Berlin: Das Hartz-IV unter den Städten
In den meisten Ländern Europas tragen Hauptstädte zum Wohlstand bei, sind sie sogar zu großen Teilen am Bruttosozialprodukt des Landes beteiligt, wie man beim Institut der Deutschen Wirtschaft gerade berechnet hat: 19,9% des Bruttoinlandsproduktes in Griechenland kommen aus Athen, 15% steuert Paris in Frankreich bei, 14,2% Prag in Tschechien, 11,2% London im Vereinigten Königreich und selbst Rom trägt 2,1% zum Bruttoinlandsprodukt Italiens bei. Und dann gibt es Berlin. Berlin steuert nichts bei. Tatsächlich wäre Deutschland ohne Berlin besser dran, 0,2% besser dran, denn in Berlin wird gemessen am deutschen Durchschnitt Wohlstand vernichtet, nicht geschaffen.
Egal, welchen Indikator man zur Hilfe nimmt, Berlin bleibt im Durchschnitt immer eine Stadt der Abhängigen, der von den Zuwendungen wirtschaftlich erfolgreicherer Gebiete in Deutschland Abhängigen. 3,6 Milliarden Euro erhielt Berlin allein im Jahre 2015 aus dem Länderfinanzausgleich, dessen Zweck darin besteht, die wirtschaftliche erfolgreichen Bundesländer (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Hamburg) zu bestrafen und diejenigen, die sich mehr Gedanken über Straßennahmen als über wirtschaftliches Wachstum machen, zu belohnen.
Zu den 3,6 Milliarden Euro kommen noch 2,156 Milliarden Euro (im Jahr 2015) als so genannte Bundesergänzungszuweisung. Wettbewerbsverzerrung mit System, deren Zweck wohl darin besteht, diejenigen Länder zu belohnen, die besonders sorglos mit dem Geld von Steuerzahlern umgehen.
Auch alle anderen Indikatoren, die man zu Rate ziehen kann, zeigen, dass Berlin eher auf der Ebene von Entwicklungsländern zu verorten ist, als dass sich Berlin zur Hauptstadt anbieten würde. Gemessen an der Kaufkraft der Bürger, wie sie z.B. im Kaufkraftindex der GfK erfasst wird, rangiert Berlin mit einem Wert von 91,4 (100 ist der Durchschnitt für Deutschland) meilenweit hinter München (Index-Wert: 135,2). Die ausgeprägten Szenen der Hauptstadt, deren Mitglieder vornehmlich Transfer beziehen, anstatt ihn zu leisten, schlagen sich hier nieder.
Gleiches gilt für die Wertschöpfung der Bundeshauptstadt. Auf Basis des Bruttoinlandsprodukts, das in der jeweiligen Stadt erwirtschaftet wird, rangiert Berlin unter ferner liefen und bleibt dabei hinter so illustren Gemeinden zurück (Daten für 2013) wie:
- Ludwigshafen: 71.193 Euro je Einwohner
- Düsseldorf: 69.706 Euro je Einwohner
- Ulm: 65.154 Euro je Einwohner
- Koblenz: 64.658 Euro je Einwohner
- Bonn: 61.756 Euro je Einwohner
- Emden: 59.486 Euro je Einwohner
- Karlsruhe: 56.188 Euro je Einwohner
- Hamburg: 54.526 Euro je Einwohner
- Mannheim: 54.035 Euro je Einwohner
- Mainz: 53.926 Euro je Einwohner
- Münster: 52.775 Euro je Einwohner
- Köln: 51.131 Euro je Einwohner
- Salzgitter: 47.075 Euro je Einwohner
- Bremen: 46.188 Euro je Einwohner
- Speyer: 46.115 Euro je Einwohner
- Essen: 43.473 Euro je Einwohner
- Osnabrück: 42.365 Euro je Einwohner
- Kiel: 41.580 Euro je Einwohner
- Braunschweig: 41.340 Euro je Einwohner
- Pforzheim: 40.762 Euro je Einwohner
- Trier: 40.286 Euro je Einwohner
- Kaiserslautern: 39.927 Euro je Einwohner
