“Mütterliche” und “väterliche Erziehung”: Sinnvolles Konzept oder deutscher Schwulst?
Wolfgang Tischner hat in einem Sammelband zum Thema „Konfrontative Pädagogik“ einen interessanten Beitrag veröffentlicht. Der Beitrag ist wichtig, setzt er doch einen Kontrapunkt zur in Deutschland unter vielen Pädagogen herrschenden Überzeugung, Erziehung erledige sich eigentlich von selbst. Man müsse gar nicht erziehen, denn das einem Kind inhärente Wesen werde sich schon von selbst zu Gutem ausprägen – tut es das nicht, ist die Gesellschaft schuld. In den Worten von Tischner bezeichnet dies eine Variante von Erziehung, die „in ihrer extremen Variante, Erziehung in ihrem Kern abschaffen [will] und das Erwachsenwerden des Kindes der Selbstentfaltung und Selbstregulation seiner Kräfte überlassen zu können [glaubt]. Jede gegenwirkende erzieherische Intervention … wird in völlig lebensfremder Weise abgelehnt, der Umgang des Erwachsenen mit dem Kind, der einen ‚partnerschaftlichen‘ Charakter haben soll, auf verständnisvolles Bestätigen und unterstützende Akte reduziert“ (Tischner, 2010, S.63).
Gegen diese Form der Erziehung setzt Tischer eine Erziehung, die Kindern Grenzen zieht, auf die Einhaltung von Normen dringt, und das Verhalten von Kindern an gesellschaftlichen Regeln ausrichtet: „… Kinder und Jugendliche benötigen einen besonders klaren und verbindlichen Ordnungsrahmen“, der ihnen „Halt und Orientierung“ gibt. Die Verbindlichkeit dieses Ordnungsrahmens, so Tischner weiter, könne nur gewährleistet werden, wenn auf jeden Verstoß gegen ihn mit aller Deutlichkeit reagiert werde (Tischer, 2010, S.70).
Den beiden Erziehungsstilen, die Tischner identifiziert, ordnet er im Rahmen seines Beitrags eine Reihe von Attributen zu: den erstgenannten Erziehungsstil nennt er die „mütterliche Seite der Erziehung“, den letztgenannten Erziehungsstil die „väterliche Seite der Erziehung“. Es zeichnet die mütterliche Seite der Erziehung nach Ansicht von Tischner aus, dass sie „das Kind prinzipiell mehr in seiner Individualität und seinem subjektiven Eigenleben, dem sie fortwährend in einfühlender und bestätigender Weise auf der Spur ist, um es zu pflegen und zu bewahren“ sieht (Tischner, 2010, S.63). Es zeichnet die väterliche Seite der Erziehung aus, dass sie auf die Willensbildung durch die Gemeinschaft für die Gemeinschaft ausgerichtet sei. Väterliche Erziehung hat somit einen betont kollektivistischen Impetus. Väterliche Erziehung zieht Grenzen und bereitet „das Kind … auf die in späteren Jahren immer stärker an es herandrigenden Anforderungen des öffentlichen Lebens vor“ (Tischner, 2010, S.63).
Dieser Gegensatz zwischen einer individualistisch-mütterlichen Erziehung und einer kollektivistisch-gemeinschaftlich väterlichen Erziehung scheint mir mehr dem deutschen Schwulst u.a. eines Friedrich Schleiermacher, von dem sich Tischner inspirieren lässt, geschuldet zu sein, als dass es sich in der Realität finden lassen würde.
Tischner geht davon aus, dass die deutsche Realität in Gesellschaft und vor allem in der Pädagogik durch eine Hegemonie der mütterlichen Erziehung geprägt ist, die sich folglich in einer Individualisierung und Verhätschelung von Kindern niederschlagen soll. Während man z.B. im Jugendstrafrecht, in dessen Rahmen ein Jugendlicher erhebliche Mühe aufwenden muss, um erst nach Begehung einer erheblichen Anzahl von Straftaten überhaupt mit einer ernsthaften Sanktion belegt zu werden, eine Verhätschelung wie von Tischner beschrieben, finden kann, ist es mit der Individualisierung nicht so weit her. Dies zeigt sich bereits daran, dass sich die Fürsorge der mütterlich Hegemonialen vornehmlich auf Mädchen erstreckt und Nachteile von Jungen, wie z.B. bei der Schulbildung unbeeindruckt hingenommen werden. Da ist eine kollektivistisch-differenzierende „hegemoniale Mütterlichkeit“, nicht eine individualistisch sich kümmernde „hegemoniale Mütterlichkeit“. Zudem stellt sich die Frage, ob eine biologische Fundierung von Erziehung, eine Trennung in eine Sphäre der „Mütterlichkeit“ und eine Sphäre der „Väterlichkeit“ überhaupt Sinn macht, ob es, anders formuliert, nicht sinnvoller wäre anzunehmen, dass herrschende Erziehungsstile Ergebnis einer spezifischen Konstellation von Interessen sind, die weniger an „väterlichen“ oder „mütterlichen“ Biologismen als an handfesten Vorteilen für die Durchsetzung der eigenen Interessen interessiert sind.
Entsprechend hätte z.B. in der Pädagogik einfach ein Wachwechsel stattgefunden. Während Erziehung früher als Normen durchsetzende Tätigkeit angesehen wurde und wer in der Erziehungsindustrie voran kommen wollte, gut daran getan hat, sich an der Durchsetzung von Normen zu beteiligen, hat im Verlauf der letzten Jahrzehnte eine kindlich-naive Welle Erziehung zur eingriffsfreien Zone umgedeutet und damit eigentlich ad absurdum geführt. Wer also heute in der Erziehungsindustrie vorankommen will, tut gut daran, sich als offen, guter Kumpel und überhaupt nicht hegemonial bevormundend zu geben.
