Karfreitags-Opferphantasie: Die ARD manipuliert und verfälscht wieder

Wir werden den Eindruck nicht los, dass es bei der ARD-Tagesschau Leute gibt, die jeden Tag aufs Neue hoffen, dass es in Nordirland zu Ausschreitungen kommt, dass der alte Nordirlandkonflikt, der mit dem Good Friday Agreement von 1998 beigelegt wurde, wieder aufflammt und die Hoffnung Befürchtung, die öffentlich-rechtliche Schreiber immer wieder äußern, nämlich dass als Folge des BREXIT der Bürgerkrieg in Ulster wieder Tagesgeschehen wird, wahr werden lassen. Heute liest sich das bei der Tagesschau etwa so:

“Gewalt in Londonderry – Frau erschossen

Brennende Autos, schwer bewaffnete Sicherheitskräfte: Im nordirischen Londonderry hat es Ausschreitungen gegeben, eine 29-Jährige wurde getötet. Die Polizei spricht von einem “terroristischen Vorfall”.

Am Rande der nordirischen Stadt Londonderry ist es zu gewaltsamen Ausschreitungen kommen. Eine junge Frau sei durch Schüsse getötet worden, teilte die Polizei via Twitter mit.”

Die Schlagzeile der BBC lautet: „Journalist shot dead in Derry during rioting in the city“.

Wären wir Medienwissenschaftler, dann wäre uns diese Besessenheit mit Geschlecht, die öffentlich-rechtliche Schreiber offenkundig haben, eine Untersuchung wert. Natürlich vor dem Hintergrund der Prämisse, die die öffentlich-rechtlichen Schreiber haben müssen, dass ein Mensch mehr durch sein Geschlecht als durch seinen Beruf definiert wird.

Was denkt ein Leser, der liest, dass es in Londonderry zu „gewaltsamen Ausschreitungen“ gekommen sei? Wenn er liest, dass die Polizei von einem terroristischen Vorfall spricht?

Und welcher Eindruck wird durch die folgende Darstellung erweckt:

„Die junge Frau sei getroffen worden, als der Mann im Wohnviertel Creggan auf Polizisten geschossen habe, sagte Hamilton. Die Sicherheitskräfte seien im Einsatz gewesen, weil rund 50 Brandsätze gegen die Polizei geflogen seien. Zwei Fahrzeuge seien in Brand gesetzt worden. “

Da sind also Sicherheitskräfte im Einsatz, weil auf die Polizei rund 50 Molotowcocktails geworfen werden, woraus man schließen muss, dass die Polizei in Nordirland nicht zu den Sicherheitskräften zählt und außerdem im Stadtteil Creggan, einem Wohngebiet in Derry, Anwohner (unmotiviert) Brandsätze auf Polizisten werfen.

Vergessen Sie den Quatsch. Den Eindruck, dass in Nordirland die Spannungen so hoch sind, dass Anwohner wieder Polizeibeamte angreifen, den die ARD offenkundig erwecken will, ist falsch.

Tatsächlich hat die Polizei in Creggan Häuser durchsucht. Denn in Creggan sollen mehrere Mitglieder der New Republican Irish Army (NIRA) leben. Gesucht haben die Polizeibeamten Waffen und Munition, denn an Ostern jährt sich das Easter Rising von 1916, und es wird befürchtet, dass die New Irish Republican Army dies zum Anlass für Anschläge nimmt.

Es gibt also keine spontanen Ausschreitungen und auch kein spontanes Basteln von Molotowcocktails, vielmehr gab es nach Ansicht von Chief Constable Mark Hamilton ein koordiniertes Vorgehen von Mitgliedern der New IRA, um die Polizeibeamten daran zu hindern, weiter Häuser zu durchsuchen. Im Zuge dieser Aktion hat ein Bewaffneter wahllos auf Polizeiautos und Polizeibeamte geschossen. Dabei wurde die Journalistin getroffen.

Das ist schon eine vollkommen andere Geschichte als die, die die Tagesschau erzählen will.

Aber es kommt noch besser – in der Tagesschau.

„Zuletzt war im Zuge der Brexit-Verhandlungen die Sorge gewachsen, dass die drohende Einführung von Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und der auch künftig zur EU gehörenden Republik Irland die Gewaltspirale wieder in Gang setzen könnte“.

Hier soll klar suggeriert werden, dass Vorfälle wie der in der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag nach dem Brexit und im Zuge der Diskussion um den Backstop zugenommen haben, dass der Brexit quasi die Ursache für die neuerliche Gewalt sei.

Kaum etwas könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein als diese irre Suggestion oder freche Lüge.

Ein wenig Hintergrund.