- Landau i.d.Pfalz: 38.372 Euro je Einwohner
- Flensburg: 37.144 Euro je Einwohner
- Potsdam: 36.183 Euro je Einwohner
- Bielefeld: 36.014 Euro je Einwohner
- Neumünster: 35.665 Euro je Einwohner
- Jena: 35.074 Euro je Einwohner
- Erfurt: 34.579 Euro je Einwohner
- Pirmasens: 34.576 Euro je Einwohner
- Lübeck: 34.451 Euro je Einwohner
- Dresden: 32.794 Euro je Einwohner
- Frankfurt/Oder: 31.988 Euro je Einwohner
- Leipzig: 31.980 Euro je Einwohner
- Berlin: 31.504 Euro je Einwohner
Nahezu in jeder deutschen Stadt sind die Einwohner im Durchschnitt produktiver als in Berlin. Nahezu in jeder deutschen Stadt wird mehr zum gemeinsamen Bruttosozialprodukt beigetragen als in Berlin und in keine andere Stadt fließen derart hohe Transferzahlungen wie nach Berlin. Man muss entsprechend feststellen, dass Berlin ein Milliardengrab ist, in das Steuergelder fließen, die sich in keiner Weise in einem erhöhten oder gar hohen Bruttoinlandsprodukt oder einer entsprechenden Kaufkraft der Bevölkerung niederschlagen. Offensichtlich werden im Berliner Abgeordnetenhaus die falschen Prioritäten gesetzt und offensichtlich ist der Anteil der Berliner, die auf Kosten der Restgesellschaft in den entsprechenden Szenen leben, deutlich höher als in anderen Städten und Regionen. Sofern man Deutschland als Land ansehen will, in dem alles in allem Versagen belohnt und Leistung bestraft wird, ist Berlin eine würdige Hauptstadt.
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Mich wundert das nicht. Berlin ist die Stadt der Freaks. Mittlerweile ist mein persönlicher Indikator der Morbidität, wie lange es dauert, bis mich irgendjemand anschnorrt. Nach 3 Tagen Großstadtluft bin ich gerne wieder in meinem 90 Tsd Einwohner-Kaff.
Anschnorren?
Ne schnelle Umsteige-Fluppe vor dem Eingang unseres Hauptstadt-Bahnhofs schaffe ich schon lange nicht mehr ohne angeschnorrt zu werden.
Die Alternative “Seitenausgang in der Mittelebene” ist mir durch von Menschen vermüllte und zugekotete Ausgänge oder Treppen auch vermiest.
Wenn man derartige Zahlen liest und den Hintergrund betrachtet, dann überkommt mich die kalte Wut ! Berlin – die Hauptstadt der Minderleister ( vor allem auch in der Politik ) – ein regelrecht parasitäres “Gemeinwesen”, wer wagt es, kann es, will es endlich auf Vordermann bringen ? Schaffen die das ? (Ausser der bekanntermassen übergrossen “Berliner Schnauze” )
Dafür ist Berlin aber sexy.
Zumindest wenn man den Charme einer abgetakelten Hafennutte mag. 🙂
Als Bayer kann ich dazu nur sagen: Der Flughafen München wurde pünktlich fertig und funktionierte ab dem ersten Tag. Anders als in Berlin….
Aber wir Bayern und Landkreismünchner haben auch niemals Vögel wie Wowereit gewählt.
Abgesehen davon, dass ich schon lange der Meinung bin Berlin gehöre unter Zwangsverwaltung muss ich aber anmerken, dass die meisten Länder, in denen die Hauptstädte hohe Prozentzahlen zum BZP beitragen stark zentralisierte Länder sind (Frankreich, UK, Griechenland, Tschechien usw.). Das ist Deutschland eindeutig nicht und auch so gut wie nie (abgesehen von den Jahren 1871 – 1945) gewesen.
Und was folgt aus Ihrer Anmerkung?
