World Economic Forum: Ein gutes Leben kann auch unglücklich und sinnlos sein – Stellen Sie sich auf Entbehrungen ein

“You will own nothing and be happy”, war gestern.

Heute ist: You will be unhappy und without purpose, but we tell you, you’ll live a good life.

Man kann schwerlich anders, als den Zynismus und die Zielstrebigkeit bewundern, mit denen bestimmte Leute, die die Angewohnheit haben, mit dem World Economic Forum zu kooperieren, versuchen, ihren Mitmenschen einzureden, dass auch ein Leben, das so richtig Scheisse ist, eines, bei dem Sie morgens aufwachen und depressiv sind, eines von dem Sie nicht wissen, warum und wofür sie es leben, ein gutes Leben sein kann.

Auch eine Arbeitsdrohne lebt ein gutes Leben.
Auch der transhumane Roboter, der nicht mehr weiß, was “ego” und “Glück” bedeuten, der lebt ein gutes Leben.
Beim WEF erklärt man es einfach zum guten Leben.

Oder in den Worten des WEF-Autoren, Sarah Todd:

“Crucially, an experience doesn’t have to be fun in order to qualify as psychologically enriching. It might even be a hardship. Living through war or a natural disaster might make it hard to feel as though you’re living a particularly happy or purposeful life, but you can still come out of the experience with psychological richness. Or you might encounter less dramatic but nonetheless painful events: infertility, chronic illness, unemployment. Regardless of the specifics, you may experience suffering but still find value in how your experience shapes your understanding of yourself and the world around you.”

Sie sehen, es ist alles eine Frage der psychologischen Einstellung. Sie wissen nicht, wie Sie morgen überleben sollen? Macht nichts. Die Erfahrung, durch die Sie ab morgen gehen werden, wird Sie psychologisch bereichern. Es wird eine Erfahrung sein, die Sie nicht missen wollen, sofern Sie sie überleben. Gut, es macht nicht glücklich, in Armut zu leben und wenn man seinem Leben keinen Sinn geben kann, dann ist das natürlich auch nicht ideal. Aber, hey, sehen Sie die Sache einfach anders. Stellen Sie sich z.B. Beispiel vor, sie werden von ihrer Regierung in ein Arbeitslager eingesperrt. Sicher keine schöne Erfahrung. Sicher nichts, was Sie glücklich machen wird. Indes, es wird manche von den Eingesperrten, mit einem neuen Lebenssinn versehen: Blankes Überleben, Kampf darum. Das gibt Zweck, Bestimmung, das ist “Mission”. Und es bereichert Sie psychologisch, wenn sie aus dem Gulag entlassen werden. Mag sein, dass sie in der post-Gulag-Ära gesundheitlich so angeschlagen sind, dass ihr Lebenszweck darin besteht, das Leiden zu moderieren. Mag sein, das macht Sie nicht glücklich. Aber denken Sie an die psychologische Bereicherung, die ihnen diese Zeit im Gulag gebracht hat.

You did it!

Psychologische Bereicherung, “psychological enrichment” oder “psychologically rich experience”, das beschreibt eine interessante Erfahrung, die neu oder komplex war und die von einer grundlegenden Veränderung der Perspektive, mit der sie auf die Welt sehen, begleitet ist, oder, wie diejenigen, die diesen Mist aufgebracht haben, schreiben:

“[psychological rich] … interesting experiences in which novelty and/or complexity are accompanied by profound changes in perspective”.

Weisen wir zunächst die Verantwortung für diese Studie, die beim World Economic Forum begeistert aufgenommen wurde, zu:

Oishi, Shige & Westgate, Erin C. (2021). A psychologically rich life: Beyond happiness and meaning. Psychological Review. Advance online publication. https://doi.org/10.1037/rev0000317

