“Allererste Ausbrüche” des Marburg Virus: Die WHO-Diktion, um Panik zu schüren – Geschichte und Verbreitung des Marburger Virus

Bis 1967 war es unbekannt und offenkundig so selten, dass es nicht aufgefallen ist: Das Marburg Virus.

Gemeint ist ein enger Verwandter von Ebola, beides Filoviren, der erstmals in Marburg ausgebrochen ist. 29 Menschen haben sich damals mit dem Marburg Virus infiziert, 7 sind an der Marburg Virus Krankheit, einem hämmorhagischen Fieber verstorben. Da alle Opfer in einem Marburger Labor arbeiteten oder mit einem dort Arbeitenden bekannt waren, könnte das Marburg Virus einer der ersten Laborflüchtlinge sein, indes scheint das Virus nach Marburg importiert worden zu sein, und zwar in Form von grünen Meerkatzen aus Uganda, die in Marburg ermordet wurden, um an Nierenzellen heranzukommen. Die Meerkatzen haben sich offenkundig gerächt. Dass grüne Meerkatzen für den Ausbruch der Marburg Virus Krankheit verantwortlich sind, dass wurde nicht nur daraus geschlossen, dass 2 Beschäftigte in einem Labor in Belgrad, die ebenfalls grüne Meerkatzen aus Uganda erhalten hatten, mit der Marburg Virus Krankheit daniederlagen, das Pathogen, der vriale Strang  des Marburg Virus, es wurde auch von einer Forschergruppe um Christian Kunz und Robert Kissling identifiziert, und zwar in erstaunlich kurzer Zeit:

Nilflughund (Rousettus aegyptiacus)

Kissling, Robert E., Roslyn Q. Robinson, Frederick A. Murphy, and Sylvia G. Whitfield (1968). Agent of disease contracted from green monkeys.” Science 160(3830): 888-890.

Kunz, Ch, H. Hofmann, W. Kovac, and L. Stockinger (1968). Biologische und morphologische Charakteristika des Virus des in Deutschland aufgetretenen ‘‘Hämorrhagischen Fiebers’.” Wien Klinisches Wochenschreiben 80: 161-162.

Siegert, R., H. L. Shu, H. L. Slenczka, D. Peters, and G. Müller (1968). The aetiology of an unknown human infection transmitted by monkeys (preliminary communication). German medical monthly 13(1): 1-2.

Slenczka, Werner, and Hans Dieter Klenk (2007). Forty years of Marburg virus.” The Journal of infectious diseases 196(Supplement): S131-S135.

Da war es nun, das neue, ziemlich tödliche Virus.
Seitdem hat Marburg in der Virenwelt keinen guten Namen, steht vielmehr für eine Krankheit, die Marburg und die dortige Universität mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen in Verbindung gebracht hat, und das lange bevor an der dortigen Universität Gender Studies angeboten wurden.

Nach dem ersten Ausbruch in Marburg [und Belgrad] hat sich das Marburg Virus darauf beschränkt, an der Stätte seines vermeintlichen Ursprungs, Lücken in die Bevölkerung zu schlagen, wobei heftige Ausbrüche erst zum Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre zu verzeichnen sind, und zwar in der Demokratischen Republik Kongo und in Angola mit 154 bzw. 374 Infizierten und einer Sterberate von 83% bzw. 88%, Seit dem bislang heftigsten Ausbruch in Angola ist das Marburg Virus wieder in den Untergrund gegangen und tauchte bis zum Jahr 2021 nur noch in Uganda oder in Verbindung mit Uganda (je eine Personen, die nach einem Besuch der Python Cave im Maramagambo Forest, Uganda, in die USA bzw. in die Niederlande zurück gereist ist, und das Marburg Virus als Gastgeschenk mitgebracht hat) auf.

Quelle: WHO

 

Und nun, in der post-pandemischen Zeit ist es wieder da, und zwar in einer Gegend, in der es bislang noch nicht gesehen wurde (oder vielleicht doch?): in Äquatorialguinea und in Ghana. Stellt man den neuerlichen Ausbrüchen, die bisherigen Ausbrüche graphisch gegenüber, dann ergibt sich folgendes Bild:

Brauburger et al. (2012).