Stützen kann man diese Hypothese damit, dass die letzten Jahrzehnte einen Boom pädagogischer Programme gesehen haben: Kinder werden schon im Vorschulalter nach ihrer Tauglichkeit in Gruppen geteilt und sozial-, oder sonderpädagogischen Maßnahmen zugeführt. Im Verlauf der Schulzeit werden sie für Unauffälligkeit prämiert, fallen sie in der ein oder anderen Weise auf, dann werden sie zum Fall für den Schulpsychologen oder zum Gegenstand einer sonderpädagogischen Behandlung auf der Sonderschule. Kinder und Jugendliche, die gegen strafrechtliche Normen verstoßen, sind ein gefundenes Fressen für Pädagogen aller Art, die ihre Konzepte der Erlebnispädagogik, der konfrontativen Pädagogik, der Kuschelpädagogik und welcher Pädagogik auch immer an ihnen ausprobieren und sich selbst damit ein Auskommen schaffen. Jugendliche fallen Weiterbildungs-Trägern zum Opfer, die häufig unbrauchbare Inhalte vermitteln, die die entsprechenden Jugendlichen Zeit kosten, aber ihnen keinen besseren Stand auf dem Arbeitsmarkt verschaffen, und wer sich in den Beruf gerettet hat, wird von Pädagogen und Coaches verfolgt, die sich um seine Gesundheit, seine Teamfähigkeit, sein Verhalten am Arbeitsplatz oder sein nichtvorhandenes Engagement für seine Familie sorgen, wobei vor allem in Letzterem vom Schulpsychologen in Übereinstimmung mit dem Familientherapeuten der Grund dafür gesehen wird, dass das mittlerweile vorhandene Schulkind sich auf dem Schulhof geprügelt hat. Dieser Zustand ist besser mit einer Pädagogisierung der Gesellschaft beschrieben als mit hegemonialer Mütterlichkeit und dass Inhalte sich als erfolgreich erwiesen haben, die eher die stereotypen Erwartungen an „Mütterlichkeit“ als die stereotypen Erwartungen an „Väterlichkeit“ erfüllen, liegt nach meiner Auffassung daran, dass die vermeintlichen mütterlich-pädagogischen Interventionen aufgrund ihrer nicht vorhandenen Ausrichtung an einem sichtbaren Ergebnis nicht auf ihre Nützlichkeit evaluiert werden können. Wenn versucht wird, durch ein pädagogisches Programm die Einhaltung von Normen zu gewährleisten, dann lässt sich der Erfolg des Programms leicht daran messen, dass die entsprechenden Normen auch eingehalten werden. Wenn dagegen im Rahmen eines erlebnispädagogischen Projekts, straffällige Jugendliche Spaß im Zeltlager haben und auch „gut über den Film „Wut“ diskutiert haben, hinterher aber dennoch damit fortfahren, straffällig zu sein, dann ist nicht das pädagogische Programm gescheitert, sondern der individuelle Jugendliche wird einfach als uneinsichtig gestempelt. Entsprechend besteht der Unterschied zwischen den beiden Pädagogiken nicht darin, dass die eine väterlich, die andere mütterlich ausgerichtet ist, der Unterschied besteht darin, dass erstere sich an Kriterien ausrichtet und messen lässt, während letztere es ablehnt, überhaupt Kriterien gelten zu lassen – was insofern optimal ist als man sich selbst ein pädagogisches Auskommen schaffen kann, ohne an Maßstäben wie Erfolg, Wirksamkeit oder gar gesellschaftlicher Nutzen gemessen zu werden.

Entsprechend läuft die gute Idee Tischners, deren Einzug in die Pädagogik Deutschland auf den Stand dessen heben würde, was international als feststehendes Wissen gilt (Bornstein (2010); Lamb (2004) vor allem Seite 4; Roopnarine & Carter, 2002), Gefahr im biologistischen Schwulst unterzugehen, was umso bedauerlicher ist als es auch in Deutschland bereits seit langem vorliegende Forschungsergebnisse gibt, die zeigen, dass soziale Lagen mehr als alles andere für die von Individuen genutzten Strategien und daraus resultierende Interessen verantwortlich sind. So hat bereits Max Horkheimer in seiner Untersuchung über die Familie Folgendes festgestellt: „In doppelter Weise stärkt die familiale Rolle der Frau die Autorität des Bestehenden. Als abhängig von der Stellung und vom Verdienst des Mannes ist sie darauf angewiesen, dass der Hausvater sich den Verhältnissen fügt, unter keinen Umständen sich gegen die herrschende Gewalt auflehnt, sondern alles aufbietet, um in der Gegenwart vorwärts zu kommen. Ein tiefes ökonomisches, ja physiologisches Interesse verbindet die Frau mit dem Ehrgeiz des Mannes, vor allem ist es ihr jedoch um die eigene ökonomische Sicherheit und die ihrer Kinder zu tun (Horkheimer, 1987 [1936], S.68)“. Heute, da der Staat an die Stelle des Hausvaters getreten ist und das Jugendamt die Auszahlung staatlicher Transferleistungen von permissivem Verhalten abhängig macht, richtet sich das Interesse von allen, die am staatlichen Tropf hängen, seien es die Empfänger staatlicher Leistungen, seien es die pädagogischen Projektanbieter darauf, im Einklang mit den nun geforderten Erziehungsidealen zu stehen. Dies macht überdeutlich, dass die herrschenden Erziehungsideale Ausdruck von Interessenlagen sind, die mit „mütterlichen“ und „väterlichen“ Seiten von Erziehung rein gar nichts zu tun haben. Daher wäre es gut, Wolfgang Tischner würde seine guten und wichtigen Ideen vom deutschen Muff befreien.
Auf den Stand der internationalen Diskussion hat mich Dr. habil. Heike Diefenbach versetzt, die sich einmal mehr als wandelndes wissenschaftliches Kompendium erwiesen hat.
Literatur
Bornstein, Marc H. (ed.)(2010). Handbook of Cultural Developmental Science. New York: Taylor & Francis.
Horkheimer, Max (1987 [1936]) Theoretische Entwürfe über Autorität und Familie. Allgemeiner Teil. In: Horkheimer, Max, Fromm, Erich & Marcuse, Herbert (Hrsg.): Studien über Autorität und Familie. Forschungsberichte aus dem Institut für Sozialforschung. Lüneburg: Dietrich zu Klampen Verlag, S.3-76.
Lamb, Michael E. (ed.) (2004). The Role of the Father in Child Development. Hoboken: Wiley.
Roopnarine, Jaipaul L. & Carter, D. (2002). Parent-Child Socialisation in Diverse Cultures. Annual Advances in Applied Developmental Psychology. Norwood: Ablex.
Tischner, Wolfgang (2010). Konfrontative Pädagogik – Die vergessene ‚väterliche Seite‘ der Erziehung. In: Weidner, Jens & Kilb, Rainer (Hrsg.). Konfrontative Pädagogik. Konfliktbearbeitung in Sozialer Arbeit und Erziehung. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften, S.61-85.
Bildnachweis: My Bookreview
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Replik auf:
MICHAEL KLEIN: „Mütterliche“ und „väterliche Erziehung“: Sinnvolles Konzept oder deutscher Schwulst?
KLEIN kritisiert meine Differenzierung von Erziehung in eine „mütterliche“ und eine „väterliche Seite“, welche ich im Zusammenhang der Erörterung einer Konfrontativen Pädagogik getroffen habe und auf Gedanken des Göttinger Erziehungswissenschaftlers HERMAN NOHL zurückgeht. Für KLEIN stelle sich „die Frage, ob eine biologische Fundierung von Erziehung, eine Trennung in eine Sphäre der ‚Mütterlichkeit’ und eine Sphäre der ‚Väterlichkeit’ überhaupt Sinn macht, ob es, anders formuliert, nicht sinnvoller wäre anzunehmen, dass herrschende Erziehungsstile Ergebnis einer spezifischen Konstellation von Interessen sind, die weniger an ‚väterlichen’ oder ‚mütterlichen’ Biologismen als an handfesten Vorteilen für die Durchsetzung der eigenen Interessen interessiert sind.“ Als Grund für die getroffene Unterscheidung sieht KLEIN das Walten eines „deutschen Schwulst[es]“ respektive eines „deutschen Muff[s]“.
