Grün als Standardeinstellung – Wissenschaftler als Steigbügelhalter des Sozialismus
Im neuen Kyklos ist ein Beitrag von Cass R. Sunstein und Lucia A. Reisch enthalten, in dem beide dafür werben, “green” zum “default”, grün zur Voreinstellung zu machen. Um dieses seltsame Ansinnen genauer zu verstehen, ist es notwendig, Sunstein in sein publizistisches Gesamtwirken der letzten Jahre einzuordnen und hier insbesondere “nudge”, das gemeinsam mit Richard Thaler verfasste zwischenzeitliche Standardwerk aller Möchtegern-Sozialtechnologen zu berücksichtigen.
Der Inhalt von “nudge” ist kurz und bündig zu beschreiben: Menschen, so hat es vor allem die soziapsychologische Forschung, die u.a. Amos Tversky und Daniel Kahneman durchgeführt haben, gezeigt, handeln nicht immer rational und bleiben oft mit ihren Handlungsentscheidungen hinter dem zurück, was als optimale Entscheidung angesehen werden kann, als Entscheidung, die ihren Nutzen maximiert (Es ist vielen Anhänger des nudgens offensichtlich nicht klar, dass sie hier auf der Basis von hard-core rational choice unterwegs sind, wobei wir es – wie noch zu zeigen sein wird – mit einer normativen Variante zu tun haben). Weil Menschen in vielen Fällen nicht rational entscheiden und entsprechend suboptimal handeln, so wird in nudge argumentiert, müsse man ihnen Vorgaben machen, die sie auf den Weg der optimalen Entscheidung bringen, sie zur “richtigen” Entscheidung leiten.
Kern von nudge ist also eine Entmündigung der Handelnden, natürlich in guter Absicht, denn Sunstein und Thaler sind um die Natur und die Ökologie und das Soziale und das Mitmenschliche und um alles, was positiv bewertet ist, besorgt. Wie dieses “nudgen” aussehen kann, erfahren Deutsche z.B. in Schönau im Schwarzwald. oder Kunden der Energiedienst GmbH, die den Süden Deutschlands mit Ökostrom versorgt. Letztere bietet nach Erkenntnissen von Sunstein und Reisch drei Tarife, wobei der “grüne” Tarif der Standard ist, in den Kunden eingeordnet werden, wenn sie sich nicht wehren. Der “grüne” Tarif ist teurer als ein weniger “grüner” Tarif, aber da er der Standard ist, behalten ihn die meisten Kunden der Energiedienst GmbH bei. Auf diese Weise, so die Lehre, die Sunstein und Reisch unter ihre Leser bringen wollen, ist es möglich, Menschen zur “richtigen” Entscheidung, in diesem Fall zur Entscheidung für teureren Ökostrom zu bewegen.
Der kurze Beitrag von Sunstein und Reisch fährt fort die Vorzüge dieser Form einer Vorgabe, die ich oben als Entmündigung bezeichnet habe, zu betonen und wendet sich abschließend der Frage zu, wie man denn nun einen verbindlichen und den “richtigen” Standard für alle bestimmen kann. Die Frage wird von beiden Autoren wie folgt beantwortet:
“Ideally, choice architects would monetize all of the relevant costs associated with relevant energy uses and set a default rule accordingly. Of course it is true that the assessment could create serious empirical challenges both in monetizing the relevant benefits and in projecting the level of opt-out. It is also true that if green energy reduces significant externalities, a corrective tax or a mandate might be desirable, not merely a default rule”(402).
Wem man diese Passage liest, dann ist man sich nicht sicher, worüber man sich insbesondere aufregen soll. Darüber, dass zwei Ökonomen, von denen zumindest Sunstein ein gewisses Maß an Kenntnis über die Ergebnisse der Behavioural Economics zu haben vorgibt, davon ausgehen, es sei möglich, eine Entscheidung unter Vollinformation zu treffen. Wozu, so fragt man sich, haben Tversky und Kahneman, Herbert Simon oder Oliver Williamson ihre umfrangreichen Werke geschrieben, wenn sie nach nur wenigen Dekaden in vollständige Vergessenheit geraten, selbst unter denen, die sie gelesen zu haben vorgeben.
