Wem gehört dpa? Die Frage ist im Kommentarbereich aufgetaucht.
Die Antwort auf diese Frage ist, wenn man weiß, wo man suchen muss, leicht zu finden.
Auf der Seite der dpa steht zu lesen, dass die Agentur 179 Gesellschafter hat, von denen keiner einen Anteil von mehr als 1,5% halten soll. Wie diese Aussage zu den Angaben bei der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich passt, die zeigen, dass WDR, NDR, ZDF und dpa GmbH deutlich mehr als 1,5% Anteil halten, ist eine offene Frage. Vielleicht kann sich der dpa-Faktenchecker ja dieser Frage annehmen.
dpa ist eines jener notleidenden Presseunternehmen, denen die Bundesregierung so gerne unter die Arme greifen will. 93 Millionen Euro Umsatz hat die GmbH im letzten Jahr erwirtschaftet.
Dem Jahresbericht der dpa für das Jahr 2018 haben wir die folgende Aufstellungen entnommen:
Wie man sieht, ist der ganze Apparat von dpa mit seinen 1.191 Angestellten, gerade einmal in der Lage, einen Jahresüberschuss von 1,49 Millionen Euro zu erwirtschaften. Kein Wunder, dass das Unternehmen als GmbH geführt wird, Aktionäre würden bei einer solchen miserablen Ausbeute sicher in Scharen davonlaufen.
Der dpa-Faktencheck findet im Jahresbericht 2018 keine Erwähnung. Der Begriff “Fakten” kommt ingesamt nur dreimal vor. Das ist indes ausreichend, um im Hochglanzbericht, der viel Bild und wenig Information, abgesehen von den Bilanzdaten bereitstellt, sanctimonious crap wie den Folgenden abzusondern:
“2018 war für die dpa wie für unsere gesamte Branche ein Jahr, in dem wir erleben konnten, wie der „Klimawandel“ den gesellschaftlichen Diskurs mit voller Kraft erfasst hat. Falsche Informationen, haarsträubende Interpretationen und Äußerungen von Hass und Aggression sind nicht mehr Pannen in der öffentlichen Diskussion. Sie sind mittlerweile Bestandteile von Strategien zur Durchsetzung von Interessen. Wir sehen Social-MediaPlattformen, die sich in Bezug auf Falschinformationen verhalten wie Goethes Zauberlehrling, der die Besen, die er rief, nicht mehr im Griff hat. In der unfassbar großen Fülle der Teilnehmer und der schieren Menge der Kommunikation ist Missbrauch offenbar nicht mehr zu beherrschen. Darin liegt eine eminente Gefahr für unsere liberale Gesellschaftsordnung, die auf dem Konsens beruht, dass unseren Entscheidungen überprüfbare Fakten zugrunde liegen.”
Ist das nicht ein schönes Märchen, das die dpa hier im Jahresbericht erzählt:
Wer erinnert sich an Konrad Kujau, den Mann, der Hitlers Tagebücher geschrieben und an die wahrheitsliebenden Journalisten des Stern verkauft hat?
Wer erinnert sich an den einsamen Kampf, den Günter Walraff und Heinrich Böll gegen wahrheitsliebende BILD-Zeitung geführt haben?
Im Reich der Wahrheit müssen auch vor dem Einbruch des sozialen Medien Teufels die Lügen zum Himmel gestunken haben. Die Gunst der Stunde, die es Medien wie dpa zu erlauben scheint, wie ihre Vertreter denken, alles Falsche, alle FakeNews auf den Schultern der sozialen Medien abzuladen, während die Mainstreammedien hie und da einen Fehler machen, eine Panne produzieren, aber NATÜRLICH NIE lügen würden, Relotius ist auch erst durch die sozialen Medien möglich geworden – oder, sie muss genutzt werden.
Man fragt sich, wen die Herrschaften bei dpa hier täuschen wollen, wem sie ihr arg armseliges Weltbild der guten Journalisten und der bösen Akteure in den sozialen Medien verkaufen wollen?
Die Passage im Jahresbericht der dpa geht weiter wie folgt:
“Für eine Nachrichtenagentur wie dpa ist Vertrauen eine unverzichtbare Geschäftsgrundlage. […] Die Standards und die Faktentreue der dpa müssen unantastbar sein. Der transparente Umgang mit Fehlern, die immer passieren können und auch werden, ist dabei ein wichtiger Gradmesser für die journalistische Qualität. Der Wert „Zuverlässigkeit“ kann in diesem Sinne in seiner Bedeutung gar nicht überschätzt werden. Denn unsere demokratische Gesellschaft benötigt mehr denn je Medien, auf deren Zuverlässigkeit sie bauen kann.”
Vertrauen schafft man nicht dadurch, dass man hehre Worte in die Welt posaunt, Absichten bekundet und ein Bild der Welt malt, das so abstrus ist, dass niemand mit rudimentärem Verstand es ernst nehmen kann. Vertrauen schafft man auch nicht dadurch, dass man “Faktenchecker” unterhält, die ihrer Aufgabe nicht einmal entfernt gewachsen sind und deren Streben offenkundig nicht auf “Zuverlässigkeit” und “Faktentreue”, sondern auf Diskreditierung und Fabrikation gerichtet ist.
Das eben ist der Unterschied zwischen schönen Worten und nachfolgenden Handlungen. Der dpa-Faktenchecker bleibt weit hinter den angeblichen Ansprüchen, die dpa in Hochglanz an sich stellt, zurück.
In einem transparenten Pressebetrieb, in dem alles Streben auf Vertrauen und Zuverlässigkeit gerichtet ist, hätte das natürlich Konsequenzen. Auch bei dpa?
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