Das Ganze ist natürlich, wie so oft, ein Scam, denn die Unterscheidung zwischen einem glücklichen Leben, einem sinnvollen Leben und einem “psychologisch bereichernden” Leben, sie trägt nicht weit, denn eine Erfahrung, die eine psychologische Bereicherung darstellt, aber gleichzeitig KEINERLEI Sinn umfasst, können wir uns nicht vorstellen. Gleichermaßen ist es eher abseitig anzunehmen, dass ein Soldat, der nach einer Vielzahl von Kills aus dem Krieg zurückkommt, diese Erfahrung, die ihn psychologisch sicher verändert hat, ob sie ihn bereichert hat, das bleibt abzuwarten, als sinnlose Erfahrung bewertet. Oder nehmen wir die Beispiele die im Beitrag von Todd genannt sind. Demnach ist psychologisch bereichernd

  • ein Auslandsstudium, aber nur dann, wenn es dazu führt, dass die eigene Kultur hinterfragt wird;
  • die Wahl eines schwierigen Karrierpfades, aber nur dann, wenn damit eine vollständige Veränderung des bisherigen Lebens einhergeht;
  • oder “Avant-Garde Kunst”, also die Entscheidung, brotlose Kunst zu betreiben, um sich als ein Vorreiter von XY ausgeben zu können;

Sie sehen, wo diese Trennung des glücklichen, sinnvollen Lebens vom psychologisch bereichernden Leben hinführen soll?

Es ist sicher keine Untertreibung wenn man sagt, dass die meisten, wenn nicht alle Philosophen, die sich mit dem menschlichen Leben beschäftigt haben, Glück, Zufriedenheit, Sicherheit (materiell und imateriell) und Lebenssinn als zentrale Faktoren eines erfüllten Lebens gesehen haben. Die Idee dahinter ist einfach: Menschen versuchen, ihren Nutzen zu mehren. Und ein glückliches Leben hat einfach mehr Nutzen als ein unglückliches Leben, selbst wenn es manchen zeitweise gelingt, in Selbstmitleid zu ertrinken. Die Idee, den eigenen Nutzen zu mehren und die Idee, Annehmlichkeiten zu schaffen, die das eigene Leben lebenswerter, besser, sinnvoller machen, sind eng miteinander verwoben, so wie die Idee, die z.B. Jeremy Bentham verbreitet hat, dass der Zweck einer Regierung darin besteht, das Glück der Bevölkerung, deren Zufriedenheit zu maximieren, davon nicht getrennt werden kann. Folgerichtig gründet das meiste, was es an Demokratietheorie gibt, in der Annahme, dass Menschen ein glückliches, sinnvolles Leben leben wollen und die Regierungsform “Demokratie” gemeinsam mit der Wirtschaftsform “Kapitalismus” [Seymour Martin Lipset hat das ausführlich argumentiert], die beste Mögilchkeit dafür sind, dieses Ziel zu erreichen und die Lebensqualität für alle, die eine Gesellschaft bilden, zu steigern und auf hohem Niveau zu halten.

Das war, bevor Polit-Darsteller Spass daran gefunden haben, die Lebensqualität ihrer Bevölkerung und damit über kurz oder lang deren Zufriedenheit und Glück zu reduzieren. Und just in dem Moment, in dem die Brüche zwischen einer Politik, die auf Reduzierung von Lebensqualität abzielt und dem, was Bürger, individuelle Bürger als ein lebenswertes Leben ansehen, auftreten, just in dem Moment wird vom WEF eine “Studie” verbreitet, die zeigt, dass es gar nicht notwendig ist, glücklich zu sein oder einen Lebenszweck zu haben. Es reicht “psychologisch bereichert zu werden”, sich auf etwas zu reduzieren, das von den beiden oben genannten Autoren, Oishi und Westgate explizit als nicht sinnvoll und nicht glücklich beschrieben wird. Und einmal ehrlich, sind sie die Repetitivität ihres glücklichen und sinnvollen Lebens nicht leid:

 “A significant reason neither a happy life nor a meaningful life captures the full range of human motivation is that both happy and meaningful lives can be monotonous and repetitive.”

Weder ein glückliches Leben, noch eines, das einen Sinn hat, umfasst den gesamten Bereich menschlicher Motivation, so erzählen diese Leute, denn es ist repetitiv und monoton. Dagegen ist Elend, das Überleben einer Naturkatastrophe, das Durchleben eines wochenlangen Blackouts, Kampf in der Frontlinie wahrer Thrill, zwar sinnlos und unglücklich machend, aber “psychologisch bereichernd”.

