Akademische Trittbrettfahrer: Tendenz zum Impf-Schleimen ungebrochen

Der Gravy Train, der Zug, der seinen Passagieren, Geld und Ruhm verspricht, wenngleich er nur Plätze auf dem Trittbrett offeriert, er ist ein verlockender Zug, dem auch viele der Halbgötter in Weiß erliegen. Sie sind eben auch nur Menschen, die dem Opportunismus nicht abgeneigt sind. Und wenn man ein paar Daten hat, die versprechen, ein Trittbrett auf dem Gravy Train der Milliardengewinne mit der Impfung von Menschen besteigen zu können, dem damit einhergehenden Versprechen, absoluter Immunität gegen alles, naja fast alles, dann muss man eben alles tun, um diese Daten so zu dehnen, strecken, biegen und brechen, dass man diesen Platz gegen die zahlreiche Konkurrenz im Lager der Sykophanten auch ergattern kann

Wir beginnen, ob des Bemühens der Autoren, das Trittbrett des Gravy Trains zu besteigen, hinten in ihrem Text, bei der Diskussion der Ergebnisse:

“Ein Drittel der Medizinstudierenden schätzten ihr Impfwissen als mäßig oder unzureichend ein. Insbesondere fühlten sie sich, ähnlich einer französischen Studie, nicht ausreichend auf die Patientenkommunikation bezüglich Impfrisiken und den professionellen Umgang mit Impfgegnern vorbereitet (2). Grundlegende kommunikative und praktische Fertigkeiten in der Impfprävention sollten bereits im Medizinstudium erworben werden, da sie im praktischen Jahr und in der überwiegend im klinisch-stationären Bereich durchgeführten Facharztweiterbildung nur begrenzt vermittelt werden können.”

Wonach die 1.147 Medizinstudenten aus Erlangen-Nürnberg, Würzburg, von der LMU und der TUM sowie aus Regensburg befragt wurden, davon gibt die Abbildung (rechts) einen Eindruck. Und nach Jahren des Kampfes für die Einhaltung von Mindesstandards bei Messungen im Rahmen der empirischen Sozialforschung müssen wir eine solche Tabelle, die eine Messung abbildet, die metrisch behandelt wird, aber nicht einmal ordinales Skalenniveau aufweist, sehen. Schrecklich und einmal mehr der Tatsache geschuldet, dass jeder Hans denkt, er könne empirische Sozialforschung. Unzureichend, mäßig, adäquat, sehr gut, selbst eine ordinale Messung verlangt zumindest semantisch gleiche Abstände zwischen den Kategorien. Sehr schlecht, schlecht, mittelmäßig, gut, sehr gut, das ist eine ordinale Skala, die man auswerten kann, weil man argumentieren kann, dass die Kategorien in einem gleichen Verhältnis zueinander stehen. Aber wie ist das Verhältnis von “adäquat” zu “sehr gut” bzw.  zu unzureichend? Trennt adäquat mehr von sehr gut als von unzureichend oder weniger? Und mäßig? Mäßig ist weniger als adäquat und weniger als sehr gut, aber ist das, was mäßig weniger ist als sehr gut, äquivalent zu dem, das mäßig mehr ist als unzureichend?

Grausam.

Und es wird noch grausamer, denn die Autoren behandeln diesen Junk metrisch und rechnen Odd Ratios im Rahmen einer logistischen Regression, wie sie sagen, was insofern seltsam ist, als logistische Regressionen erwartete Veränderungen im “beta”, also im β der Regressionsgleichung:

angeben. Aber wir wollen nicht päpstlicher sein als der Papst und nur darauf hinweisen, dass auch dann, wenn man wie die Autoren im vorliegenden Fall die Junk-Kategorien, die rechts in der Tabelle dargestellt sind, in schlecht [=ungenügend und mäßig] und gut [= adäquat und sehr gut] zusammenfasst, das ursprünglich Problem, dass Junk gemessen wurde, damit nicht gelöst ist. Aber natürlich hat man nun eine dichotome Variable, die als abhängige Variable in eine logistische Regression gestopft werden kann und auf deren Basis jedes Statistikprogramm der Welt ein Ergebnis produziert, ob sinnvoll oder nicht ist eine ganz andere Frage.

So ein Ergebnis:

Die abhängige Variable, das, was in Tabelle 2 erklärt werden soll, ist irgend eine Art von “Selbsteinschätzung des Impfwissens”, die sich mit den Kategorien “schlecht vorbereitet” und “gut vorbereitet” in Verbindung bringen lässt. Wenn Sie irgendeine Art von Impfwissen kennen, das in schlechter und guter Vorbereitung resultiert, dann geben Sie uns Bescheid. Die Autoren haben irgendetwas gerechnet, in der Hoffnung, dass dieses Irgendwas Staunen hervorruft, obschon sie selbst nicht so genau wissen, was sie da gerechnet haben:

“In multivariablen logistischen Regressionsanalysen war die Wahrscheinlichkeit, das eigene Impfwissen gut einzuschätzen, erhöht bei männlichen Medizinstudierenden, bei Studierenden mit erfolgter Influenza-Impfung und bei praktischer Impferfahrung (Tabelle 2).”

Die Autoren reden von einer Einschätzung des eigenen Impfwissens und verweisen auf Tabelle 2, in der indes eine Vorbereitung auf was auch immer erklärt wird. Sie reden von “multivariaten logistischen Regressionsanalysen”, obschon es in Tabelle 2 genau EINE multivaraite Regressionsanalyse gibt und eine “univariate”. Solche hingekotzte Art ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass einer der Autoren meinte: “Haben wir nicht auch ein paar Daten, mit denen man etwas zu Impfung machen kann, etwas, aus dem sich dann weitreichende Konsequenzen ableiten lassen, politisch gefügsame natürlich, mit denen man sich einschleimen kann”. Und die Antwort war, ja, wir haben da welche.

