Alles schon mal da gewesen

Erinnern Sie sich noch an: “Deutsche, kauft nicht bei Juden”. Haben Sie schon von den vielfältigen Versuchen gehört, den Philosophen “Peter Singer” daran zu hindern, einen Vortrag an der Universität Duisburg zu halten? [Singer selbst berichtet unter dem Titel “Wie man in Deutschland mundtot” gemacht wird, im Anhang zu seiner Praktischen Ethik von den Vorgängen.] Erinnern Sie sich noch an den Militärhistoriker Martin van Creveld, der zunächst an die Universität Trier eingeladen und dann wieder ausgeladen wurde, weil sich “Widerstand” gegen ihn formierte?

Alle diese Glanzleistungen deutscher Diskussionskultur haben eines gemeinsam: Sie werden von Personen getragen, die in der Regel das, wogegen sie sind, nur unter Schlagworten kennen, von Personen, die offensichtlich zu feige sind, eine inhaltliche und argumentative Auseinandersetzung zu suchen und die sich selbst für die Krone der moralischen Entwicklung halten. Zweifel an der eigenen Position, so überhaupt vorhanden, kennen diese Personen nicht, und noch weniger kennen sie Hemmungen, wenn es darum geht, andere zu diffamieren. (Wer sich die Mühe macht, Peter Singers Bericht zu lesen, wird feststellen, dass die meisten derjenigen, die Peter Singer niedergeschrieen haben, keinen seiner Texte/keines seiner Bücher gelesen haben. Sie haben sich vielmehr zur bereitwilligen Verfügungsmasse von Leuten gemacht, die aus welchen Gründen auch immer, ein Interesse daran hatten, Peter Singer mundtot zu machen.)

Jüngstes Beispiel aus der deutschen Diffamierungskultur, in der die fehlenden Argumente durch aufgeregte Aufrufe und Agitation ersetzt werden sollen, ist ein Aufruf mit dem Titel “Männerkongress unmöglich machen! Maskulisten demaskieren.” Der Aufruf, der sich liest, als wäre er aus der Feder allseits bekannter Wikipedia-Autoren, ruft, wie die meisten seiner Vorbilder, dazu auf, sich gegen etwas zu wenden, vergisst aber anzugeben, warum er sich gegen das “etwas” wendet.

So beginnt der Aufruf, der sich gegen einen Männerkongress unter dem Titel “Scheiden tut weh – Elterliche Trennung aus Sicht der Väter und Kinder” richtet und somit gegen ein Thema, das mir zugegebener Maßen gar nicht am Herzen liegt, mit dem folgenden Satz:

“Da dieser Kongress reaktionären, homophoben, und antifeministischen Positionen und Personen, wie z.B. Gerhard Amendt und Eckhard Kuhla, ein Forum bietet, rufen wir hiermit dazu auf, sich am 21.9 den Protesten anzuschließen.”

Regelmäßige Leser dieses blogs werden sich schon denken können, was jetzt kommt: Liebe Aufrufer, einmal davon abgesehen, dass die Anhäufung von Adjektiven “reaktionär”, “homophob” und “antifeministisch” keinen Informationsgehalt hat und wenig über den Aufschrei kleiner Kinder, die den Boden beschimpfen, auf den sie gerade gefallen sind, hinausreicht, wolltet ihr ernstgenommen werden, dann müsstet ihr ein Argument angeben. Dazu wiederum wäre es im ersten Schritt notwendig zu definieren, was unter reaktionär, homophob und antifeministisch verstanden werden soll. Sodann müsste im zweiten Schritt geprüft werden, wie die Definition messbar gemacht, also operationalisiert werden kann, um im dritten Schritt zu prüfen, ob Gerhard Amendt und Eckhard Kuhla die nunmehr per Operationalisierung zusammengestellten Kriterien erfüllen, um somit berechtigt als “reaktionär”, “homophob” oder “antifeministisch” bezeichnet zu werden.

Ich will es einmal bei “homophob” belassen, da ich nichts Schlimmes daran finde, “antifeministisch” zu sein und “reaktionär” seit den Tagen der Weimarer Republik (1919-1933!) seinen Reiz verloren hat (ich empfehle hier ein update, z.B. Globalisierungsbejaher oder Bankerfreund). Homophob definiert der Duden als die Homophobie betreffend. Homophobie wiederum wird als krankhafte Angst vor und Abneigung gegen Homosexualität definiert. Liebe Aufrufer, ich denke, es wäre angebracht, die Wortbedeutungen nachzuschlagen, dann festzustellen, dass eine krankhafte Angst etwas ist, was bestenfalls in klinischen Tests oder psychologischen Experimenten festgestellt werden kann, wenn es der Betroffene nicht für sich in Anspruch nimmt, sodann den Gedanken zu fassen, dass die Bezeichnung “homophob” dann, wenn sie nicht zutrifft, mindestens eine Beleidigung, wahrscheinlich auch eine Verleumdung und somit einen Straftatbestand darstellt und endlich, die Bezeichnung zu entfernen und zu hoffen, dass sich noch kein Anwalt auf den Weg gemacht hat, um mit einer Abmahung leichtes Geld zu verdienen.

Das nächste, was mich an diesem Aufruf besonders negativ berührt hat, ist der erste Satz des zweiten Abschnittes:

“Wir können nicht tolerieren, dass unter dem Deckmantel des Mitgefühls gegenüber Kindern Protagonisten der antifeministischen “Männerrechtsbewegung” eine Plattform geboten wird.”

