Schlag für sexuelle Identitäten: Berliner Mohrenstraße wird politisch korrigiert in “Anton-Wilhelm-Amo-Straße”

Dass sich Politiker gerne historischer Persönlichkeiten bemächtigen, um sie posthum für die eigene Ideologie zu missbrauchen, ist ein bekanntes Phänomen, und es ist eine Angewohnheit, die gehörig in die Hose gehen kann.

So hat sich das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit Maria Goeppert Mayer eine explosive Patronin für das eigene Frauenförderungsprogramm gesucht. Offenkundig ist man im Ministerium nie weiter gelangt als zu der Tatsache mit Goeppert-Mayer einen weiblichen Physiker gefunden zu haben, dem der Nobelpreis verliehen wurde:

CC BY 2.0

“Das Programm ist zu Ehren der aus Göttingen stammenden Physik-Nobelpreisträgerin Maria Goeppert Mayer (1906–1972) benannt. Sie studierte Mathematik und Physik an der Universität Göttingen und promovierte bei Max Born. Anfang der 1930er Jahre siedelte sie mit ihrem Mann, dem Chemiker Joe Mayer, in die USA über. 1963 wurde ihr der Nobelpreis für ihre herausragende Arbeit in der theoretischen Physik zu Kernkonfigurationen nach dem Spin-Bahn-Kopplungsmodell verliehen. Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit unterstützte Maria Goeppert Mayer jüdische Kollegen, die in die USA emigrierten. Sie setzte sich für eine friedliche Nutzung der Kernenergie ein und ermutigte junge Frauen, sich den Naturwissenschaften zuzuwenden.”

Goeppert Mayer hat 1963 1/4 Nobelpreis für ihren Anteil an der Entdeckung des Schalenmodell, also des Modells zur Beschreibung das Aufbaus von Atomen erhalten. Goeppert Mayer ist darüber hinaus eine explosive Patronin, denn sie hat nicht nur am Manhatten Projekt mitgearbeitet (A-Bombe), sie war auch mit Edward Teller befreundet und hat auch an der Entwicklung der H-Bombe einen Anteil. Und heute ist sie Namensgeberin eines Gender-Programms des Landes Niedersachsen, das Frauen privilegierten Zugang zu akademischen Positionen verschaffen soll.

Wir haben das hier ausführlich beschrieben.



Anton Wilhelm Amo

Anton Wilhelm Amo könnte sich zu einem ähnlich explosiven Namensgeber, dieses Mal der Mohrenstraße in Berlin, entwickeln, ein Namensgeber mit dem dann vermutlich auch die Herrschaften beim DIW Probleme bekommen könnten, die in der Mohrenstraße ansässig sind.

Zunächst ist Amo der Bilderbuch “Mohr”, um die einstige Mohrenstraße zu ersetzen. 1703 im heutigen Ghana geboren und als als Kind von Sklavenjägern an der Goldküste gefangen und verscherbelt, ist er nach Wolfenbüttel an den Hof von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel gekommen und dort wie ein Mitglied der Familie erzogen worden. Er hat in Halle Recht,  in Wittenberg Logik, Metaphysik, Astronomie, Physiologie, Geschichte, Recht, Theologie, Politik und Medizin studiert und soll sechs Sprachen beherrscht haben. Nach seinem Studium hat er u.a. in Jena gelebt und gelehrt, wurde nach dem Tod von Anton Ulrich 1835 zum Gegenstand von dem, was man heute Rassismus nennen würde, ist 1747 nach Afrika zurückgekehrt und dort unter obskuren Umständen, also niemand weiß wie und wo und wann genau, um 1759 gestorben.

Ein perfekter Schwarzer für Berliner Virtue Signaller, die sich auf dem Rücken von Anton Wilhelm Amo als Gutmenschen inszenieren wollen.

