Bedeutet weiblicher Professor gleich Depp?

Die meisten weiblichen Professoren, die diese Überschrift lesen, werden sich ärgern oder doch zumindest mit Wut reagieren, ob der Frage, die die Behinderung einer ganzen Bevölkerungsgruppe suggeriert, ob der Gleichsetzung von “weiblich” und mangelnden geistigen Fähigkeiten. Und dennoch enstpricht diese Überschrift genau dem Niveau, das an deutschen, bayerischen Schulen derzeit an Schüler vermittelt wird, und zwar unter der Überschrift:

Ist der Klimawandel ein Mann?

Achtung JudenDer Überschrift folgt ein Text von 41 Zeilen, mit dem das Leseverständnis bayerischer Schüler geprüft werden soll. D.h. getestet wird, ob sie das, was sie lesen, später wiedergeben können, nicht ob sie dem, was sie lesen, kritisch gegenüber stehen. Verantwortlich für diesen Testtext, der bayerischen Schülern zu Beginn eines Schuljahres vorgelegt wird, ist das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in München, bei dem man sich fragt, ob die dort Verantwortlichen, Überzeugungstäter oder geistig Minderbemittelte sind. Diese Bewertung ist selbst für ScienceFiles außergewöhnlich, und deshalb will ich sie entsprechend begründen.

Der Text, den bayerische Schüler lesen müssen und bei dem sie eigentlich nur Schaden an ihrem geistigen Wohlbefinden nehmen können, rekurriert auf zwei wenig bis gar nicht bekannte Frauen. Ines Weller besetzt nach Angaben des Textes in Bremen eine Professur und Gotelind Alber wird als Umweltexpertin und Physikerin vorgestellt.

Und das haben beide zu sagen:

wellerWeller zeigt sich als Meister der Reduktion und stellt laut Text einen einfachen Zusammenhang her: Männer fahren dickere Autos als Frauen, dickere Autos verbrauchen mehr Benzin als (dann wohl:) dünnere Autos, schädigen die Umwelt mehr, also schädigen Männer die Umwelt mehr. Das ganze gibt es dann noch mit Steaks und Fleisch allgemein.

Was soll man als Betreiber eines Wissenschaftsblogs zu so einem Unsinn sagen? Soll man Gegenrechnen im selben kindischen Ton: Frauen verbrauchen aber Kosmetika und deshalb müssen gaaaanz viele Tiere in Versuchen sterben und in den meisten Fällen völlig umsonst, weil Personen wie Weller noch so viel Kosmetika auftragen können wie sie wollen, die geistigen Defizite werden davon nicht überdeckt? Soll man darauf hinweisen, dass viele Männer eine Frau auf dem Beifahrersitz mitnehmen? Darauf, dass viele Männer gaaaanz dicke Autos fahren, die man Lkw nennt und die die Umwelt gaaanz doll belasten, aber natürlich notwendig sind, damit Frau Weller im Supermarkt ihr Öko-Müsli kaufen kann?

Es gibt Unsinn, der macht einem ratlos. Wie soll man jemandem erklären, dass die Welt nicht so einfach gestrickt ist, wie er, sie in diesem Fall, glaubt? Wir haben in der Vergangenheit Ergebnisse einer Studie berichtet, die zeigten, dass Inkompetente nicht merken, dass sie inkompetent sind, gerade weil sie inkompetent sind. Das Ganze ist ein Dilemma, ein Dilemma, das sich mit der Frage verbindet, wie jemand, der denkt, die Welt bestünde aus einfachen Kausalitäten und der Sinn von Wissenschaft bestünde darin, Schuld nach Geschlecht zu verteilen, auf einem Lehrstuhl landen konnte?

Psychologisch ist das Ganze natürlich interessant, denn die Fragestellung: “Sind Männer am Klimawandel schuld?”, drängt sich nicht unbedingt auf. In westlichen Gesellschaften leben die meisten Männer in Partnerschaften und trotz rückläufiger Tendenz sind heterosexuelle Partnerschaften immer noch die Mehrzahl. Deshalb zählt man in der Sozialforschung in der Regel Haushalte und unterteilt die Haushalte in Ein- und Mehrpersonenhaushalte. Das hat sich sogar bis zu den Verantwortlichen für den Schülertest in Bayern herumgesprochen:

“Aber wie hoch ist der Beitrag von Mann und Frau in den Industriestaaten zum Klimawandel wirklich? Da wird’s schon schwieriger. ‘Familienhaushalte kann man für eine Untersuchung nicht hernehmen”, erklärt die Forscherin. Man weiß ja nicht, wer in der Familie nun genau was verbraucht.

alberDie “Forscherin”, die hier sagt, dass man auf Grundlage der vorhandenen Daten, nichts über die Verursachung von Umweltverschmutzung aussagen kann, ist die oben als Umweltexpertin und Physikerin präsentierte Gotelind Alber, die sich durch ein erratisches Denken auszeichnet. Denn, wer nun denkt, wenn man keine Daten zu etwas hat, dann kann man auch nichts darüber aussagen, der irrt:

“Dennoch scheint die Klimarechnung zugunsten der Frau aufzugehen. Und außerdem: Frauen denken anders über den Klimawandel als Männer, sie sind eher bereit, etwas für das Gemeinwohl zu tun: “Frauen, die meist mehr für die Familie da sind als Männer, sind es gewohnt, für andere mitzudenken”, sagt Alber. Männer hingegen seien offensichtlich nur dann umweltbewusst, wenn es nichts kostet.”

