Sind Menschen soziale Wesen?

Schon eine solche Frage zu stellen, ist für manche eine Provokation. Natürlich ist der Mensch ein soziales Wesen, sagen sie, Menschen können gar nicht ohne andere Menschen leben und überleben, gar nicht “Mensch” werden, wie das Fichte ausgedrückt hat. Das “Soziale” ist daher die höhere Weihe, das, was “den” Mensch zum Menschen macht, das, was ihm seine Bestimmung gibt. Die Überzeugung, dass Menschen soziale Wesen sind, ist entsprechend weit verbreitet:
“Der Mensch als soziales Wesen definiert sich im Rahmen sozialer Beziehungen und gesellschaftlicher Werte. Er kann seine Individualität nur in einem sozialen Kontext verwirklichen”, so schreibt Ansgar Stracke-Mertes auf Seite 164 seiner “Soziologie” und “Der Mensch ist ein soziales Wesen und auf Beziehungen zu anderen Menschen angewiesen”, so weiß er auf Seite 252.
Wolf Ritscher lässt in seiner systemischen Bearbeitung sozialer Arbeit keinen Zweifel aufkommen: “Der Mensch als soziales Wesen: Er ist im Sinne von Aristoteles ein zoon politikon jemand, der sich um die Belange seiner Gemeinschaft kümmert, weil er von ihr abhängig ist” (Ritscher, 2007, S.55). Ritscher transportiert hier, bewusst oder unbewusst, eine Konnotation, die die Beschreibung von Stracke-Mertes um die Dimension des sich-um-andere-Kümmerns erweitert. Sozial wird unmerklich vom Bezug auf andere Menschen, zum Kümmern um andere Menschen.
Braun beschreibt in seiner Einführung in die Rechtsphilosophie eine deutsche Tradition, die sich z.B. bei Fichte oder bei Hegel findet. Braun hat für seine Darstellung Puffendorf gewählt: “Puffendorfs Rechtsdenken nimmt seinen Anfang von einem Menschenbild, das sich von dem des abstrakten Rationalismus signifikant unterscheidet. Der Mensch erscheint bei Puffendorf nicht als eine Monade, die sich erst aufgrund eines willkürlichen Beschlusses mit anderen Monaden vereinigt, sondern als ein soziales Wesen, das sich von Anbeginn an in Gemeinschaft mit anderen befindet. Die menschliche Gemeinschaft ist daher keineswegs zur Gänze ein willkürliches Konstrukt; zu einem Gutteil ist sie vielmehr der natürliche Boden, aus dem der Mensch erst erwächst” (Braun, 2006, S.279).
Dreimal wird ein Mensch als soziales Wesen beschrieben. Dreimal in pointiert unterschiedlicher Weise, und die Mischung, die sich aus den drei Beschreibungen ergibt, ist es, die das “Soziale” in Deutschland zu einer mythischen Entität werden lässt, die denjenigen mit dem Mantel der Göttlichkeit umhüllt, der dem göttlichen Bild vom Menschen entspricht und
- die Gesellschaft anderer sucht,
- mit diesen anderen eine Gemeinschaft des gegenseitigen sich Kümmerns bildet und
- erst durch sein sich Kümmern und sich mit anderen in Gemeinschaft befinden, überhaupt seine Menschlichkeit erfährt.
Erst durch den sozialen Ritterschlag wird der Mensch also nach dieser Ansicht zum Menschen. Ohne den sozialen Ritterschlag bleibt er “Monade”, ohne die gesellschaftliche Salbung ist er nicht vollständig. Diese verklärte Sicht des Menschen, die ihn nur als Teil einer Gemeinschaft und nicht als eigenständigen Akteur zulässt, die das Soziale per se als “gut” deklariert und “sozial” als funktionales Adjektiv zur Beförderung (oder Erhöhung, oder Verklärung) ganzer Herrscharen von Nomen nutzt, hat nicht erst in jüngster Zeit Sprünge erlitten, was angesichts zweier Weltkriege und unzähliger militärischer Auseinandersetzungen auch verwunderlich wäre. Aber man kann sich ja nie genug wundern, und deshalb habe ich mich gewundert, als ich zwei sozialpsychologische Studien aus einer Myriade vergleichbarer Studien in die Hände bekam, die das für die Autoren doch erstaunliche Ergebnis produziert haben, dass das Zusammensein mit anderen Menschen, der Gipfel des Sozialen nicht von allen Menschen als “positiv”, “konstruktiv”, “gut”, gar “förderlich” empfunden wird, sondern sich zuweilen sogar (man höre und staune) negativ auswirken kann.
- So hat Shelley E. Taylor (2010) und eine ganze Horde Ko-Autoren in einem Beitrag, den man nur als soziales Happening bezeichnen kann, herausgefunden, dass soziale Unterstützung von anderen, selbst wenn sie noch so gut gemeint ist, sich negativ auf den, dem die Unterstützung widerfahren soll, auswirken kann. Soziales muss nicht immer gut sein!