Mit dem Rekurs auf vermeintlich geschlechtsneutrale „Interessen“ für die Erklärung unterschiedlicher „Erziehungsstile“, für welche das Geschlecht des Erziehenden durchaus von Bedeutung sein könnte, scheint KLEIN in seiner Argumentation manchen Fallstrick der aktuellen Geschlechterdebatte umgehen zu können. Dazu schmiegt er sich elegant dem herrschenden Gender-Mainstream an und macht sich – politisch geradezu vorbildlich korrekt – des Befürwortens einer essentialistischen Lesart von Geschlecht unverdächtig.
KLEIN verkennt jedoch, dass mit dem Ausblenden der Geschlechterdimension für das Erhellen von Bedingungsfaktoren verschiedener erzieherischer Umgangsweisen ein bedeutsamer Verlust an Erklärungstiefe verbunden ist. Durch neuere empirische Forschungsergebnisse nämlich konnte die Bedeutung dieser Dimension für die Erziehung und Entwicklung junger Menschen eindrucksvoll belegt werden.
Die Mainzer Psychologin INGE SEIFFGE-KRENKE etwa weist darauf hin, dass Väter im Vergleich zu Müttern „bei der Erziehung und Entwicklung ihrer Kinder einen besonderen, qualitativ und quantitativ unterschiedlichen Beitrag (distinktive Funktion)“ leisteten „[…] schon von den ersten Lebenstagen an [gehen Väter] spezifisch anders mit Kindern um als Mütter“. Dazu gehöre es unter anderem, Söhne und Töchter, die für Mütter „alles Kinder“ seien, unterschiedlich zu behandeln und dadurch in ihrer jeweiligen Geschlechtsidentität zu bestätigen (2009, 195ff.).
Das Fehlen des Vaters wirkt sich nachweislich besonders negativ auf die Entwicklung des Legalverhaltens speziell von Jungen aus. Nach dem Berliner Psychoanalytiker HORST PETRI (2009, 147) „erreichen besonders vaterlose Jungen ein geringeres moralisches Reifungsniveau“, was eine „ausgeprägtere Neigung zu Regelverletzungen, Grenzüberschreitungen und aggressivem Verhalten, […] nicht selten […] Verwahrlosung und Kriminalität […]“ zur Folge habe.
Doch nicht allein mit diesen Forschungsergebnissen kann der wissenschaftliche Nachweis für die Richtigkeit von NOHLS These als in wesentlichen Teilen erbracht gelten. Auch Resultate empirischer Forschungen zum geschlechtsspezifischen Erziehungsverhalten von Lehrern unter anderem der Oldenburger Soziologin KARIN FLAAKE (1989) und der Potsdamer Lehrerstudie (SCHAARSCHMIDT 2005) bestätigen die von SEIFFGE-KRENKE konstatierten „distinktiven Charakteristiken“ im pädagogischen Umgang von Lehrkräften männlichen und weiblichen Geschlechts mit ihren Schülern.
Völlig unerfindlich schließlich ist, warum KLEIN den von ihm monierten „deutschen Schwulst“ und „Muff“ ausgerechnet mit FRIEDRICH SCHLEIERMACHER in Verbindung bringt, den es bereits in jungen Jahren aus der geistigen Enge der Herrnhuter Brüdergemeinde an die liberale Universität Halle zog, wo er sich intensiv mit der Aufklärungsphilosophie WOLFFS und KANTS auseinandersetzte. SCHLEIERMACHER gilt heute nicht ohne Grund als Begründer der wissenschaftlichen Pädagogik, welche er als ein offenes System auffaßte. Anstelle geschlossener Erziehungslehren vertrat er ein Denken in pädagogischen Antinomien mit dem Ziel des Aufzeigens verschiedener Orientierungsmöglichkeiten angesichts sich widersprechender Optionen im Leben des Edukanden. Von „Schwulst“ und „Muff“, schon gar nicht deutscher Provenienz, also keine Spur!
SCHLEIERMACHER verstand die Welt im ganzen als ein Ineinander von polaren Kräften, die es in einer organisch-dialektischen Schau gedanklich zu erfassen gelte. Bedauerlicherweise ist das dialektische Denken den modernen Sozialwissenschaften – ebenso der modernen Erziehungswissenschaft, die sich seit der von HEINRICH ROTH proklamierten „realistischen Wendung“ (1962) heute ebenfalls als Sozialwissenschaft versteht – nahezu vollständig abhanden gekommen. Seit KLAFKI und DAHMER zum Ende der 60er-Jahre den „Ausgang der Epoche“ der geisteswissenschaftlichen Pädagogik (1968) ausriefen, findet sich die Dialektik als genuin geisteswissenschaftliche Methode, die mit JONAS COHN, THEODOR LITT und JOSEF DERBOLAV ihre Blüte erlebte, in der Pädagogik der Gegenwart nur noch in abseitigen Restbeständen.
So fehlen den Erziehungs- und Sozialwissenschaften heute leider weitgehend die erforderlichen geistigen Werkzeuge, um mit solchen Polaritäten wie männlich und weiblich respektive dem „väterlichen“ und dem „mütterlichen Prinzip in der Erziehung“ angemessen umzugehen, zumal das Thematisieren von Unterschieden zwischen den Geschlechtern gegenwärtig ohnehin verpönt ist, weil es im Zeichen des Gender-Mainstream als politisch unkorrekt gilt.
Abschließend ein Wort zur Apostrophierung von „Schwulst“ und „Muff“ in KLEINS Kritik als „deutsch“: Letztlich sollte die Nationalität eines Gelehrten respektive Wissenschaftlers bei der Bewertung von dessen Erkenntnissen keinerlei Rolle spielen! Weder im positiven noch im negativen Sinne!
Hallo Herr Tischner,
es freut mich, dass Sie sich auf dem Blog “Kritische Wissenschaft” zu Wort gemeldet haben, so dass das Blog seinem Ziel, ein Forum für wissenschaftlichen Austausch zu sein, wieder ein Stück näher gekommen ist.
Replik zur Replik
Die Replik von Wolgang TISCHNER geht aus meiner Sicht am Punkt vorbei. Der Klarheit Willen daher noch einmal die Pfeiler meiner Argumentation:
(1) Ich halte eine Trennung zwischen einer mütterlich individualistischen Spähre und einer väterlich kollektivistischen oder noch schlimmer gemeinschaftlichen Sphäre für deutschen Schwulst, nicht die Trennung in eine mütterliche oder väterliche Sphäre an sich.
(2) Ich bin der Ansicht, im Einklang mit einer Reihe im Text zitierter Forschungsergebnisse, dass die SOZIALE LAGE und die aus der sozialen Lage ableitbaren Interessen weitaus wichtiger sind, um individuelles (Erziehungs-)Handeln zu erklären als pseudo-biologische Unterschiede, die sich am Geschlecht festmachen lassen sollen.
(3) Ich erkläre das Vorherrschen der Kuschelpädagogik in Deutschland als Ergebnis eines weitverbreiteten Opportunismus, der die “interventionsfreie Pädagogik” nicht nur zum akzeptierten Erziehungsstil gemacht hat, sondern der beruflichen Erfolg von der Einhaltung der damit einhergehenden Normen abhängig macht.
