Asylbewerberheime, Krankenhäuser: Was die ARD heute verschweigt – Die Top-10 der SARS-CoV-2-Ansteckungsorte

Was treibt die ARD für ein Spiel?

“Wo sich die meisten Deutschen anstecken”, so die Überschrift eines Textes bei der ARD-tagesschau, der vor Fehlern nur so strotzt und in dem wesentliche Informationen verschwiegen werden. Dass das Verschweigen dieses Mal nicht Ergebnis von Dummheit, sondern Absicht ist, zeigt sich an den folgenden Formulierungen:

  • “Eine RKI-Studie zeigt …”
  • “… in einer Studie untersucht… “
  • “… laut der RKI-Studie …”
  • heißt es in dem RKI-Papier …”

Hier wird aktiv versucht zu verschleiern, um welche Studie oder welches Papier es sich handelt, vermutlich um zu verhindern, dass das, was die ARD-tagesschau berichtet, überprüft werden kann. Die Studie ist keine Studie und kein Papier, sondern Teil der Gesundheitsberichtserstattung des Bundes wie sie regelmäßig im Epidemiologischen Bulletin, dieses Mal in Nr. 38/2020, die am 17. September erscheint und vorab online veröffentlicht wurde, erfolgt. Warum dem Redakteur der ARD das Eintippen von “Epidemiologisches Bulletin” oder gar die Verlinkung einer Online-Quelle nicht möglich ist, ist offenkundig: Hier sollen Ergebnisse verschwiegen werden.



Das beginnt bereits im zweiten Satz des ersten Absatzes, in dem es heißt: “Grundlage waren Daten von mehr als 55.000 Infizierten (27% aller gemeldeten Fälle) in Deutschland, bei denen die Art der Ansteckung ermittelt wurde”.

So, wie der Satz hier steht, muss man den Eindruck gewinnen, dass die Mitarbeiter des RKI eine Stichprobe aus ihren Daten gezogen haben, um eine STUDIE durchzuführen. Das ist falsch. Grundlage der Auswertung, die Silke Buda, Matthias an der Heiden, Doris Altmann, Michaela Diercke, Osamah Hamouda und Ute Rexroth vorgenommen haben, sind ALLE Fälle von Personen, die bis zum 11. August 2020 positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Das sind 202.225 Fälle. Von diesen wurden 55.141 Fälle von den Gesundheitsämtern “einem Ausbruchsgeschehen zugeordnet”, wie es auf Seite 5 des Beitrags heißt. Mit anderen Worten, die 27%, die der ARD-Schmierfink als Studie mit besonders großer Fallzahl verkaufen will: “27% aller gemeldeten Fälle”, so schreibt er, diese 27% stellen den bedenklich geringen Anteil der Grundgesamtheit der gemeldeten positiv auf SARS-CoV-2 Getesteten, die einem “Infektionsumfeld” zugeordnet werden können, dar. In anderen Worten: für 73% der in Deutschland positiv Getesteten ist vollkommen unklar, wie und wo sie sich angesteckt haben, weil die Gesundheitsämter nicht in der Lage waren, den Infektionsweg oder Infektionsherd nachzuvollziehen. In noch anderen Worten: für  73% der positiv Getesteten ist es nicht gelungen, vorhandene Infektionsketten nachzuvollziehen. Selbst im UK, wo man immer noch mit der eigenen Track und Trace – App experimentiert und kämpft, können zwei Drittel der Infektionsketten nachvollzogen werden.

Dass es in Deutschland nur ausnahmsweise gelingt, die Infektionskette nachzuvollziehen, das will man bei der ARD offensichtlich verschweigen.

Aber es ist nicht das einzige, das verschwiegen werden soll:

“Das Ergebnis: Privathaushalte und Altenheime sind für die meisten Corona-Übertragungen verantwortlich. Bei einem Ausbruch zu Hause gab es im Schnitt jeweils 3,2 Infizierte, in Alten- und Pflegeheimen steckte sich bei deinem Ausbruch durchschnittlich fast 19 Personen an. Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr laut der RKI-Studie bei einem Ausbruch in einem Flüchtlingsheim – im Schnitt wurden 21 Fälle erfasst.”