Wenn nun aber keine Entscheidung unter Vollinformation getroffen werden kann, wenn also jede Entscheidung, da sie auf die Zukunft gerichtet ist, notwendiger Weise mit Unsicherheit verbunden ist, und deshalb unbeabsichtigte und bei Entscheidung unbekannte Folgen zeitigen wird, dann ist es auch einem “Choice Architect” nicht möglich, eine vollinformierte Entscheidung zu treffen.
Nun ist es eine Sache, wenn Hans X eine Entscheidung trifft, die sich im Nachhinein als falsch herausstellt, deren Folgen aber Hans X zu tragen hat. Es ist eine völlig andere Sache, wenn der Choice Architect X eine Entscheidung trifft, die sich als falsch erweist und unter deren Folgen eine große Zahl von Personen zu leiden haben.
Zudem stellt sich natürlich eine ethische Frage: Wie ist es mit der Willensfreiheit von Menschen zu vereinbaren, wenn man das Wissen um die menschliche Trägheit zu seinen Gunsten ausnutzt, um Menschen eine Wahl vorzugeben, die sie, hätten sie sie treffen müssen, nie getroffen hätten, die sie aber akzeptieren, weil die Informationskosten der Suche nach Alternativen zu hoch sind? Diese Art des über die Köpfe von Menschen Planens, diese Form der Entmündigung ist es, die Friedrich von Hayek in seinem Buch “The Road to Serfdom” bereits ausführlich analysiert und als sowohl ethisch als auch pragmatisch mit allem, was Freiheit, was freie Entscheidung angeht nicht vereinbar gezeigt hat. Dessen ungeachtet kehrt der sozialistische Planer, den Hayek als Feind der Freiheit bekämpft hat, als “Choice Architect” wieder, und wieder stellen sich Intellektuelle als Steigbügelhalter des Sozialismus und der Entmündigung von Menschen zur Verfügung.
Denn eines ist sicher, wenn Choise Architects erst eingeführt sind, dann werden sie nicht bei der Vorgabe der Farbe der Mülltüte, der Vorgabe des Stroms, der verbraucht werden muss, der Vorgabe der richtigen Sprechregelung, der Vorgabe der richtigen Anreise zur Arbeit, der Vorgabe der richtigen Essgewohnheiten, der Vorgabe einer Organspende stehen bleiben. Sie werden weiter ihre normativen Vorstellungen davon, was “richtig” und “gut” ist, für alle zum Maßstab erheben und auf dieser Basis immer weiter in die Leben von Menschen intervenieren und das bischen Freiheit, das verblieben ist, so lange reglementieren bis passiert, was in sozialistischen Systemen immer passiert ist: Niemand bewegt sich mehr, die Gesellschaft kommt zum Stillstand, der Erhalt des Vorhandenen wird zur Aufgabe, neben der Neues keinen Platz mehr hat, kurz: Fortschritt und damit verbundenes Wachstum, beides notwendige Zutaten für Wohlstand, werden auf dem Altar sozialistischer Mythenbildung und Gutheit geopfert.
Literatur
Simon, Herbert E. (1982). Models of Bounded Rationality. Cambridge: MIT-Press.
Sunstein, Cass R. & Reisch, Lucia A. (2013). Green by Default. Kyklos 66(3): 398-402.
Tversky, Amos & Kahneman, Daniel (1986). Rational Choice and the Framing of Decisions. Journal of Business 59(4): S251-S.278.
Williamson, Oliver E. (1985). The Economic Institutions of Capitalism. New York: Free Press.
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Ich hatte ja gestern die Hypothese aufgestellt, dass Genderisten viel inhaltsleeren Quatsch publizieren. Für Herrn Sunstein scheint das ähnlich zu gelten; einen inhaltsgleichen, aber längeren Artikel zum Thema findet man bei SSRN (http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2245657) im Open Access.
Ist das jetzt darin zu begründen, dass das Thema so interessant ist, dass man es gleich x-mal publizieren muss, oder soll dem Thema durch das x-malige publizieren nur mehr Relevanz verliehen werden?
Hinzu kommt, dass zwar das Individuum nicht immer richtig entscheidet, aber nur das Individuum die notwendigen Fakten für gute Entscheidungen hat. Vielleicht hat der Billigstromkunde noch einen stromfressenden Kühlschrank und will sich mit dem eingesparten Geld lieber ein neues stromsparendes Gerät kaufen. Damit ist der Umwelt wahrscheinlich besser geholfen, aber wer außer dem Individuum selbst kann solche Details kennen und berücksichtigen?
