Früher Sterben mit Armut – Die Debatte der Heuchler

Wir beobachten derzeit eine seltsame Diskussion um Armut und den Zusammenhang zwischen Armut und Sterblichkeit.

Wer wenig verdient, stirbt früher, so der ökologische Fehlschluss, der im Neuen Deutschland gezogen wird.

Logik f dummiesFehlschluss: Nicht jeder, der sagen wir, weniger verdient als ein durchschnittlicher Landtagsabgeordneter, stirbt auch früher als ein durchschnittlicher Landtagsabgeordneter. Deshalb ist der Titel “Wer wenig verdient, stirbt früher” ein Fehlschluss, und darüber hinaus Unsinn, denn es fehlt der zweite Teil im Komparativ: wer wenig verdient, stirbt früher als derjenige, der blaue Hosen anhat oder derjenige, der noch weniger verdient oder derjenige, der die AfD wählt…?

Von einem tödlichen Zusammenhang ist in der Südwestpresse die Rede.

Beide Male geht es darum, dass es einen Zusammenhang zwischen der Lebenserwartung und dem Einkommen gibt. Und deshalb sind sich die meisten Kommentatoren einig: Bildung muss her, um die Armen zu länger lebensfähigen nicht-Armen zu machen, damit sie nicht mehr im Alter von durchschnittlich 73 Jahren sterben, wie die Männer in Pirmasens, sondern im Alter von durchschnittlich 81,3 Jahren, wie die Männer in Starnberg.

Schon lustig, so ein Zusammenhang auf regionaler Ebene. Strukturschwache Gebiete, so heißt es, sie wirken negativ auf die Lebenserwartung. Aber seltsamer Weise macht die Strukturschwäche Geschlechterunterschiede, 4,1 Jahre im Fall von Pirmasens, wo Frauen im Durchschnitt ein Lebensalter von 77,1 Jahren erreichen 2,3 Jahre in Starnberg, wo Frauen durchschnittlich 83,6 Jahre alt werden.

Wirkt sich Armut unterschiedlich auf Frauen und Männer aus? Sterben Männer in Armut eher als Frauen? Oder sind Männer eher von Armut betroffen als Frauen, oder geht die ganze Debatte an der Ursache für die Sterblichkeit vorbei, die man in systematischen Unterschieden zwischen Frauen und Männern eher zu finden scheint als in regionalen Unterschieden im Hinblick auf das durchschnittliche Einkommen?

Männer sind länger erwerbstätig als Frauen, machen im Vergleich zu Frauen härtere Arbeiten, auf Baustellen, in Abwasserkanälen, als Fernfahrer, als Bergarbeiter. Knochenarbeit ist männlich, und Knochenarbeit heißt deshalb Knochenarbeit, weil sie auf die Knochen geht und entsprechende Gebrechen und Leiden nach sich zieht, die sich wiederum negativ auf die Lebenserwartung auswirken.

Wollen alle diejenigen, die nun laut danach schreien, die Armen zu bilden und zu Landtagsabgeordneten der Linken zu machen, tatsächlich den Preis dafür bezahlen, dass die Jobs, die auf die Gesundheit gehen, nicht mehr gemacht werden? Oder ist die ganze Diskussion wieder ein Beispiel für die Verlogenheit der politischen Klasse, die es natürlich erwarten, dass dann, wenn sie sich zum Frühstückstisch im Hotel bequemen, eine Vielzahl von Menschen bereits ihre Arbeit getan haben, damit sich die um die Armen Besorgten die Brötchen und die Marmelade in den Mund stecken können?

Es gibt zwei einfache Maßnahmen, um dafür zu sorgen, dass nicht mehr die Armen durchschnittlich früher sterben als die Reichen und nicht mehr die Männer durchschnittlich deutlich früher als die Frauen:

  • Die Knochenjobs sind zwischen Männern und Frauen gleich zu verteilen, z.B. im Rahmen des Gender Mainstreamings;
  • Diejenigen, die  Knochenjobs ausführen, sind besser zu bezahlen als z.B. Landtags- oder Bundestagsabgeordnete.

Und schon hat sich der beklagte statistische Zusammenhang aufgelöst.

Wetten, die beiden Maßnahmen sind unter den politischen Heuchlern, die sich jetzt wieder im Sessel zurücklehnen und zu Rettern der Armen aufspielen, gar nicht populär?

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