Was wollen Sie denn sonst noch?

Wenn Ihre Regierung ihnen Opfer abverlangt, Opfer, die sie unglücklich machen, wenn Ihnen Ihre Regierung den Lebenssinn zerstört, weil Sie sich nicht haben zwingen lassen, eine experimentelle Spritzbrühe als Testobjekt 53.109.281 spazieren zutragen, Einstichstelle da, wo früher der Stern getragen wurde, dann sind sie zwar unglücklich und ohne Sinn im Leben, aber das heißt nicht, dass sie kein gutes Leben leben. Schon die neue Erfahrung, in der Schlange vor der Tafel zu stehen, ist psychologisch bereichernd, Winterabende unter klarem Himmel bei minus 20 Grad im Zelt unter der Isarbrücke, die sind psychologisch bereichernd, wenn Sie das überleben, dann hat sich ihre Lebensperspektive vollständig verändert, und wie sich die Lebensperspektive der psychologisch Bereicherten erst verändert, die man gezwungen hat, gegen ihre ethischen Grundsätze, ihre Moral zu verstoßen und die nun, da sie den Sinn im Leben verloren haben, entweder dahinvegetieren oder zu dem werden, was nur noch vage Gemeinsamkeiten mit einem Menschen hat.

Das ist fun.
Das ist das wahre gute Leben.

Probieren Sie es, und Glück und Lebenssinn erscheinen Ihnen fortan als hohle Konzepte einer bürgerlichen Spießerkultur, wenngleich nicht so spießig wie ein Auslandsstudium oder “Avant-Garde Art”.

Quelle (click for more) Psychologically Rich Occupation?

Als wir oben von der Arbeitsdrohne geschrieben haben, haben wir übrigens keinen Witz gemacht. Diejenigen, die als “essentielle Arbeitnehmer” bekannt waren, also diejenigen, die sich während Lockdown und Pandemie nicht im eigenen Wohnzimmer verschanzen und beliefern lassen konnten, sondern diejenigen, die belifern mussten, die aus Sicht etlicher Belieferter wohl Frondienst leisten mussten, arbeiten mussten, obschon der verzichtbare Teil der Gesellschaft auf Freizeit gesetzt wurde, sie, da sind sich Psychologen wie Westgate sicher, sie können aus dieser Tätigkeit weder Glück noch Sinn entnommen haben. Aber, nicht verzagen: Moderne Arbeitssklaven sind psychologisch bereichert und finden einen ganz neuen Sinn im Leben:

“Westgate says the answer will naturally depend on the person, but for essential workers and healthcare workers who have been at the forefront of the pandemic, “focusing on meaning and psychological richness might be more salient. They’re living through challenging, dramatic times, which is associated with psychological richness, and what they’re doing is truly meaningful.””

Das ist letztlich das Ende der Geschichte: Sklavenarbeit, die manchen beim WEF als Ergebnis der vierten industriellen Revolution vorzuschweben scheint, sie macht nicht glücklich, aber sie bereichert psychologisch und kommt mit einem ganz neuen Sinn daher. An alle Sklaven: Ohne Sklaverei hättet ihr diese Erfahrung psychologischer Bereicherung nicht.

Und falls Sie sich fragen, wem man einen derartigen Junk verkaufen kann – die Antwort lautet, den üblichen Gelangweilten, denjenigen, die sich auf der linken Seite des politischen Spektrums ablagern und der Meinung sind, das Ausleben noch der letzten Perversion belohne das sinnlose Leben mit einem temporären Sinn-Surrogat. Offenkundig tut es das nicht. Deshalb wird nun psychologische Bereicherung benötigt, um das eigene Scheitern am Leben und allem, was damit zusammenhängt, zu bemänteln:

“Interestingly, the authors also found that people with psychologically rich lives were more likely to be politically liberal and embrace social change, while those with happy or meaningful lives were more likely to want to uphold the status quo.”

Wundert es Sie, dass Konservative, die glücklich sind und einen Lebenssinn gefunden haben, den Status quo beibehalten wollen, während linke [liberals] nach “Neuem”, nach psychologischer Bereicherung streben?



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