Der ewige Diener oder: Widerstand von Männern? Bewegung von Männern? Wo?

Dr. habil. Heike Diefenbach hat sich in einem Kommentar gewundert, über Männer gewundert und darüber, was man alles mit Männern machen kann. Die Fragen, die Heike Diefenbach dabei stellt, gehen alle Männer an, denn es sind Fragen, die direkt an das Selbstbewusstsein, den Selbstwert und das Selbstbild von Männern oder solchen zielen, die erfolglos versuchen, wie Männer zu wirken.

Sciencefiles[…] “Ich wundere mich nun schon seit Jahren, um nicht zu sagen: Jahrzehnten, darüber, warum Männer nicht ihre Konsequenzen aus diesem Umstand – und vielen anderen real existierenden, für sie nachteiligen Umständen, ziehen.

Ich verstehe es einfach nicht, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Männerschelte und -benachteiligung deshalb so beliebt und überall verbreitet ist, weil Männer unter den derzeitigen Minderheiten zweifellos die duldsamste sind.

Gab es überhaupt schon einmal eine Demonstration von Männern gegen ihre strukturelle Benachteiligung in Deutschland und anderswo, z.B. gegen die lapidare, gerechtigkeitsverletzende Bemerkung “Frauen werden bei gleicher Eignung bevorzugt”, die es ja nun schon seit langer Zeit gibt und anscheinend von vielen Menschen und eben auch (aus unerfindlichen Gründen) Männern wie eine Normalität akzeptiert wird, oder auch nur gegen die Untätigkeit der Bildungspolitik mit Bezug auf die Nachteile ihrer Söhne in der Schule? Gab es Arbeitsniederlegungen bei Müllmännern und Kanalarbeitern, solange nicht eine Frauenquote von 30% verwirklicht ist? Gab es auch nur entsprechende Petitionen?

Muss man sich wundern, dass man immer weiter und weiter ausgebeutet, beschimpft und benachteiligt wird, wenn man auch angesichts der größten Hämmer nicht tätig wird?

Möglicherweise ist es unter der Würde so manchen Mannes, sich als ausgebeutet, beschimpft und benachteiligt zu betrachten, und das wäre ja die Voraussetzung dafür, damit anzufangen, sich zu wehren. Eine psychologisch schützende Ignoranz ist aber oft eine die eigenen Lebenschancen stark einschränkende Ingnoranz, denn die Realität bleibt die Realität.

So gesehen ist es irgendwie verständlich, dass manche Männer zu der Alternative finden, den nicht ausgebeuteten, bevorteilten weißen Mann zu markieren um den Preis, dass sie sich vor den Karren der angeblich armen, ausgebeuteten, benachteiligten Frauen spannen lassen und als feministische oder genderistische Karrieristen unterwegs sind; so kann man sich doppelt gut fühlen: man setzt sich für die armen benachteiligten Opfer (von wem auch immer) ein, und das kann man deshalb trefflich tun, weil man selbst ja keinerlei Notlagen kennt, keine Benachteiligungen, nichts dergleichen. Kurz: man bleibt der tolle Typ gerade dadurch, dass man den Opfer-Weibchen das Wort redet.

Also, wenn ich ein Mann wäre, dann hätte ich dazu doch etwas (bzw. einiges mehr :-)) zu sagen – und zwar in aller Deutlichkeit …!”

Warum also wehren sich Männer nicht?

Warum gibt es keinen geordneten Widerstand gegen die tägliche Verleumdung durch Medien und Genderisten, die Männer wahlweise als weiße Rassisten, häusliche Gewalttäter beschimpfen? Warum gehen Männer nicht dagegen vor, dass sie als alte Säcke beschimpft werden, die ihre Pfründe in Unternehmen und sonstwo, wo es Führungspositionen gibt, gegen die allzeit fähigen aufstrebenden Frauen verteidigen und letztere absichtlich benachteiligen?

Wo ist der Widerstand, die Mahnwache, die Demonstration der Männer gegen konkrete Benachteiligungen im täglichen Leben, die Männer die schmutzigen und gefährlichen Jobs machen sieht, die Männer häufiger ihr Leben für “ihr Land” oder im Rahmen ihrer Arbeit verlieren sieht?

