Bundespressekonferenz: Intellektuelle Armseligkeit oder Fundamentalismus? Oliver Ewald meets Boris Reitschuster

Es ist offenkundig, dass in der Bundespressekonferenz Journalisten-Darsteller bevorzugt werden, die den Pressesprechern, die dort verbreiten müssen, was ihnen vorgegeben wurde, nach dem Mund reden. Es ist wohl wie in der letzten Pressekonferenz von Joe Biden, in der fast nur Journalisten-Attrapen zu Wort kamen, von denen Biden wusste, welche Frage sie stellen würden, so dass er die vorgefertigte Antwort ablesen konnte. Derartige Pressekonferenzen dienen nicht der Information der Öffentlichkeit. Es sind kultische Rituale, in denen Unterwürfigkeitsgesten getauscht werden. Journalisten-Darsteller verfogen mit ihren Fragen das Ziel, bei der Presseabteilung eines Ministeriums gut angschrieben zu sein. Man weiß ja nie, wann ein Job in einem Ministerium frei wird und muss entsprechend vorbauen. Wenn man so will, geht es bei diesen öffentlichen Schauspielen lediglich darum, der Öffentlichkeit vorzugaukeln, es gäbe einen kritischen Journalismus, der begleitet und kontrolliert, was die Bundesregierung tut.

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Dass dem nicht so ist, das sieht man genau dann, wenn sich tatsächlich ein Journalist in die Bundespressekonferenz verirrt, einer, der Fragen stellt, weil er Informationen erhalten will, einer der dem Pressesprecher keine Bälle zuwirft, damit der Pressesprecher das verbreiten kann, was sein Minister verbreitet sehen will, nein, ein Journalist, der kritische Frage stellt, wie dies Boris Reitschuster tut.

Die Hilflosigkeit mit der Oliver Ewald, der Pressesprecher von Jens Spahn, auf Fragen von Boris Reitschuster reagiert, zu denen er natürlich eine Antwort parat haben müsste, wollte er nicht jedem die Tatsache auf die Nase binden, dass die Bundesregierung Entscheidungen nach Gusto, aus dem Bauch heraus und unter keinerlei Beteiligung eines rationalen Entscheidungsfindungsprozesses trifft.

Wenn Sie zum Beispiel einen Lockdown durchsetzen wollen, der das Leid, das es unter vielen Deutschen gibt, die seit Monaten dabei zusehen, wie ihr Unternehmen vor die Hunde geht oder dabei, wie sich ihre psychische Gesundheit stetig verschlechtert, abermals steigern wollen, dann müssen Sie, um als rationaler Akteur und nicht als Hazardeur oder Marodeur zu gelten, der absichtlich zerstört, was er vorfindet, in der Lage sein, jede Frage nach der Begründung ihrer Maßnahmen wie aus der Pistole geschossen beantworten zu können. Dann müssen Sie wissen, warum der nämliche Lockdown, von dem nun hinlänglich bekannt ist, dass er in der Vergangenheit keinerlei positiv Wirkung hatte, dieses Mal diese positive Wirkung entfalten soll. Dann müssen Sie problemlos in der Lage sein, die Gründe anzuführen, die den neuerlichen Lockdown zum Erfolgsrezept machen, und natürlich müssen Sie in der Lage sein, nicht nur anzugeben, was ihren Lockdown zu einem effektiven Lockdown macht, sondern auch, warum es in anderen Ländern, z.B. in Texas keines Lockdowns bedarf, um sinkende Fallzahlen vorweisen zu können.


Seit dem 10. März gibt es in Texas KEINERLEI Einschränkungen des öffentlichen Lebens mehr. Dennoch steigen die Fallzahlen nicht an, sie gehen weiter zurück, während die Fallzahlen in Deutschland auch nach Monaten der Einschränkungen des öffentlichen Lebens wieder steigen. Ein normaler Mensch, der eine solche Entwicklung sieht, der fragt sich, ob Lockdowns vielleicht kein Mittel sind, um SARS-CoV-2 zu bekämpften. Und wenn er zudem intelligent ist, dann sucht er auch nach Antworten und findet sie z.B. in den vielen wissenschaftlichen Studien, die mittlerweile zeigen, dass ein Lockdown wenig positive, aber erhebliche negative Effekte hat, die wir hier zusammengestellt haben. Von hier könnte er z.B. zu der Ansicht kommen, dass die unterschiedliche Entwicklung in Texas und in Deutschland dokumentiert, was die Studien zeigen, Lockdowns wirken nicht. Und ist er erst zu dieser Ansicht gelangt, dann kann er entweder Argumente sammeln, die die deutsche Situation zu einer besonderen Situation machen und auf dieser Grundlage eine begründete abweichende Überzeugung AUF BASIS empirischer Ergebnisse formen oder er muss zu dem Schluss kommen, dass es einerseits keinen Sinn macht, einen Lockdown einzuführen und andererseits die Kosten eines Lockdowns für die Gesellschaft viel zu hoch sind. In jedem Fall ist unser Akteur in der Lage, seine Gründe auf entsprechende Nachfrage zu benennen, und zwar aus dem ff.