Nicht wirklich.
Denn: Amo ist Materialist, einer, der sich gegen den deutschen Idealismus von Kant gestellt hat, einer der in der Tradition von Locke und Descartes steht, nur radikaler als Descartes ist.

Deutsche Digitale Bibliothek

Besonders bekannt von den wenigen Schriften, die Amo hinterlassen hat und die noch auffindbar sind, ist seine Dissertation, die er 1734 vollendet hat (mit hoher Wahrscheinlichkeit selbständig, ohne auf Plagiate zurückzugreifen, was gerade in Berlin ein Problem darstellen könnte), und die den Titel trägt: Dissertatio Inauguralis Philosophica de Humanae Mentis Apatheia, Seu Sensionis ac Facultatis Sentiendi in Mente Humana Absentia et Earum in Corpore Nostro Organico ac Vivo Praesentia. Es geht darin um den menschlichen Geist und zentral um die Frage, in welchem Verhältnis der menschliche Geist zum menschlichen Körper steht. Dieses sogenannte Leib-Seele-Problem (Körper und Geist) hat im 17. und 18. Jahrhundert die Philosophen beschäftigt (heute, nach der Abschaffung des Geistes, ist es gelöst). Und Amos hat einen sehr eigenen, sehr innovativen Vorschlag gemacht, um das Verhältnis von Körper und Geist zu bestimmen.

In drei kurzen Axiomen:

  • Der menschliche Geist kann keine materiellen Dinge wahrnehmen.
  • Die Fähigkeit der Wahrnehmung ist dem Körper eigen, sie hat nichts mit dem menschlichen Geist zu tun.
  • Nur lebende Dinge können wahrnehmen, der menschliche Geist ist zwar existent, wie ein Stein, aber er lebt nicht.

Eine Position, die etwas ungewöhnlich anmutet, die mit hoher Wahrscheinlichkeit keiner der Berliner Darsteller, die sich Amos bemächtigt haben, um sich auf seinem Rücken als antirassistische Gutmenschen zu inszenieren, was sie natürlich nicht sind, aber dazu kommen wird noch, kennt. Man gebraucht andere Menschen in der Welt dieser Travestien auf gute Menschen, man interessiert sich nicht für sie und man versucht schon gar nicht, Menschen gerecht zu werden, wie sich schon daran zeigt, dass die Umbenennung der Mohrenstraße per Ordre de Mufti durchgesetzt wurde, nicht etwa als Ergebnis einer Abstimmung der betroffenen Bürger, wie man das in einem System, das angeblich demokratisch ist, erwarten würde.

“Die Mohrenstraße in Berlin Mitte soll umbenannt werden. Das beschloss die Bezirkverordnetenversammlung Mitte am Donnerstagabend auf Antrag von SPD und Grünen.”

Zurück zur Position von Amo. Sein materielles Primat des Körpers wird durch ein asymmetrisches Verhältnis zwischen Körper und Geist ergänzt, das den Geist auf den Körper als Eindrucks-Empfangsstation zurückgreifen sieht, dem Körper aber keine Möglichkeit gibt, mit dem Geist Kontakt aufzunehmen. Das hat zur Folge, dass der Geist in allem, was darin verarbeitet wird, was darin natürlich rational verarbeitet wird, Amo ist wie die meisten Philosophen seiner Zeit ein Feind der Irrationalität, wie sich schon an seinem Studium der Logik zeigt, ohne die man damals keinen Blumentopf gewinnen konnte, dass also der Geist in allem, was er verarbeitet, von den Eindrücken abhängig ist, die ihm der Körper als Wahrnehmungs-Hub liefert. Das wiederum hat zur Folge, dass die biologische Ausstattung determiniert, was im Geist verarbeitbar ist, der Geist eines Blinden notwendig weniger zu verarbeiten hat als der Geist eines Sehenden, kurz: die biologische Existenz bestimmt über die körpereigene Fähigkeit der Wahrnehmung das, was im Geist verarbeitet wird. Damit ist ausgeschlossen, dass ein Geist sich z.B. einbildet, er könne sich, im Gegensatz zu seiner biologischen Existenz, eben einmal als trans- oder sonstiger Sexueller definieren. Dadurch ist jede der identitätslinken Spinnereien, die heute so en woke sind, ausgeschlossen. Ob die Berliner Umbenenner, die sich mit Amo profilieren wollen, das wissen? Und was die Berliner LSBTusw Szene dazu sagt, dass mit Amo nun einer einen Straßennahmen erhalten hat, der die Existenz von dem, was manche zu ihrer Identität gemacht haben, sei es sexuelle Identität oder eine sonstige geistige Spinnerei, schlicht negiert (und vermutlich für aberwitzig gehalten hätte)?