- Dieses Ergebnis hat Häusser et al. (2012) nicht ruhen lassen, und entsprechend haben sie den unbefleckten Zustand des “Sozialen” insoweit wieder hergestellt, als die negative Wirkung anderer nur dann eintritt, wenn sie mit dem, dem sie ihre Anwesenheit zumuten, nicht bereits eine gemeinsame Gruppenidentität teilen.
Soziales ist also immer dann gut, wenn die Sozialen miteinander übereinstimmen. Derartige Erkenntnisse machen jemanden, der einem ökonomischen Menschenbild anhängt, sprachlos, und wäre Thomas Hobbes nicht längst tot, er würde vermutlich auch verstummen und sich noch einmal überlegen, ob er das mit der menschlichen Vernunft, als der Kraft, die das menschliche Dasein bestimmt, strukturiert und anleitet, nicht vielleicht noch einmal überdenken sollte.
Ein vernünftiger Mensch ist ein Mensch, der Handlungsentscheidungen trifft, deren Ergebnis für ihn einen Nutzen bereit stellt. Je nach den Präferenzen unseres vernünftigen Menschen kann die eine oder anderen Handlung als nützlich erscheinen. Herr Maus mag seinen Nutzen daraus ziehen, dass er seiner alten Nachbarin über die Straße hilft (was allerdings dann egoistisch ist, wenn die alte Dame nicht über die Straße wollte). Frau Hund mag ihren Nutzen daraus ziehen, dass sie Herrn Maus in eine gemeinsame Ehe lullt, deren Ziel für sie darin besteht, ein einigermaßen gesichertes Auskommen zu erheischen. Schließlich mag Herr Vereinsmeier seinen Nutzen daraus ziehen, dass er immer der erste ist, wenn es darum geht, die Feuerwehrübung zu beginnen und immer der erste, wenn es darum geht, mit Bier in froher Runde zu löschen. Alle drei, Herr Maus, Frau Hund und Herr Vereinsmeier haben eine soziale Handlung ausgeführt. Alle drei haben eine Entscheidung zum sozialen Handeln auf Grundlage ihrer jeweiligen Interessen/Präferenzen getroffen und damit keinen weiteren sozialen Zweck verbunden. Mit anderen Worten, für keinen der drei stand das Finden der Erfüllung in sozialer Gemeinschaft im Vordergrund, wie dies die reine Lehre des Sozialen vorausgesagt hätte, sondern die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse.

Wie könnte es auch anders sein. Menschen werden durch ihre Vernunft (naja, durch mehr oder weniger Vernunft) angetrieben. Die soziale Sogwirkung, die sie unwiderstehlich in die Gemeinschaft zieht, um dort “Soziales” zu leisten, gibt es nicht. Soziales ist das Ergebnis rationaler Erwägungen. Wenn sich das Soziale lohnt, dann gibt es das Soziale, lohnt sich das Soziale nicht, dann ist es nicht vorhanden. Die Legionen von Bänden, die über Kooperation und vor allem über die Probleme, zu einer Kooperation zu gelangen, geschrieben wurden, sprechen in dieser Hinsicht eine eindeutige Sprache. Träfe die Sozial-Phantasie, wie sie in der Mähr vom Menschen als sozialem Wesen zum Ausdruck kommt, zu, es gäbe kein Kooperationsproblem, die Welt wäre voller Kooperationswütiger, die nur darauf warten, mit anderen zu kooperieren. Dies ist, wie jeder weiss, der sich schon einmal an der samstäglichen Schlacht mit dem Einkaufswagen beteiligt hat, nicht der Fall. Und deshalb sind Menschen auch keine sozialen Wesen. Menschen sind rationale Wesen, die sich für Handlungen entscheiden, von denen sie sich einen Nutzen versprechen. Sie sind keine Wesen, denen die Muse des Sozialen einredet, was genau sie zu tun haben, um sich im sozialen Tun zu veredeln und Aufnahme in die Gemeinschaft der Heiligen zu finden.
Das mag eine schlechte Nachricht für die Wertekommission der CDU sein, die der Ansicht ist, dass “der Mensch” ein soziales Wesen ist, “das ohne Gemeinschaft nicht leben kann” (Würde eigentlich jemand allen Ernstes behaupten Robinson Crusoe sei kein Mensch?), aber daran ist leider nichts zu ändern.
Literatur
Braun, Johann (2006). Einführung in die Rechtsphilosophie. Tübingen: J.C.B. Mohr.
Häusser, Jan Alexander, Kattenstroth, Maren, van Dick, Rolf & Mojzisch, Andreas (2012). ‚We‘ are not Stressed: Social Identity in Groups Buffers Neuroendocrine Stress Reactions. Journal of Experimental Social Psychology (in press). Doi:10.1016/j.jesp.2012.02.020
Ritscher, Rolf (2007). Soziale Arbeit: systemisch. Ein Konzept und seine Anwendung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Stracke-Mertes, Ansgar (2003). Soziologie. Der Blick auf soziale Beziehungen. Hannover: Vincentz.