(4) Die beschriebene Situation stellt sich für beide Geschlechter in gleicher Weise dar, und meine Argumentation ermöglich es, im Gegensatz zur Argumentation TISCHNERS zu erklären, warum männliche und weibliche Pädagogen in gleicher Weise den Schmusekurs in der Erziehung bevorzugen. Hätte TISCHNER mit seiner biologischen Fundierung der Erziehungsstile recht, dann müsste er erklären können, warum männliche Pädagogen sich in den von ihnen favorisierten Erziehungsstilen so wenig von weiblichen Pädagogen unterscheiden. Anders formuliert wäre zu erklären, wo der väterlich-kollektive Erziehungsstil in einer Pädagogik abgleblieben ist, die sich weitgehend als interventionsfreie “Wissenschaft” versteht.
(5) Zu keinem Zeitpunkt habe ich von geschlechtsneutralen Interessen geschrieben. Geschlecht ist eine oder zumindenst eine Konstituente soziale/r Lage, entsprechend erklären sich Unterschiede im Erziehungshandeln zwischen den Geschlechtern aus der jeweiligen sozialen Lage und den damit einhergehenden Interessen und eben nicht aus einem biologischen Unterschied, der sich im Erziehungsstil niederschlägt. Folglich können die von TISCHNER in seiner Replik berichteten Ergebnisse als Ergebnis unterschiedlicher Erfahrungen gedeutet werden, wie sie Männer und Frauen in einer Gesellschaft machen, in der Geschlecht zum Mantra des täglichen Umgangs geworden ist.
(6) Der Replik unterliegt eine Verkennung dessen, was Gender Mainstreaming ist [mich als Vertreter des Gender Mainstreaming zu bezeichnen, nehme ich TISCHNER persönlich übel, denn er weiß es besser!]. Gender Mainstreaming soll angeblich Gleichheit zwischen den Geschlechtern herstellen. Um Gleichheit zwischen zwei Gruppen herstellen zu können, muss man die Wahrnehmung von Unterschieden haben. Entsprechend ist Gender Mainstreaming ein logisch absurdes Unterfangen, das voraussetzt, was es beseitigen will. Und dies nicht durch Zufall, denn wie ich an anderer Stelle gezeigt habe, basiert Gender Mainstreaming gerade auf einem biologischen Imperativ, auf einem vulgären Biologismus, der davon ausgeht, dass das biologische Geschlecht sich über geheime Pfade in das Denken und Handeln von Menschen einschleicht und dieselben determiniert. Warum sonst sollte man nach Gender Mainstreaming rufen? Wieso sollte man überhaupt auf die Idee kommen, Geschlecht sei eine relevante Kategorie, wenn man nicht die Prämisse hätte, dass das biologische Geschlecht von Menschen deren tägliches Handeln beeinflusst, und zwar in der Weise, dass zwischen den Gruppen, also zwischen Männern und Frauen, weniger Handlungsunterschiede zu beobachten sind, als innerhalb der jeweiligen Gruppen. Diese primitive kollektivistische Sicht schließt sich nahtlos an dem an, was ich deutschen Schwulst genannt habe, und deshalb finde ich das Festhalten an der Trennung “mütterlich-individualistisch” und “väterlich-kollektiv” so schade. Wenn überhaupt eine Zuordnung von kollektivistisch und individuell zu Geschlecht Sinn macht, dann, wie Horkheimer gezeigt hat, in umgekehrter Weise.
Ausserdem glaube ich hinreichend dargelegt zu haben, dass im Zusammenhang mit “mütterlichen Erziehungsstilen” eine Annahme individualistischer Behandlung von Kindern und Jugendlichen weitgehend fehl am Platz ist. Wer die Jugendgerichtshilfe jemals in Aktion gesehen hat, der kommt sicherlich nicht mehr auf die Idee, “mütterliche Erziehung” habe irgend etws mit Individualismus zu tun. So werden die Aussichten von Jugendlichen, abermals straffällig zu werden, von der Jugendgerichtshilfe nicht etwa auf Grundlage individueller Merkmale beurteilt, sondern auf der Grundlage von Kriterien, die sich im Elternhaus und hier vornehmlich beim Vater finden (ein trinkender Vater erhöht die Rückfallwahrscheinlichkeit) usw. Wer je einen Bericht der Jugendgerichtshilfe gehört hat, weiß, dass die “Prognose” kaum Bezug zum individuellen Jugendlichen hat, dafür sehr viel Bezug zu kategorialen Variablen, die mit dem Jugendlichen so gut wie nichts zu tun haben und allesamt in einem Fehlschluss der Bejahung des Konsequens münden, denn z.B. übersteigt die Anzahl der trinkenden Väter die Anzahl der straffällgen Kinder.
Lieber Herr Tischner, lieber Michael,
ich wünschte mir SEHR, dass die Nationalität “deutsch” bezüglich wissenschaftlicher Arbeit keine Rolle spielen würde, und ich stimmte auch mit Herrn Tischner darin überein, dass sie keine Rolle spielen sollte, aber leider, leider, entspricht das nicht den Tatsachen: de facto spielt die Nationalität “deutsch” häufig eine große Rolle, weil es (einmal mehr) einen deutschen Sonderweg in das gibt, was heute an vielen deutschen Universitäten als Wissenschaft durchgeht und das tatsächlich einem modernen Wissenschaftsbegriff, der vorrangig methodisch und mit Bezug auf die empirische Prüfung von Hypothesen definiert ist, völlig entgegensteht. So z.B. die von Herrn Tischer genannte geisteswissenschaftliche Pädagogik.
Wer sich außerdem durch den für die Antike schwärmenden Herrn Hegel gequält hat, den Untergang des Abendlandes bei der Lektüre von Spenlger miterleben musste, im Studium das “Mutterrecht” und sein Verschwinden aufgrund der Abwendung vom (“weiblich” aufgefassten) “Chtontischen” und der Hinwendung zum (väterlichen) appolinischen Lichtprinzip bei Johann Jakob Bachofen zugemutet bekam (allerdings ebenso die gute Begegnung hierauf durch Uwe Wesel) sowie die Dystopie der pseudoethnographischen Phantasien eines Friedrich Engels durchlitten und trotz allem überlebt hat und außerdem das Glück hatte, dennoch in den Genuß einer wissenschaftliche Ausbildung zu kommen – wie ich -, dem ist kaum eine passendere Bezeichnung für diese spezifisch deutsche Literaturgattung und alle ihre fatalen bis schlichtweg lächerlichen Ableger (wie z.B. den Vril-Kult der Nazis) vorstellbar als “deutscher Schwulst”.
Und in Abkehr vom deutschen Schwulst und Hinwendung zur Wissenschaft würde ich gerne von Herrn Tischner wissen, wie er eine “individualistische” Erziehung gegenüber einer “kollektivisitschen” operationalisiert und auf welche empirischen Daten er die Zuschreibung von “individualistischer” Erziehung zur Erziehung durch Mütter gründet – er befindet sich damit nämlich in keiner Weise in Übereinstimmung mit der FORSCHUNGSliteratur über Erziehungsstile.
