Military Madness I: Stell’ Dir vor es ist Krieg, und Du kommst nicht an die Front
Oder noch besser: Stell‘ Dir vor, die willst mit dem Panzer an die Front, und die Brücke sackt ab…
Derzeit berichten einige Medien darüber, dass „Straßen in Europa … panzertauglich“ werden sollen bzw. dass die EU-Kommission Verbesserungen der Schienen- und Straßeninfrastruktur anstrebt, um die „militärische Mobilität“ zu gewährleisten. Die meisten der Journalisten, die über den EU-Plan berichten, haben nicht mehr als die Pressemeldung von dpa gelesen und spinnen nun, wie der Stern oder n.tv eine eigene „phantastische Erzählung“, um die dpa Meldung etwas auszuschmücken.
Wir haben uns das Original besorgt, auf dessen Grundlage die Berichterstattung erfolgt.
Dabei handelt es sich um die „Joint Communication of the European Parliament and the Council on the Action Plan on Military Mobility” (JOIN(2018) 5 final. In dieser Kommunikation wird u.a. von einer Pilotstudie berichtet, die unter der Präsidentschaft von Estland durchgeführt wurde. Ziel: Die Eignung von Straßen, Schiene und sonstigen Transportwegen für den Transpront von militärischem Gerät untersuchen. Die Übung in baltischen Staaten hat u.a. gezeigt, dass „the maximum height clearance of road bridges, as well as the weight tolerance of certain bridges, is not sufficient for oversized or over-weighted military vehicles, equally, as regards transport by rail, in certain cases there is insufficient loading capacity to move oversized military equipment”.
Da der ganze Witz militärischen Geräts darin besteht, im Gebrauchsfall von A nach B zu gelangen, sind Brücken, die unter dem Gewicht von militärischem Gerät absacken oder Brücken, die nicht hoch genug über andere Straßen verlegt sind, so dass kein Drunter-Durchkommen für militärisches Gerät möglich ist, eher hinderlich. Und die Verladung von z.B. Panzern auf Züge klappt auch besser, wenn die Wagons und die Zufahrt zu den Wagons den Abmessungen der Panzer entsprechen.
Aufgeschreckt davon, dass ein eventueller Aufmarsch europäischer Streitkräfte, sofern die Panzer überhaupt fahren, was ja bei deutschem Gerät nicht selbstverständlich ist, daran scheitern könnte, dass Brücken nicht für militärisches Gerät ausgelegt sind, haben die Brüsseler nun einen Aktionsplan vorgelegt. Bis Ende 2018 soll eine Bestandsaufnahme über die Eignung europäischer Transportwege für militärische Fahrzeuge gemacht werden. Anfang 2019 will die EU-Kommission dann die Strecken identifiziert haben, die für militärisches Gerät geeignet sind, und eine Liste erstellen, die wiederum die wichtigsten Verbesserungen der Verkehrs-Infrastruktur zusammenstellt, die für militärische Mobilität notwendig sind. Der wohl wichtigste Bestandteil, zumindest für Brüssel, soll dann 2020 in Angriff genommen werden: der … nein, nicht der Bau bzw. der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, sondern die Beantwortung der Frage, ob und wenn ja, wie die trans-Europäischen Verkehrs- und Transportregulation angepasst werden müssen, sofern sie angepasst werden müssen, um sicherzustellen, dass europäische Verkehrswege zumindest per Regulation für militärisches Gerät befahrbar sind, wenn schon nicht in der Wirklichkeit.
“By 2020, the Commission will assess the need to adapt the trans-European transport network Regulation to include upgraded technical requirements – possibly also covering military requirements.”
Die erregten Meldungen darüber, dass Brüssel die Straßen kriegstauglich machen will, sind also vollkommen übertrieben. Die EU will bestenfalls die Verkehrs-Regulationen kriegstauglich machen, so dass man im Ernstfall auf die Regulation verweisen kann und ein Verfahren gegen das Mitgliedsland, das seine Straßen nicht an die Regulation angepasst hat, weshalb dort Panzer unter Brücken stecken geblieben sind, vor dem Europäischen Gerichtshof einleiten.
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Wahrlich, ein echtes Problem, besonders wenn man bedebkt, das die Instandsetzung ja schlauerweise an private Drittleister outgesourced wurde, man alo die frontbeschädigten Kriegsgefährte erstmal hierher zurückbringen muß, um sie nach der Reparatur wieder an die Front transportieren zu können.
Aber hey, ist das nicht auch eine geniale Verteidigungstaktik, wenn die bösen Russenpanzer im Stau kurz vor Bärlin steckenbleiben, weil die entscheidende Autobahnbrücke unter ihrem Gewicht zusammengebrochen ist?
Daher dann wohl auch der Druck zum E-Mobil! Wenn es in D nur noch E-Mobile gibt, gibt’s keine normalen Tankstellen mehr an denen sich “der Feind” bedienen könnte. Dann muß er den nötigen Treibstoff von ganz hinten ankarren und das kostet Zeit und bindet Kapazitäten. Nur bei den Kreiseln hat man sich, denke ich, verrechnet. Ein Panzer auf seinen Ketten überwindet die Mittelinseln problemlos, Tieflader mit Panzer schaffen das nicht, die kriegen die Kurve nicht. (Hat ja schon so mancher Brummi Probleme!) Allerdings werden die feindlichen Panzer kaum auf dem Tieflader angerückt kommen, die der Bundeswehr aber. (Oh, ist, wie mir gerade auffällt, ja gar kein Problem! Die BW-Panzer brauchen ja nicht transportiert zu werden, sie sind ja weder fahr-, noch waffentechnisch, einsatzfähig!)
Die Sache ist doch durchsichtig wie Glas:
Es soll der Boden dafür bereitet werden, dass Infrastruktur-Baumassnahmen aus dem Verteidigungshaushalt finanziert werden können.
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Ich schließe daraus: Die Bundeswehr hat kein Konzept, wo sie im eigenen Land mit schwerem Gerät herumfahren kann. Ich will das kaum glauben. Da gibt es doch diese gelben Schilder an den Brücken? Auf Nato-Ebene wissen die so was doch. Oder beschafft Uschi Panzer breiter als die Bundesbahn? Wenn Brüssel die Bestandaufnahme macht, können die Russen nachlesen, wie man nach Berlin kommt (falls Google Maps das bis dahin nicht schon weiß). Selig die auf der Insel!