Sehen Sie vor diesem Hintergrund, wie Oliver Ewald auf die Frage von Boris Reitschuster “Herr Ewald, Texas und viele andere Staaten haben den Lockdown abgeschafft. In Texas gibt es einen Monat danach eine sinkende Zahl von positiv Getesteten. Wie bewertet die Bundesregierung das? Wie verfolgt sie das?” reagiert. Bewerten Sie die offenkundige Unfägigkeit, die Hilflosigkeit, mit der einer, der dokumentieren soll, dass die Bundesregierung nicht einfach Entscheidungen trifft, sondern BEGRÜNDETE Entscheidungen trifft, dokumentiert, dass die Bundesregierung ganz offenkundig KEINE begründeten Entscheidungen trifft.

Und wer nun denkt, die Peinlichkeit, die in diesem Video zum Ausdruck kommt, sei bereits der Gipfel, der sieht sich getäuscht. Reitschuster fragt, auf welche wissenschaftlichen Studien sich die Bundesregerierung mit ihrer Entscheidung, einen weiteren Lockdown zu betreiben, stützt. Abermals ist der Mann, dessen Aufgabe es ist, die Entscheidungen, die die Bundesregierung trifft, zu dokumentieren, nicht in der Lage, auch nur eine Studie zu nennen. Daraus muss man den Schluss ziehen, dass die Bundesregierung ihre Entscheidung, einen weiteren Lockdown durchsetzen zu wollen, ohne jede wissenschaftliche Basis getroffen hat, denn gäbe es sie, Ewald würde sie rauf und runter zitieren, um eben zu dokumentieren, auf welch’ informierter Basis die Bundesregierungen Entscheidungen trifft.

Man muss aus der Hilflosigkeit, der Armseligkeit, die Oliver Ewald in seinem Antwortverhalten dokumentiert, den Schluss ziehen, dass die Bundesregierung über keinerlei wissenschaftliche Grundlage für ihre weitreichende Entscheidung, einen weiteren Lockdown zu betreiben, hat. Entscheidungen werden offenkundig getroffen, weil man denkt, man müsse “aktiv” erscheinen, dokumentieren, dass man etwas tue. Ob das, was man dann tut, sinnvoll oder sinnlos ist, spielt keine Rolle, solange der Eindruck von Aktivismus erweckt wird.



Diese Erklärung ist eine der Möglichkeiten, die andere Erklärung ist Fundamentalismus, religiöse Verbrämung, die jede Verbindung mit der Realität verloren hat und denkt, wenn 3 anstelle von einem Schamanen im Kreis hüpfen, dann beginne es zu regnen und die Ernte sei gerettet. Bei der Bundesregierung kommt zudem hinzu, dass Informationen, die es in Hülle und Fülle dafür gibt, dass Lockdowns einen immensen Schaden anrichten, aber eben nichts nutzen, offenkundig ignoriert werden, dass alles ausgeblendet wird, was mit der eigenen Überzeugung nicht vereinbar ist. Das wiederum ist ein Markenzeichen für Fundamentalisten, für Personen, die sich in einem (religiösen) Kult eingeigelt haben, der Verbindung zur Außenwelt regelrecht unterbindet, die dort im eigenen Saft braten und zwangsläufig immer mit denselben Methoden versuchen, wiederkehrende Probleme, die einfach nicht verschwinden wollen, zu bekämpfen. Weil diese Methoden das Problem nicht beseitigen, werden sie von Mal zu Mal mit größerem Eifer angewendet, und nicht nur angewendet, sie werden von Mal zu Mal gesteigert. Wenn ein Schamane keinen Regen herstellen kann, dann müssen eben 3 oder 6 oder 9 hüpfen, und wenn alles nichts bringt, dann bringt man eben Menschenopfer. Die beschriebene Spirale ist nicht umsonst die formale Beschreibung für den Weg vom Glauben, über den Fundamentalismus zum Terrorismus. Die beschriebene Spirale gehört zu den gut beforschten Dingen in den Sozialwissenschaften. Deshalb kann man vorhersagen, dass dann, wenn der neuerliche Lockdown das erbringt, was man nun sattsam kennt, kurzzeitig fallende, dann wieder steigende Fallzahlen, die nächste Steigerung darin bestehen wird, eine gesellschaftliche Gruppe ausfindig zu machen, die für die steigenden Fallzahlen verantwortlich gemacht werden kann, denn natürlich gibt es Schuldige, wenn der Lockdown dieses Mal wieder nicht funktioniert. Sind die Schuldigen erst einmal dingfest gemacht, dann kann man sie im nächsten Schritt isolieren, Koozentrationslager sind ein bewährtes Mittel aus der deutschen Geschichte, und sind die Schuldigen weggesperrt und Lockdowns erweisen sich immer noch als das Mittel, mit dem SARS-CoV-2 nicht in den Griff zu bekommen ist, dann ist es nur noch ein kurzer Schritt zu den Menschenopfern, in welcher Form auch immer.

Wie gesagt, die beschriebene Spirale wird in der Sozialpsychologie eingesetzt, um einen Radikalisierungsprozess, von einem einfachen Gläubigen, zu einem zunächst passiven, dann aktiven Fundamentalisten zu beschreiben, der im letzten Schritt zum Terroristen wird. Die Dynamik, die z.B. Douglas Pratt beschrieben hat, gilt für alle Akteure, auch diejenigen, die derzeit angeblich demokratische Institutionen BEnutzen, um ihre autoritären Phantasien durchzusetzen.


Die gesamte Pressekonferenz mit Reitschuster findet sich im Blog von Boris Reitschuster.

Bleibt noch die Frage: Was ist die Grundlage der Hilflosigkeit von Oliver Ewald: Intellektuelle Armseligkeit oder Fundamentalismus?


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