Sie haben die Idee des libertären Paternalismus anscheinend einfach nicht verstanden.
Ich empfehle Ihnen, “Nudge” einmal KOMPLETT zu lesen, da wird sicherlich einiges klarer werden.
Soviel bereits im Vorab als kleinen Denkanstoss:
Nudging findet ständig – in teilweise beängstigendem Ausmaß – statt, und zwar entgegen der Philsophie von Thaler und Sunstein nicht zu unserem Besten, sonderm zum besten von vielmals unethisch handelnden, profitoptimierenden Unternehme(r)n.
Was denken Sie, was Werbung ist/macht?
Nudging und choice architects machen darüber hinaus generell keine Vorgaben, sie definieren lediglich verschiedene Ausgangspunkte, ein weiterer grobes Missverständnis Ihrerseits.
Sie haben offensichtlich die Kritik am “libertären Paternalismus” nicht verstanden.
Ich empfehle Ihnen, den Text noch einmal zu lesen (mindestens), da wird sicherlich einiges klarer werden.
Soviel bereits im Vorab als kleinen Denkanstoss:
Wenn choice architects keine Vorgaben machen – wie war das noch mal mit dem opt out? – dann fragt man sich doch, wozu braucht es die Choice Architects – denn offensichtlich sind sie ja nutzlos.
Und noch ein Denkanstoss:
Werbung hat mit Paternalismus nichts zu tun. Kleine Denkhilfe: Menschen haben ein Hirn und einen Willen und manche von uns setzen sogar beides ein, z.B. um Kauf-Entscheidungen zu treffen. Da wo Sie also denken, dass Menschen Trottel sind, denen man einen “nudge” verpassen muss (warum heißt das noch einmal “nudge”?), sind wirkliche Liberale der Meinung, dass Willensfreiheit das höchste Gut ist.
Je länger ich über Ihre pseudo-arrogante Art des Kommentierens nachdenke, um so lächerlicher finde ich sie…
Ich habe auf Ihren Rat hin den Text noch einmal gelesen… muss jedoch gestehen, dass sich keine “Läuterung” meinerseits eingestellt hat und bleibe bei meinem Statement: der Autor des Textes hat sich im Vorfeld nicht wirklich ausreichend mit Nudging auseinandergesetzt und begeht auch sonst einige Denkfehler in seinen Ausführungen:
Ein entscheidender Fehler besteht z.B. in seiner Aussage, choice architects erhöben den Anspruch von Entscheidungen unter Vollinformation. Dies ist schlicht falsch.
Im Gegenteil ist dies gerade einer der zentralen Kritikpunkte an Minimalisten (den selbsternannten Ultraliberalen und “Todfeinden” von Paternalismus, die ohne es zu wollen (/merken?) Paternalismus in seiner ureigensten Form propagieren): Die Annahme der überholten Lehre des Homo oeconomicus, dessen Handlungen allein auf seine Präferenzen zurückzuführen seien (hierzu empfehle ich insbesondere die Lektüre von Daniel M. Haybronn und Anna Alexandrova “Paternalism in economics” in Coons’ and Webers’s “Paternalism – theory and practive). Dies ist nachgewiesenermaßen nämlich nicht der Fall: es besteht oft ein heidenweiter Unterschied zwischen Choices und Preferences.
Choice architects (im Sinne von T&S) sind nur insofern in der Lage, wohlfahrtstechnisch überlegene Defaults zu erdenken, da sie auf dem jeweiligen Sachgebiet Experten sind/sein sollten (im Vegleich zu Otto Müller). Das dies nicht zu 100% funktionieren kann, wird eingestanden.
D.h. die von Ihnen zelebrierte Willensfreiheit existiert in Wirklichkeit gar nicht (immer), erst recht nicht am “freien Markt” und wird desweiteren durch Nudging auch gar nicht (mehr) beeinflusst, als dies sowieso schon der Fall ist – nur eben tendenziell in die “richtigere” Richtung.
Choice architects sind nämlich nichts neues, sie existieren schon immer und überall um uns herum: Beispiel Werbung (das haben sie anscheinend nicht verstanden).
