Systemrechtfertigung: Mit Karl Marx nicht nur intellektuell bergab

Seit der Marxismus aus einem mehr oder minder verwirrten Gehirn ausgetreten ist und das Licht der Welt gesehen hat, haben Marxisten und die folgenden Sozialisten und Kommunisten ein Problem mit dem falschen Bewusstsein, dem falschen Bewusstsein derer, für die sie, die Marxisten doch genau wissen, was gut für sie ist, sie, die aber, wegen eben diesem falschen Bewusstsein nicht so wollen, wie Marxisten dies für sie vorgesehen haben.

Von Beginn an waren die abstrusen Thesen von Karl Marx schon deshalb zum Scheitern verurteilt, weil diejenigen, für die Marx und seine Nachfolger ein bestimmtes Verhalten vorhergesagt haben, diesen Verhalten einfach nicht zeigen wollten. Ein Grund, warum Marxmismus, Sozialismus, Kommunismus zwangsläufig zu einem totalitären Erpressungs- und Zwangssystem werden muss, in dem Irre, die von sich denken, die Weisen vom Berg zu sein, anderen vorschreiben wollen, wie sie RICHTIG zu leben und was sie zu wollen haben.

Allein dieses Merkmal, anderen vorschreiben zu wollen, wie sie zu leben haben, identifiziert den Marxisten, Sozialisten oder Kommunisten, dessen Hybris nur von seiner Dummheit übertroffen wird.

Die akademisierte Variante dieser Hybris wird unter anderem als “Systemrechtfertigung” bezeichnet, eine der vielen Erklärungen die Pseudo-Intellektuelle der Linken dafür gefunden haben, dass “die Menschen”, wie es heute herablassend heißt, einfach nicht so wollen, wie sie das für “die Menschen” vorgesehen haben. Ein Beispiel für “Systemrechtfertigung” haben wir gestern besprochen, und zwar hier.

Der Begriff der Systemrechtfertigung oder “System Justification”, geht wohl auf einen Beitrag von Jost und Banaji aus dem Jahre 1994 zurück und wird, wie Dr. habil. Heike Diefenbach gestern in einem Kommentar ausgeführt hat, wie folgt gefasst:

“According to system justification theory, people are motivated (to varying degrees, depending upon situational and dispositional factors) to defend, bolster, and justify aspects of existing social, economic, and political systems” (John T. Jost, 2019 in einem Artikel mit dem Titel “A quarter century of system justification theory: Questions, answers, criticisms, and societal applications” für diejenigen, die das näher interessiert, siehe unten).

Jost, J.T. and Banaji, M.R. (1994). The role of stereotyping in system‐justification and the production of false consciousness. British journal of social psychology33(1): 1-27.

Jost, J.T. (2019). A quarter century of system justification theory: Questions, answers, criticisms, and societal applications. British Journal of Social Psychology58(2): 263-314.

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Der Tenor dieser Forschung war – gemäß des Anschlusses an marxistisches Gedankengut, insbes. der Vorstellung vom “falschen” Bewusstsein – die Suche nach just diesem, einem “falschen” Bewusstsein unter Angehörigen unterer sozialer Schichten, von denen der gute Marxist vermuten wollte, sie wären halt so dumm, dass sie den gesellschaftlichen und speziell den politischen Status quo, der ihnen doch schadet, zu rechtfertigen bereit wären.

So haben wir gestern einen Beitrag besprochen, in dem die Autoren für sich beanspruchen, eine kausale Kette der Demokratiegefährdung gefunden zu haben, die auf ein zu geringes Einkommen zurückgeführt werden kann, denn mit einem steigenden Einkommen, so haben die Verfasser gezeigt, steigt das Vertrauen in politische Parteien und Polit-Darsteller und Bundestag an, und dieses Vertrauen ist für sie der Schlüssel zum Überleben einer Demokratie.

Warum auch nicht, es gibt Vorstellungen, die sind noch irrer.

Nun wendet der Nicht-Marxist natürlich ein, dass diejenigen, denen der Status quo NUTZT, die größte Bereitschaft zur Systemrechtfertigung aufweisen sollten – und siehe da: das ist ja wohl das, was die Autoren herausgefunden haben. Es wäre sehr interessant, statt der Zu-Fuß-Anfänger-SPSS-Auswertung eine anständige Datenanalyse durchzuführen, um das genauer zu überprüfen, aber sei’s drum: die deskriptiven Ergebnisse, die die Autoren mit ihren einfachen Auszählungen erreicht haben, sind also solche ja durchaus aufschlussreich, und die zeigen genau das, was der Nicht-Marxist erwarten würde: je mehr Geld, desto mehr “Vertrauen” in den Status quo bzw. darein, dass die Verhältnisse, die einem den Erwerb bzw. die Vermehrung des Geldes ermöglicht haben, dies auch weiterhin tun werden, weshalb diese Verhältnisse Leuten mit (mehr) Geld bewahrenswerter erscheinen als denjenigen ohne Geld oder mit weniger Geld.

Die Ergebnisse bilden also einfach ab, wer während der vergangenen Jahre oder Jahrzehnte am besten verstanden hat, sich den Staat und seine Institutionen zur Beute zu machen. Mit Demokratie hat das nur insofern zu tun als dies einen Hinweis auf real existierende demokratische Defizite darstellen könnte bzw. darauf, dass die Interessen (vielleicht im Zuge von politischer Korruption) bestimmter Personengruppen weit stärker in Institutionen “repräsentiert” sind als diejenigen anderer Personengruppen in der Bevölkerung (oder – als Folge transnationaler Organisationsbildung und entsprechender Interessenbildung – darüber hinaus).


 

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