Anschließen möchte ich mich aber ausdrücklich Michaels Dank an Herrn Tischner, dass er mit seiner Antwort diesen Austausch – hoffentlich zum Gewinn für alle Leser – möglich gemacht hat, anschließen. Viel zu viele Kollegen entziehen sich einem solchen Austausch einfach, in dem sie sich sozusagen “in die Schmollecke” zurückziehen und nicht mehr mit “jemandem wie dem” sprechen – auch nicht gerade eine gute wissenschaftliche “Tradition” unter deutschen Kollgen!
Dr. phil. habil. Heike Diefenbach
Nachtrag:
Ach ja, und dann ist es mir noch wichtig anzumerken, dass es nicht gegen eine Aussage spricht, dass sie vielleicht zufällig als wissenschaftlich korrekt gilt, SOLANGE SIE MIT DEN TATSACHEN IN FORM EMPIRISCHER FORSCHUNG übereinstimmt. Normalerweise macht es nur Sinn, einer Aussage vorzuwerfen, sie sei NICHTS ANDERES als politisch korrekt, würde also im Gegensatz zu den Tatsachen stehen, was man aber nicht sagen dürfe, eben weil die Aussagen eine sankrosankten Status beansprucht.
Wenn Herr Tischner meint, Michaels Aussage müsse falsch sein, weil sie politisch korrekt wäre – ich bezweifle sehr, dass Michael als derjenige, der diesen Blog betreibt, als Repräsentant politischer Korrektheit angesehen werden kann 🙂 -, folgt dann daraus, dass seine eigenen Aussagen ihre Berechtigung allein aus dem Umstand ableiten wollen, dass sie politisch unkorrekt sind?
Oder was lässt sich für sie ins Feld führen, außer, dass andere Leute wie Herr Nohl solche “Gedanken” auch schon einmal hatten? Oder ist das gemäß irgendeines merkwürdigen Essentialismus an sich schon ein Qualitätskriterium (nach dem Motto: ich bin jedenfalls nicht die einzige Wahnsinnige…)?
Dr. phil. habil. Heike Diefenbach
Antwort an Heike Diefenbach und Michael Klein:
Lieber Herr Klein,
vielen Dank für Ihre sehr ausführlichen Antworten auf meine Replik! Mir scheint, daß es noch der einen oder anderen Klärung oder Präzisierung bedarf, um einigen Mißverständnissen zu begegnen, die bislang noch bestehen.
Ich will mich dazu Punkt für Punkt an die Systematik Ihrer Gegenreplik halten:
Zu 1. An keiner Stelle der von Ihnen zitierten Schrift von mir (und auch nirgendwo sonst) finden Sie die Formulierung „mütterlich-individualistisch“ oder „väterlich-kollektivistisch“. Ich spreche dort vielmehr von der „mütterlichen“ und von der „väterlichen Seite der Erziehung“ oder auch vom „mütterlichen“ und vom „väterlichen Prinzip“. Richtig dagegen ist, daß ich, in Anlehnung an NOHL, dem „mütterlichen Prinzip in der Erziehung“ einen eher individualitätsbezogenen Blick auf das Kind oder den Jugendlichen zuschreibe, dem „väterlichen Prinzip“ hingegen einen eher gruppenbezogenen. Darüber hinaus führe ich eine Reihe weiterer Variablen auf, die das mütterliche bzw. väterliche Prinzip in der Erziehung definieren, wie Gegenwarts- vs. Zukunftsorientierung, Binnen- vs. Außenorientierung, Person- vs. Sachorientierung etc. Mir ist nicht klar, warum Sie das väterliche Prinzip mit einer kollektivistischen Ausrichtung der Erziehung und das mütterliche Prinzip mit einer individualistischen Ausrichtung gleichsetzen und damit eine ungebührliche Verengung dessen vornehmen, was mit diesen Prinzipien gemäß meinen Ausführungen gemeint ist. Eine besondere Heraushebung oder gar Verabsolutierung der Variablen „Individuum vs. Gruppe“, wie von Ihnen geübt, entbehrt meines Erachtens jedenfalls jeglicher Grundlage!
Was pädagogisch mit der gruppenbezogenen in Abgrenzung gegenüber der individualitätsbezogenen Sichtweise gemeint ist, dazu finden Sie unter Abschnitt 5.3 auf den Seiten 76 f. meiner Abhandlung, auf die Sie Bezug nehmen, eine – hoffentlich anschauliche – Erläuterung (so viel im übrigen auch zum Thema „Operationalisierung“, welche durch diese Erläuterung selbstverständlich nicht ersetzt werden soll und kann).
Zu 2. Ob nun die „soziale Lage“ und die aus ihr ableitbaren „Interessen“ oder jene Motive, die sich evolutionär im Verlauf der Menschheitsgeschichte in Zeiträumen von Hunderttausenden von Jahren als hilfreich für die Fortexistenz der Gattung durchgesetzt haben, das Handeln von Menschen stärker bestimmen, möchte ich einmal dahingestellt sein lassen. Zumindest ist mir keine wissenschaftlich begründete und deshalb wirklich überzeugende Antwort auf diese Frage bekannt. Tatsache ist jedoch, daß der gesellschaftlich bedingte gegenüber dem naturhaft bedingten Anteil beim Zustandekommen menschlicher Handlungsmotive von Sozialwissenschaftlern oftmals überschätzt wird.
Zu 3. Das „Vorherrschen der Kuschelpädagogik in Deutschland“ hat sekundär sicherlich auch etwas mit Opportunismus zu tun, primär jedoch mit dem, was ich eine „hegemoniale Mütterlichkeit“ in der Erziehung nenne. Das heißt, daß sich die weibliche Sichtweise im Umgang mit Kindern und Jugendlichen allgemein durchgesetzt hat. Wenn von einer „Feminisierung der Erziehung“ (RABE-KLEBERG) die Rede ist, so bedeutet diese nicht nur eine numerische Hegemonie weiblicher Lehr- bzw. Fachkräfte in allgemeinbildenden Schulen (ca. 70 Prozent) und Tageseinrichtungen für Kinder (ca. 97 Prozent), sondern, wesentlich aus dieser geschlechterpädagogischen Schieflage erwachsend, auch und vor allem eine kulturelle Hegemonie. Das zeigt sich unter anderem darin, daß spezifisch jungenhafte Interessen und Verhaltensweisen in pädagogischen Einrichtungen seit Jahrzehnten abgewertet, unterdrückt, sanktioniert, ja nicht selten pathologisiert werden. Die US-amerikanische Feministin CHRISTINA HOFF SOMMERS spricht in ihrem 2001 erschienen Buch für ihr Land sehr offen über einen „Krieg gegen die Jungen“ (The War against Boys: How Misguided Feminism Is Harming Our Young Men).
Punkt 4. erklärt sich aus den Ausführungen zu Punkt 3.
Zu 5. Es ist richtig, daß Sie nicht von „geschlechtsneutralen Interessen“ gesprochen haben. Hier handelt es sich vielmehr um meine Auslegung, welche aus Ihrer scharfen Abgrenzung gegenüber mir unterstellten „’väterlichen’ oder ‚mütterlichen’ Biologismen“ resultiert.