Gähn,
es war klar, dass irgendwann der Unfug vom vollinformierten homo oeconomicus kommt. Und behavioral economists haben natürlich erkannt, dass es keine vollinformierten Akteure gibt, im Gegensatz zu all den Deppen, die daran glauben, gell? Wenn man bedenkt, dass diese Einfaltspinsel sich ausgerechnet auf Tversky und Kahneman berufen, könnte einem der Ärger ins Gesicht steigen, denn T/K schreiben folgendes:
„The modern theory of decision making under risk [=Rational Choice-Theory] emerged from a logical analysis of games of chance rather than from a psychological analysis of risk and value. The theory was conceived as a normative model of an idealized decision maker, not as a description of the behavior of real people. … We argue that the deviation of actual behavior from the normative model are too widespread to be ignored, too systemtic to be dismissed as random error, and too fundamental to be accommodated by relaxing the normative system“ (Tversky & Kahneman 1986: S251-S252).
Das ist jetzt viel verlangt, aber vielleicht setzt es sich ja irgendwann, dass der homo economicus der klassischen Ökonomie (homo oeconomicus sagen übrigens Soziologen nicht Ökonomen, aber geschenkt) ein MODELL, ein IDEALTYPUS IM SINNE VON MAX WEBER ist. Er sagt nichts über die Realität aus, er entwirft kein DESKRIPTIVES BILD, sondern ein NORMATIVES. Die Kunst besteht nun darin, aus der Abweichung zwischen MODELL und WIRKLICHKEIT, Folgerungen zu ziehen. Und Tversky und Kahneman haben angemerkt, dass die Distanz zwischen Modell und Realität vielleicht zu groß sein könnte, als dass Letzteres noch möglich wäre.
Dass behavioral economists wie Thaler und Sunstein daraus geschlossen haben, dass Akteure irrationale Deppen sind, die man nudgen muss, ist eine der herausragenden Fehlrezeptionen des 20. Jahrhunderts.
Was mich wirklich ärgerlich und böse macht, ist ihr überheblicher Diskussionsstil, der, wenn ich das mal feststellen darf, von wenig faktischem Wissen getrübt ist und von logischen Fehlern nur so strotzt. Ich will nur zwei herausgreifen:
D.h. die von Ihnen zelebrierte Willensfreiheit existiert in Wirklichkeit gar nicht (immer), erst recht nicht am “freien Markt” und wird desweiteren durch Nudging auch gar nicht (mehr) beeinflusst, als dies sowieso schon der Fall ist – nur eben tendenziell in die “richtigere” Richtung.
Nun, wenn das so ist, wer hat Ihnen dann diktiert, was Sie hier schreiben. Es liest sich wie ein Exzerpt aus einer der schlechten, beim Grin-Verlag veröffentlichten Arbeiten. Hat man sie dazu “determiniert” oder “genudged”, diesen Unfug hier zu kommentieren?
Und wer bestimmt, was richtig ist, gemessen woran etwas richtig ist? Sie, der Sie nach eigener Aussagen nicht einmal über einen freien Willen verfügen? Werfen wir Münzen, bei all den willenlosen Deppen da draußen? Warum wollen sie überhaupt nudgen, wenn es keine Willensfreiheit gibt, gibt es auch niemanden zu überzeugen… Und das ist dann das perfideste, was ich je gelesen habe, man behauptet, es spricht Menschen Willensfreiheit ab, um zu begründen, warum man sie nicht zugestehen will. Willkommen im Totalitarismus.
1. Es gibt keinen freien Willen (in einem Universum, in dem alle Vorgänge auf Ursache und Wirkung beruhen, ist es unplausibel anzunehmen, der menschliche Wille, entzöge sich als einziger diesem Prinzip). Dass es aus quantenphysikalischer Sicht evtl. echten Zufall im Universum gibt, macht unseren Willen übrigens keineswegs freier, es wird lediglich ab und zu noch “gewürfelt” bei unseren Entscheidungen.
Es ist also davon auszugehen, dass unser Wille determiniert ist durch unsere Gene und durch frühere Erfahrungen (Umwelteinflüsse). Freiheit würde bedeuten, dass wir unabhängig von unserer physischen Existenz und unseren Erfahrungen entscheiden könnten. Diese Annahme ist metaphysisch und m. E. nicht logisch begründbar.