Daraus folgt, dass Berlin für die deutsche Wirtschaftskraft nicht so wichtig ist. Die wichtigen Sachen spielen sich eh in Frankfurt, Hamburg oder München ab (bis auf Muttis Zirkus). Berlin würde einen Status wie London im UK oder Paris in Frankreich selbst bei best governance in 100 Jahren nicht erreichen. Es gilt nur zu vermeiden dass dort weiterhin Steuergelder im bisherigen Ausmaß verplempert werden. Darum die Zwangsverwaltung.
Wieso haben dann die anderen Großstädte des Vereinigten Königreiches ALLE ein höheres BIP als Berlin, obwohl das VK so zentralistisch ist. Irgendwas stimmt hier mit Ihrer Argumentation nicht.
http://www.totallymoney.com/uk-ireland-gdp-map/
Es ist ja kein Wunder das Berlin nichts zum BIP dazusteuert.
Ich kann mich noch an die 90iger Jahre erinnern wo es hieß Berlin wird eine Dienstleistungsstadt. Zu erst wurde in Berlin Ost die Industrie platt gemacht und dann wanderten auch die Industriebetriebe aus Berlin West aus. Alles waren Betriebe die einen Sonderstatus vor der Vereinigung hatten, als dieser plötzlich wegfiel war der Standort uninteressant. Die Politik tat auch nichts um die Betriebe zu halten. Es hieß nur noch Dienstleistung, Dienstleistung. Aber das Dienstleistung keine Werte schafft wollte keiner hören. Siehe da die vernichtet sogar Werte, für mich war das damals klar. Bin nur ein kleiner Handwerksmeister dem immer gesagt wurde, du verstehst das Große und Ganze nicht.
Aber wir wollen auch froh sein, über die Tatsache, daß Berlin kaum etwas zum BIP beiträgt.
Immerhin schützt das Berlin vor der Zwangsabschaltung bei drohendem Blackout durch die schwachsinnigen erneuerbaren Energien.
http://www.tichyseinblick.de/meinungen/energiewende-kaskade-laesst-staedte-erzittern/
Am Geld gemessen mag das ja stimmen, aber wie sieht es aus mit kulturellen und künstlerischen Werten? Wie ‘produktiv’ sind da die anderen Städte.
Welche Kultur meinen Sie?
Meinen Sie die öffentlich geförderten Theater, die die humanistischen Klassiker neuerdings in Kunstblut und Fäkalien ertränken und in jeder zweiten Aufführung eine NS-ähnliche Uniform zur Schau stellen, auch wenn die Stücke Jahrhunderte vorher geschrieben wurden?
Oder die Unzahl der Wandschmierereien, Grafitti genannt?
Oder Bands, wie die vom Mittelmaas gelobten sahnigen Fischfilets?
Oder den baulichen Einheitsmüll in Glas und Stahl, dem letzten Hilfsmittel des einfallslosen Architekten?
Oder die Filmförderung in Deutschland, deren Fördermittel seltenst einen Blockbuster hervorbringen?
Oder meinen Sie die Wunderbauten für die Kunst? Eine überteuerte Elbphilharmonie, eine nicht fertig werdende Staatsoper unter den Linden oder diesen wunderbaren unterirdischen Konzertsaal in Köln, bei dem bei Aufführungen überirdisch Streife gelaufen und der Fußgängerverkehr umgeleitet wird, damit die Stöckelschuhe der Passanten die Konzerte nicht stören?
Noch heute denke ich mit Sehnsucht an Gründgens, Flickenschild, Hoppe, Gorvin et cetera …zurück.
Lang, lang ist’s her….
Großstädte liegen wegen ihrer Industrie und Dienstleistungen, die sich dort ballen, immer über dem Landesdurchschnitt. Weil hier ja das “Inlandsprodukt” dargestellt wird, ist hier auch die Wertschöpfung der Einpendler enthalten, wie z. B. zur BASF in Ludwigshafen, eine sonst recht heruntergekommene Stadt. Berlin aber bietet gar nichts.