Die Erfindung der Diskriminierung. EU-Daten zeigen: Diskriminierung gibt es kaum

Wie wir gerade erfahren haben, leben wir im Zeitalter der Identitätspolitik, mehr oder minder im Zeitalter der Identitätspolitik. Dr. habil. Heike Diefenbach hat – in der Art und Weise, wie nur sie es kann – zusammengefasst, was Identitätspolitik bedeutet (in einem Text, der demnächst beim Ibidem-Verlag erscheint): Man teilt Menschen willkürlich in Gruppen ein und sucht dann angestrengt nach etwas, in dem die Gruppe, die gerade favorisiert wird, Nachteile hat, nicht die gleiche Verteilung erreicht, wie die nicht-favorisierte Gruppe, um es zur Grundlage des Rufs nach Gleichstellung oder Besserstellung zu machen.

The Snout in the Trough

Identitätspolitik basiert weitgehend auf der Erfindung von Entitäten am Begriffshimmel, Entitäten wie „Diskriminierung“, die dann genutzt werden, um Förderprogramme oder Maßnahmen auflegen zu können. Gefördert werden die angeblichen Opfer der Diskriminierung. Maßnahmen werden aus Steuergeldern aufgelegt, um Diskriminierung zu verhindern, Prävention zu finanzieren, Aufklärung, Erziehung und was alles durchzuführen.

Bei all dem geht es nicht um Diskriminierung. Es geht auch nicht um die vermeintlichen Opfer, die als Ergebnis willkürlicher Gruppenbildung sprachlich geschaffen wurden. Es geht darum, Ressourcen zu monopolisieren, Einnahmequellen für die zu schaffen, die gegen die Diskriminierung von Frauen, Schwarzen, Behinderten, Dicken, Alten, Kindern, Eltern, Familien usw. vorgehen wollen, sich damit ein Auskommen verschaffen wollen.

Um die Erzählung, nach der Diskriminierung ein so furchtbares Unterfangen, ein so schreckliches Erlebnis, ein so verbreitetes Unrecht ist, aufrecht erhalten zu können, wird ein PR-Zinnober betrieben, der das Thema im Bewusstsein der Konsumenten von Nachrichten oder Maßnahmen oder Förderprogrammen verankern soll.

Demokratie leben heißt Diskriminierung wirksam entgegentreten“, lautet ein Motto, unter dem im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ Hunderte Millionen von Steuereuros verschwendet werden. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wurde eigens geschaffen, um Umfang und Ausmaß des Diskriminierungsproblems symbolisch zu institutionalisieren, und natürlich gibt die Antidiskriminierungsstelle einen Bericht heraus, in dem Herz-Schmerz-Geschichten über individuelle Diskriminierungserfahrungen erzählt werden.

Diskriminierung wird auf diese Weise in der Wahrnehmung der Bevölkerung wachgehalten. Ein Blick in Google Trends zeigt dies deutlich. Suchen nach Diskriminierung sind im letzten Jahr konstant häufiger als Suchen nach „Obdachlosigkeit“ oder „Altersarmut“ und im letzten Monat auch häufiger als Suchen nach „Flüchtling“ oder „Asylbewerber“.

Elementar für diese „Salience“, diese Inszenierung einer Wichtigkeit sind Medien und Aktivisten. So hat ein Politikwissenschaftler gerade eine Studie über „Diskriminierung in sächsischen Fussßballvereinen“ veröffentlicht, eine „Sophie Brzezinski“ ein „Praxishandbuch Antidiskriminierungsarbeit“ zusammengeschustert. In Frankreich werden Formulare geändert, um Diskriminierung zu verhindern. In Bad Laer organisieren die Zehntklässler eine Woche gegen Homophobie, und in der Taz kann man darüber lesen, wie „Diskriminierung“ das Leben prägt.

Bei so viel Berichten über Diskriminierung, Aktionen gegen Diskriminierung, Maßnahmen, Programmen, Opfer-Hilfsangeboten und vielem mehr, sind es nur die üblichen Verdächtigen, die daran zweifeln, dass das ganze Tohuwabohu eine Erfindung ist, die nun ausgehend vom menschlichen Geist und seiner Vorstellungskraft versucht, die Realität nach ihrer Vorstellung zu formen.

In der Philosophie kennt man die Unterscheidung zwischen Idealismus und Realismus. Der wichtigste Vertreter des Realismus ist David Hume, der gezeigt hat, dass wir nichts denken können, was nicht über Wahrnehmung in unseren Geist gekommen ist. Der wichtigste Vertreter des Idealismus ist Immanuel Kant, der behauptet, dass es der Wahrnehmung vorausgehende Strukturen gibt, die Wahrnehmung nur in einem Korsett möglich machen. Verkürzt man die umfangreiche Philosophie beider zu diesem Thema auf die Frage, was zuerst kommt, Materie oder Geist, dann kommt man zu einer deutschen Eigenart, die es seit Jahrhunderten zu bestaunen gibt, von Fichte bis Hegel, von Marx bis Plessner: Die Vorstellung, man könne durch erfundene Begriffe, durch abstrakte Entitäten die Realität verändern.