2. Eben weil es keinen freien Willen gibt, ist nudging sinnvoll – Personen, die z. B. die Umwelt schädigen, indem sie Strom aus fossilen Energieträgern bevorzugen, da dieser billiger ist (und dies natürlich nicht frei entschieden haben) werden somit per Default veranlasst, doch Ökostrom zu beziehen, können aber auch auf nicht-erneuerbaren Strom umstellen (also kein totalitäres System).
Natürlich war es nicht meine freie Entscheidung, diesen Kommentar zu schreiben, genau so wenig wie es die Ihre war, mit diesem polemischen und undurchdachten Kommentar zu antworten.
Tipp: Vorträge und Bücher von Sam Harris zum Freien Willen (gibt’s auch auf Youtube) oder Bücher von Schmidt-Salomon zum Freien Willen (“Jenseits von Gut und Böse”). Vielleicht sind diese Ausführungen für Sie erhellend und Sie verstehen danach, weshalb ich Nudging per se nicht schlecht finde (auch wenn ich das Missbrauchspotential nicht leugnen möchte).
Wie soll ich das nur nehmen, dass Sie meinen Kommentar als undurchdacht bezeichnen und nicht belegen, warum er denn undurchdacht ist … Als Versuch, mit einer simplen Behauptung den eigenen Kopf zu retten? UNd der Verweis auf Bücher, hilft beim Argumentieren auch nicht weiter. Ich könnte jetzt, wo wir über den freien Willen streiten, auf ein Buch aus der Chaostheorie verweisen. Wie wäre es mit einem von James Gleick… Nur, was ändert das daran, dass Sie jeden Beleg dafür schuldig geblieben sind, dass es keinen Freien Willen gibt. Und wenn sie nicht endlich denjenigen bringen, der für den Sie hier schreiben, betrachte ich diese “Diskussion” als abgeschlossen.
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gerade haben Sie uns dabei geholfen, eine Finanzierungslücke für das Jahr 2023 zu schließen, da ist das Jahr auch schon fast zuende.
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Unser Dank ist Ihnen gewiss! Und Sie können sicher sein, dass Sie auch im nächsten Jahr ScienceFiles in gewohntem Umfang lesen können.
Hat dies auf Rogalist rebloggt und kommentierte:
Everybody goes green… even Science!
Ich hatte ja gestern die Hypothese aufgestellt, dass Genderisten viel inhaltsleeren Quatsch publizieren. Für Herrn Sunstein scheint das ähnlich zu gelten; einen inhaltsgleichen, aber längeren Artikel zum Thema findet man bei SSRN (http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2245657) im Open Access.
Ist das jetzt darin zu begründen, dass das Thema so interessant ist, dass man es gleich x-mal publizieren muss, oder soll dem Thema durch das x-malige publizieren nur mehr Relevanz verliehen werden?
Hinzu kommt, dass zwar das Individuum nicht immer richtig entscheidet, aber nur das Individuum die notwendigen Fakten für gute Entscheidungen hat. Vielleicht hat der Billigstromkunde noch einen stromfressenden Kühlschrank und will sich mit dem eingesparten Geld lieber ein neues stromsparendes Gerät kaufen. Damit ist der Umwelt wahrscheinlich besser geholfen, aber wer außer dem Individuum selbst kann solche Details kennen und berücksichtigen?
Sie haben die Idee des libertären Paternalismus anscheinend einfach nicht verstanden.
Ich empfehle Ihnen, “Nudge” einmal KOMPLETT zu lesen, da wird sicherlich einiges klarer werden.
Soviel bereits im Vorab als kleinen Denkanstoss:
Nudging findet ständig – in teilweise beängstigendem Ausmaß – statt, und zwar entgegen der Philsophie von Thaler und Sunstein nicht zu unserem Besten, sonderm zum besten von vielmals unethisch handelnden, profitoptimierenden Unternehme(r)n.
Was denken Sie, was Werbung ist/macht?
Nudging und choice architects machen darüber hinaus generell keine Vorgaben, sie definieren lediglich verschiedene Ausgangspunkte, ein weiterer grobes Missverständnis Ihrerseits.
Mit freundlichem Gruß
Sie haben offensichtlich die Kritik am “libertären Paternalismus” nicht verstanden.
Ich empfehle Ihnen, den Text noch einmal zu lesen (mindestens), da wird sicherlich einiges klarer werden.