Zu 6. Als Vertreter des Gender Mainstreaming habe ich Sie an keiner Stelle meiner Ausführungen bezeichnet, sondern lediglich geschrieben, daß Sie „sich elegant dem herrschenden Gender-Mainstream“ anschmiegten. Man beachte hier bitte die Feinheiten in der Wortwahl. Mit „Gender-Mainstream“ ist etwas völlig anderes gemeint als mit dem politisch etablierten Begriff des Gender Mainstreaming. Insofern gibt es auch keinerlei Grund, mir etwas persönlich übel zu nehmen. Im übrigen stimme ich Ihrer Kritik an diesem ebenso schillernden wie verschleiernden Wortungetüm (zumindest für deutsche Ohren) zu.
Liebe Frau Diefenbach,
auch Ihnen danke ich vielmals für Ihre bedenkenswerten Ausführungen und die darin enthaltenen Anregungen.
Ihre Geringschätzung des Wissenschaftsbetriebes in Deutschland („deutscher Schwulst“) kann ich aus Ihren persönlichen Erfahrungen heraus gut verstehen. Und es mag durchaus sein, daß manches, was an deutschen Universitäten gelehrt wird, reichlich spekulativen, wenn nicht gar abstrusen Charakter hat und nicht den Kriterien seriöser Wissenschaftlichkeit genügt. Die geisteswissenschaftliche Pädagogik, zumindest in Gestalt ihrer namhaften Vertreter wie NOHL, LITT, SPRANGER, FLITNER und anderen, sollte man von diesem Verdammungsurteil allerdings ausnehmen. WILHELM DILTHEY, welcher wesentlich zur wissenschaftstheoretischen Fundierung der Geisteswissenschaften beigetragen und die geisteswissenschaftliche Pädagogik begründet hat, hat mit aller Deutlichkeit klargestellt, daß diese wissenschaftstheoretische Richtung methodologisch und von ihrem Wahrheitskriterium her auf einem anderen Fundament ruht als die empirisch forschenden Naturwissenschaften. Es wäre daher ein fataler Irrtum, an die (hermeneutisch) verstehenden Geisteswissenschaften die gleichen Maßstäbe der Wissenschaftlichkeit anzulegen wie an die erklärenden Naturwissenschaften.
Selbstverständlich wäre der mir unterstelle Schluß von der politischen Korrektheit einer Aussage auf ihre Falschheit völlig unsinnig, ebenso wie der umgekehrte Schluß. Bei solcher Art von Schlüssen hätten wir es mit Lehrbeispielen für einen, mit NORBERT BISCHOF gesprochen, moralistischen Fehlschluß – das Pendant zum naturalistischen Fehlschluß – in den Wissenschaften zu tun.
Daß ich HERMAN NOHL als Quelle meiner eigenen erziehungswissenschaftlichen Überlegungen genannt habe, ist allein dem Gebot der wissenschaftlichen Redlichkeit geschuldet. Ein Bedürfnis, mich hinter anderen Autoren zu verstecken, empfinde ich nicht.
Ich hoffe sehr, daß es mir gelungen ist, einige Mißverständnisse auszuräumen und verbleibe mit den besten Grüßen als
Ihr
W. Tischner
Lieber Herr Tischner,
vielen Dank für Ihre Klärung und Präzisierung und Ihren ausführlichen Kommentar. Es macht richtig Spass, eine wissenschaftliche Diskussion auf sciencefiles zu führen, wie man sie an deutschen Universitäten nicht mehr führen kann…
zu 1.) Die Qualifikation “mütterlich-individualistisch” und “väterlich-kollektivistisch” ist nach meiner Ansicht die Qualifikation, neben der alle anderen Qualifikationen verblassen. Es hat determinierenden Charakter ob man seine Sicht der Welt an Individuen oder Kollektiven ausrichtet. Alles andere ist vor diesem Hintergrund unerheblich, weil eindeutig, wie Tversky und Kahneman sagen würden, geframt. Ich lese Ihren Text auch so, dass Sie den Individualismus des mütterlichen Prinzips und den Kollektivistmus des väterlichen Prinzips ausdrücklich betonen. Z.B. in Abschnitt 2 wo Sie sich NOHLS anschließen und schreiben: “Der Vater bereitet das Kind erzieherisch auf die in späteren Jahren immer stärker an es ‘herandringenden Anforderungen des öffentlichen Lebens und der objektiven Aufgaben’ vor. Dagegen sieht die Mutter das Kind prinzipiell mehr in seiner Individualität und seinem subjektiven Eigenleben, dem sie fortwährend in einfühlender und bestätigender Weise auf der Spur ist, um es zu pflegen und zu bewahren …'”. Das lässt nach meiner Ansicht keinen Platz für andere Auslegungen als die von mir vorgenommene und, um es noch einmal zu betonen, ich halte diese Zuordnung für falsch. Bereist die Studien zur Familie von Horkheimer et al., die ich zitiert habe, zeigen, dass gerade von Müttern ein Druck auf Ein- und Unterordnung in das Kollektiv ausgeht. Wenn man den Druck zur Umerziehung in Rechnung stellt, wie ihn der heutige Genderismus entfaltet, dann hat sich daran zwischenzeitlich nichts geändert.
zu 2.) Was entwickelt sich denn evolutionär? Ich bin, was Sie vielleicht wundern wird, durchaus ein Anhänger evolutionärer Ansätze, allerdings in der von Hayek oder Popper vorgezeichneten Weise. Entsprechend entwickeln sich in evolutionärer Abfolge z.B. erfolgreiche soziale Praktiken heraus, also soziale Verhaltensweisen, die sich vor dem Hintergrund einer gegebenen sozialen Struktur und vermittelt über die eigene soziale Lage als besonders erfolgreich erwiesen haben. Das beste Argument, das man für die Richtigkeit dieser Sichtweise ins Feld führen kann, ist die menschliche Entwicklung selbst. Alle Errungenschaften der Menschheit sind das Ergebnis eines herausragenden Geistes und nachfolgender Interaktion zwischen Menschen, also ein soziales Produkt. Warum sollte man annehmen, dass Watt seine Dampfmaschine einem biologischen Imperativ folgende erfunden hat? Warum sollte man denken, dass Beziehungen zwischen Menschen einem biologischen Imperativ folgen? Ich halte es für wesentlich hilfreicher anzunehmen, dass der einzige biologische Imperativ darin besteht, (gut) überleben zu wollen und dass das Soziale ein Mittel ist, zu diesem Zweck.
zu 3.) Weil soziale Handlungsräume von Menschen und nicht von der Biologie geschaffen werden, sind Interessen die entscheidenden Variablen. Folglich ist aus meiner Sicht der Opportunismus nicht sekundär, sondern primär. Entsprechend wird das, was sie “hegemoniale Mütterlichkeit” nennen, zu einem Mittel, das weibliche wie männliche Pädagogen nutzen können, um in der Profession erfolgreich zu sein. Wenn ich die Pädagogik nicht für ein vor-wissenschaftliches Unterfangen halten würde, würde ich mit Kuhn von einem herrschenden Paradigma sprechen, aber ein Paradigma löst Probleme, was man von der herrschenden Ideologie in der Pädagogik nicht sagen kann, diese schafft Probleme.
