Kulturelle Unterschiede: 11. November – Martini, Karneval, Rassismus und Armistice Day

Reitet an St. Martin eigentlich noch ein als römischer Soldat Verkleideter durch Dörfer und Städte und führt einen Zug mit Lampions an?

Das ist eine dieser kulturellen Traditionen, denen die Moderne den Kampf angesagt hat. Kampf, eigentlich ist St. Martin, Martin von Tours, ein Soldat gewesen, ein römischer Soldat zur Zeit von Konstantin II. Das berühmte Teilen des Mantels soll während seiner Militärzeit in Amiens erfolgt sein. Nach Ableistung seines Militärdienstes ist Martinus, wie er wohl hieß, dann zum Heiligen avanciert, als den ihn die katholische Kirche bis heute ansieht. Wie es sich für einen Heiligen gebührt, hat Martin ein Kloster gegründet und wurde schließlich zum Bischof von Tours geweiht.

St. Martins Umzüge, die traditionell am 11. November stattfinden, sind nicht nur eine kulturelle, sie sind eine christliche kulturelle Tradition.





Eine weitere Tradition, die am 11. November, dem Tag, der 50 Tage vor dem Ende des Jahres im Gregorianischen Kalender liegt, nach wie vor zu finden ist, ist die Auszahlung der Winzer, die ihre Ernte nicht selbst verarbeiten, sondern z.B. in Winzergenossenschaften abliefern. Hintergrund dieser Tradition ist wohl das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres, das es u.a. vorsah, den Zehnten am 11. November zu entrichten. Überhaupt ist der 11. November ein interessanter Tag: Für orthodoxe Christen war er der Beginn der Fastenzeit, die bei Ihnen vor Weihnachten lag.

Vielleicht ist diese Tradition auch der Grund dafür, dass bei uns heute Spenden in Höhe von 11.11 Euro bzw. 111.11 Euro eingegangen sind. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Spendern!


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Der 11. November ist ein Tag voller kultureller Traditionen, wie man heute vor allem im Rheinland feststellen kann, wo die „Fünfte Jahreszeit“ begonnen hat. Der 11. November wandert irgendwie zwischen Besinnlichkeit und Rabatz hin und her.
In Deutschland überwiegt der Rabatz. Das zeigen z.B. die Trends in Twitter: Karneval liegt ganz oben und die organisierte Heiterkeit ist in vollem Gange.

Für die einen ist es Karneval, für die anderen ist es Rassismus. Die einen halten eine kulturelle Tradition aufrecht, die anderen wollen sie zerstören.

Während in Deutschland Rabatz überwiegt, herrscht im Vereinigten Königreich die Besinnlichkeit. Die Tradition, die mit dem 11. November verbunden ist, ist eine des Gedenkens. Man gedenkt der Toten Soldaten, die u.a. in den beiden Weltkriegen geblieben sind. Der 11. November ist der Tag dieses Gedenkens, weil am 11. November in Compièngne der Waffenstillstand unterzeichnet wurde, der den Ersten Weltkrieg zu einem Ende gebracht hat. Während in Deutschland am 11.11 um 11.11 Uhr die närrische Zeit beginnt, wird im Vereinigten Königreich am 11.11 um 11.00 Uhr mit einer landesweiten und zweiminütigen Schweigeminute der Toten der Kriege gedacht, und zwar egal, wo man ist. Wir erinnern uns, am Armistice Day bei Tesco zum Einkaufen gewesen zu sein. 11.11 Uhr erfolgt eine kurze Durchsage und alle Shopper stehen und schweigen für zwei Minuten. Beeindruckend.
Der Twitter-Trend im Vereinigten Königreich, er könnte entsprechend nicht unterschiedlicher zu Deutschland sein.

Kultur und kulturelle Überlieferungen, das zeigt dieser kleine Post, sind gestaltbar. Sie sind gestaltbar, weil die Angehörigen jeder Kultur, jeder Nation entscheiden können, wessen sie wann gedenken wollen bzw. welches Gedenken sie ignorieren wollen, welche Tradition sie stattdessen aufrechterhalten oder bekämpfen wollen. Insofern sagen die Traditionen, die in aller Selbstverständlichkeit aufrechterhalten werden, sehr viel über eine Kultur, ebenso wie die Traditionen, die bekämpft werden und vor allem die Mittel mit denen und die Gründe wegen derer sie bekämpft werden, sehr viel über eine Kultur aussagen.


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