Soviel bereits im Vorab als kleinen Denkanstoss:
Wenn choice architects keine Vorgaben machen – wie war das noch mal mit dem opt out? – dann fragt man sich doch, wozu braucht es die Choice Architects – denn offensichtlich sind sie ja nutzlos.
Und noch ein Denkanstoss:
Werbung hat mit Paternalismus nichts zu tun. Kleine Denkhilfe: Menschen haben ein Hirn und einen Willen und manche von uns setzen sogar beides ein, z.B. um Kauf-Entscheidungen zu treffen. Da wo Sie also denken, dass Menschen Trottel sind, denen man einen “nudge” verpassen muss (warum heißt das noch einmal “nudge”?), sind wirkliche Liberale der Meinung, dass Willensfreiheit das höchste Gut ist.
Je länger ich über Ihre pseudo-arrogante Art des Kommentierens nachdenke, um so lächerlicher finde ich sie…
Ich habe auf Ihren Rat hin den Text noch einmal gelesen… muss jedoch gestehen, dass sich keine “Läuterung” meinerseits eingestellt hat und bleibe bei meinem Statement: der Autor des Textes hat sich im Vorfeld nicht wirklich ausreichend mit Nudging auseinandergesetzt und begeht auch sonst einige Denkfehler in seinen Ausführungen:
Ein entscheidender Fehler besteht z.B. in seiner Aussage, choice architects erhöben den Anspruch von Entscheidungen unter Vollinformation. Dies ist schlicht falsch.
Im Gegenteil ist dies gerade einer der zentralen Kritikpunkte an Minimalisten (den selbsternannten Ultraliberalen und “Todfeinden” von Paternalismus, die ohne es zu wollen (/merken?) Paternalismus in seiner ureigensten Form propagieren): Die Annahme der überholten Lehre des Homo oeconomicus, dessen Handlungen allein auf seine Präferenzen zurückzuführen seien (hierzu empfehle ich insbesondere die Lektüre von Daniel M. Haybronn und Anna Alexandrova “Paternalism in economics” in Coons’ and Webers’s “Paternalism – theory and practive). Dies ist nachgewiesenermaßen nämlich nicht der Fall: es besteht oft ein heidenweiter Unterschied zwischen Choices und Preferences.
Choice architects (im Sinne von T&S) sind nur insofern in der Lage, wohlfahrtstechnisch überlegene Defaults zu erdenken, da sie auf dem jeweiligen Sachgebiet Experten sind/sein sollten (im Vegleich zu Otto Müller). Das dies nicht zu 100% funktionieren kann, wird eingestanden.
D.h. die von Ihnen zelebrierte Willensfreiheit existiert in Wirklichkeit gar nicht (immer), erst recht nicht am “freien Markt” und wird desweiteren durch Nudging auch gar nicht (mehr) beeinflusst, als dies sowieso schon der Fall ist – nur eben tendenziell in die “richtigere” Richtung.
Choice architects sind nämlich nichts neues, sie existieren schon immer und überall um uns herum: Beispiel Werbung (das haben sie anscheinend nicht verstanden).
Mit freundlichem Gruß
Gähn,
es war klar, dass irgendwann der Unfug vom vollinformierten homo oeconomicus kommt. Und behavioral economists haben natürlich erkannt, dass es keine vollinformierten Akteure gibt, im Gegensatz zu all den Deppen, die daran glauben, gell? Wenn man bedenkt, dass diese Einfaltspinsel sich ausgerechnet auf Tversky und Kahneman berufen, könnte einem der Ärger ins Gesicht steigen, denn T/K schreiben folgendes:
Das ist jetzt viel verlangt, aber vielleicht setzt es sich ja irgendwann, dass der homo economicus der klassischen Ökonomie (homo oeconomicus sagen übrigens Soziologen nicht Ökonomen, aber geschenkt) ein MODELL, ein IDEALTYPUS IM SINNE VON MAX WEBER ist. Er sagt nichts über die Realität aus, er entwirft kein DESKRIPTIVES BILD, sondern ein NORMATIVES. Die Kunst besteht nun darin, aus der Abweichung zwischen MODELL und WIRKLICHKEIT, Folgerungen zu ziehen. Und Tversky und Kahneman haben angemerkt, dass die Distanz zwischen Modell und Realität vielleicht zu groß sein könnte, als dass Letzteres noch möglich wäre.