Da ist er wieder: “Deutsche, kauft nicht bei Juden”. Nur sind die Juden derzeit “Protagonisten der antifeministischen Männerrechtsbewegung”. Und diese Protagonisten können nicht toleriert werden, sie sind erst einmal nur mundtot zu machen. Einerseits sind solche Aussagen einfach nur kindisch, andererseits, und deshalb habe ich den Vergleich mit dem Dritten Reich gewählt, muss man sie ernst nehmen, sind sie doch Ausdruck dessen, was  in der Psychologie und seit Milton Rokeach als Dogmatismus bekannt ist. Dogmatismus beschreibt im Anschluss an die von Adorno und seinen Mitarbeitern benutzte F-Skala eine autoritäre Einstellung, die sich durch “closed mindedness” (Borniertheit) auszeichnet. Closed mindedness wiederum basiert auf einer breiten Basis von Unkenntnis und darauf, dass die entsprechenden closed minds nicht einmal im Traum darauf kämen, an einer ihrer schlecht bis gar nicht fundierten, von anderen übernommenen und rein affektiv getragenen Positionen zu zweifeln. Der zitierte Satz drückt diese closed mindedness in geradezu phänotypischer Weise aus.

Hinzu kommt die Verweigerung des Dialogs, die dazu führt, dass aus der closed mindedness eine geschlossene kultische Angelegenheit wird, die nur noch darauf aus ist, Menschen, die als zur Gegenseite gehörig wahrgenommen werden, zu schaden. Sie zu diskreditieren. Sie mit Adjektiven zu brandmarken. Ihnen die Menschlichkeit abzusprechen. Sie zu Aussätzigen zu erklären, mit denen man nicht spricht und bei denen Deustche nicht einkaufen. Die Übereinstimmungen zwischen dem Nazi Slogan und dem besprochenen Aufruf sind überdeutlich. Überdeutlich ist auch der Urheber des Aufrufs, der entweder die Wikipedia intim kennt und nutzt, um dort die Diffamierungen, die sich im Beitrag zu Gerhard Amendt finden, wortgenau zu übernehmen oder derjenige ist, der die entsprechenden Beiträge zu verantworten hat. Für letztere Annahme spricht die Wiederkehr unseres alten Bekannten Hinrich Rosenbrock im Aufruf, der genau das Schichsal nimmt, das ich ihm vor Monaten schon prophezeit habe: Er wird immer dann aus dem Hut gezaubert, wenn jemand Verleumdungen über andere ausgießen will, aber zu feige ist, seinen eigenen Kopf dafür hinzuhalten.

Apropos Kopf hinhalten. Der Aufruf ist von einigen feministischen Organisationen, daruter das Frauenreferat an der Universität Düsseldorf und das Genderreferat AStA FH Düsseldorf unterzeichnet. Beide sind zwar an Universitäten angesiedelt, haben durch die Unterstützung dieses Aufrufs aber deutlich gemacht, dass sie nicht einmal im Ansatz eine Idee davon haben, was universitärer Geist eigentlich ist oder dass sie keinen Wert darauf legen und ihn ganz bewusst mit Füssen treten. Sie wollen Diskussion, Auseinandersetzung und alles, was ihnen ideologisch nicht passt, unterbinden und haben entsprechend nichts an Universitäten verloren. Ich fordere daher die Universität Düsseldorf und die Fachhochschule Düsseldorf auf, die Finanzierung dieser wissenschaftsfeindlichen und die Meinungsfreiheit unterdrücken wollenden Organisationen einzustellen. Wer sich dieser Forderung anschließen will, kann mir eine Email schreiben.

Michael Klein
Dr. habil. Heike Diefenbach
Dr. Frank Münster
Holger Sulz
Stefan Trost
Klaus Ketterer

Klaus Ketterer hat zu seiner Unterstützung Folgendes geschrieben:

“Mit vehementer Zustimmung schließe ich mich Ihrem Aufruf an, die offenkundig von antidemokratischem und sexistischem Geist beherrschten Institutionen der FH Düsseldorf (hier: das AStA Genderreferat) und der Universität Düsseldorf (dort: das Frauenreferat) nicht mehr mit öffentlichen Geldern zu unterstützen, da deren Forderungen ganz offenkundig den Grundwerten unserer Verfassung und dem demokratischen Geist überhaupt zuwider laufen. Als vernunftbegabter und mit eigenständigem Denkvermögen ausgestatteter Mensch kann man nur „antifeministisch“ und „antimaskulinistisch“ sein, also „anti-sexistisch“ denken. Ich kenne Eckhard Kuhla und Prof. Amendt persönlich, und weiß daher, dass ihnen jede Form der oben angesprochenen ideologischen „-ismen“ fern liegt, weil sie im Gegensatz zu ihren Kritikern durch ihre Intelligenz an solchen Denkschemata gehindert werden. Wie stellt sich übrigens das Männerreferat der Universität Düsseldorf (dessen Existenz ich im Geiste der Geschlechter-Gleichberechtigung einmal unterstelle) und die Leitung der Universität Düsseldorf zu der antidemokratischen Hetze des dortigen Frauenreferats?”

Bildnachweis
Tapfer im Nirgendwo
RLV

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