Ich will mich an dieser Stelle auch in Ihre Diskussion mit Dr. habil. Heike Diefenbach einmischen, da die Diskussion sich genau um das dreht, was ich den deutschen Schwulst nenne. Diltheys Trennung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften halte ich für ein großes Unglück, denn die Trennung hat dafür gesorgt, dass weite Teile der Sozialwissenschaften nicht als Wissenschaften anzusehen sind. Wissenschaft besteht, wie Popper geschrieben hat, im Aufstellen von Sätzen, die eine gehaltvolle Aussage über die Realität machen und an der Realität scheitern können. Der ganze Verstehenshokuspokus, der in der Nachfolge von Dilthey Einzug in “Wissenschaft” gehalten hat, dient lediglich dazu, Satz- und Aufsatzungetüme Marke “Habermas” oder “Hegel” zu salbadern, die keinerlei Verbindung mit der Realität haben und bestenfalls zur Unterhaltung derer dienen, die selbst auch nichts zu sagen haben. Was ist der Sinn einer Wissenschaft, die keine prüfbaren Aussagen über die Realität macht? Wo liegt die Rechtfertigung von Aussagen, die vorgeben sich in die Tiefe von Lebenswelten einzufühlen und das eigene Einfühlen, um mal einen Begriff von Hans Albert einzuführen, gegen jede Kritik von Außenstehenden immunisieren, denen die tiefe Erfahrung des Einfühlens in das Leben anderer fehlt? Das hat etwas von heilenden Steinen und von feng shui. Wissenschaft MUSS sich an der Realität messen lassen, tut sie es nicht, verkommt sie zum Glaubenssystem und zur Religion und mündet damit unweigerlich in die eine oder anderen Form des Faschismus, wie wir ihnderzeit sehen, wo Genderisten, die Quoten-Lehrstühle besetzen und es irgendwie geschafft haben, ein Studium hinter sich zu bringen, weitreichende Aussagen darüber treffen, wie andere zu sein und zu leben haben ohne dass sie auch nur eine Aussage treffen würden, die prüfbar ist noch eine Aussage, die auf in der Empririe vorfindbaren Daten basiert, treffen. Der offene Brief, den Sie mit unterzeichnet haben, war eine Reaktion darauf. Deshalb finde ich es so wichtig, die Idee, die Sie in Ihrem Beitrag formuliert haben, auf emprische nicht nur begriffliche Füsse zu stellen und an der Realität zu prüfen, z.B. im Rahmen eines Forschungsprojekts, in dem untersucht wird, wie die Nichtanpassung von Jungen an die von ihnen geforderten Verhaltensweisen dazu führt, dass sie IN ABHÄNGIGKEIT VON DER SOZIALE KLASSE AUS DER SIE STAMMEN , auf Sonderschulen aussortiert werden.
P.S. Frau Dr. habil. Heike Diefenbach freut sich darüber, dass Sie den deutschen Schwulst als solchen ebenso einschätzen wie sie selbst, weist aber auf zweierlei hin: (1) Sie hat Ihnen den Schluss von der politischen Korrektheit einer Aussage auf ihre Falschheit nicht untersteltt, sondern Sie müssen diesen Schluss für zulässig gehalten haben, weil ansonsten Ihr Vorwurf an mich, eine meiner Aussagen sei politisch korrekt, irrelevant ist. Es handelt sich hier also explizit nicht um eine Unterstellung, sondern um einen Schlussfolgerung, die Sie selbst nahegelegt haben. Bestenfalls handelt es sich um ein Missverständnis. (2) Frau Diefenbach wäre immer noch sehr auf die empirischen Daten gespannr, die Ihre Auffassung differentieller Erziehungsstile von Vätern und Müttern, unabhängig von kulturellen Überformungen und Anpassungen an konkrete Lebensumstände belegen, denn wie sie bereits in ihrem letzten Kommentar festgestellt hat, befindet sich Ihre Auffassung im Widerspruch zu den ihr bekannten und im Text bereits zitierten empirischen Daten. Frau Diefenbach ist wie ich der Auffassung, dass Wissenschaft mit der Bereitschaft beginnt, sich vor allem mit den empirischen Befunden auseinanderzusetzen, wie sie bereits von anderen Wissenschaftlern produziert wurden (oder wie sagen wir unseren Studenten immer? Lesen, lesen, lesen …).
Lieber Herr Klein,
vielen Dank für Ihre Antwort. Langsam droht unser Gedankenaustausch zu einem Mammutunternehmen auszuufern, was aus zeitökonomischen Gründen sicherlich genauso wenig in Ihrem Interesse wäre wie in meinem.
Daher in aller Kürze: Den einzelnen Punkten meiner Erwiderung auf Ihre „Replik zur Replik“ habe ich nichts hinzuzufügen. Ich denke, daß ich mich relativ klar ausgedrückt habe und meine Äußerungen nur wenig Spielraum für abweichende Interpretationen lassen.
Auch wenn ich die Freude von Frau DIEFENBACH ungern trüben möchte, so ist es mir wichtig, darauf hinzuweisen, daß ich mit ihrer Einschätzung des „deutschen Schwulstes“ als solchen, wie mir scheint, keineswegs übereinstimme. In meiner letzten Mitteilung an sie hatte ich lediglich Verständnis für ihre Einschätzung aus ihren „persönlichen Erfahrungen heraus“ bekundet. Dabei bezog ich mich insbesondere auf ihre persönlichen Schilderungen in ihrem „Rückblick“, welcher in dem 2011 von ANDREAS HADJAR herausgegebenen Sammelband „Geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten“ abgedruckt ist.
Für Ihre interessanten, mitunter sehr anregenden kritischen Äußerungen zu meiner Publikation möchte ich mich nochmals bei Ihnen wie auch bei Frau Diefenbach sehr herzlich bedanken!
Mit besten Grüßen und Wünschen für eine besinnliche Vorweihnachtszeit
Ihr
W. Tischner
Lieber Herr Tischner,
schade, dass ich nun nicht erfahren werde, auf welche empirischen Daten Sie sich bei Ihrer Beschreibung “väterlicher” und “mütterlicher” Erziehungsstile stützen, denn schließlich steht und fällt ja jede gedankliche Konzeption mit ihrer Relevanz für bzw. Übereinstimmung mit der Realität. (Und ich denke, dem ist ebenfalls nichts hinzuzufügen.)
Nicht nachvollziehen kann ich, wo Sie eine Verbindung zwischen dem deutschen Schwulst, auf den ich mich in meinem Kommentar bezogen habe (Hegel, Spengler etc.), und meinen Erfahrungen, die ich im Beitrag zum von Andreas Hadjar herausgegebenen Band berichtet habe, sehen – außer natürlich, Sie empfinden einige der von mir dort berichteten Reaktionen von Kollegen als in völliger Übereinstimmung mit dem deutschen Schwulst stehend, auf den ich mich bezogen hatte. Ich muss sagen, so hatte ich das noch gar nicht betrachtet; aber jetzt, da Sie es sagen, scheint mit der Vergleich gar nicht abwegig….