Die New IRA ist das Ergebnis eines Zusammenschlusses aus mehreren paramilitärischen Organisationen, ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die irischen und die britischen Sicherheitskräfte, um einmal die Terminologie der ARD zu wählen, die Intensität ihres Vorgehens gegen die NIRA erhöht haben und die Gruppe u.a. durch Festnahmen führender Mitglieder wie Michael McKevitt ausgedünnt wurde.

Die NIRA geht auf die Real Irish Republican Army (RIRA) zurück, die sich 1998 von der IRA abgespalten hat. Am 10. April des Jahres 1998 wurde das Good Friday Agreement zwischen der Britischen und der Irischen Regierung geschlossen (wie haben hier darüber berichtet). Das Abkommen wurde von nahezu allen nordirischen Parteien unterzeichnet, darunter Sinn Fein, der politische Arm der IRA.

Die RIRA hat sich noch 1998 unter der Führung von Michael McKevitt von der IRA getrennt, um den bewaffneten Kampf fortzuführen, dessen Ziel darin besteht, ein unabhängiges und geeintes Irland zu erstreiten. Die NIRA besteht in weiten Teilen aus Resten der RIRA, ergänzt um ein paar kleine paramilitärische Gruppen wie die Republican Action Against Drugs (RAAD). Der Zusammenschluss der RIRA mit der RAAD ist insofern ein Höhepunkt der Bigotterie als die RIRA einen Teil ihrer Geldmittel über den Handel mit Drogen generiert und immer wieder in Auseinandersetzungen und Morde in der Halbwelt der Drogenhändler verstrickt ist.

Seit 1998 gehen 33 Tote auf das Konto der RIRA/NIRA, das Omagh-Bombing vom 15. August 1998 bei dem 29 Menschen getötet und 220 verletzt wurden, ist der blutigste Terroranschlag der RIRA/NIRA. Hinzu kommen der Polizeibeamte Ronan Kerr, der durch eine Autobombe im Jahr 2011 getötet wurde, der Gefängniswärter David Black, der auf dem Weg zur Arbeit erschossen wurde und die Ermordung von zwei britischen Soldaten im Jahre 2009 (das sogenannte Massereene Barracks Shooting), die erschossen wurden, als sie eine Pizza-Lieferung entgegen nehmen wollten. Zwei weitere Soldaten wurden dabei verletzt.

Die Liste der RIRA/NIRA Aktionen ist lang. Sie umfasst das Versenden von Briefbomben, die Ermordung von Drogenhändlern und vieles mehr in nahezu kontinuierlicher Reihe von 1998 bis heute. Es kann also keine Rede davon sein, dass der Bombenanschlag vom 19. Januar vor dem Gerichtsgebäude von Derry, dessen Kunde sich als einzige in die Redaktionshallen der Tagesschau verirrt zu haben scheint, die beiden Männer, die am selben Tag von der NIRA angeschossen wurden, haben das schon nicht mehr geschafft, auf eine intensivierte Aktivität seit dem Brexit oder den Verhandlungen darüber zurückzuführen ist. Tatsächlich ist die NIRA heute nicht weniger aktiv als ihr Vorgänger die RIRA es 1998 und Anfang der 2000er Jahre war.

Das einzige was sich geändert hat, ist die Zuschreibung durch deutsche Schreiber, bei denen man den Eindruck hat, wenn es darum geht, negative Konsequenzen als Folge des Brexit zu beschwören oder zu erfinden, dann machen sie vor nichts halt, dann schießt ihre Phantasie ins Kraut und man muss den Eindruck gewinnen, sie würden sich freuen, wenn wahr würde, was sie sich erhoffen.

Die NIRA finanziert sich wie die meisten Terrororganisationen durch organisierte Kriminalität: Schmuggel und Drogenhandel im Fall der NIRA. Hinzu kommen Geldgeber in den USA und auf dem Europäischen Kontinent, die den Terroristen unter die Arme greifen. Angesichts des Interesses, das manche Brexit-Hasser auf dem Kontinent daran haben, den Brexit zu verhindern und vermeintlich negative Konsequenzen herbeizureden, fragt man sich, wer alles hinter der Finanzierung der NIRA steckt, in der Hoffnung, man könne durch aktuelle Anschläge die Angst vor einem Wiederaufflammen des Nordirlandkonflikts schüren und gegen den Brexit nutzen.

Tatsächlich ist die NIRA ein isolierter Haufen von Verbrechern, die ihre Kriminalität als politischen Kampf tarnen, ähnlich wie die kriminellen Clans, die der Polizei in Nordrhein-Westfalen zu schaffen machen.

Haben deren Aktivitäten eigentlich zugenommen, seit Angela Merkel Kanzler ist? Wenn ja, dann sieht man, wohin es führt, wenn die CDU gewählt wird. Will die Tagesschau nicht ein großes Feature zu diesem Zusammenhang bringen


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