Taylor, Shelley E., Seeman, Teresa E., Eisenberger, Naomi, I., Kozanian, Tamar A., Moore, Amy N. & Moons, Wesley G. (2010). Effects of a Supportive or an Unsupportive Audience on Biological and Psychological Responses to Stress. Journal of Personality and Social Psychology 98(1): 47-56.
Bildnachweis:
Datamation
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Pardon, hier wird das ökonomische Modell sozialen Handelns als Realität postuliert: “Alle drei haben eine Entscheidung zum sozialen Handeln auf Grundlage ihrer jeweiligen Interessen/Präferenzen getroffen und damit keinen weiteren sozialen Zweck verbunden.”
Inwiefern den in das Kalkül eingehenden Präfeenzen tatsächliche Existenz zukommt ist jedoch völlig unklar. Insbesondere ist eine Vielzahl von notwendigen Bedingungen an Präferenordnungen zur Ableitung von Entscheidungen aus einem Rationalkalkül gar nicht vorhanden. So sind Präferenzen von Individuen nicht notwendig transitiv usw usf.
Daher wird hier ein metaphysisches “Soziales” gegen eine nicht weniger metaphysische “Präferenzordnung/Rationalklalkül” in Stellung gebracht.
Eigentlic wäre dem Ziel der Rhetorik besser gedient, wenn man fragt, wieso denn ausgerechnet die christlichen Parteien nicht in der Lage sind, der individuellen Freiheit Gehör zu verschaffen.
Dabei ist doch die individuelle menschliche Fähigkeit das “Gute” oder eben das “Böse” zu wählen die Grundlage des christlichen Wertekanons.
Aber klar: Nichts ist schlimmer als der einelne Wähler der in Freiheit entscheidet.
Gut beobachtet. Letzten Endes muss man sich für einen “kleine” Dogmatismus, wie dies KR Popper genannt hat, entscheiden. Aber, ich denke, es gibt doch mehr, was für das ökonomische Modell des Menschen spricht als für jede andere Vorstellung. Zunächst einmal konfrontierst Du meine Aussagen mit dem rational man wie ihn von Neumann und Morgenstern dargestellt haben, ein Idealtypus, der nie als Bewohner der wirklichen Welt gedacht war, und von dem Tversky und Kahneman gezeigt haben, dass er auch kaum vorkommt. Dessen ungeachtet, würdest Du mir sicher zustimmen, wenn ich sage, dass Menschen mit Handlungsentscheidungen versuchen, etwas zu maximieren, einen Nutzen zu erzielen, worin dieser Nutzen auch immer bestehen mag. Dass das, was objektiv betrachtet, der Nutzen wäre, mit dem, was manche in einer Entscheidungssituation als Nutzen ansehen, abweicht, macht das Leben gerade so spannend … Entsprechend bin ich mit Dir einer Meinung, dass man letztlich (was vielleicht angesichts der Plausbilitäten und des gesunden Menschenverstands auch schlicht nicht nötig ist) nicht entscheiden kann, welches Handlungsmodell zutrifft, aber, der economic man hat allen anderen Modellen gegenüber den Vorteil, dass aus ihm klare Vorhersagen über das Handeln von Menschen abgeleitet werden können. Und insofern denke ich, dieses Handlungsmodell ist allen anderen Handlungsmodellen meilenweit überlegen. Mal ganz davon abgesehen, dass es glaube ich, ein weit verbreiteter (biologischer?) Imperativ ist, dass Menschen sich nicht bewusst selbst schädigen, von ein paar verirrten Masochisten einmal abgesehen. Und wenn man zum Streben, sich nicht selbst zu schädigen noch das Streben nach einem guten Leben gesellt, das ich jetzt einfach einmal unterstelle, dann folgt daraus, dass Menschen danach streben, sich und ihre Situation zu verbessern, et voila, das ist, was mit Nutzenmaximierung gemeint ist.
@Dummerjan
Mir ist immer noch nicht wirklich klar was jetzt “sozial” sein soll. Das war es mir eigentlich noch nie – Ich bin halt ein Nerd und war vermutlich noch nie ein “soziales” Wesen.
Insofern ist für mich die Aussage “Der Mensch ist ein soziales Wesen.” erst mal nur eine Floskel. Die Frage ist was nun damit gemeint ist und was sich daraus ableiten lässt.
Ich glaube allerdings nicht, dass die meisten Handlungsentscheidungen rational sind. Allerdings, wenn sie noch nicht mal dass sind, können sie wohl kaum (gezielt) sozial sein. Es mag sein, dass Menschen “soziale” Intentionen mit vielen Ihrer Handlungen haben – dass ist aber auch kein Widerspruch zum ökonomischen Mensch-Modell. Überhaupt kann man wohl jeden Entscheidungsprozess als “Nutzen”-Maximierung darstellen – was sonnst sollte eine Entscheidung sein?