Dass behavioral economists wie Thaler und Sunstein daraus geschlossen haben, dass Akteure irrationale Deppen sind, die man nudgen muss, ist eine der herausragenden Fehlrezeptionen des 20. Jahrhunderts.
Was mich wirklich ärgerlich und böse macht, ist ihr überheblicher Diskussionsstil, der, wenn ich das mal feststellen darf, von wenig faktischem Wissen getrübt ist und von logischen Fehlern nur so strotzt. Ich will nur zwei herausgreifen:
Nun, wenn das so ist, wer hat Ihnen dann diktiert, was Sie hier schreiben. Es liest sich wie ein Exzerpt aus einer der schlechten, beim Grin-Verlag veröffentlichten Arbeiten. Hat man sie dazu “determiniert” oder “genudged”, diesen Unfug hier zu kommentieren?
Und wer bestimmt, was richtig ist, gemessen woran etwas richtig ist? Sie, der Sie nach eigener Aussagen nicht einmal über einen freien Willen verfügen? Werfen wir Münzen, bei all den willenlosen Deppen da draußen? Warum wollen sie überhaupt nudgen, wenn es keine Willensfreiheit gibt, gibt es auch niemanden zu überzeugen… Und das ist dann das perfideste, was ich je gelesen habe, man behauptet, es spricht Menschen Willensfreiheit ab, um zu begründen, warum man sie nicht zugestehen will. Willkommen im Totalitarismus.
So und jetzt habe ich genug von diesem Unsinn.
1. Es gibt keinen freien Willen (in einem Universum, in dem alle Vorgänge auf Ursache und Wirkung beruhen, ist es unplausibel anzunehmen, der menschliche Wille, entzöge sich als einziger diesem Prinzip). Dass es aus quantenphysikalischer Sicht evtl. echten Zufall im Universum gibt, macht unseren Willen übrigens keineswegs freier, es wird lediglich ab und zu noch “gewürfelt” bei unseren Entscheidungen.
Es ist also davon auszugehen, dass unser Wille determiniert ist durch unsere Gene und durch frühere Erfahrungen (Umwelteinflüsse). Freiheit würde bedeuten, dass wir unabhängig von unserer physischen Existenz und unseren Erfahrungen entscheiden könnten. Diese Annahme ist metaphysisch und m. E. nicht logisch begründbar.
2. Eben weil es keinen freien Willen gibt, ist nudging sinnvoll – Personen, die z. B. die Umwelt schädigen, indem sie Strom aus fossilen Energieträgern bevorzugen, da dieser billiger ist (und dies natürlich nicht frei entschieden haben) werden somit per Default veranlasst, doch Ökostrom zu beziehen, können aber auch auf nicht-erneuerbaren Strom umstellen (also kein totalitäres System).
Und wer hat Sie zu so einem Kommentar genudged? Jetzt sagen Sie nicht, das war ihre freie Entscheidung!
Natürlich war es nicht meine freie Entscheidung, diesen Kommentar zu schreiben, genau so wenig wie es die Ihre war, mit diesem polemischen und undurchdachten Kommentar zu antworten.
Tipp: Vorträge und Bücher von Sam Harris zum Freien Willen (gibt’s auch auf Youtube) oder Bücher von Schmidt-Salomon zum Freien Willen (“Jenseits von Gut und Böse”). Vielleicht sind diese Ausführungen für Sie erhellend und Sie verstehen danach, weshalb ich Nudging per se nicht schlecht finde (auch wenn ich das Missbrauchspotential nicht leugnen möchte).
Wie soll ich das nur nehmen, dass Sie meinen Kommentar als undurchdacht bezeichnen und nicht belegen, warum er denn undurchdacht ist … Als Versuch, mit einer simplen Behauptung den eigenen Kopf zu retten? UNd der Verweis auf Bücher, hilft beim Argumentieren auch nicht weiter. Ich könnte jetzt, wo wir über den freien Willen streiten, auf ein Buch aus der Chaostheorie verweisen. Wie wäre es mit einem von James Gleick… Nur, was ändert das daran, dass Sie jeden Beleg dafür schuldig geblieben sind, dass es keinen Freien Willen gibt. Und wenn sie nicht endlich denjenigen bringen, der für den Sie hier schreiben, betrachte ich diese “Diskussion” als abgeschlossen.