Brauburger, Kristina, Adam J. Hume, Elke Mühlberger, and Judith Olejnik. “Forty-five years of Marburg virus research.” Viruses 4, no. 10 (2012): 1878-1927.

Die roten Kreise  [Abbildung rechts] identifizieren die Orte der bislang heftigsten Ausbrüche. Der lila Kreis gibt die Herkunft der grünen Meerkatzen an, die 1967 in Marburg zum ersten Ausbruch des Marburg Virus geführt haben. Die hellblau hinterlegten Flächen zeigen die Verbreitung des Nilflughunds (Rousettus aegyptiacus, Egyptian Fruit Bat] an, die als Reservoir für das Marburg Virus identifiziert wurde. Wie gewöhnlich sind die Fledermäuse nur die Überbringer der schlechten Nachricht, ihnen selbst kann das Marburg Virus nichts anhaben und auch eine Übertragung auf Menschen ist nicht so einfach, dazu ist eine lange Exposition, ein langer Aufenthalt in einer Höhle, z.B. der Python Cave im Maramagambo Forest, Uganda, notwendig. Der Übertragungsweg zwischen Menschen entspricht dem, den auch der zweite Filovirus, EBOLA, wählt: Körpersäfte. Dabei ist das Virus nicht wählerisch, jeder Körpersaft, von Speichel über Blut bis Muttermilch ist als Transportmedium geeignet und auch als solches bislang nachgewiesen worden.

Bleiben wir noch ein wenig bei diesem Nachweis. Abgesehen vom Ausbruch in Marburg und in Belgrad konnte die Primärinfektion mit dem Marburg Virus bislang immer auf einen längeren Aufenhalt in einer Höhle, in der Fledermäuse ihr Zuhause hatten, zurückverfolgt werden. Da Rousettus aegyptiacus, der Nilflughund in den Höhlen, die als Ausgangspunkt von Erkrankungen mit dem Marburg Virus identifiziert wurden, heimisch ist, ist er über kurz oder lang in den Fokus der Forscher geraten und im Jahr 2007 als Wirt für das Virus identifiziert worden:

Towner, Jonathan S., Xavier Pourrut, César G. Albariño, Chimène Nze Nkogue, Brian H. Bird, Gilda Grard, Thomas G. Ksiazek, Jean-Paul Gonzalez, Stuart T. Nichol, and Eric M. Leroy (2007). Marburg virus infection detected in a common African bat.PloS one 2(8): e764.

Swanepoel, Robert, Sheilagh B. Smit, Pierre E. Rollin, Pierre Formenty, Patricia A. Leman, Alan Kemp, Felicity J. Burt et al. (2007). Studies of reservoir hosts for Marburg virus.Emerging infectious diseases 13(12): 1847.

Wie die Karte oben rechts zeigt, ist Rousettus aegyptiacus auch in Äquatorialguinea und in Ghana heimisch, was den derzeitigen Ausbruch, den Dr. Tedros so gefährlich findet, dass er vor pandemischen Folgen warnt, erklären kann.

Bislang sind für Ghana 4 mit Marburg Virus Infizierte gemeldet worden, von denen drei zwischenzeitlich verstorben sind. Für Äquatorialguinea hat es sich die ARD-Tagesschau nicht nehmen lassen, die Alarmglocke zu schlagen, fast so, als wäre in Äquatorialguinea ein Güterzug entgleist und tausende Tonnen giftige Chemikalien wären in einen Fluss geflossen, aus dem 10% der Bevölkerung des Landes ihr Trinkwasser beziehen. Aber das ist natürlich in den USA  geschehen und nicht weiter berichtenswert. Berichtenswert ist:

“Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals einen Ausbruch des Marburg-Virus in Äquatorialguinea bestätigt. Neun Menschen seien gestorben, und es gebe 16 weitere mutmaßliche Fälle mit Symptomen wie Fieber, Erschöpfung, Durchfall und Erbrechen, teilte die WHO mit.
[…]
Die neun Todesfälle seien zwischen dem 7. Januar und dem 7. Februar festgestellt worden, erläuterte Minister Ondo’o Ayekaba. Zudem werde noch ein “verdächtiger” Todesfall vom 10. Februar untersucht.”