Warum sollte es nicht sozial sein für eine Gesellschaft mit höchst maß an individueller Freiheit einzutreten? Wen in der Gemeinschaft sollte das schädigen?
Nach dem Christlichen Weltbild ist doch eigentlich klar, warum man Menschen nicht das Böse wählen lassen sollte. Handlungen die andere in die Hölle bringen, sind unter Berücksichtigung der Nächstenliebe wohl nicht zu tolerieren. Wenn man sie wissentlich das Böse wählen lässt verletzt man das Gebot der Nächstenliebe und kommt u.U. selbst in die Hölle.
“dann folgt daraus, dass Menschen danach streben, sich und ihre Situation zu verbessern, et voila, das ist, was mit Nutzenmaximierung gemeint ist.” Da stimmen wir ja diesbezüglich überein. Worum es mir ging, war die Überlegung, dass eine “Grundwerte”-Festlegung nicht notwendigerweise auf ein derartiges Mikro-Level der Einzelentscheidung eingehen muss, um einen entsprechenden “Wertekanon” darzustellen.
Noch viel weniger glaube ich, dass die Mitarbeiter in einer “Grundwerte”-Kommission einer Partei (hier CDU) einer solchen Herangehensweise an ihr Problem, nämlich programmatische Grundwerte zu bennennen und daraus ein politisches Handlungsprogramm abzuleiten, etwas abgewinnen können.
Nichtdestotrotz ist es ein Trauerspiel, dass nicht enmal das bürgerliche Lager in der Lage ist, die Freiheit des Individuums zum zentralen Wert zu machen.
Denn aus der Fraiheit des Individuums, sich zu entscheiden, kann man auch die Wahl zum Sozialen ableiten. Hingegen ist kaum ein vernünftiger Weg vorstellbar, wie man vom “sozialen” Postulat zum individuellen Handel, der Befreiung vom sozialen Zwang und also die “Emanzipation” des Einzelnen im Kantischen Sinne ableiten kann. Es erscheint mir logisch nicht möglich, außernatürlich wenn man rumkauderwelscht.
Das Argument der aktuellen Krise, wonach die Gier der “Banken” daran schuld sei, traut sich wohl keiner zu entkräften, mit dem Hinweis, dass die Gier der Bankkunden, die ja diese “heissen” Produkte erst nachgefragt haben, erst die Krise ermöglichte. Interessnterweise bekommt man dann ausgerechnet von den, ach so nachfrageorientierten, Kritikern ein angebotsseitiges Argument zu hören: Dass erst das Angebot diese NAchfrage erzeugt hat.
Aber logische Konsistenz ist ja in politischen Diskussion schon immer von Schaden gewesen.
@Dummerjan
hm, also bei den Nachfrageorientiertenökonomen – dachte ich immer – sei das Argument, dass man in Krise, wenn der Private Sektor spart, nicht auch noch der Staatliche sparen kann,
wenn ein Ausgleich über die Ausenhandelsbilanz nicht möchlich ist, z.b. wegen einer schlechten Weltwirtschaftslage. Denn wenn der staatliche Sektor auch noch spart, gibt keiner
mehr genügend Geld aus. Da die Ausgaben der einen das Einkommen der anderen sind, muss in dieser Situation das GDP sinken, damit sinken auch die Steuereinnahmen. Mit sinkenden Einkommen sinkt die Nachfrage, was zu einem im privaten Sektor zu weiterem Sparen zwingt. Da mit sinkendem Einkommen nicht die Verpflichtungen sinken Zinsen zurückzuzahlen eskaliert die Schuldenkriese des Privaten Sektors, wenn wie in der EU das Geldsystem fehlerhaft konstruiert ist eskalieren anschließend auch die Schulden im Staatlichen Sektor. Das meiste folgt aus der Berechnung das GDP durch Y = C + I + G + (X − M), die einzige Nachfrageorientierte Annahme ist meines erachten, dass sinkende Nachfrage Unternehmen zwingt zu sparen. Es ist für ein Unternehmen nicht rational einer Situation sinkender Nachfrage einfach mehr zu produzieren um die Nachfrage zu steigern.
Lokales optimales verhalten führt hier nicht zu einem Globalen Optimum. Ein Markt mit Rationalen Teilnehmern ohne vollständige Information kann ein solches Problem grundsätzlich nicht lösen – es ist egal wie frei die Märkte da sind.
Mir ist zugegeben nicht bekannt, dass seriöse Ökonomen (Ob nun Nachfrageorientiert oder Angebotsorientiert) da irgendwelche einfachen Schuldzuweisung an die Banken oder die Anleger abgeben.