Wenn Sie sich missverstanden gefühlt haben, tut mir das sehr leid, aber ich muss den Verdacht, Herr Klein oder ich hätten Sie wissentlich nicht verstehen wollen oder Dinge unterstellen wollen, aufs Schärfste zurückweisen – und das ist ja die Implikation Ihrer Feststellung, Sie hätten sich hinreichend klar ausgedrückt. Ich fürchte, wir alle überschätzen unsere Fähigkeiten, uns anderen mit unseren Anliegen verständlich zu machen.
Nochmals vielen Dank dafür, dass Sie für uns und die Leser dieses blog Ihre Gedanken erläutert haben! Ich denke, dass diese Aktivität zeitökonomisch besehen eine mindestens ebenso gute Investition darstellt wie z.B. Vorlesungen an der Universität zu halten, erreicht man doch eine Menge mehr und interessierter Leute.
Auch Ihnen ein besinnliche Weihnachtszeit, und beste Grüße,
Ihre
Heike Diefenbach
Liebe Frau Diefenbach,
keineswegs will ich in Frage stellen, daß der Gedankenaustausch mit Ihnen und Herrn Klein zeitökonomisch eine gute Investition war und ist. Bedauerlicherweise stehe ich mit der Abgabe termingebundener Arbeiten derzeit erheblich unter Druck, was es mir leider verwehrt, meinem Bedürfnis nach Beteiligung an wissenschaftlichen Debatten in dem Maße zu folgen, wie ich dies gern täte.
Hinsichtlich der von Ihnen angemahnten empirischen Daten verweise ich abermals auf die bereits zitierten Untersuchungen von SEIFFGE-KRENKE, FLAAKE und SCHAARSCHMIDT, mit Einschränkungen auch von PETRI. Den aktuellen Forschungs- und Diskussionsstand zum Thema, insbesondere zur Bedeutung des väterlichen Prinzips in der Erziehung, habe ich in dem jüngst erschienenen „Handbuch Konfrontative Pädagogik“ auseinandergelegt.
Daß Sie eine Verbindung zwischen dem „deutschen Schwulst“ und ihren in dem erwähnten Buch von HADJAR geschilderten Erfahrungen nicht nachvollziehen können, wundert mich nicht im geringsten, da ich eine solche Verbindung niemals hergestellt habe. Die Formulierung „deutscher Schwulst“ stammt zum einen nicht von mir, sondern ich habe Sie an dieser Stelle lediglich (durch Anführungszeichen kenntlich gemacht) zitiert. Statt dessen sprach ich, zum zweiten, von einer Geringschätzung des deutschen Wissenschaftsbetriebes mutmaßlicherweise aufgrund von Erfahrungen, die sie gemacht (und subjektiv wiedergegeben) haben. Sie werden sicher nicht annehmen, daß ich mich hierbei auf von Ihnen berichtete Reaktionen einzelner Kollegen (die ich im übrigen gar nicht kenne!) bezogen hätte. Eine solche Bezugnahme – sozusagen aus zweiter Hand – erschiene mir vom Sachlichen her nicht nur vollkommen abwegig, sondern vom Persönlichen her zudem mehr als unkollegial.
Den Verdacht, Sie oder Herr Klein hätten mich wissentlich nicht verstehen oder Dinge unterstellen wollen, hege ich in keiner Weise. Ich sehe nur Grenzen des Verstehens erreicht, wo ich meinem Diskussionspartner klarzumachen versuche, wie etwas im Text gemeint ist, und er mir dann unter Bezugnahme auf seine subjektive Sichtweise versichert: „Das lässt nach meiner Ansicht keinen Platz für andere Auslegungen als die von mir vorgenommene …“ Da ist dann letztlich auch bei mir der sprichwörtlich gute Rat teuer!
Sicher würde ich hier gern noch einmal nachhaken und meinen Standpunkt präzisieren. Nur – wer erledigt in der Zeit, in welcher ich dies tue, die liegengebliebene Arbeit? Ich muß mich also, wohl oder übel, bei meiner Korrespondenz beschränken, mag der Disput noch so spannend sein!
Ich hoffe, Sie zürnen es mir nicht, daß ich dem Termindruck nachgegeben habe, und danke Ihnen nochmals sehr herzlich für die engagierte und tiefgründige Debatte!
Mit besten Grüßen
Ihr
W. Tischner
Lieber Herr Tischner,
natürlich verdenke ich es Ihnen überhaupt nicht, wenn Sie unseren Austausch aus praktischen Gründen beenden müssen! Mit welchem Recht könnte ich das tun!? Wie gesagt – ich freue mich darüber, dass dieser Austausch überhaupt möglich war!
Und vielen Dank auch für die Angaben zu der Literatur, auf die Sie sich bezüglich “väterlicher” und “mütterlicher” Erziehungsstile berufen! Vielleicht wäre es ein spannendes Unterfangen, in Zukunft der Frage nachzugehen, wie sich diese Literatur zu den empirischen Befunden der internationalen Forschung verhält, die so gänzlich Anderes ergeben hat, bzw. warum sie sich im Großen und Ganzen gar nicht zu ihr verhält. Vielleicht hat das schon damit zu tun, dass Umgangsstile von Lehrkräften mit Schülern nicht einfach mit Erziehungsstilen von Vätern und Müttern gegenüber ihren Kindern gleichzusetzen sind. Lehrkräfte sollten ja eigentlich professionell als LEHRKRÄFTE handeln statt sich als Ersatzväter und -mütter zu betätigen. Wenn sie Letzteres tun, wäre vermutlich schon das allein ein Problem für ihr Handeln im Unterricht.
Eigentlich müsste ich auf Ihre letzte Antwort noch einmal inhaltlich reagieren, weil ich diesbezüglich nochmals großen Klärungsbedarf habe, aber im Rückblick finde ich es ein bisschen schade, dass wir ohnehin zu viel wertvolle Zeit darauf verschwendet mussten, zu klären, wer wen wie verstanden oder missverstanden hat. Sicherlich würde Kommunikation davon profitieren, wenn man sich weniger gegen Falschverstanden-Werden versichern wollte, und dafür eher klare Positionen beziehen würde. Mir ist z.B. noch immer nicht klar, ob Sie überhaupt irgendetwas als “deutschen Schwulst” einordnen würden oder nicht, und falls ja, wen oder was genau Sie aus welchen Gründen so einordnen würden, während ich unmissverständlich dahingehend Position bezogen habe und einige Autoren genannt habe. Ich finde es auch keineswegs unkollegial, wenn man sich klar identifiziert, sondern vielmehr den Kollegen gegenüber fair (und ehrlich). Im übrigen ist man nicht Wissenschaftler, um unter den Kollegen gut dazustehen, sondern um der Idee der Wissenschaft nach bestem Wissen und Gewissen zu dienen, und das erlaubt leider nicht immer, den Kollegen gegenüber mehr oder weniger unkritisch zu sein. Aber vermutlich habe ich Ihre dahingehenden Ausführungen ohnehin wieder falsch verstanden, und falls das so sein sollte, entschuldige ich mich schon einmal präventiv.
Nochmals danke für den Austausch!
Alles Gute für Ihre Arbeit, und beste Grüße,
Ihre
Heike Diefenbach