von präzisen Theorien.

  • Daneben hat in der empirisch-analytischen Sozialforschung die Deskription der sozialen Welt einen wichtigen Stellenwert. Nur anhand präziser, methodisch kontrollierter Beschreibungen können wir einen Wissensbestand über die soziale Welt aufbauen.

  • Der empirisch-analytische Forschungsprozess wird klar und transparent dargestellt und für Replikationen zugänglich gemacht. Damit sollen die Prüfbarkeit und Kontrolle der Aussagen, Hypothesen und Ergebnisse der soziologischen Forschung gerade angesichts der Besonderheiten des soziologischen Gegenstandes und der Einbettung in die gesellschaftlichen Prozesse gesichert werden.

  • Die empirisch-analytische Vorgehensweise gilt für alle Varianten, Felder und Ausrichtungen der Soziologie: Für quantitative wie für qualitative, eher handlungs- wie eher strukturtheoretische, mehr beschreibend wie eher theorietestend ausgerichtete Forschung sowie für die verschiedenen Varianten der normativ-institutionellen, interpretativen oder utilitaristischen Ansätze in allen speziellen Anwendungsbereichen.

  • Die Gemeinsamkeit in der beschriebenen grundsätzlichen Ausrichtung als empirisch-analytische Realwissenschaft bildet damit die Klammer für die ganze Vielfalt der Soziologie. Diese Vielfalt kann dann ihrerseits dafür sorgen, dass es bei aller Arbeitsteilung und Spezialisierung keine unfruchtbaren Einseitigkeiten gibt, dass Irrtümer korrigiert und dass neue Entwicklungen offen aufgenommen werden. Es gilt aber auch, dass nicht immer wieder ganz von vorne angefangen werden muss, sondern alles jeweils wieder in das bekannte Wissen eingeordnet werden kann – und sollte.”


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