Die Nachfrage nach guten Anlage-möglichkeiten für Kapital, existiert schon dann, wenn Kapital existiert. Angebot erzeugt dann Instanzen dieser Nachfrage in Form von spezifischen
Finanz Produkten. Wenn also keine übergeordnete Nachfragestruktur nach etwas existiert, kann eine konkrete Angebotserhöhung auch keine Nachfrage erzeugen. Es besteht z.b. eine nachfrage nach Anzeige-Geräten, aber bei dem jetzigen stand der Technik ist die Nachfrage nach Rörenmonitore schlicht durch das erhöhen des Angebotes nicht zu steigern. Nach der Instanz “Röhrenmonitor” von Anzeige-Gerät fragt keiner mehr nach.
Ich höre auch nicht das die Banken Schuld sind, sondern eher das eine falsche Art der Regulierung schuld ist.
Mir stellt sich die Frage, ob der Begriff des Menschen als soziales Wesen richtig erfasst wurde, denn es gibt nicht eine Bedeutung von ‘sozial’. In der Öffentlichkeit und auch im obigen Sinne wird ‘sozial’ sehr stark als die Verrichtung “guter Taten an anderen Menschen” gesehen.
Dies ist jedoch ein Wissenschaftsblog, der sich auch (oder vor allem?) mit Soziologie beschäftigt.
Dann muss auch Max Weber zu Wort kommen:
“‘Soziales’ Handeln soll aber ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den
Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und darin in seinem Ablauf orientiert ist.”
Danach kann ich jemanden verprügeln und ausrauben und habe trotzdem sozial gehandelt, weil die betreffende Person mit Statussymbolen ausgestattet wäre, die ich auch gerne gehabt hätte.
Außerdem würde ich der obigen Betrachtung gerne den homo sociologicus nach Ralf Dahrendorf gegenüberstellen, wonach sich Menschen an Erwartungen und Werten ausrichten, weshalb Normen von großer Wichtigkeit für das alltägliche Handeln sind, was sich durch unser Grundsystem eines auf Gesetzen basierenden Rechtsstaates veranschaulichen lässt.
Mir geht es somit vor allem darum, beim Begriff ‘sozial’ genau zwischen dem Begriff der allgemeinen Öffentlichkeit und dem Begriff der Soziologie kennengelernt zu unterscheiden. Wenn man dies tut, kann man nicht abstreiten, dass der Mensch ein ‘soziales Wesen’ ist.
Was man aber kritisieren kann, ist die Aufforderung nach Harmonie und der Umgehung von Konflikten mit der Aufforderung zu mehr ‘sozialem’ Handeln (diesmal die Begrifflichkeit nicht nach Weber, sondern im Sinne des umeinander Kümmerns ) zu verbinden.
Im Sinne der Handlungsfreiheit bleibt es jedem selbst überlassen, ob er sich altruistisch-sozial um seinen Nächsten kümmert oder nutzenmaximierend Geld verdient. Aber es sei gesagt, dass man alleine kein Geld verdienen kann. Irgendjemand muss das Produkt oder die Dienstleistung kaufen und der Prozess der Begegnung zwischen Käufer und Verkäufer ist soziales Handeln (nach Max Weber) und je arbeitsteiliger die Gesellschaft wird, desto mehr muss sich aufeinander bezogen und somit also sozial gehandelt werden.
Das Problem mit der Bestimmung sozialen Handelns bei Weber, in Abgrenzung von Verhalten, vier Handlungsmodi verbunden hat, zweckrational, wertrational, affektiv und traditional. Und wenn Sie diese Handlungsmodi in Rechnung stellen, dann kommen Sie sehr schnell bei der Erkenntnis an, dass die Aussage, nach der soziales Handeln ein auf andere gerichtetes Handeln auch bei Weber qualifiziert wird, nach dem Handlungsmodus. Die Verwendung von “sozial” und die Frage, ob ein Mensch ein “soziales Wesen” ist, wie ich sie im post diskutiere, kann man durchaus als Abfolge der Handlungsmodi ansehen, denn die beiden letzten Bestimmungen von “sozialem Wesen” legen einen Schwerpunkt auf eine affektive und eben nicht rationale Bestimmung sozialen Handelns, und da im öffentlichen Diskurs “sozial” weitgehend als Platzhalter für “gut” gilt, kann man eine Hegemonie der affektiven Bestimmung von “sozial” annehmen und ich würde vermuten, dass Max Weber gegen meine Bestimmung nichts einzuwenden hätte – zumal schon zu seiner Zeit – wie er u.a. in den Grundbegriffen darlegt, die traditionalen und affektiven Handlungsmodi vorherrschend waren und sich seither recht wenig verändert hat.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte nicht das rationale und das soziale Handeln präventiv voneinander abgrenzen und mir sind die vier Idealtypen des Handelns bekannt. Dazu gehört auch, dass es meiner Meinung nach sogar Weber selbst war, der geäußert hat, dass es geradezu das Charakteristikum moderner Gesellschaften ist, wonach die beiden rationalen Handlungstypen in der Tendenz gegenüber den anderen beiden Typen immer stärker überwiegen.
