Schlagwort: Soziologie

Komm’ wir retten die Welt: Soziologie im infantilen Endstadium

Soziologie, für alle, die sich nicht mit der Materie befassen, ist die Wissenschaft der sozialen Fakten, der sozialen Beziehungen, die Wissenschaft, die dieses Miteinander erklären will. Max Weber hat dies auf eine sehr griffige Formel gebracht: “Soziologie (im hier verstandenen Sinne dieses sehr vieldeutig gebrauchten Begriffes) soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen

Soziologie des Dosenöffners – post- und präkolonial

Wenn Sie wissen wollen, warum Soziologie über die letzten Jahre, ebenso wie die Politikwissenschaft den Tod aus Langeweile und Konzeptlosigkeit gestorben ist, dann haben wir einen erklärenden Text für Sie, diesen Text: Matthias Leanza, Axel T. Paul Wie der Kolonialismus sich (nicht) denken lässt Dieser Beitrag plädiert dafür, die soziologische Kolonialismusdebatte zu öffnen. Er zeigt,

Bauchreden im Dienst der Politik: Das rhetorische Mittel der Prosopopöie

von Dr. habil. Heike Diefenbach Die Personifizierung von Nicht-Personen ist eine der verbreitetsten Arten bildlicher Sprache und eines der verbreitetsten rhetorischen Mittel im Dienst der Überredung. Sie ist allgegenwärtig und altbekannt und man könnte deshalb meinen, das sei der sprichwörtliche alte Hut, mit dem man niemanden (mehr) beeindrucken könne. Wenn z.B. jemand sagt: „Am Ende

Spielverderber von Beruf: Was den Soziologen nach Pierre Bourdieu ausmacht

von Dr. habil. Heike Diefenbach Der Name des im Jahr 2002 im Alter von 71 Jahren verstorbenen französischen Soziologen Pierre Bourdieu dürfte vielen von unseren Lesern schon einmal begegnet sein. In Deutschland bekannt geworden ist er vor allem durch sein Buch „La Distinction“ aus dem Jahr 1979, das als „Die feinen Unterschiede“ ins Deutsche übersetzt

Das Elend der Soziologie – Von der Vor- zur After-Wissenschaft

Soziologie, selbst die deutsche Soziologie, war einst ganz knapp davor, es aus dem Stadium der Vor-Wissenschaft in das der Normalwissenschaft zu schaffen. So wie das Thomas Kuhn beschrieben hat. Um diesen Sprung zu nehmen, ist eine Übereinkunft über die Standards, die Methoden, notwendig, deren Anwendung sicherstellen soll, dass unterschiedliche Akteure, die im Feld der Soziologie

Auf der Suche nach „sozialen Kausalitäten“ („social causations“)

Robert M. MacIvers Entwurf der Sozialwissenschaften von Dr. habil. Heike Diefenbach Der Text, in dem ich vor Kurzem an den fast vergessenen Soziologen und Politikwissenschaftler Robert M. MacIver erinnert habe und in dem ich eines seiner Bücher (nämlich „The Elements of Social Science“ aus dem Jahr 1921) mit Bezug auf die Frage nach dem Grundlagen

Harold Garfinkel zum neunten Todestag: Die Realität sozialer Ordnung

– und nein, die Ethnomethodologie beschäftigt sich nicht mit der Interpretation von Zeichen von Dr. habil. Heike Diefenbach Der amerikanische Soziologe Harold Garfinkel, der am 21. April 2011 im Alter von 93 Jahren verstorben ist, ist Sozialwissenschaftlern verschiedener Disziplinen und Interessengebiete bekannt als Vater der Ethnomethodologie im Sinne von Erfinder und Begründer der Ethnomethodologie. Die

EchoKammerOrchester: Witz-Zentrum-Berlin hat Angst vor dem Forschungsgegenstand

Soziologie und Politikwissenschaft, Ihr Leser, waren nicht immer der Hort der selbstgefällig Feigen, der sie heute geworden sind, Hort derer, die viel über Andere reden, viel Erziehungsbedarf bei Anderen sehen, viel Hilfestellung für Andere geben wollen, viel an Anderen auszusetzen haben, an Anderen, vor denen sie so viel Angst haben, dass sie jeden Kontakt mit

Weihnachten, die Zeit „zwischen den Jahren“ und Neujahr: Zeit der Einsamkeit? Zeit des Selbstmordes?

von Dr. habil. Heike Diefenbach Die Weihnachtstage dürften von allen Feiertagen in Europa, den christlichen wie den säkularen Feiertagen, die Feiertage sein, die am stärksten familienzentriert sind, also diejenigen, an denen die vergleichsweise meisten Menschen die meisten Zeit im Kreis ihrer Familie verbringen, gemeinsam mit Familienmitgliedern zusammensitzen, essen, Spiele spielen, spazierengehen, zur Kirche gehen etc.

Langeweile mit System: Monotonie in Diversität

Soziologie war einst ein spannendes, interessantes Fach: Konkurrierende Theorien, quantitative Methoden, geprüfte und falsifizierte Hypothesen, Streit auf Soziologentagen, Kritik, Erklärung gesellschaftlicher Phänomene vom Suizid bis zum Einbruchsdiebstahl, von der institutionellen Diskriminierung bis zur Transmission von Scheidung, politische Soziologie, Bildungssoziologie und vieles mehr. Soziologie war auf dem Sprung in die Kuhnsche Normalwissenschaft, mit einem festen Korpus

Deformationen: Peter L. Berger über den Zustand der Sozialwissenschaften

Öffentlich zugängliche Kritik am Zustand der Soziologie, daran, dass ein Fach, das auf dem Weg zur Wissenschaft war, von Ideologen zerstört und von staatsdienlichen Datenfuzzis lächerlich gemacht wurde, ist international selten und in Deutschland außerhalb von ScienceFiles so gut wie nicht vorhanden. Vor diesem Hintergrund ist der folgende Text von Dr. habil. Heike Diefenbach, in

Soziologie als Wissenschaft statt als „trister und obskurer Journalismus“

Samuel A. Stouffer an seinem 119. Geburtstag – aktueller denn je Von Dr. habil. Heike Diefenbach   Von dem U.S.-amerikanischen Soziologen Samuel A. Stouffer stammt die folgende Charakterisierung der Mißstände in der Soziologie: „In a society which rewards quick and confident answers and does not worry about how the answers are arrived at, the social