Es gibt Dinge, die verschlagen mir, auch nach mehreren Jahrzehnten in der sozialwissenschaftlichen Zunft noch den Atem. Da gibt es eine Person, Gotelind, die sagt, dass man nicht prüfen kann, wer mehr die Umwelt verschmutzt, Frauen oder Männer, die aber dennoch wissen will, dass die Klimarechnung zugunsten von Frauen aufgeht, und zwar weil Frauen “mehr für die Familie da sind” als Männer. Ich kann es nur wiederholen, ein größerer Unsinn ist mir noch nicht untergekommen, ein weniger strukturiertes Denken habe ich noch nicht gesehen und ein größeres Phantasiegebilde auch noch nicht.

Was machen die Phantasie von Gotelind Alber oder die wilden Spekulationen von Ines Weller in Schulbüchern oder Tests für die Schule? Ich meine, es war keine Übung in kindlicher Phantasie und auch kein Test, der Beispiele für Wahnvorstellungen gibt. Aber das ist genau, was im Text zu lesen ist: Wahnvorstellungen, die Wahnvorstellungen zweier Frauen mit offensichtlichen, sagen wir: psychischen Problemen, die sich nichts sehnlicher wünschen als zu zeigen, dass Männer böse sind. Ich bin nun leider kein Psychotherapeut, aber ich denke, es gibt bei Sigmund Freud einen Namen für dieses Krankheitsbild, das dazu führt, dass völlig irrelevante und vor allem völlig abstruse “Forschungsfragen” formuliert werden.

Wer bitte hat ein Interesse daran, auseinanderzuklamüsern, wieviel Co2 Männer zur Umwelt beitragen und wieviel Frauen. Zu welchem Zweck? Was soll, selbst wenn es möglich wäre, was es nicht ist, damit erreicht werden? Krieg zwischen den Geschlechtern? Verdammung eines Gechlechts? Ist das Geschlechterfaschismus, wie Gerhard Wisnewski auf Kopp Online schreibt? Ist es das Ergebnis eines Minderwertigkeitskomplexes, für den man seinen Vater verantwortlich macht, und der nun nach außen projeziert wird? Ist es einfach nur der Ausdruck von Irrsin? Ich weiß es nicht, aber ich weiß etwas anderes:

Ines Weller: Stellvertretende Sprecherin des artec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit, Koordination des Forschungsfelds Industrial Ecology, Technik und Konsum zusammen mit Prof. Dr. Arnim von Gleich und Prof. Dr. Hans Dieter Hellige und stellvertrende Sprecherin des Zentrum Gender Studies (ZGS), Universität Bremen; 1988 Promotion zum Dr. rer. nat. in Didaktik der Chemie an der Universität Bremen; 1981 – 1984 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich 2 (Chemie, Biologie) der Universität Bremen; 1973 – 1980 Studium der Chemie, Universität Heidelberg, Diplomarbeit in Theoretischer Organischer Chemie.

Nuts in BedlamEs wäre sicher besser gewesen, Frau Weller hätte jeden ihrer zehn Finger von sozialwissenschaftlichen Fragen gelassen. Im täglichen Leben ist es nämlich nicht so, dass man einen Tropfen Lackmuslösung in eine Flüssigkeit gibt und dann sagen kann: “Hey, das ist rot geworden, weil…”. Soziale Beziehungen sind etwas komplizierter, und deshalb kann man auch nur dann behaupten: Männer sind am Klimawandel schuld, wenn man ein sehr eingschränktes, fast schon krankhaft beschränktes oder fixiertes Weltbild hat.

Gotelind Alber is an independent researcher and advisor on sustainable energy and climate change policy with a special focus on local strategies to address climate change, energy efficiency and renewable energy, multi-level governance, gender issues and climate justice. She is physicist by education and has 25 years of working experience in research, policy and management, among others as managing director of the Climate Alliance of European Cities. She is co-founder and board member of the global network GenderCC – Women for Climate Justice, and Focal Point of the Women and Gender observer constituency in the UNFCCC process.

Gotelind Alber verdient also ihren Unterhalt  damit, dass sie Geschlechterthemen mit Klimawandel in einen absurden Zusammenhang bringt, und dabei eben einmal die wissenschaftliche Lauterkeit vergisst (sofern sie überhaupt von so etwas gehört hat). Insofern ist der Unsinn, den sie von sich gibt, wenigstens noch mit einem persönlichen Nutzen in Zusammenhang zu bringen, denn offensichtlich unterhält die UN Gremien, in die man berufen wird gerade weil oder selbst wenn, man Unsinn erzählt.

Zum Versuch, Schüler ideologisch mit Genderthemen zu indoktrinieren, gibt es einen guten Beitrag von Gerhard Wiesnewski auf Kopp Online.

Wir danken einem Leser von ScienceFiles für den Hinweis auf die Gepflogenheiten an bayerischen Schulen und die “Qualitätsmaterialien” des Staatsinstituts für “Bildung” sowie für die Zusendung der entsprechenden Materialien.

Ist der Klimawandel ein Mann?

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