Ich teile auch die Ansicht, dass in der Öffentlichkeit der Begriff ‘sozial’ mit einer Art des umeinander Kümmerns besetzt ist, die stark positiv konotiert ist. Im gleichen Zug betrachte ich auch den negativen Trend, dass sich daraus ein “Sendungsbewusstsein” entwickelt und man nun in diesem Sinne sozial sein “muss” und somit (gerade auch durch den Staat) Menschen den eigenen Willen oder eigene Ansichten aufzwingt, eben unter dem Deckmantel des ‘sozialen Handelns’.
Aber für mich ist dies eben nicht (nur) das ‘soziale Handeln’. Für mich ist ‘soziales Handeln’ (auch) frei nach Weber, dass es mindestens zwei Menschen gibt, die irgendwie aufeinander bezogen agieren (und wenn sie sich ignorieren, weil sie sich nicht ausstehen können).
Das damit verknüpfte Problem ist, dass ich gegenwärtig einen Studiengang studiere, der sich Sozialwissenschaften nennt. Ich möchte nicht, dass damit in Verbindung gebracht wird, dass ich studiere, wie sich Menschen gegenseitig am besten ‘helfen’ können, sondern, dass damit in Verbindung gebracht wird, wie sich Menschen gegenseitig ‘begegnen’ was an die Untersuchung gekoppelt ist, an welchen Normen sie sich warum fortlaufend orientieren.
Diese Unterscheidung ist gegenwärtig schon schwierig genung und ein großer Anteil derjenigen, denen ich begegne und denen ich erzähle, was ich mache, versteht mich jetzt schon falsch und zwingt mich dazu, genauere Erklärungen vorzunehmen oder am besten das Wort ‘sozial’ zu vermeiden, weil damit unterschiedliche Begriffsinhalte verbunden werden.
Wenn aber sogar hier im Zusammenhang mit Sozialwissenschaften schon diese Komponente des sozialen Handelns unterschlagen wird, die, nicht im Widersprich zu Rationalität steht, dann finde ich das mindestens schade und ich fühle mich dazu gedrängt auf Legitimität und Einhaltung von Normen und dem “aneinander orientieren” hinzuweisen. Die Alternative besteht darin, sofort den Namen meines Studienganges sowie des betreffenden Wissenschaftsbereichs zu ändern, möglicherweise in Gesellschaftswissenschaften. Das nur zu tun, weil einzelne Menschen oder viel eher mehrere Gruppen ihr Sendungsbewusstsein mit dem Wohlklang des Wortes ‘sozial’ tarnen finde ich schade bis absurd. Anstatt des Stellens der Frage, ob der Mensch ein soziales Wesen ist, was hier eher verneint wird, hätte ich eine Richtigstellung, dass es der Mensch ist und warum er es ist viel besser gefunden. Diese Richtigstellung hätte sich dann meiner Meinung nach hervorragend an Max Weber orientieren können und wäre mit der Betonung von Rationalität einher gegangen, genauso wie mit einer Distanzierung vom Alltagsbegriff des ‘guten sozialen’.
Ich will einfach einmal fragen, ob Sie sich schon einmal den Unterschied zwischen sozialem Handeln und der Zuschreibung ein Mensch sein ein soziales Wesen, überlegt haben. Dass Menschen irgendwelche Wesen sind, hat erst einmal nichts mit Handeln zu tun. Dass Weber zwischen Handeln und Verhalten unetrscheidet, hat genau diesen Grund, niemand zwingt Menschen zum sozialen Handeln. Entsprechend kann ich Ihre Argumentation nicht ganz nachvollziehen, denn die Behauptung ein Mensch sei ein soziales Wesen widerspricht schon allem, was Weber in seinen Grundbegriffen unterscheidet. Wäre Weber der Ansicht, Menschen seien grundsätzlich soziale Wesen, er müsste nicht zwischen sozialem Handel und Verhalten unterscheiden, denn: “Nicht jede Art von Handeln – auch von äuerlichem Handeln – ist ‘soziales’ Handeln im hier festgehaltenen Wortsinn. Aeußeres Handeln dann nicht, wenn es sich lediglich an den Erwartungen des Verhaltens sachlicher Objekte orientiert. Das innere Sichverhalten ist soziales Handeln nur dann, wenn es sich am Verhalten anderer orientiert. Religiöses Verhalten z.B. dann nicht, wenn es Kontemplation, einsames Gebet usw. bleibt. Das Wirtschaften (eines Einzelnen) erst dann und nur insofern, als es das Verhalten Dritter mit in Betracht zieht. …” (Weber, 1988, S.562-563). Wenn Sie weiterlesen, werden Sie feststellen, dass die Grenze zum sozialen Handeln für Weber genau da verläuft, wo andere in RECHNUNG gestellt werden, und zwar als Variable, die auf den Output, der mit eigenem Handeln erreichbar ist, einen Einfluss hat. Im Beitrag geht es, wie Sie sicher gelesen haben, darum, dass das was Weber differenziert hat, ebenso wie das, was Sie scheinbar noch lernen, in der Realität nicht aufzufinden ist. Gewöhnen Sie sich besser gleich daran, dass Legionen von Studenten des Sozialen (der sozialen Arbeit) damit den Anspruch verbinden, etwas gutes, weil soziales zu tun und “soziales Handeln” eben nicht als auf andere gerichtetes erst einmal nicht zu bewertendes Handeln verstehen. Es nutzt hier wenig, auf die reine Bedeutung der Worte im eigenen Teil des Elfenbeinturms zu verweisen. Die Außenwelt wird sich ihrer Sprachregelung nicht anschließen, bestenfalls werden sie mit ihren “seltsamen” Vorstellungen zum Gegenstand von Sozialarbeit, und somit der Erziehung zum (vermeintlihc) Guten…:))
Klein
Sie sollten Ihre subjektive Sicht des Sozialen nicht zum objektiven Maßstab erklären, dem sich alle unterzuordnen haben. Dies ist eines der vielen Probleme der Ausführungen auf Ihrem Blog.