Das ist schon ein fortgeschrittener Versuch der Täuschung, wie die folgende Zusammenstellung zeigt. Wir haben die Top-10 der Infektionsumfelder zusammengestellt und für diese 10 Infektionsumfelder mit der höchsten Fallzahl, die Zahl der positiv Getesteten und der durchschnittlich pro Ausbruch positiv Getesteten aus dem Beitrag im Epidemiologischen Bulletin zusammengetragen:

    1. Alten-/Pflegeheim: 13.314 Fälle, 18,8 positive Getestete pro Ausbruch;
    2. Privater Haushalt: 12.315 Fälle, 3,2 positiv Getestete pro Ausbruch;
    3. Arbeitsplatz: 5.824 Fälle, 14,1 positiv Getestete pro Ausbruch;
    4. Asylbewerberheime: 4.146 Fälle, 20,8 positive Getestete pro Ausbruch;
    5. Krankenhäuser: 4.107 Fälle, 10,2 positiv Getestete pro Ausbruch;
    6. Freizeit (darunter: Gottesdienst): 1.699 Fälle, 8,7 positiv Getestete pro Ausbruch;
    7. Betreuungseinrichtung (darunter: Seniorentagesstätte): 1.435 Fälle, 15,1 positive Getestete pro Ausbruch;
    8. Reha-Einrichtungen: 1.118 Fälle; 12 positive Getestete pro Ausbruch;
    9. Wohnstätten: 978 Fälle; 5,6 positiv Getestete pro Ausbruch;
    10. Hotel, Pension, Herberge: 578 Fälle, 3,4 positiv Getestete pro Ausbruch;

Die tatsächlichen Daten, wie wir Tabelle 2 des Beitrags im Epidemiologischen Bulletin entnommen haben, zeichnen ein vollkommen anderes Bild als die ARD in der verklausulierten Form, die im Beitrag benutzt wird, vermitteln will. Asylbewerberheime sind ein erhebliches Verbreitungsrisiko für SARS-CoV-2, wie diese Aufstellung zeigt, dasselbe gilt für Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen, die in der Meldung der ARD vollständig unterschlagen wird.

Nicht ganz irrelevant dafür, die Frage zu beantworten, wo die meisten Ausbrüche zu verzeichnen waren und wo die Ausbrüche mit den erheblichsten Folgen verbunden sind, ist auch die Rangliste der Häufigsten Infektionsfelder: Während die Aufstellung oben, die Frage beantwortet: Wie viele Menschen infizieren sich in welchen Infektionsumfeldern, beantwortet die nächste Aufstellung die Frage: Wo infizieren sich Menschen in Deutschland am häufigsten?

      1. Privater Haushalt: 3.902 Ausbrüche;
      2. Alten-/Pflegeheim: 709 Ausbrüche;
      3. Arbeitsplatz: 412 Ausbrüche;
      4. Krankenhaus: 402 Ausbrüche;
      5. Asylbewerberheim: 199 Ausbrüche;
      6. Freizeit: 195 Ausbrüche;
      7. Hotel, Pension, Herberge: 169 Ausbrüche;
      8. Ambulante Behandlungseinrichtungen: 123 Ausbrüche;
      9. Betreuungseinrichtungen: 95 Ausbrüche;
      10. Reha-Einrichtung: 93 Ausbrüche;

Abermals zeigt sich, dass Krankenhäusern und Behandlungseinrichtungen neben privaten Haushalten und Alten-/Pflegeheimen ein relevanter Faktor in der Verbreitung von SARS-CoV-2 sind. Abermals wird dieses Ergebnis von der ARD vollständig unterschlagen. Dass der Arbeitsplatz mit 412 Ausbrüchen an dritter Stelle der Rangliste steht, wird im ARD-Text ebenso unterschlagen wie verschwiegen wird, dass Asylbewerberheime sich abermals als einer der Top-Verbreitungsorte von SARS-CoV-2 erweisen.



Für die Beurteilung des Risikos, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren, sind auch die Folgen von einiger Bedeutung. Die nächste Aufstellung stellt die tödlichsten Infektionsumfelder zusammen, und zwar gemessen am Anteil der positiv Getesteten, die an COVID-19 verstorben sind:

        1. Alten-/Pflegeheim: 19%;
        2. Seniorentagesstätte: 16%;
        3. Betreuungseinrichtung: 13%;
        4. Krankenhaus: 10%;
        5. Medizinische Behandlungseinrichtung: 9%;
        6. Ambulante Behandlungseinrichtung: 9%;
        7. Reha-Einrichtung: 8%;

………………………

        1. Speisestätte: 5%;
        2. Kreuzfahrtschiff: 3%;
        3. Wohnheim: 3%;

Nach der gepunkteten Linie ist die Fallzahl zu gering, als dass es Sinn machen würde, hier von einem erheblichen Risiko zu sprechen. Wie die Aufstellung zeigt, sind Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen neben Seniorenheimen führend, wenn es darum geht, mit SARS-CoV-2 Infizierte über den Jordan zu befördern.