Die Meldung, deren Vorbild die entsprechende Pressemeldung der WHO ist, die in manchen Teilen ins Deutsche übertragen wurde, liest sich bei der WHO so:

“Equatorial Guinean health authorities sent samples to the Institut Pasteur reference laboratory in Senegal with support from World Health Organization (WHO) to determine the cause of the disease after an alert by a district health official on 7 February. Of the eight samples tested at Institut Pasteur, one turned out positive for the virus. So far nine deaths and 16 suspected cases with symptoms including fever, fatigue and blood-stained vomit and diarrhoea have been reported.

[…]

“Marburg is highly infectious. Thanks to the rapid and decisive action by the Equatorial Guinean authorities in confirming the disease, emergency response can get to full steam quickly so that we save lives and halt the virus as soon as possible,” said Dr Matshidiso Moeti, WHO Regional Director for Africa.”

Wir empfehlen Dr.  Matshidiso Moeti, den Regionaldirektor der WHO ihrer Aufmerksamkeit, denn Dr. Moeti, der hier über den “first-ever outbreak of Marburg virus disease” in Äquatorialguinea spricht, hat in der Vergangenheit Folgendes gesagt:

“Without immediate and decisive action, highly infectious diseases like Marburg can easily get out of hand. Today we can point to the growing expertise in outbreak response in Guinea and the region that has saved lives, contained and averted a spill-over of the Marburg virus,” said Dr Matshidiso Moeti, WHO Regional Director for Africa.

Dr. Moeti erklärt hier den allerersten Ausbruch des Marburg Virus in Guinea für beendet, und zwar weitgehend in den selben Worten, was den Verdacht nahelegt, dass es einen WHO-Satz-Baukasten für entsprechende Gelegenheiten gibt, Der allererste Ausbruch des Marburg Virus in Guinea, den Dr. Moeti im zweiten Zitat beendet, der stammt aus dem August 2021. Der neuerliche allererste Ausbruch, nun in Äquatorialguinea, nicht in Guinea, ist somit ein weiterer allererster Ausbruch, so wie der Ausbruch in Ghana ein allererster Ausbruch ist. Das klingt einfach gut, gefährlich, nach furchtbarem, tödlichem Virus, nach etwas, auf das sich Bill Gates scheinbar freut [Mit Dank an Tom aus Texas]. Beachten Sie das Grinsen von Bill und, wer auch immer hier mitgrinst, die offenkundig diebische Vorfreude auf das nächste Virus, das mehr “Aufmerksamkeit erfahren werde” als das lasche SARS-CoV-2, wie Bill grinsend verkündet.

Quelle

Faces of stupidity or faces of evil?

SciFi

Die allerersten Ausbrüche des Marburg Virus in Afrika sind, wenn man sich die Tabelle oben in Erinnerung ruft, seit Ende der 1990er Jahre gar nicht so selten, wie es das Wort “allererster” nahelegt, fast, dass sie zur Regel werden und man sich fragen müsste, warum sie das werden, wenn man die Antwort wissen wollte. Fügen wir dieser Beobachtung an, dass die WHO von acht Proben aus Äquatorialguinea berichtet, von denen eine positiv auf das Marburg Virus getestet wurde, sieben also nicht. Was die Frage aufwirft, in welchem Verhältnis die sieben negativen Proben zu den neun Toten stehen, die entweder nicht auf Marburg Virus getestet oder negativ getestet wurden.

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Indes eignet sich das Marburg Virus ohnehin nicht als Pandemiebringer, das wurde anlässlich des “allerersten Ausbruchs” des Marburg Virus in Guinea im Jahre 2021 deutlich: Ein Infizierter hatte Kontakt mit 170 Leuten, denen das Prädikat “in hoher Gefahr, sich angesteckt zu haben” zugeschrieben und die deshalb in Quarantäne gesteckt wurden. Keiner der 170 engen Kontakte des Primärinfizierten hat sich mit dem Marburg Virus infiziert.