Soziales Handeln kann auch schlichte emotionale Gründe haben. Wenn man zum Beispiel Mitgefühl für andere empfindet. Ihre ökonomistische und utilitaristische Definition des Sozialen können sie für sich gerne bejahen.
Sie führen Ihren “Liberalismus” durch solch törichte Analysen selbst ad absurdum.
Sie sollten berücksichtigen, daß Ihre Analysen der Wirklichkeit Ihrer persönlichen Weltsicht entstammen und daher keineswegs objektive, allgemeine Gültigkeit beanspruchen können.
Das, was sie in Ihrem Text beschreiben, ist kein soziales Handeln, sondern Egoismus, Rationalismus, Ökonomismus, Utilitarismus.
Sie selbst dürfen gerne so leben wollen. Es beschleicht einen aber der Verdacht, daß Sie solch zynische Beschreibungen der Realität benötigen, um gewisse Ideale oder Anschauungen pauschal diffamieren zu können.
Meiner Meinung nach ist das Soziale Ergebnis ethischer Erwägungen und Gefühle. Daß dies auch ökonomischen Nutzen haben oder anderweitig sinnvoll sein kann, steht auf einem anderen Blatt. Sie dekonstruieren mit Ihren pauschalen Konstruktionen den Menschen als fühlendes Wesen.
Kirk,
warum mischen Sie sich ständig in Themen ein, von denen Sie keine Ahnung haben?
Wenn Sie genau lesen und auch ein paar Kommentare zu diesem post zu Kenntnis nehmen, dann werden Sie feststellen, dass ich soziales Handeln mit Max Weber als auf andere bezogenes Handeln definiere, das vier verschiedene Modi hat, darunter affektiv und traditionale Handlungsmodi. Ich bitte Sie, mich in Zukunft mit posts, in denen Ihr einziges Anliegen darin besteht, das Wort “zynisch” anbringen zu können, zu verschonen und vielleicht informieren Sie sich bei der Gelegenheit auch darüber, was zynisch eigentlich bedeutet. Ansonsten empfehle ich Ihnen einen Urlauf auf Aplha Centauri oder noch besser in den Plejaden.
Die gute alte Frage:
Egoist oder Altruist?
Wie wäre es denn mit einem rationalen Mittelweg…
achja ich vergass …
http://www.plosmedicine.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.1000316
Hmm, ich frage mich, worum es hier eigentlich geht? Geht es darum das Wörtchen „sozial“ als böses Pfui-Wort aus dem Sprachgebrauch zu verdammen oder geht es darum im Bewusstsein, dass das Wort von Einigen dazu missbraucht wird um die Menschen mit einer Viktimisierungs- & Bevormundungsideologie zu indoktrinieren, einen theoretisch gehaltvollen Begriff von „sozial“ zu entwickeln? Ich bin nur für Letzteres zu haben. Gleichwohl habe ich den Eindruck, dass es hier eher um Ersteres geht.