Es ist eben immer gut, sich mit denen, die man missbrauchen will, zu beschäftigen.



Thema Missbrauch. Die Umbenennung der Mohrenstraße in Anton-Wilhelm-Amo-Straße ist selbstverständlich ein Akt des Rassismus. Eine weiße Bezirksverordnetenversammlung, die sich purifizieren will, ist so herablassend, einem Schwarzen, den sie für ihre Zwecke vereinnahmt, einen Straßennahmen zu spendieren, und zwar nur deshalb, weil er schwarz ist und nicht weiß (dass das Werk von Amo eine Rolle gespielt hat, kann man aus vielen Gründen ausschließen, die Ausführungen oben sind einer davon). Das ist Rassismus von der anderen Seite, wie man ihn bei denen, die sich Schwarzen so überlegen fühlen, dass sie den vermeintlich kleinen Schwarzen ihre Hilfe aufdrängen, regelmäßig findet. Auch Affirmative Action ist Rassismus. Die Grundlage der Bevorzugung von Schwarzen ist in diesem Fall die Vorstellung, dass sich die Schwarzen im Wettbewerb mit Weißen nur durchsetzen können, wenn sie bemuttert werden. Was uns angeht, wir finden diese Art des herablassenden Rassismus deutlich schlimmer als den Rassismus, der Menschen nur aufgrund von äußeren Merkmalen ablehnt. Letzteres ist zumindest ehrlich, während der herablassende Rassismus eine – wie gewöhnlich – höchst verlogene Angelegenheit, eben links ist.

“Amo wurde als einer der ersten prägenden Schwarzen Philosophen und Rechtswissenschaftler in Deutschland bekannt”, schrieben der Kreisvorstand der Grünen Jeff Kwasi Klein und die Grünen-Fraktionsvorsitzende Laura Neugebauer bereits im Juli in einer gemeinsamen Mitteilung”, so kann man bein rbb lesen.

Der Kreisvorstand der Grünen schafft es, sich in wenigen Worten zu diskreditieren, denn nicht nur hat man keine Ahnung, wer Amo wirklich war, der zu seinen Lebzeiten kaum rezipiert wurde und von daher kaum prägend wirken konnte, schon weil Teile seines Werkes verschollen sind. Dass Amo eine Renaissance erlebt hat, ist ein Ergebnis der so genannten Völkerfreundschaft der DDR mit Ghana, die zu einem Forschungszentrum zu Amo in Halle in den 1960er Jahren geführt hat

The truth is, Amo’s philosophical work was ignored by other Jena-based German intellectuals such as Schiller, Fichte, Schelling, Hegel. It was only due to the advocacy and influence of Nkrumah (who was a Nzema like Amo) and William Abraham in the 1960s that German institutions began recognising the figure and scholarship of the philosopher and polymath Anton Wilhelm Amo Afer.


Wer sich für die Philosophie von Amo interessiert: Es gibt eine sehr gute Dissertation zu Amo, die Victor U Emma-Adamah an der University of the Free State abgegeben hat. Sie kann hier heruntergeladen werden.Ein sehr guter Text zum Leben von Amo stammt von Temitope Ajileye und findet sich hier


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