Der Text der ARD verschweigt jede Verbindung zwischen einer Infektion mit SARS-CoV-2 und Krankenhäusern bzw. medizinischen Einrichtungen und mit Asylbewerberheimen. Warum? Welche Agenda wird bei der ARD verfolgt? Warum werden Ergebnisse unterschlagen, die für Bürger relevant sind, um die Gefahr, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren, einschätzen zu können?

Schließlich hat man bei der ARD zudem jede Information, die im Beitrag der Mitarbeiter des RKI enthalten ist, und die ein gesellschaftliches Problem zum Gegenstand haben, vermieden. Wir zitieren:

“Jüngere Menschen, die zwar ein deutlich geringeres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben und deshalb möglicherweise (bei niedrigerer Risiowahrnehmung) die Empfehlung zur Infektionsverhinderung (AHA-Regeln) nicht ernst genug nehmen, können das Virus durch enge Kontakte im privaten Umfeld verbreiten.”

Dieser Hinweis, den man schon fast als Kritik an narzisstischen Jugendlichen ansehen kann, die ohne Rücksicht auf Verluste zum potentiellen Killer ihrer Ureltern werden, lässt sich mit der Frage verbinden: Wie kommt das Virus in die Familie? Denn das rekonstruierte “Infektionsumfeld” ist ja nur ein Näherungswert an den Ursprung des Virus. Offenkundig wird es von bestimmten Personen in Familien, Krankenhäuser oder Asylbewerberunterkünfte gebracht und dort verteilt. Insofern ist schon die Überschrift des ARD-Beitrags falsch: “Wo sich die meisten Deutschen anstecken”, war nicht Gegenstand des Beitrags des RKI, Gegenstand war, den Ausgangspunkt einer Infektionskette ansatzweise zu rekonstruieren. Wie wir oben bereits dargestellt haben, gerät dieses Vorhaben schnell an seine Grenzen, wenn Gesundheitsämter dermaßen schlecht zu funktionieren scheinen, dass sie überhaupt nur in 27% der Fälle eine Rekonstruktion der Infektionskette zu Wege bringen.

Darüber hinaus sind die berichteten Ergebnisse mit erheblichen Datenproblemen verbunden, die sich abermals aus einer erschreckend schlechten Datenaufbereitung in Gesundheitsämtern zu ergeben scheinen. Das dürfen die Mannen vom RKI natürlich nicht schreiben, deshalb schreiben wir es. Hätte der Schmierfink der ARD, der seine Leser an der Nase herum führen will, etwas mehr Energie dafür eingesetzt, den Text, den er so sorgfältig nicht benennen will, zu lesen, er wäre über kurz oder lang beim dem angekommen, was man nur als erhebliche Datenprobleme beschreiben kann, die die Frage aufwerfen, was Gesundheitsämter eigentlich sonst noch NICHT auf die Reihe bekommen:

        • Die Zuordnung eines der positiv Getesteten, die überhaupt zuordenbar sind, zu einem Infektionsumfeld (also der 27% für die Daten vorliegen), ist nicht immer eindeutig;
        • Es bleiben eine ganze Reihe von “Infektionsumfeldern” unberücksichtigt;
        • Ausbrüche werden des öfteren mehreren Infektionsumfeldern zugeordnet, sind also nicht trennscharf erfasst.
        • Auch das “Hopping” von einem Umfeld in das nächste, ist in den Daten möglich.

In der empirischen Sozialforschung gibt es die goldene Regel der eindeutigen Zuordnung. Ein Kodierschema muss so beschaffen sein, dass jeder Fall einer Ausprägung im Schema EINDEUTIG zuordenbar ist. Das ist bei dem, was in Gesundheitsämtern an Daten gesammelt wird, offenkundig nicht der Fall. Man kann die Leute beim RKI nicht intensiv genug bemitleiden, ob des Datenschrotts, der ihnen offenkundig geliefert wird.

Und man kann die ARD-tagesschau nicht oft genug für die Auslassungen, Vertuschungen und Täuschungen, die dort als Beitrag verkauft werden sollen, bloßstellen.


Quelle Featured Image: Politically Incorrect Humor



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