Ähnlich hingekotzt, wie die Interpretation der angeblichen Ergebnisse ist auch die Diskussion derselben:

“Ein Drittel der Medizinstudierenden schätzten ihr Impfwissen als mäßig oder unzureichend ein. Insbesondere fühlten sie sich, ähnlich einer französischen Studie, nicht ausreichend auf die Patientenkommunikation bezüglich Impfrisiken und den professionellen Umgang mit Impfgegnern vorbereitet (2). Grundlegende kommunikative und praktische Fertigkeiten in der Impfprävention sollten bereits im Medizinstudium erworben werden, da sie im praktischen Jahr und in der überwiegend im klinisch-stationären Bereich durchgeführten Facharztweiterbildung nur begrenzt vermittelt werden können.”

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Weil ein Drittel der Medizinstudenten denkt, nur mäßig oder unzureichend über Impfungen Bescheid zu wissen, deshalb empfehlen die Autoren grundlegende kommunikative und praktische Fertigkeiten zu trainieren, nicht etwa mehr Wissen über Impfung zu vermitteln. Im Bemühen, den Zeitgeist zu reiten, ist zwischenzeitlich aus einem “Patienten, der die Impfung verweigert”, ein Impfgegner geworden. Das ist ein individualistischer Fehlschluss, in Tateinheit mit dem Fehlschluss der Bejahung des Konsequent in Tatmehrheit mit ideologischem Arschkriechen. Wir haben im übrigen versucht, mit der französischen Studie, die nicht ausreichend auf “Patientenkommunikation” vorbereitet ist, ein Interview zu führen, was indes an der Sprachlosigkeit der Studie gescheitert ist.

Der Begriff “Impfgegner” hat die in aller Gefügsamkeit einschleichende Intention der Autoren bereits deutlich gemacht. Und ist der Ruf erst ruiniert, kann man ganz ungeniert fordern, dass Medizinstudenten gefälligt geimpft, nein, zum Impfen genudged werden.

“Trotz insgesamt positiver Impfeinstellung war nur etwa die Hälfte der Medizinstudierenden gegen Influenza geimpft. Eine verbesserte Impfausbildung kombiniert mit Impfprogrammen – speziell für Studierende – könnte zur Steigerung der Impfraten bei Medizinstudierenden beitragen (5).

Falls Sie die Tatsache, dass die Medizinstudenten ausgerechnet gegen Influenza geimpft werden sollen, also gegen etwas, von dem ihnen nun kaum Gefahr droht, irritiert, gedulden Sie sich noch ein wenig, bis die Stärken und Schwächen diskutiert sind:

“Stärken unserer Studie sind die hohe Teilnehmerzahl und -rate sowie die flächendeckende Durchführung in Bayern. Eine Limitation ist das Fehlen einer objektiven Prüfung des Impfwissens. Möglicherweise nahmen Studierende mit größerem Impfwissen eher an der Studie teil. Andererseits ist von einer Verbesserung des Impfwissens durch die COVID-19-Pandemie auszugehen.

Die COVID-19-Pandemie und die aktuellen Flüchtlingsbewegungen erhöhen die Notwendigkeit eines standardisierten Lehrplans für ein eigenes Fach Impfprävention zur Verbesserung der Impfausbildung im Medizinstudium.”

Qualität wird überbewertet. Quantität ist gut, so lernen wir, obschon man zweifeln kann, dass eine Studie unter mental Zurückgebliebenen wirklich Aufschlüsse über Mensa-Mitglieder erbringt. Aber das ist eine andere Frage. Kritisch geben sich die Autoren zu bedenken, dass man nicht getestet habe, ob die Studenten, die ihr Impfwissen einschätzen, es in einer Weise einschätzen, die äquivalent zu ihren Kenntnissen ist. Ein valider Kritikpunkt und die harmloseste Art und Weise, in der man dem eigenen Leser beibringen kann, dass selbst die Autoren der Ansicht sind, sie hätten Junk Science produziert. Man darf eben nicht wählerisch sein, wenn man Trittbretter besteigen will. Indes, Sie haben gar keine Junk Science produziert, denn die COVID-Pandemie hat dazu geführt, dass das Impfwissen unter Studenten größer geworden ist. Auf den Junk, den die Autoren gemessen haben und hier berichten, hat dies indes keinen Einfluss, denn ihre Fragebögen wurden im Sommersemester 2018 und im Windersemester 2018/19 ausgefüllt. Da gab es COVID und SARS-CoV-2 noch nicht…, zumindest offiziell noch nicht.

Zu dumm.

Aber all das hindert die Autoren nicht daran, ihr letztes Anliegen an den Leser zu bringen. Ein standardisierter Lehrplan und ein eigenes Fach “Impfprävention” sei notwendig. Heureka. Der Absatz für die guten Spritzbrühen der bekannten Hersteller, er wird auch in Zukunft gesichert: Schützenhilfe aus Bayern ist sicher. Vielleicht gibt es im Gegenzug ein paar Forschungsmillionen aus der Goldgrube in Mainz?

Bleibt noch nachzutragen, wer für den besprochenen Junk verantwortlich ist:

Roberts, Kimberly; Streng, Andrea; Göttler, David; Hartmann, Katrin; Peter-Kern, Martina; Roggendorf, Hedwig; Bogdan, Christian; Jilg, Wolfgang; Plentz, Annelie; Hübner, Johannes; Schober, Tilmann & Liese, Johannes (2022). Selbsteinschätzung von Medizinstudierenden zu Impfwissen und Qualität der Impfausbildung. Deutsches Ärzteblatt.



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