Wo wehren sich Männer dagegen, dass Milliarden der Steuergelder, die sie erwirtschaftet haben, veruntreut und dazu verwendet werden, Frauen auch ohne Arbeit Rente zu sichern, Frauen die Zeit ihrer selbstgewählten Mutterschaft zu vergüten, Mütter und nicht etwa Väter in Genesungsurlaub zu schicken, Frauen mitzuversichern, Frauen eine Witwenrente zu gewähren und vieles mehr?

Raschke NSMUnd wo ist der Widerstand dagegen, dass mit weiteren Milliarden von Steuergeldern, die im Wesentlichen von Männern erwirtschaftet werden, eine männerhassende Infrastruktur an Universitäten, in Frauenhäusern, in Verlagshäusern, in öffentlich-rechtlichen Medien, in Kindergärten, Schulen, Ministerien und Unternehmen geschaffen wird, deren einziger Zweck darin besteht, gegen den patriarchalischen, rassistischen, sexistischen und bösen weißen Mann Hassreden zu verbreiten und legitimierende Maßnahmen zu finanzieren, die nichts anderes sollen, als den Mythos der Unterdrückung der armen weiblichen Opfer durch die oben beschriebenen weißen, rassistischen und so weiter Männer zu verbreiten?

Forschung zu Sozialen Bewegungen, wie sie z.B. Joachim Raschke durchgeführt hat, zeigt, dass eine Bewegung, wie z.B. die Öko-Bewegung letztlich zwei Hürden meistern muss, um erfolgreich zu sein: Die erste Hürde ist eine Trägheitshürde, die dann überwunden ist, wenn es gelingt, eine erkleckliche Zahl von Personen in einem gemeinsamen Ziel zu vereinen und in der Öffentlichkeit und dauerhaft mit diesem Ziel präsent sein zu lassen. Die zweite Hürde besteht darin, die dauerhafte Präsenz in der Öffentlichkeit dazu zu nutzen, die eigene Bewegung zu institutionalisieren, um nunmehr auf Grundlage fester Strukturen, Einfluss nehmen zu können.

Man sollte meinen, Männer wären aufgrund ihrer Menge in der Lage, beide Hürden zu nehmen. Tatsächlich bleiben sie schon an der ersten Hürde hängen, denn von Einzelkämpfern wie Arne Hoffmann einmal abgesehen und abgesehen von zaghaften Versuchen, eine Bewegung zu institutionalisieren, wie sie Manndat und Agens darstellen, ist wenig an Breitenwirkung zu bemerken.

Statt dessen gibt es institutionalisierte Schmuse-Vereine wie das Bundesforum Männer, das nicht ohne Grund vom Bundesministerium für FSFJ finanziert wird, denn das Bundesforum Männer ist ein Schoßhund, den man schön spazieren führen kann und der auf Kommando Männchen (!sic) macht. Das kommt eher dem Bild einer eingebildeten Männlichkeit, einer jämmerlichen und weinerlichen Männlichkeit gleich, das Heike Diefenbach zum Ende ihres Kommentars beschrieben hat: Damit die angeblichen Männer ein Stück vom Kuchen erhalten, machen sie auf Zuruf Männchen, für Frauchen.

Die zweite, oben beschriebene Hürde kommt gar nicht in den Blick, da die erste noch nicht genommen wurde.

Der fehlende organisierte Wiederstand ist umso erstaunlicher, wenn man die durchschnittliche männliche Karriere, das durchschnittliche männliche Leben im Zeitraffer beschreibt:

  • Ein männliches Leben ist in Deutschland im Durchschnitt um 6,4% kürzer als ein weibliches Leben.
  • Die berufliche Karriere von Männern unterliegt von Anfang an einer institutionellen Diskriminerung:
    • Jungen werden im Durchschnitt später eingeschult, bleiben häufiger sitzen, werden häufiger auf Sonderschulen abgeschoben und erhalten seltener eine Empfehlung für das Gymnasium als Mädchen.
    • Konsequenter Weise sind Jungen häufiger auf Sonder- und Hauptschulen zu finden, machen seltener ein Abitur als Mädchen und sind zwischenzeitlich zu einer Minderheit unter den Erstsemestern geworden.
  • Sonderregelungen, die die Bevorzugung von Frauen garantieren, erschweren Männern den Eintritt in öffentlich finanzierte Positionen, richten z.B. Lehrstühle oder Vorstandsposten exklusiv für Frauen ein.
  • Im Gegensatz zu Frauen können sich Männer nicht dazu entscheiden, sich auf die Aufzucht von Kindern zu spezialisieren und die berufliche Karriere abzuhaken.
  • Dafür bezahlen Männer mit ihren Steuergeldern mehrheitlich die Mutterschaft, die Rentenanwartschaft, die Sozialabgaben, die Urlaube und die Zeit, die hauptberufliche Mütter vor dem Hausfrauenfernsehen verbringen.
  • Im Gegensatz zu Frauen gibt es für Männer keine eigens für entsprechend Willige geschaffenen white collar jobs in öffentlichen Ämtern, bei denen man sich nicht die Hände schmutzig machen muss und während man die Maus über den Bildschirm schiebt, nur aufpassen muss, dass der Nagellack rechtzeitig trocken wird.
  • Dafür haben Männer aufgrund der Berufe, die sie ausüben, eine höhere Wahrscheinlichkeit, bei einem Arbeitsunfall verletzt oder getötet zu werden als Frauen, sie haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit zu erkranken und eine höhere Wahrscheinlichkeit als Invalide zu enden als Frauen.
  • Männer machen häufiger Überstunden, arbeiten in schmutzigen und gefährlichen Berufen (siehe oben) und werden zum Dank als überbezahlt verleumdet, von einer Horde von Opportunisten, die zwar keine Statistik lesen können, aber keine ethischen oder geschweige denn moralischen Probleme damit haben, ein Gender Pay Gap von 22% zwischen Männern und Frauen zu phantasieren.
  • Weil ein weibliches Leben so ungleich wichtiger zu sein scheint als ein männliches, wurde bis vor kurzem die Erforschung von Krebsarten, die Männer befallen, allen voran, der Prostatakrebs vernachlässigt. Es kümmert sich niemand darum, dass die Selbstmordrate unter Männern ein Vielfaches der entsprechenden Rate unter Frauen ist und, last but not least, man hat sich daran gewöhnt, dass Männer eben früher sterben als Frauen.

Das männliche Leben, wie es sich hier darstellt, erinnert an schlechte Romane, in denen der Held an Bord des untergehenden Schiffes bleibt, um seiner Angebeteten den letzten freien Platz auf dem Rettungsboot zukommen zu lassen.

ArneMan sollte meinen, dass Männer von ihrem Leben mehr erwarten, als sich für das Leben anderer, die ihnen als wichtiger vor die Nase gesetzt werden, hinzugeben.

Man sollte erwarten, dass Männern etwas zu ihrer systematischen Benachteiligung in einer männerfeindlichen Gesellschaft einfällt.

Sollte man.

Aber man sollte auch erwarten, dass Minderbemittelte nicht an Universitäten Lehrstühle besetzen oder in Parlamente gelangen.

Warum also wehren sich Männer nicht?

Die Sozialpsychologie stellt mit der Theorie kognitiver Dissonanz eine Möglichkeit bereit, die Untätigkeit von Männern zu erklären. Heike Diefenbach bezieht sich auf diese Theorie, wenn sie ausführt, dass Männer es anscheinend nicht mit ihrem Selbstwert vereinbaren können, dass sie ausgenutzt, verleumdet, betrogen und diskriminiert werden. Also versuchen sie, ihre psychische Welt wieder ins Lot zu bringen, dadurch, dass sie verleugnen, dass sie ausgenutzt, verleumdet und diskriminiert werden und dadurch, dass sie, wie die Bundesmänner vom Forum, eine willig dienende Haltung einnehmen, um sich vorlügen zu können, sie wären trotz allem, die tollen Typen, die zu sein, sie sich erträumen oder, um im Bild zu bleiben, sie könnten jederzeit verweigern, Männchen zu machen, wenn Frauchen ruft. Nicht, dass sie das jemals getan hätten, aber sie könnten es theoretisch, wenn sie wollten … und nicht vor den inzwischen als gesetzliche Tatsache geschaffenen Folgen Angst hätten.

Von einem weiblichen Redakteur von ScienceFiles stammt das Bonmot, dass sich Männer nur bewegen, wenn es um ihre Vorhaut geht. Es ist Zeit dass sie merken, es geht um mehr als die Vorhaut, es geht um ihre Haut.

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