Ich verwende das Wort „sozial“ fern ab jeglicher moralischen Emphase lediglich als dezenten Hinweis darauf, dass es bei sozialen Phänomenen um Sachverhalte geht, an denen mindestens zwei Menschen beteiligt sind. Wenn ich davon spreche, dass Menschen soziale Wesen sind, dann geht es nur um den Hinweis, dass das aktuelle Verhalten von Menschen im Rahmen einer sozialen Situation nur aus ihrem vergangenen Verhalten in früheren sozialen Situationen verstanden werden kann. Und bereits Max Weber hatte darauf aufmerksam gemacht, dass auch das Vermeiden von Handlungen sozial ist. D. h. auch das Verhalten von Individualisten oder Einzelgängern lässt sich nur aus ihrer bisherigen Interaktionsgeschichte verstehen. Und in diesem Sinne sind auch Einzelgänger soziale Wesen auch wenn sie lediglich versuchen Begegnungen mit anderen Menschen zu vermeiden. Aus deren Sicht ist das vernünftig und es stellt sich die Frage, warum sie das für vernünftig halten. Die Antwort wird man in der Vergangenheit finden. Ich empfehle dazu die Studie „Interaction Ritual Chains“ von Randall Collins mit einer interessanten Weiterentwicklung des rational-choice-Ansatzes, die man als „emotional choice“ bezeichnen könnte. Jeder Mensch muss in seiner Entwicklung hin zu einem autonom handelnden Individuum den warmen Mutterschoß der familiären Gemeinschaft – ihr würdet wahrscheinlich eher vom Fegefeuer der Gemeinschaft sprechen – durchlaufen. Auch das Bedürfnis nach Nähe und Distanz bzw. Geselligkeit und Einsamkeit ist das Ergebnis der Sozialisation. Die empirisch zu klärende Frage wäre, wie es kommt, dass es einigen Menschen offenbar gelingt sich zu einem autonom handelnden Individuum zu entwickeln und anderen nicht. Dabei geht es weder darum das Bedürfnis nach Geselligkeit noch das nach Einsamkeit moralisch zu diskreditieren. Beides kann verschiedenen Menschen mehr oder weniger gut tun. Nichts desto trotz spielen diese anerzogenen Bedürfnisse bei der Persönlichkeitsentwicklung eine wichtige Rolle und helfen zu verstehen, warum Menschen so handeln, wie sie handeln.
Der theoretische Ausgangspunkt ist die zwischenmenschliche Begegnung. Wenn man diese Situation nicht als sozial bezeichnen möchte, dann kann man das natürlich mit anderen Begriffen beschreiben. Der Sinn bleibt trotzdem gleich. Das Problem vieler Rational-Choice-Ansätze ist jedoch, dass sie einen anderen theoretischen Ausgangspunkt haben – nämlich das psychologische Motiv der Nutzenmaximierung. Dabei wird zumeist unterschlagen, dass diese Motive eben durch Sozialisation erworben oder entwickelt werden und von Person zu Person sehr verschieden sind. Dieser seltsam ahistorische Ansatz hat mich noch nie überzeugt. Hinzu kommt, dass dieses Problem immer durch irgendwelche Motivunterstellung kompensiert werden muss, was ja auch im Text vorgeführt wird. Ironischerweise steht am Ende dann die Feststellung, dass Menschen weniger vernünftig handeln als es die Theorie annimmt. So folgt ja auch nach der obigen Darstellung der vermeintlichen Plausibilität sofort die Einschränkung: „Menschen werden durch ihre Vernunft (naja, durch mehr oder weniger Vernunft) angetrieben.“ Solange es allerdings nicht gelingt, irrationales Handeln als rationales Handeln zu beschreiben – letztlich ist es das, was Rational Choice behauptet, denn wenn jedes Handeln vernünftig ist, dann muss auch unvernünftiges Handeln vernünftig sein -, haben ökonomische Theorien des Handelns ein gewaltiges Plausibilitätsproblem. Außerdem finde ich es als Soziologe sehr unbefriedigend lediglich die Konsistenz psychologischer Motive zu bestätigen oder eben nicht, denn Rational-Choice macht im Prinzip bloß das.
“Wenn ich davon spreche, dass Menschen soziale Wesen sind, dann geht es nur um den Hinweis, dass das aktuelle Verhalten von Menschen im Rahmen einer sozialen Situation nur aus ihrem vergangenen Verhalten in früheren sozialen Situationen verstanden werden kann.”
Viel einfacher… Menschen sind sozial, weil sie Interaktion untereinander benötigen.
Wie man längst weiß, wirkt sich bspw. soziale Isolation durch Einzelhaft negativ auf die menschliche Psyche aus.
Die genannte Weltkriege, die Menschen als nicht soziale Wesen erscheinen lassen, sind argumentativ ein Fehlgriff. Natürlich erscheint das Kriegführen nicht als besonders sozial, je nachdem aus welcher Perspektive man den Krieg betrachtet.
Menschen werden sich ihr Handeln aber immer zu rechtfertigen wissen und sich entsprechend den “Guten” zuordnen. Und aus Sicht der “Guten” ist Krieg zwar eine unschöne Sache, trotzdem aber zu rechtfertigen. Schließlich bekämpft man den bösen Feind, den Terroristen oder sonst was.
Und selbstverständlich wird sich auch die Gegenseite der passenden sozialen Gruppierung zuordnen.
Tatsächlich ist das auch kein Phänomen der Vergangenheit, sondern wird immer wieder praktiziert. Sei es von Feministinnen, die Männer als alles Übel der Welte ansehen, rechten Faschos, die Gewalt gegen Menschen ausüben oder linken Faschos, die kein Deut besser sind.
Sozial schadet der Freiheit, Eigenverantwortung und selbständigem Denken.