Indes, und das bringt uns zurück zur Chronologie der Ausbrüche: Die Sterbewahrscheinlichkeit bei Infektion liegt irgendwo zwischen 23% und 100%, wobei der Trend zu höherer Sterblichkeit zu gehen scheint. Der bislang größte Ausbruch in Uganda aus dem Jahre 2012 hat es mit 15 Infizierten und 4 Toten nur auf eine Case Fatality Rate von 27% gebracht und ist somit hinter den 50% Sterberate aus dem Jahre 2007, dem Jahr des “allerersten Ausbruchs” in Uganda, zurückgeblieben. Dagegen waren in Angola im Jahr 2005 von 374 Infizierten 329 an der Marburg Krankheit verstorben, eine Sterberate von 88%, während der Ausbruch, der von 1998 bis 2000 in der Demokratischen Republik Kongo stattgefunden hat, 128 Tote unter 154 Infizierten gefordert hat (83% Sterberate). In all den Fällen, in denen die Sterblichkeit bei 100% liegt, kann man davon ausgehen, dass Primärinfizierte verstorben sind, was noch einmal deutlich macht, dass es gar nicht so einfach ist, den Marburg Virus, den man mit sich herumschleppt, über körpereigene Säfte an den Mann oder die Frau zu bringen. Das Marburg Virus ist nicht das Material, aus dem eine Pandemie wird, jedenfalls dann nicht, wenn nicht mit gain-of-function Research nachgeholfen wird, um das spröde Virus verbreitbarer zu machen.

Beenden wir diesen Post, der einmal mehr Teil einer derzeit bei uns laufenden Recherche ist, mit dem Hinweis, dass es bislang keinen Impfstoff gegen das Marburg Virus gibt. Indes hat die European Medicines Agency im Mai 2020 Zabdeno (Ad26.ZEBOV) einen Impfstoff, der ein Adenovirus als Träger nutzt, und Myabea (MVA-BN-Filo) zugelassen, die beide gegen Ebola wirken sollen. Da Ebola eine andere Variante von Filovirus und resultierendem Hämmorhagischen  Fieber ist, könnte Myabea auch gegen das Marburg Virus effektiv sein, könnte, muss nicht.

Dass eine Erkrankung am Marburg Virus nichts zum Lachen ist, zeigt die Abfolge der Symptome, die Erkrankte entwickeln:

  • Die Inkubationszeit beträgt zwischen 3 und 21 Tagen, in der Regel 5 bis 10 Tage. Die Dauer der Inkubationsphase hängt mit der Ladung Marburg-Virus zusammen, die übertragen wurde.
  • Zu Beginn hat ein am Marburg Virus Erkrankter hohes Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Mattigkeit, fühlt sich elendiglich. Es folgen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
  • Nach vier bis fünf Tagen schwellen Lymphknoten und Schleimhäute, es stellen sich Sprachschwierigkeit und eine Entzündung von Hals und Rachen ein.
  • Es folgt ein knötchenförmiger Hautausschlag, das Erkennungszeichen der Marburg Virus Krankheit, Leukopenie und Thrombozytopenie.
  • Hohes Fieber ist in den meisten Fällen eine Konstante, die mit der Zeit um neuronale Symptome von Verwirrtheit, Aggression oder eine Entzündung des Gehirns ergänzt wird.
  • Die Mehrzahl der Patienten erleidet im nächsten Stadium das, was die Einordnung als hämmorhagische Krankheit rechtfertigt: Blutungen in Schleimhäuten, blutigen Urin, Blut im Stuhl, Erbrechen von Blut und Einblutungen unter der Haut.
  • Im letzten Stadium werden Milz, Leber und Nieren in Mitleidenschaft gezogen, die Todesursache ist in den meisten Fällen ein Multiorganversagen.

Schon gut, dass diese Krankheit bei weitem nicht so ansteckend ist, wie COVID-19 oder gar Influenza… bislang nicht…


 

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