Diskriminierung gehört in diese Welt der geistigen Vorstellung. Sie wurde als Problem erfunden, vielleicht auf Grundlage einer der seltenen Diskriminierungserfahrungen und dann zu einem Monstrum aufgeblasen, das nunmehr der Realität übergestülpt werden soll, um die Selbstbedienung an Steuergeldern, zu deren Zweck der ganze Aufwand betrieben wird, zu ermöglichen. Und man muss sagen: Die Inszenierung von Diskriminierung als Problem, sie ist recht erfolgreich, denn die Opfer der Illusion, die zwar keine Opfer von Diskriminierung sind, aber denken, Diskriminierung lauere hinter jedem Busch und man selbst könne moralische Browniepoints bekommen, wenn man der Welt zeige, wie gut man doch sei, indem man sich gegen Diskriminierung ausspricht, sind recht zahlreich.

Tritt man indes einen Schritt zurück und fragt, wie häufig selbst wahrgenommene, nicht von anderen behauptete Diskriminierung tatsächlich ist, dann kommt man zum Eurobarometer 471, der vom 2. bis 11. Dezember im Feld war und den Dr. habil. Heike Diefenbach gestern ausgegraben hat. Der Eurobarometer 471 ist ein „Special Eurobarometer“, d.h. er hat einen Themenschwerpunkt, hier: „Fairness, Inequality and Inter-generational Mobility“.

Obwohl die Daten des Eurobarometer 471 seit Anfang 2018 vorliegen, hat er doch wenig Niederschlag in der öffentlichen Berichterstattung gefunden, denn: Die Ergebnisse passen nicht in die Inszenierung. Sie widersprechen der Inszenierung. Sie zeigen, dass alles, dass das Problem der Diskriminierung weitgehend erfunden ist.

„In the past 12 months have you personally felt discriminated against or experienced harrassment on one or more of the following grounds?”

Das nennt man in der Sozialforschung eine Zustimmungs-Maximierungsfrage. Befragte werden nach mehreren Dingen, die man dann als Diskriminierung werten kann, gefragt, hier nach persönlicher Diskriminierung UND Belästigung, und die Befragen werden zu einen langen Zeitraum befragt, hier 12 Monate, in dem sie ein Gefühl der Diskriminierung haben oder meinen können, belästigt worden zu sein. Weil das alles noch nicht reicht, können die Befragten gleich mehrere Ursachen angeben, auf die sie selbst die vermeintliche Diskriminierung oder Belästigung zurückführen.

Obwohl man sich bei der EU viel, sehr viel Mühe gegeben hat, die Anzahl derjenigen, die sich innerhalb des letzten Jahres diskriminiert gefühlt haben oder denken, sie seien belästigt worden, in die Höhe zu treiben, haben sich in Deutschland gerade einmal 228 Personen eingefunden, die von sich sagen, sie hätten im letzten Jahr ein Gefühl der Diskriminierung gehabt oder sich belästigt gefühlt. Das sind nicht einmal 15% der Befragten, ein lächerlich kleiner Anteil, der in keinem Verhältnis zur Diskriminierungshysterie steht, die von am Geld der Steuerzahler interessierten Kreisen entfacht wird.

Und die 228 schrumpfen weiter. Wir haben in der folgenden Abbildung für die Ursachen, die die Befragten ihrem Gefühl der Diskriminierung oder ihrer vermeintlichen Belästigung zuschreiben, eine Gegenüberstellung von denen, die sich nicht diskriminiert oder belästigt gefühlt haben und denen, die sich diskriminiert oder belästigt geführt haben, vorgenommen. Wie sich zeigt, kommen die Mode-Diskriminierungen, von denen so viel geredet wird, die Diskriminierung wegen des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der Religion im tatsächlichen Leben kaum vor.

Gerade einmal 40 Befragte, gut 2%, berichten von einem Gefühl der Diskriminierung wegen ihres Geschlechts, darunter 10 Männer. Lediglich 4 Befragte berichten von einem Gefühl der Diskriminierung wegen ihrer sexuellen Orientierung, vermutlich dieselben 4 Befragten (denn Mehrfachnennungen sind erlaubt), vier Männer im Übrigen, drei davon verheiratet, geben an, sie hätten sich im letzten Jahr diskriminiert gefühlt, weil sie Transgender sind. Häufiger finden sich Diskriminierungsgefühle, die auf die eigene politische Meinung zurückgeführt werden, wobei diese Diskriminierungsgefühle im Osten Deutschlands häufiger sind als im Westen. Alles weitere kann der Abbildung entnommen werden.

Angesichts dieser Ergebnisse muss man feststellen, dass Diskriminierung im täglichen Leben der großen Mehrzahl der Bevölkerung nicht vorkommt. Die Menge derjenigen, die davon berichten, ist marginal und steht mit Sicherheit in keinerlei Verhältnis zum Aufwand, der betrieben wird, um den inszenierten Popanz „Diskriminierung“ zu bekämpfen.

Bleibt noch für die entsprechend Gläubigen nachzutragen, dass die Ergebnisse des Eurobarometers natürlich alle repräsentativ sind.

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